Krmiik.

Besuche des Rathauses durch den Kaiserjdem Fuhrwerk zum Stehen hätte bringen

Deutschland.

Berlin, 7. Sept. Das heutige letzte Manöver bei Schwarzenau verlief trotz strömenden Regens in glänzender Weise. Nach einem energischen Vorstoß der beiderseitigen Reserven ließ Kaiser Franz Joseph abblasen. Beide Kaiser hielten Ansprachen an das Offizierskorps, worin sie den Truppen die höchste Aner­kennung zollten und die Waffenbrüderschaft der Armeen ihren Ausdruck fand. Es überraschte die Thatsache, daß rauchloses Pulver ziemlich stark rauchte. Fachmänner schreiben dies dem Regen zu. Um 11 Uhr Vormittags ritten die beiden Kaiser und der König von Sachsen, begleitet vom Prinzen Georg von Sachsen und sämt­lichen Erzherzogen, sowie einer zahlreichen Suite nach der Bahnhaltestelle Allensteig, wo der deutsche Kaiser nach herzlicher Verabschiedung nach München abreiste.

München, 7. Sept. Der Kaiser ist heute nacht 10 Uhr hier eingetroffen und jubelnd empfangen worden. Kaum sank der Abend herein, als sich schon in die Straßen und Plätze, welche der Zug passieren mußte, die Menschen zu Zehn- tausenden hereindrängten. Stundenlang standen sie, eine zehn-, ja zwanzigfache Mauer, in musterhafter Ordnung, fast lautlos, in gespannter Erwartung. Die Straßen und Plätze mit den Flaggenmasten und den elektrischen Bogenlampen boten einen wunderbaren Anblick; die Häuser am Maximiliansplatze hatten prächtig illuminiert. Wenige Minuten vor halb 10 Uhr verkündete Kanonendonner vom Marsfeld her die Einfahrt des kaiserlichen Extrazugcs, und Punkt 9'/- Uhr fuhr der hellerleuchtete, große kaiserliche Train lang­sam in die Halle ein. Der Kaiser, in der Uniform seines bayerischen Ulanenregiments, verließ sofort seinen Salonwagen und um-j armte den Prinzregenten mehrmals. Hieraus grüßte der Kaiser einzeln die anwesenden Prinzen und schritt unter den Klängen des bayerischen Fahnenmarschcs und des Heil dir im Siegerkranz" die Front der Ehreukompagnie ab. Der Kaiser sah sehr frisch und munter aus. Der Vollbart, den er jetzt wachsen läßt, steht ihm vor­trefflich. Auf die Ansprache des I. Bürger­meisters v. Wide n mayer erwiderte der Kaiser folgendes:Ich danke für die herzlichen Worte, die Sie an mich gerichtet haben. Ich habe seiner Zeit mit freudigen Erinnerungen München verlassen. Was Sie über Meine Thätigkcit erwähnt haben, ist nur Meine Pflicht und Schuldigkeit, die ich geübt habe. Ich bin sehr dankbar, insbesondere Ihrem Prinzregenten, daß Ich in Meinen FriedenSbestrebungen unter­stützt werde. Ich danke Ihnen nochmals." Hierauf schüttelte der Kaiser, der während der Rede des I. Bürgermeisters keinen Blick von diesem gewandt hatte, Herrn v. Widenmayer herzlich die Hand,- und unter erneuten brausenden Hochs setzte sich der Wagen wieder in Bewegung. Vor den Fenstern der kaiserlichen Gemächer hatte sich eine riesige Menge angesammelt, welche stürmische Hochrufe ausbrachte. Se. Majestät erschien wiederholt am Fenster und dankte freundlich. - Bei dem morgigen

werden die ältesten und wertvollsten Pergamenturkunden aus den einstmaligen Kaiserzeiten von dem Oberbürgermeister vorgelegt und ein Ehrentrunk Frankenwein kredenzt.

München, 8. Septbr. Prinzregent Luitvolt hat dem württ. Generallieutenant v. Wölckern das Großkreuz des Mili- tärvcrdienstordens und oem württ. Oberst­lieutenant v. Neid Hardt das Comthur- krcuz des Militärverdienstordens verliehen.

Der Rücktritt des greisen Gencralfeld- marschalls Grafen Blumenthal vom Posten eines Generalinspekteurs der vierten Armeeinspektion soll bestimmt in diesem Herbst erfolgen. Es verlautet nur, daß ein bayerischer Prinz, nämlich Prinz Leopold, der zweite Sohn des Prinz- Regenten Luitpold, die zur Erledigung kommende General-Inspektion, welche das dritte und vierte preußische Armeekorps, das württembergische (13) Armeekorps und die beiden bayerischen Armeekorps umfaßt, übernehmen soll. Falls diese Meldung richtig ist, so wird die Angelegenheit bei der gegenwärtigen Anwesenheit Kaiser Wilhelms bei den bayerischen Manövern zur endgilligen Regelung gelangen.

Es steht jetzt fest, so schreibt die Köln. Z., daß zur Zeit in Deutschland viel mehrRoggen lagert, als bis zur Beendigung der nächstjährigen Ernte verbraucht werden kann. Wie sich herausstellt, war die vorläufige Ernteberechnung, die der Reichsanzeiger brachte (82 Prozent einer Mittelernte) nicht nur nicht zu günstig, sondern blieb hinter der Wirklichkeit zurück, da die Körn- nung weit besser ausgefallen war, als man erwartet hatte. Deutschland hätte sonach um seinen Bedarf zu decken, einer Ein­fuhr von fremdem Roggen gar nicht bedurft, und der Ueberschuß der Vor­räte über den Bedarf ist größer als im Durchschnitt der Jahre. Da nun neben einer guten deutschen Weizenernte Amerika wahrhafte Riesenmassen von Weizen ge­erntet hat so i st selten einesoreich- iche Versorgung Europas mit Brotfrucht möglich gewesen wie in diesem Jahre.

Oppenau i. Baden, 7. Sept. Ein bedeutender Brand hat vergangene Nacht hier gewütet, dem das Anwesen des ver­storbenen Mechanikers Müller, sowie die BierbrauereiZur Karthaus" zum Opfer fielen. Leider sind dabei ein Obcrbrauer und drei Säger in den Flammen umge­kommen. Brandursache noch unermittelt. Der Schaden ist sehr bedeutend. Unsere Feuerwehr hat sich bei den Löjcharbeiten rühmlichst hervorgethan.

können. Die Strafe, in welche der Bauer für seinen Leichtsinn verfällt, wird eine derartige werden, daß ihm für alle Zu­kunft die Lust vergehen dürfte. eigen­mächtig geschlossene Bahnschranken zu öffnen.

S ch

w e i z.

Basel, 5. Sept. Das im Auftrag des Gerichtspräsidiums zu Basel von In­genieur Zschokke in Solothurn und Ober­ingenieur Seiffert verfaßte Expertgutachten über die Mönchensteiner Katastrophe be­zeichnet als Ursache die mangelhafte Kon­struktion der von Eiffel erbauten Brücke. Die Auswechselung der Nieten und der Anstrich seien stets gewissenhaft besorgt worden. Die Broschüre umfaßt 100 Seiten. Nur 200 Exemplare wurden gedruckt, die dem Publikum noch nicht zugänglich sind.

Ausland.

Kopenhagen, 7. Sept. Als der Kaiser und die Kaiserin von Ruß­land gestern von dem Bahnhof nach der Kirche fuhren, übereichte ein Mann, der sich durch die angesammelte Volksmenge gedrängt hatte, eine Bittschrift, welche die Kaiserin entgegennahm. Der Bittsteller nannte sich Iwan Jwanowitsch Jlkenitz und behauptet, um sein ganzes, gegen 100 060 Rubel betragendes Vermögen betrogen worden zu sein.

Württemberg

Bei Hessenthal öffnete ein Bauer die geschlossenen Bahnschranken und fuhr ruhig weiter. Kaum war ec aber auf der Mitte des Geleises, als der Zug heran­brauste. Die Bahn hat dort ein Gefäll von I: 100 und der Bauer samt 4 In­sassen und seinem Fuhrwerk wären ohne weiteres verloren gewesen, vielleicht auch ein noch größeres Unglück geschehen, wenn nicht der Lokomotivführer dank der Luft­druckbremse, den Zug noch unmittelbar vor

Wien, 4. Sepr. Die Besucher des lustigen StückesMarquise" im Karl- Theater waren während der gestrigen Aufführung Zeugen eines tragischen Zwischenfalles. Knapp vor Schluß des vorletzten (zweiten) Aktes, als eben Cam- panello, Herrn Knaack, ein Strauß über­reicht wurde, ertönte ein Schrei, dann ein dumpfer Krach vom Schnür­boden war ein Mann herabge­stürzt. Der Verunglückte ist ein The­aterarbeiter, der den Dekorationswechsel vorbereitet hat.

(Reklame.) . . . . Dieses hoch­interessante Buch sogleich anzuschaffen, ist dringend geboten, da mit Sicherheit vorauszusehcn ist, daß eine zweite Auf­lage nicht gedruckt wird!" (Guter Rat.) Herr:Gnädige, ich muß es Ihnen aufrichtig gestehen: Ihr Hans ist ein recht ungezogener Junge!" Mutter: Und doch fft er mein ganzes Glück!" Herr:Welches beim Schopfe zu fassen ich Ihnen dringend raten möchte!"

(Fl. Bl.)

Auflösung des Rösselsprungs in Nr. 141.

Schlägt die Zeit dir manche Wunde, Manche Freude bringt ihr Lauf;

Aber eine seel'ge Stunde

Wiegl ein Jahr voll Schmerzen auf.

Auflösung der scherzhaften Inschrift in Nr. 141.

Karousselsahrt.

Stuttgart, 8. Sept. (Obstpreiszettel) Zufuhr auf dem Wilhelmsplatz: 600 Ztr. württ. und östr. Mostobst zu 4 ^ ^ bis 4

20 pr. Ztr.

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.