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1500-1800 Mark

sind gegen gesetzliche Sicherheit sofort zu 4st- °/o auszuleihen.

Zu erfragen in der Geschäftsstelle d. Bl.

DerKalender des Lahrer Hinkenden Boten" stellt sich dieses Mal sehr zeitig ein, doch ist sein Inhalt darum nicht minder reich und vortrefflich. Im vorigen Jahre ist bekannt­lich Albert Bürklin, der ausgezeichnete badische Bolksschriftsteller, dessen Beiträge den Kalender aus seine jetzige Höhe erhoben, gestorben, seine Nachfolger werden das Werk aber im Geiste des Verstorbenen sortfiihren das beweisen sie schon durch den schönen, warmempsundenen Nach­rufAm Grabe Albert Bnrklins." Echt volkstümliche Erzählungen des vorliegenden Jahrgangs sind:Das Steinherz,"Heiners Meisterstück,"Die sieben Schwaben" der süddeutsche Humor wie die allgemeindeutsche ernste Auffassung des Lebens kommen darin beide zu ihrem Recht. Als die Krone der diesjährigen Beiträge darf man vielleicht Maximilian Schmidts HumoreskeDer Regiments­kadett" bezeichnen. Von den kleineren Sachen! sind die beliebten, durch urkomische Illustrationen ausgezeichneten SkizzenAus dem dunklen Weltteil" , zwei tiefempfundene Geschichten von Hermine Villinger, eine Betrachtung von Ludwig Anzengruber, die Gedichte von Adolf Bartels hervorzuheben. Den Beschluß bildet (von der wie immer höchst gelungenen Bearbeitung der Weltbegebenheiten abge sehen) die berühmte KartoffeltragödieRäuber Jaromir", die aus vielfach geäußerten Wunsch zum Ergötzen großer und kleiner Kinder Auf­nahme gefunden.. Dem Hinkenden liegt ein Wandkalender in hübschem Farbendruck bei.

Sehr reichhaltig und vornehm tritt diesmal der Große Bolkskalender des Hinkenden Boten (Preis 1 Mark) auf. Er enthält außer den genannten Beiträgen noch eineamerikanische" Erzählung von Balduin Möllhansen, treff­liche , Zeitprobleme behandelnde novellistische Arbeiten von Zos von Reutz und Frida Schanz, endlich außer verschiedenen Humoresken noch eine mit realistischen Mitteln wirkende und darum äußerst lebensvolle Erinnerung an den Krieg von 1870, sowie ein ergreifendes Lebens­bild aus dem modernen Berlin. Beide Kalender bieten in erster Linie gesunde Bolkslektüre, werden aber auch höhere Ansprüche vollauf be­friedigen.

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 5. Septbr. In der gestrige» A nssch si tzu n g des land­wirtschaftliche» Bczirksvereins wurde das Programm für die I u b i l ä u m S- Feier des Vereins definitiv festgestellt. Dasselbe ist sehr reichhaltig; es wird ins­besondere auch ei» imposanter Festzug ver­anstaltet werden. Wir werden das Pro­gramm in einer der nächsten Nummern zur Veröffentlichung bringen.

Mimik-

Deutschland.

Berlin, 3. Sept. Auf die geräusch­vollen Berbrüderungs-Origien von Kron­stadt und Moskau folgt jetzt eine Mo- narchen-Begegnung, deren herzlicher und familiärer Charakter aufs vorteil­hafteste von den unruhvollen nervösen Er­regungen jener Augusttage absticht. Kaiser Wilhelm ist in Horn in Niederösterreich eingetroffen. Die österreich - ungarischen Blätter begrüßen auf's Wärmste die An­kunft des deutschen Kaisers und feiern gleichzeitig den Friedensbund. Das Wiener Fremdenbl." schreibt: Welche Wandlung feit einem Vierteljahrhundert! Zum engsten Bunde sehen wir die Herrscher Oesterreichs

und Deutschlands geeint, die Armee unseres Vaterlandes mit den Heeren Deutschlands und Italiens als Waffenbrüder verbunden. Ein herzlich begrüßter und willkommener Gast ist dem österreichischen Soldaten und Bürger das ritterliche Oberhaupt des neuen Deutschland, mit dem uns nicht nur Staats­kunst und Vertragstreue, sondern das Be­wußtsein kostbarer Interessengemeinschaft und festwurzelnder Völkerfreundschaft ver­binden. Wilhelm II. hat sich in den kurzen Jahren seiner Regierung als edler, hoch­herziger und thatkräftiger Monarch, als energischer Soldat, als sorgender Hüter der Bolksinteressen bewährt. Die Anwesenheit dieses Monarchen bei den großartigsten Heeresübungen, welche seit Jahren auf dem österreichischen Boden stattgefunden, sind kein politisches Ereignis. Es bedarf ja keines neuen Belveises der Innigkeit und Festigkeit der deutsch-österreichischen Be­tziehungen. Sie ist nur ein neuerliches Symptom des Bundesverhältnisses und wird in Europa die lleberzeugung ver­stärken, daß der Friedensbund der Zentral­mächte unantastbar und imponierend auf­ragt, gesichert durch gewaltige, kriegstüchtge Heere. An den Kaisermanövern, die von dem Erzherzog Albrecht geleitet werden, nehmen das 2. und 8. österreichische Armee­korps teil. Das Manöverfeld befindet sich im Waldviertel (Niederösterreich) zwischen Gmünd und Horn, wo die beiden Armee­korps Uebungen in solchem Umfang aus- sühren werden, wie sie seit den großen Uebungen Ende der siebziger Jahre bei Nikolsburg nicht mehr dagewesen sind. Die beiden gegeneinander kämpfenden Armee­korps sind durch Landwehrregimenter ver­stärkt, und so wird auch diese neue Schöpf­ung Oesterreichs einer scharfen Probe unter­zogen und zeigen müssen, ob es den Mann­schaften trotz ihrer kurzen Ausbildungszeit gelingen wird, Schulter an Schulter mit den anderen Truppen zu marschieren, und ob sie den nicht unerheblichen Anforderungen gewachsen sind. Da das Manöverfeld ein wellenförmiges, von zahlreichen Waldstücken durchsetztes Gelände ist, so wird die Schwierigkeit in Bewegung und Leitung der Truppen ganz wesentlich erhöht sein und die Vorteile und Nachteile des rauch­losen Pulvers in ganz hervorragender Weise zu Tage treten. Größere Versuche werden auch in Beziehung ans die Verpflegung der gegen 70000 Mann starken Truppen gemacht und hierbei namentlich auch ein neues Dauerweizenbrot versucht werden.

Berlin, 3. Sept. Der Kaiser, der nächsten Montag abend in München ein­trifft, verbleibt bis Dienstag 8 Sept. da­selbst. Am nächsten Tage ist große Parade des 1. und 2. bahr. Korps. Am 10. Sept. wohnt der Kaiser den Manövern der bei­den Armeekorps gegen einander und am 11. denen beider Armeekorps gegen einen markierten Feind bei. Nach Beendigung digung der Manöver wird der Kaiser nach Kassel weiter reisen, wo die Ankunft am 11. abends zu erwarten ist. Der Kaiser hat auch eine Einladung des Herzogs von Koburg zu einer Jagd für den November angenommen. Die Ursache, wegen deren der Herzog Ernst die diesjährigen Manö­ver nicht besucht, ist wie es jetzt heißt, ledig­lich darin zu suchen, daß dem Herzog das Besteigen eines Pferdes schwer wird.

Die Feier des Sedantages ist nach den vorliegenden Meldungen überall im Reiche eine würdige gewesen. Die Fest, artikel der Zeitungen weisen vielfach ah den Ernst der Lage hin und geben der lleberzeugung Ausdruck, daß Deutschland den Willen und Macht habe, jeden Angriff ebenso gründlich zurückzuweisen, wie vor 21 Jahren.

Helgoland, 2. September. Doz Sedanfsst wurde hier im KonversalivG baust inner großer Beteiligung gefererr, Der Trinkspruch des Kommandanten Kaps tän z) S. Geiseler, welcher mit dem Hoch ans Kaiser Wckhelm endigte, wurde vor der ganzen Gesellschaft mit größter Be­geisterung, ausgenommen.

Berlin. 3. Sept. DasReichs^ setzblatt" bringt folgende Verordnung: Die Verordnung, betr. das Verbot der Einfuhr von Schweinen, Schweinefleisch und Würsten amerikanischen Ursprungs vom 6. März 1883, tritt für lebende Schweine, sowie für solche Erzeugnisse außer Kraft, welche mit einer amtlicher, Bescheinigung darüber versehen sind, das das Fleisch im Ursprungsland nach Mch gäbe der daselbst geltenden Vorschüße» untersucht und frei von gesundheitsschäd­lichen Eigenschaften befunden worden ist Die kaiserliche Verordnung ist datiert ! Schloß Schwarzenau. 3. Sept. 1891.

Aus dem Innern Rußlands körn- ! men jetzt wieder ganze Eisenbahnzüge inil Gänsen an, die für Berlin bestimmt sind. So wurden in diestr.Woche-19 060-Gänse von Berliner Händlern aufgekauft und über Thorn nach dort verladen. I» Rußland wird, wie derAllg. Fl.-Atg.' aus Odessa geschrieben wird, das Paar dieser Tiere mit einem Rubel bezahlt, das Stück also nach deutschem Gelbe mit wenig über eine Mark.

.Württemberg

Der kommandierende General v. Wölckern begab sich mit dem Generalstads- chef nach Ergenzingen und besichtigte am Freitag Vormittag auf den Feldern zwischen Baisingcn-Eutingen die 51. Jnf.-Brigade.

Ein Telegramm der Spitzbergen­expedition teil mit, die Expedition habe die Lofoten und die norwegische Küste besucht; die Resultate auf Spitzbergen wo der Bellsand- , der Eisfjord und die Kingsbai besucht r wurden. waren - gute. Alles ist wohl. . Die Ankunft in Bremer­haven erfolgt am Sonntag.

Dank der andauernd günstigen Witter­ung sind nunmehr im ganzen Lande die Halmfrüchte mit wenigen Ausnahmen unrer Dach und Fach gebracht. Nach einer Zu­sammenstellung des Vorstandes der Stutt­garter Landesproduktenbörse beziffern sich die durchschnittlichen Ernteergebnisse im ganzen Lande für Dinkel auf 90,45 st« (im Vorjahre 110,04 °/o), für Winter- weizen aus 84.00 (106.58). für Roggen auf 84.62 (103,31), für Gerste auf 101.40 (104.92), für Sommerweizen auf 98.18 (102,22). für Haber auf 106.47 (104,09). für Erbsen auf 91,36 (101,75), für Acker­bohnen auf 94,77 (101,42 °/o) einer Mittel- ernte Dabei wird ausdrücklich hervorge­hoben, daß der Stand des Sommergetreides, Weizen und Gerste ein vorzüglicher sei

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