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der über den Welten thront und doch den Lebensweg des Einzelnen nach seinem väterlichen Willen lenkt und leitet.

Mariens Mutter und der Steuermann sprachen noch lange über das Vorgefallene. Das Herz der Mutter bedurfte des ver- ständigenRates des welterfahrenenMannes.

Als sie um neun Uhr in ihrem Schlaf­stübchen unter dem Dach die Ruhe auf­suchte, fand sie ihre Tochter bereits schlafend. Mit liebreich besorgtem Blick betrachtete sie lange das noch im Schlafe schmerzlich zuckende Gesicht ihres einzigen Kindes, das seinen ersten großen Schmerz erlebte. In trübem Sinnen irrten ihre Gedanken in die Vergangenheit zurück, und sie über­dachte, wie so vieles hätte anders werden können, und ohne daß sie es wollte, waren ihre Gedanken wieder bei Franz, dem sie im Herzen mehr zugethan war, als sie ihrer Tochter gestehen wollte, trug er doch so schön ausgeprägt die Züge seines Vaters, den sie niemals halte vergessen können. Mir einem tiesen Seufzer raffte sie sich aus ihrer Träumerei auf, entkleidete sich rasch und löschte das Licht aus. Bald kam der Schlaf über sie, der ihre Gedanken wieder hinführte in die schöne, ferne Jugendzeit.

(Fortsetzung folgt.)

Berlin, 15. August. Einereiche Bettlerin" aus nächster Nähe Berlins wurde im Laufe dieser Woche in dem kleinen Städtchen Strasberg in der Ucker­mark von der Behörde aufgegriffen. Bei einer Frau W. daselbst, die sich mit ihren sieben Kindern in den denkbar dürftigsten Verhältnisse» befindet, erschien ein stein­altes Mütterchen und bat flehentlich um eine Gabe. Frau W. verwies auf ihre eigene Notlage, das Mütterchen bat aber so eindringlich, daß ihr Frau W. zu essen und zu trinken gab. Dabei erzählte die Bettlerin, daß sie daheim noch einen Sohn zu ernähren habe, der früher bei den Elektrizitätswerken in Berlin angestellt ge­wesen sei, jetzt aber schon seit l Jahren an einem unheilbaren Brustleiden dahin­sieche. Diese Erzählung rührte Frau W. so sehr, daß sie mit den Worten:Ich habe zwar selbst nichts, aber meine Kinder sind doch Gott sei Dank gesund!" der Bettlerin ihre letzten 20 Pfennige gab. Von hier begab sich letztere zu dem Bäcker­meister K-, dort wurde sie abgewiesen, und als sie sah, daß all ihr dringendes Flehen unerhört blieb, bat sie den Bäcker, ihr für 5 Pfennige alte Schrippen abzulassen, dieselben konnten so hart sein, als sie wollten, sie weiche sich dieselben in Wasser auf. Sie erhielt einige Schrippen, doch nun wollte sie kein Geld besitzen. Der Bäcker bestand auf Zahlung, und wohl oder übel mußte sie sich dazu bequemen. Sie nestelte an dem Saume ihres Unler- rockes herum und trennte dort mit den Fingernägeln ein Stück Naht auf. Die Oeffnurrg wurde gegen ihren Willen zu groß, und nun fielen plötzlich eine Menge Gold- und Silberstücke auf die Dielen des Ladens. Empört über die Aufdring­lichkeit, mit welcher die augenscheinlich mit reichen Geldmitteln versehene Frau ge­bettelt hatte, ließ der Bäcker einen Gen­darm holen, der dieselbe verhaftete. Eine

auf dem Polizeiamte vorgenommene Visi­tation hatte ein überaus überraschendes Ergebnis, Nach ihren in Ordnung be­findlichen Papieren ist die Bettlerin die am 2. Februar 1803 zu Königsberg ge­borene Anna W., die Witwe des im Jahr 1883 in Zühlsdorf verstorbenen Pro- duktenhändlers W. In ihrem Besitze, im Unterrock eingenäht, befanden sich für 16 500 c/A Berliner Stadtobligationen, 500 in Berliner Pfandbriefen und 175 in Gold und Silber. Ferner drei Empfehlungsschreiben (sogenannte Bettel­briefe), unterzeichnet vomBaron v. Za- remba", bezw. dem katholischenPfarrer Schultz", bezw.Cardinal James Cherson" und endlich drei Briefe von dem Sohne der Bettlerin, dem in besseren Kreisen hoch angesehenen Bautechniker, welcher sich stets in dem Wahne befunden hatte, daß sich seine wohlhabende Mutter auf Reisen be­fände, und ihr die Briefe postlagernd nach bestimmten Orten gesandt hat. Wie die Bettlerin angab, hat sie in den meisten Nächten ihrer nur selten unterbrochenen Bettelreisen für 10 pro Nacht auf den Heuböden über den Ställen der Gasthöfe geschlafen, in denen sie eingekehrt war Für verschiedene Nächte kann sie keinen bestimmten Aufenthaltsort angeben, sie be­hauptet , mitleidige Leute hätten ihr in Privaiwohnungen Quartier gegeben, doch ist es ihrem Aussehen nach, wahrschein­licher, daß die 88jährige Frau in solchen Nächten im Freien logiert hat.

(Eine originelle Wette) ist am letzten Sonntag zum Austrag gebracht worden. In einem im Zentrum Berlins tagenden Männergesangverein hatte sich anläßlich eines darauf bezüglichen Gespräches der erste Tenor vermessen, einen ganzen Tag lang singend in den Häusern einer be­stimmten Gegend den Leierkasten zu drehen. Der Wettende, der sich zu diesem Zwecke neben dem nötigen Instrument auch die standesgemäßeKluft" zu verschaffen gewußt, hat nach zehnstündiger Thätigkeit im Dienste der Musen seine Wette glänzend gewonnen, leidet indessen zur Zeit an be­denklicher Heiserkeit.

Washi n g to n, 22. August. General Dyrenforth ist voller Freude über seine ersten Erfolge, künstlich Regen zu machen. Seine Versuche fanden am 18. August bei Midland, Texas statt. Der Himmel war wolkenlos und kein Farmer hätte erwartet, daß es binnen einer Woche regnen würde. Da ließ der General seinen großen Ballon in die Höhe und brachte die aus Wasserstoff und Sauerstoff bestehende Füllung zur Explosion. Diese erfolgte mit fürchterlicher Gewalt in den Lüften gleich einem Donner. Die Sonne schien auch dann noch hell und das Baro­meter zeigte schön Wetter. Zehn Minuten nach der Explosion ließen die Wettermacher eine Menge Drachen in die Luft. An den Schwänzen derselben befand sich Dynamit, welches gleichfalls zur Explosion angebracht wurde. Zum Schluß der Pro­zedur wurde endlich eine Menge Dynamit in einer Region von 2 englischen Quadrat­meilen auf der Erde mittelst Elektrizität zur Explosion gebracht. Es war, als ob

Batterien von Artillerie aufgefahren wären, Der Rauch stieg 200 Fuß hoch in die Luft. Und Erfolg hatten diese Angriffe auf die Atmosphäre. Der Horizont ver­düsterte sich und der Regen fiel in Strömen, und zwar auf einer Fläche von 1000 eng­lischen Meilen. General Dyrenforth wird seine Versuche fortsetzen, da es noch immer Zweifler gibt, welchen den ursächlichen Zusammenhang zwischen General Dyren. forths eminent nützlicher Anwendung des DyNPnits und dem gefallenen Regen nicht recht begreifen wollen. So berichten amerikanische Blätter!

Ein feinerTropfen Wein. Eine große Rarität wurde letzter Tage durch den Bürgermeister rion Erbach verkauft, nämlich ein HalbstückSteinberger Kabinett" aus dem berühmten Weinjahr 1865. Bezahlt wurde nach dem Rhein., Kur. für das Halbstück (600 Liter) der hohe Preis von 20000 -M. Demnach stellt sich die Schlegel­flasche (2/i Liter) dieses edlen Tropfens auf 25 Käufer war eine Mainzer Weingroßhandlung.

(Das Reklamewesen treibt immer schönere Blüten) nachdem seit einiger Zeit die Pferdebahn- und andere Wagen in höchststilvoller" Weise dazu benützt wurden, fährt neuerdings eine Riesen­flasche, noch größer als das Tintenfaß im Niklas im Struwelpeter, durch die Straßen der Stadt um ein ^.gua Oasliostro zu empfehlen. welches zur Entfernung der Tintenklekse dienen soll.

(Ein Vorschlag zur Güte.) Die französischen Republikaner sind überglücklich! Neun gekrönte Häupter schliefen in einer Nacht auf französischem Boden: Ein Kaiser (Dom Pedro), drei Könige (einer von Griechenland und zwei von Serbien), eine Königin (Jsabella von Spanien,) zwei Thronfolger ^Prinz von Wales und Taib Bey von Tunis,) ein Bruder des Zaren (Großfürst Alexis) und die Gemahlin eines Thronfolgers (Gräfin von Flandern). Die Franzosen freuen sich natürlich königlich über diese Ehre! Den wackern Republikanern, die nicht Könige genug haben könnten, wäre eigentlich leicht zu helfen. Sie sollten doch mit ihren russischen Busenfreunden, die ihren Zaren gern los werden möchten, tauschen. Der Zar wird Kaiser der Franzosen, die so schön vor gekrönten Häuptern kriechen, und Ruß­land wird Republik. Dann hätte Europa wirklich Ruh'. (Lust. Bl.)

Rösselsprung.

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freu

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Scherzhafte Inschrift.

< Nachdruck verboten.)

^Vlackimir

Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.