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236580 verbleiben. Während der ersten acht Monate dieses Jahres sind bei der württ. Versicherungsanstalt 1697 016^ aus dem Verlaus von Beitragsmarken eingegangen.
Am Karlshafen zu Heilbronn wurde ein beim Ausladen von Stämmen beschäftigter Arbeiter, Leonh. Weidner, durch einen wieder herabrollenden Stamm so schwer verletzt, daß er einige Stunden nachher starb.
In der Nacht vom 15 /16. November wird eine totale Mondfinsternis stattfinden, die am 15. nachts 11.25 Min. beginnt und früh 3.50 endet. Die Totalität dauert von 12.24 bis 1.47.
Ausland.
Die inneren Verhältnisse Frankreichs gestalten sich wieder schwieriger. Die diesmal ausnahmsweise sehr- lange ausrechterhaltene Einigkeit der Republikaner ist ziemlich plötzlich in die Brüche gegangen. Der linke Flügel der republikanischen Kammermehrheit hat den Beschluß gefaßt, wieder eine radikale Partei zu bilden. Für die innere und vielleicht auch für die äußere Lage Frankreichs wird diese Schwächung des Ministeriums nicht ohne Folgen bleiben.
Beauvais, (Dep. Oise) 5. Nov. Gestern stieß bei Conty ein Personenzug mit einem Güterzug zusammen. 6 Per sonen wurden verletzt.
Aus Triest, 3. Nov. wird gemeldet: Der Winter ist hier und in Italien mit aller Macht aufgetreten. Hier herrscht heftige eisige Bora, welche mehrere Un> fälle verschuldete. Venedig, Mailand, Turin und Parma melden ungewöhnliche Kälte. Bei Florenz, Turin und Vicenza schneite es heftig, zahlreiche Telegrophen- linien sind unterbrochen. In der Umgegend von Vicenza sank der Thermometer auf 5 Grad unter Null. In den Abruzzen schneit es seit Samstag; der Schnee liegt einen halben Meter hoch. Aus Sizilien werden dagegen heftige Gewitter mit Hagelschlägen gemeldet, welche namentlich die Olivenpflanzungen stark beschädigten.
Athen 5. Nov. Ein mit Petroleum beladener Dampfer, der die englische Flagge führte, ist gestern Nacht im Golfe von Euböa vollständig verbrannt; von der Bemannung sind 10 Mann umgekommen, 6 wurden gerettet.
Brasilien scheint sich in Hellem Aufruhre zu befinden. Aus Rio de Janeiro wird wenigstens gemeldet, daß der Präsident den Kongreß aufgelöst, ein Manifest über Wiederherstellung der Diktatur erlassen und das Kriegsgesetz verkündet habe. Nähere Nachrichten über diese überraschende Entwicklung der Dinge in der jüngsten Republik fehlen noch. Es scheint, daß diese neueste Wendung der Dinge sowohl mit dem persönlichen Verhalten des Präsidenten als mit den ungünstigen finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Republik im Zusammenhang steht. Die Zustände in Brasilien sind anscheinend wieder in dieselbe provisorische Lage zurückversetzt, in welcher sie sich nach Absetzung des Kaisers Dom Pedro II. vor nunmehr fast zwei Jahren (am 16. November 1889) befanden.
Migzl-llkn.
Der alte Gott lebt noch!
Eine Kriminalqeschichte von Fritz Horn.
(Nachdruck verboten.^
(17. Fortsetzung.)
Der Kriminalrat stand auf und sprach mit strenger Miene und erhobener Stimme: „Die Sektion hätte auch ohne Ihre Bitte stattfinden müssen; denn ich bin der Meinung — Sie selbst haben Ihrer unglücklichen Schwester das Gift gereicht, wie Sie Ihre Nichte zu ermorden versuchten und sich an die Spitze von Dieben und Räubern gestellt haben!" . . .
Sprachlos vor Entsetzen schaute der Bankier auf den Kriminalrat, doch auf einmal verzerrten sich seine Züge, wild sprang er auf und ehe der Jurist weiter sprechen und ihm seine Verhaftung ankündigen konnte, ward er von dem Rasenden an der Brust gepackt und zu Boden geworfen.
Ein lauter Hilferuf des Kriminalisten gellte durch das Zimmer und herein stürzten durch die geöffnete Thür die sechs verkleideten Polizisten, an ihrer Spitze der lange Hans. Dieser hatte die Stimme seines Chefs und Gönners erkannt und eilte nun zu seiner Unterstützung herbei.
Doch noch ehe sie sich auf den bei ihrem Eindringen grell auflachenden Bankier stürzen konnten, versetzte dieser dem Kriminalrat einen Faustschlag ins Gesicht, sprang auf und eilte in das Nebenzimmer.
Der lange Hans verfolgte ihn dahin und kam eben in dem Augenblick an. als sich der Bankier einen Revolver auf die Brust setzen wollte, den er schon bereit gehalten haben mußte, denn der lange Hans war ihm auf dem Fuße gefolgt. Der Polizeispion schlug nach dem Revolver und der Schuß fuhr anstatt in das Herz, in den Unterleib des Bankiers.
Lautlos brach er zusammen, und der lange Hans bemächtigte sich sofort der Schußwaffe. Dann schaffte man den rötlich verwundeten Bankier nach dem Krankenhause und den gleichfalls besinnungslosen Rat in seine Wohnung. —
Der Kriminalrat hatte durch den Faustschlag des Bankiers ein Auge eingebüßt und mußte viel Schmerzen ausstehen; Letzterer aber legte im Krankenhause, Angesichts des Todes, ein offenes Geständnis ab, nachdem er zuvor von dem herbeigerufenen Gefängnisgeistlichen, dem gleichzeitig die Seelsorge über die Kranken oblag, das heilige Abendmahl empfangen hatte.
Er bekannte, den Mordversuch gegen seine Nichte unternommen, ebenso den jungen Baumann durch einen Meineid unschuldig ins Gefängnis gebracht zu haben. Furcht vor Entdeckung seiner Verbindung mit den Diebes- und Räuberbanden hatte ihn zu dem Mordversuch getrieben ; denn Bertha war durch Zufall hinter das verbrecherische Treiben ihres Onkels gekommen und hatte ihm gedroht, dies dem Gericht anzuzeigen. Römer war aus Anlaß eines Brieses von Hugo, worin dieser Bertha zu einem Stelldichein in der Nähe des Stadtgutes einlud, und der von dem Bankier aufgefunden war, an dem bewußien Abend au den Ort des
Rendez-vous gegangen und hatte sie daselbst zu töten versucht. Die Dazwischen- kunft Hugo's hatte ihn sein ruchloses Werk nicht beenden lassen und er flüchtete auf einen Baum, den er erst wieder verließ, nachdem Hugo von dem Pächter und seinen Leuten verhaftet und nebst seiner Nichte nach dem Stadtgut gebracht worden war.
Der Bankier gestand ferner, seine Schwester vergiftet, sowie an der Spitze jener Räuberbande gestanden zu haben, welche nun schon ziemlich ein ganzes Jahr lang die Residenz und ihre Umgebungen gebrandschatzt hatte. Der Ertrag seines Geschäfts war nicht im Stande gewesen, allen seinen Ansprüchen, die er ans Leben stellte. Genüge zu leisten und von Jahr zu Jahr waren seine Verhältnisse, namentlich auch durch mehrfache verunglückte Spekulationen derangierter geworden. Endlich — vor Jahresfrist etwa — sah er denn keine Rettung mehr, um das Fallissement seines Hauses aufzuhalten.
Da wurde ihm von einem andern reichen Bankier, der seine Verhältnisse genau kannte, eine Offerte gemacht, die seiner Not auf immer ein Ende machen würde. Mit beiden Händen hatte er zugegriffen. Er kaufte nämlich gestohlene Gegenstände auf und versendete sie unter falscher Deklaration ins Ausland, oder ließ sie durch Schmuggler über die Grenze expedieren. Bald beteiligte er sich selbst an den verbrecherischen Unternehmungen und organisierte die Bande.
Seine Schwester, die er nur wegen ihres Vermögens zu sich ins Haus genommen, hatte er ermordet weil sie durch ihre Tochter Kenntnis erhalten hatte von dem verbrecherischen Treiben ihres Stiefbruders.
Der wackere Priester schauderte bei den Geständnissen so schrecklicher Gräuelthaten; doch trotzdem vertröstete er den tötlich Verwundeten auf die Gnade des allmächtigen Gottes. Lange saß er an dem Bette des Elenden und sprach ihm den Trost der Religion zu.
Der frühere Bankier hörte aufmerksam auf seine Rede. Gegen Mitternacht schloß er die Augen zum letzten langen Schlummer und wurde so durch den Tod den Händen der irdischen Gerechtigkeit entführt.
Der Priester kniete nieder an seinem Lager, sprach mit leiser Stimme die Sterbegebete und flehte zu Gott für den abgeschiedenen armen Sünder. — — (Fortsetzung folgt.)
(Ein ahnungsvoller Engel.) Fahrgast (eilig): „Hier ist die doppelte Taxe; fahren Sie möglichst rasch. — ich muß zur Bahn!" — Kutscher: „Jawohl — Herr Kassierer!"
Scherzrätsel.
(Dreisilbig.)
Setzst du ein häßlich Gefühl mit einem Wahrzeichen zusammen,
Gleich wird, was der Svldat ablegt und treulich auch hält.
Stuttgart, 5. Nov. (Obstpreiszettel.) Güterbahnhof, Zufuhr: 11 Waggon — 2200 Zentner Mostobst, (5 östretch., 3 bayr., 3 schweiz.) Preis per Waggon 960—1000 pr. Ztr. 5 uL 20 bis 5 40 ^ (schweiz. 900—940 ^ und
4 70 ^ bis 4 90 ^).
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.