— 773 —
Aus Stadt» Bezirk und Umgebung.
Ergebnis der Landtags-Abgeordneten-Wahl.
Wahl
berechtigte
Ab
stimmende.
Stimmen
Commerell:
erhielten:
Bronnen
mayer:
Zerspl.
408
Neuenbürg.
252
234
17
1
104
Arnbach .
67
63
1
3
49
Beinberg.
31
31 >
97
Bernbach.
31
31
65
Bieselsberg.
43
43
273
Birkenfeld .
132
119
8
5
382
Calmbach.
261
255
4
2
173
Conweiler .
109
109
85
Dennach mit Rothenbach . . .
74
74
163
Dobel.
127
127
125
Engelsbrand.
56
56
55
Enzklösterle.
29
29
199
Feidrennach.
118
113
5
251
Gräfenhausen .
146
122
24
101
Grnnbach.
59
58
1
205
Herrenalb . . .
100
97
2
1
162
Höfen.
148
148
38
Jgelsloch.
32
32
63
Kapfenhardt.
37
37
98
Langenbrand .
71
71
242
Loffenau .
105
105
65
Maisenbach.
46
46
79
Neusatz.
70
70
45
Oberlengenhardt.
30
30
78
Ober- und Unterniebelsbach . .
33
32
1
164
Ottenhausen.
86
41
5
40
67
Rothensol.
59
59
56
Salmbach.
32
32
122
Schömberg.
66
66
162
Schwann .
109
108
1
40
Schwarzenberg.
27
27
27
Unterlengenhardt.
24
25
90
Waldrennach.
52
52
659
Wildbad.
261
253
5
3
4992
Zusammen:
2923
2795
49
80
Wildbad:
Ottenhausen:
Birkenfeld:
Wahlberechtigte
659
Abstimmende
261
Commerell
253
Bronnenmayer
5
Stadtschultheiß Bätzner 3
Wahlberechtigte
251
Abstimmende
146
Commerell
122
Schultheiß Glauner
24
Wahlberechtigte
164
Abstimmende
86
Commerell
41
Bronnenmayer
5
Stadtschulth. Bätzner
39
Vincenz Weiß
I
Wahlberechtigte
273
Abstimmende
132
Commerell
119
Bronnenmayer
8
Schultheiß Glauner
3
Gültlingen
2
Ober und
Unterniebelsbach Wahlberechtigte 78 Abstimmende 33 Commerell 32
Schultheiß Glauner 1
Neuenbürg. 4. Nov. Die Land- tags-Abgeordneten-Wahl ist vorüber. Wir haben das Ergebnis, da gestern abend '/ü9 Uhr noch etliche Gemeinden ausstanden, heute vormittag durch Extrablatt bekannt
gegeben und fügen dem in vorliegender Nummer wiederholten Verzeichnisse noch einige bemerkenswerte Abstimmungsergebnisse bei. Was die Abstimmung in Neuenbürg betrifft, so scheint der am Sonntag in einer sozialdemokratischen Versammlung unter Anwesenheit des Hrn. Bronnenmayer aus Göppingen unternommene Ansturm noch einige Stimmen veranlaßt zu haben. In Wildbad ist die sehr schwache Beteiligung an der Wahl auffallend. Im klebrigen haben, wie berichtet wird, zahlreiche in Pforzheim beschäftigte Wähler, welche sich die Arbeitsgelegenheit nicht entgehen lassen wollten, nicht abg estimmt.
**Wildbad, 3. Novbr. In der gestern Nachmittag stattgehabten Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde der einstimmige Beschluß gefaßt. die elektrische Beleuchtung in hiesiger Stadt definitiv einzuführen. Der Stadtvorstand wurde beauftragt, die weiteren einleitenden Schritte in dieser Angelegenheit zu thun, u. A. ein Konkurrenz-Ausschreiben zur Beschaffung von Plänen re. zu veranlassen. Wir begrüßen diesen Entschluß mit großer Freude, da derselbe einem allgemeinen, längst gehegten Wunsche der hiesigen Einwohnerschaft entspricht und unsere Bade- stadt nun auch in dieser Hinsicht auf der jHöhe der Zeit steht.
Krcmik.
Deutschland.
H Der Kaiser traf am Samstag abend von dem Jagdausflug nach Liebenberg wieder in Potsdam ein. Am Sonntag nachmittag wohnte der Kaiser der Ent- hüllungsfeier des Begas-Brunnens auf dem Berliner Schloßplatze bei.
Berlin, 31. Okt. Der Zar hat heute einen Teil der deutschen Lande durchquert, ohne daß er dem Beherrscher dieser Lande einen Gruß bot und ohne daß ihm ein solcher geboten werden konnte. So stehen die Dinge. Zum zweitenmale innerhalb eines Monats zieht der Kaiser aller Reußen am Berliner Hose vorüber, um ungeleitet nach Hause zu gehen. Europa wird darum morgen noch nicht den Kriegsmantel umlegen, die Fragen von Krieg und Frieden werden am letzten Ende nicht mehr durch dynastische Sympathien und Antipathien entschieden. Wenn Alexander III. nicht unterlassen hätte, seinen kaiserlichen Bruder — wie es im Kurialstil heißt — beim Vorbeigehen die Hand zu schütteln, man wäre weiß Gott bei uns von jeder sanguinischen oder gar optimistischen Laune weit entfernt geblieben. Es wäre nichts, auch nicht das mindeste geändert worden, kein einziger russischer Soldat wäre von der Grenze einen Schritt zurückgegangen, in Frankreich hätte man weiter bäuchlings das heilige Rußland angebetet und in Petersburg hätte man in allen Singspielhallen die Marseillaise brüllen lassen wie vordem. Aber nun ist der Zar vorübergegangen, ohne jene Form zu wahren, wovon der Bruch bedenklicher ist, als die Befolgung. — Es giebt Pflichten, die zu unterlassen bedeutsamer ist als zu erfüllen. Uns will scheinen, als ob die Art, wie der russische Kaiser am deutschen Hofe sich zweimal vorbeischlich, zu jenen Dingen gerechnet werden wird. Der Gegensatz zwischen der Tripelallianz und Rußlands Schmoll- und Frankreichs Groll-Politik wird durch keine zärtlichen Küsse und biderben Händedrücke aus der Welt geschafft. Und an der Spannung, die über dem Erdteil lagert, hätte die Begrüßung der beiden Monarchen von Deutschland und Rußland nichts geändert, das kann nicht oft genug wiederholt werden. Aber so lange noch ein bequemer Weg von der Person des Herrschers zum Herrscher führt, hat man weniger jähe Ueberraschungen zu fürchten, steigert sich die Hoffnung auf ruhige Stimmung und friedliche Lösung. Wenn der junge deutsche Kaiser und der russische Zar einander persönlich nahe sind, so mögen ihre Gedanken leicht genug in die Zeit zurückwallen, da ihrer gemeinsamen Urgroßmutter, der Königin Luise, das edle Herz ! über einem — russisch-französischen Bündnis ! brach. Und die Erinnerungen an jene ! langen Zeitläufte, da die preußisch-russische ? Freundschaft keine Legende gewesen, wie heute, mögen sich ebenso leicht dem zurück- j gewandten Sinne ausdrängen. Dergleichen ' Stimmungen und Erinnerungen haben etwas Milderndes, Versöhnendes, der Hauch der Geschichte umwittert sie, der Geschichte, die unerbittlich gerecht ist und bleibt allezeit. Solche Hoffnungen scheinen für absehbare Zeit geschwunden. Der Kaiser Rußlands fährt im weiten Bogen an