speziell den Zustand der Steige nach Waldrennach betreffe, so sei ihm derselbe wohl bekannt und er habe diesen steilen Weg erst vor seinem Eintreffen in diese Versammlung befahren; er werde, das dürfe man überzeugt sein. soweit es an ihm liege, das Gesuch um einen ange­messenen Staatsbeitrag zu den Kosten dieser Straßen-Korrektion unterstützen, wie er auch den Wunsch nach Errichtung der obenerwähnten Eisenbahnhaltestelle höheren Orts befürworten werde. Die Versamm­lung war mit dieser Erklärung zufrieden; weitere Fragen, namentlich auchinpolitischer Hinsicht, wurden nicht gestellt; man ge­wann die Ueberzeugung. daß sich Herr Commerell mit warmem Interesse und in unparteiischer Weise auch der Ange- legenheiten der Stadt annehmen wird. Dieser Ueberzeugung gab auch Hr. Fabri- kant Schmidt beredten Ausdruck; wenn Hr. Commerell auch keine langen Reden halte, so sei er doch ganz der Mann, unfern Bezirk in jeder Hinsicht würdig und mit Erfolg zu vertreten. Hr. Schmidt brachte auf unfern künftigen Abgeordneten ein Hoch aus, das allseits lebhafte Zustimmung fand. Hr. Oberamtsarzt Fischer er­mahnte noch, in launiger Weise ans das allseitige Einverständnis mit unserem Kan didalen hinweisend, zur zahlreichen Be teiligung bei der Wahl, damit ein schönes Resultat erzielt werde, auf das sich der Abgeordnete stützen könne. So verlief die Wählerversammlung ohne jegliche Debatte in voller Einmütigkeit.

Neuenbürg, 1. Nov. Die Ersatz­wahl eines Landtagsabgeordneten für den Rest der Wahlperiode steht vor der Thür. Sägwerksbesitzer Commerell ist der alleinige Kandidat und es ist deshalb dem Bezirk diesmal ein Wahlkampf erspart ge­blieben. Wer den Kandidaten schon von jeher kennt oder auf seinen eben beendeten Wahlreisen kennen gelernt hat, bringt dem­selben volles Vertrauen entgegen, so lauten die übereinstimmenden Berichte aus dem Bezirk. In politischen Fragen entschieden liberal, durch seine hervorragende Stellung unabhängig, im Charakter fest, steht er rückhaltlos ein für das nach schwerem Krieg geeinigte deutsche Reich und seine Einricht­ungen, ebenso unentwegt aber auch wird er eintreten für unser engeres Vaterland Württemberg und seinen Rechtsbestand auf Grund der deutschen Bundesverfassung. Diese politische Gesinnung entspricht mit we­nigen Ausnahmen den Wählern des Bezirks. Naturgemäß treten bei einer Landtags­wahl die Fragen, welche die heimatlichen Verhältnisse berühren, in den Vordergrund. Es werden da neben den schwebenden Hauptfragen des Landes und in Ver­bindung mit denselben alte und neue Forder­ungen und Wünsche laut. In der gegen­wärtigen Wahlbewegung im Bezirk konnte man neben der Frage der Lebenslänglich- keit der Ortsvorsteher wieder die Wald­streuabgabe, das alte Schmerzenkind unseres Bauernstandes, das Verlangen nach Wege- und Straßenbauten u.s.w. hören. Der Abge­ordnete eines Bezirks ist in erster Linie berufen, die berechtigten Wünsche des Be­zirks und der einzelnen Gemeinden an ge­eigneter Stelle zur Geltung zu bringen; es drängen sich deshalb auch namentlich

die speziellen Wünsche in den Tagen vor einer Neuwahl zusammen, ja solche Wünsche nehmen die Gestalt der Bedingung, ohne welche die Wählerschaft nicht willfährig ist, an. Was unfern gemeinsamen Kandidaten Hrn. Commerell betrifft, so hat er hin­länglich Gelegenheit gehabt, solch' spezielle Wünsche zu hören und entgegenzunehmen, die Wähler werden dabei die Ueberzeugung gewonnen haben, daß er mit allem Wohl­wollen entgegengekommen ist. Er hat, in den Landtag berufen, den festen Willen, seine Aufgabe nach Kräften zu erfüllen und man kann darauf vertrauen, daß er das Mögliche erreichen wird. Er wird, darauf darf man weiter vertrauen, ebenso uneigennützig wie unparteiisch die Interessen der einzelnen Gemeinden zu fördern suchen. Mit umsomehr Freudigkeit wird sich aber ein Abgeordneter seiner Aufgabe unterziehen, je vollzähliger die Wählerschaft für ihn am Tage der Wahl eintritt. Die Frage der Lebenslänglichkeit der Ortsvorsteher anlangend, hat sich wie be­kannt, Hr. Commerell dahin ausge­sprochen, daß er für Abschaffung derselben stimmen würde, wenn die Gemeinde­verwaltung entsprechend abgcändert würde. Es dürfte jedoch kaum anzu­nehmen sein, daß, nachdem sich erst im Januar d. I. die jetzige Abgeordneten­kammer bei Beratung der Verwaltungs­reform mit 68 gegen 23 Stimmen, also mit */» Mehrheit für die Beibehaltung der Lebenslänglichkeit ausgesprochen hat, diese Frage den Landtag in den nächsten Jahren beschäftigen wird; dieselbe dürfte also zunächst gegenstandslos sein. Herr Commerell wird seiner Erklärung ge­mäß Vorkommendenfalls auch für Be­seitigung der Privilegierten aus dem Hause der Abgeordneten, also für eine reine Volkskammer, eintreten. Im Uebrigeu haben wir aus dem Programm unseres Kandidaten vernommen, daß er es für unerläßliche Pflicht halte, sich in den ein­zelnen Fragen genau zu unterrichten und gewissenhaft zu prüfen, ehe er bindende Erklärungen abgebe. Daß er mit einem richtigen Verständnis für die Bedürfnisse unseres Volks, mit klarem, nüchternem Ur­teil prüfen wird, dafür bietet uns die Person des Hrn. Commerell die vollste Garantie.

/X Calmbach. Die auf Sonntag den I. d Mts., nachmittags 4 Uhr anbe­raumte Versammlung für die Kandidatur deS Hrn. C. Commerell war sehr zahl­reich besucht. Der Hr. Kandidat für den Landtag hat in seiner Ansprache auf das ausgegebene bekannte Programm im all­gemeinen verwiesen; teilte aber der Ver» sammlung seine Stellung zu der an ihn ergangenen speziellen Frage bezüglich der künftigen Zusammensetzung der II. Kammer und der Abschaffung der Lebenslänglichkeit der Ortsvorsteher in kurzer klarer Weise zur allgemeinen Befriedigung der Wühler mit. Spezielle Fragen wurden nicht ge­stellt, aber die gefallenen Reden und die allgemeine Zustimmung sämtlicher An­wesenden lassen uns eine recht zahlreiche Beteiligung und Ausnützung des Wahl­rechts am 3. ds. Mts. hoffen. Möchten alle Wähler sich durch keinerlei ander­weitige Umtriebe gegenseitiger Parteien

verleiten lassen, ihre Stimmen abzugeben s und am Wahltage durch zahlreiche Abstim- mung es bekunden, daß wir unserer einstigen Ansicht getreu geblieben sind und ! durch diese Vertretung in der Wahl des - Hrn. C. Commerell das einzig Richtige ! für unseren Bezirk treffen werden.

Neuenbürg. 1. Novbr. Gestern ^ abend veranstaltete der hies. Turnverein in der Brauerei Karcher eine A bschieds- !

seier zu Ehren seines Mitglieds und Vorturners Hrn. Paul Beil, und ver­sammelten sich hiezu eine große Zahl seiner Freunde und Vercinsmitglieder. Hr. Beil verstand es durch seine bewundernswerte turnerische Fertigkeit sowohl, als auch durch seine humoristisch angelegte Natur sich in kurzer Zeit hier viele Freunde, sowie auch die gebührende Anerkennung von seiten des Vereins zu erwerben. was Hr. Vor­stand Vogt in einer kurzen Ansprache zum Ausdruck brachte, und besonders noch hcrvorhob, wie der Scheidende so großen Anteil habe an den in diesem Sommer bei dem Turnfest in Birkenfeld errungenen ! Preise. Durch Absingen verschiedener Lieder ! des Turner-Gesangvereins, sowie den Vor- ^ trag einig.r humoristischer Stücke de« Mit­glieds Höhn und des Scheidenden selbst, gestaltete sich dieser Abend zu einer ge­lungenen Abschiedsfeier; welche die Er­innerung au den Scheidenden immer wieder wach rufen wird. Die Turner rufen dem Scheidenden für seine Zukunst noch ein kräftiges Gut Heil zu!

Neuenbürg, 1. Nov. Auf die so anhaltend schönen Herbsttage ist seit 28. ds. plötzlich winterliche Witterung einge­treten; mit dem heutigen I. November gab cs sogar die ersten Schneeflocke».

lut'nifl.

Deutschland.

Der Zeitpunkt, da die neuen Handelsverträge vor das Licht der Oeffentlichkeit treten, rückt näher heran. Der Reichskanzler beabsichtigt, soviel ver­lautet. die Handelsverträge so bald, als irgend thunlich, dem Reichstage vor­zulegen. Da hierbei jedoch der innere Zusammenhang unter den verschiedenen Handelsverträgen in Betracht kommt und auf die Interessen Rücksicht zu nehmen ist. welche sowohl Deutschland als auch Oester­reich-Ungarn au der Wahrung des Ge­heimnisses bis zum Abschluß der noch schwebenden oder in Aussicht genommenen Verhandlungen mit anderen Staaten haben können, so läßt sich auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung »och nicht mit voller Bestimmtheit angeben. Mit Italien hofft man bis spätestens Anfang November zu Ende zu kommen. Die folgenden Wochen werden dann auch die Entscheidung über das Verhältnis zur Schweiz bringen müssen, Immerhin wird in deutschen Regierungs- krcisen mit der Wahrscheinlichkeit g rechnet. daß der Reichstag noch in dem ersten Ab­schnitt seiner Thätigkeit, zwischen Mitte November und Weihnachten, von dem In­halt der Verträge mit Oesterreich-Ungarn, Italien, und möglichen Falles mit der Schweiz und Serbien Kenntnis erlangt.

(Fortsetzung in der Beilage.)

Redaltion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.