4.
Amts- rmd Ar^era-ölüiL für dea
76. Iahrglins.
Erscheint Dienstags, Do nnerstag S und Sam sta g s. jl Die Einrückungrgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Umgebung 9 Pfg. die Zeile, weiter entfernt 12 Pfg. " ^
Dienstag, den 8. Januar 1901.
n Dierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadl Mk. t.lv
o ins H-us gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk: !> auger Bezirk Mk. 1. 95.
Aurtkiche Bekanntmachung««».
An die Ortsb-l-ördm für die Arbeiterin sicherung.
Den Ortsbehörden für die Arbeiter-Versicherung gehen mit der nächsten Post je 2 Formulare zu den gemäß 8 16 ff. der Ministerial-Verfügung vom 18. Juni 1891 (Reg.-Bl. S. 160) zu fertigenden Katasternaibwetfur-qc« fii: die lüikdwert- fchaftliÄe VervfSgeoofsnschaf« deS Schwarz Waldkreises mit dem Anftrag zu, die Nachwei- fanqeu «edft deUagen fcnqestens aw lO. d. M., spätestens dis zum l. k. M. hieher ein- zufenden.
Calw, den 5. Jan. 1901.
K. Oberamt.
V o e l t e r.
Tagrsneuigkeiten.
Calw. Durch die schreckliche Christenverfolgung, welche vor 4 Jahren in Armenien stattfand, sind Tausende von Kindern ihrer Eltern beraubt worden. Die christliche Liebe hat sich dieser Waisen angenommen und der Deutsche Hilfsbund für christl. Liebeswerk im Orient unterhält gegenwärtig 1387 Waisen in 8 Waisenhäusern. Die Einnahmen dieses Vereins sind aber in letzter Zeit stark zurückgegangen, so daß viele Waisen entlassen und dem Elend preisgegeben werden müßten, wenn nicht kräftige Hilfe geleistet wird. Um das Interesse für dieses Liebeswerk zu beleben, werden heute Montag, abends 8 Uhr, im Vereinshaus Lichtbilder aus der armenischen Christenverfolgung gezeigt und Bücher zum Verkauf angeboten.
Calw, 4. Jan. Ueber das Ergebnis der auf 1. Dez. 1900 vorgenommenen Volks- und
Viehzählung können wir Folgendes Mitteilen. Die entsprechenden Zahlen der letztmaligen Zählung sind in Klammern beigcfügt:
». Volkszählung.
Selbständig lebende einzelne Personen: 173 (176), Zahl der gewöhnlichen Haushaltungen: 1026 (949), Gesamtzahl der ortsanwesenden Personen, männliche 2395 (2160), weibliche 2547 (2407), zusammen 4942 (4567), Zunahme seit der letzten Zählung 375. Evangelische 4482 (4230), Katholiken 392 (223), von anderen christlichen Bekenntnissen 62 (69), Israeliten 3 (—), von andern Religionen 3 (—). Personen nicht deutscher Staatsangehörigkeit 95 (69).
Die durchschnittliche Zahl der GeburtS-, Heirats- und Sterbefälle beträgt in den Jahren 1876—1890 jährlich 128 Geburten, 26 Heiraten, 121 Sterbefälle. In den Jahren 1891—1900 jährlich 121 Geburten, 33 Heiraten, 106 Sterbefälle, b. Viehzählung.
Pferde 95 (86), Rindvieh 235 (247), Schafe 312 (441), Schweine 132 (119), Ziegen 31 (45), Gänse 133 (135), Enten 263 (279), Hühner 1790 (1534), Bienenstöcke 161.
Ludwigsburg, 4. Jan. Gestern vormittag wurde der im Jahr 1896 aus dem Garnisonsarresthaus hier entwichene Hilfstrompeter Schaf- berg, des Ulmer Regiments hier, welcher wegen Fahnenflucht und Diebstahls in Untersuchungshaft war und in einem unbewachten Augenblick beim Spaziergang seine Flucht dadurch bewerkstelligte, daß er sich in der Abortgrube des Arresthauses versteckte und über 12 Stunden dort zubrachte und in einem günstigen Augenblick des nachts das Weite suchte und nach Frankreich entkam und sich bei der Fremdenlegion anwerben ließ, woselbst er wieder
entwichen und gestern hier ankam, festgeuommen und an sein Regiment eingeliefert.
Weingarten, 4. Jan. Auf einem Dienstgang in einem Waldteil im Laurathal fand der städtische Forstwart vorgestern unter einer Tanne verborgen ein Packet. Nach Oeffnung des Papierumschlags stieß er auf einen weißen Nnterrock, in welchem ein neugeborenes Kind mit durchschnittenem Halse eingewickclt war. Der Beamte machte natürlich sofort gerichtliche Anzeige, doch hat man von der unnatürlichen Mutter noch keine Spur.
Donaueschingen. Das Donauesch. Wochenbl. berichtet. Während des Besuches des Kaisers bei dem Fürsten im letzten Frühjahr kam auch das rühmlichst bekannte „Bohemia-Bräu" aus der hiesigen Brauerei auf die Fürstliche Tafel. Das Bier mundete dem Kaiser so ausgezeichnet, daß durch die kaiserliche Hofhaltung seither regelmäßig Bohemia-Bräu bezogen wird. Der Kaiser hat nun gestattet, daß das „Fürstenberg-Bräu", wie das Bohemia-Bräu künftig genannt werden soll, als „Tafelgetränk S. Maj. des Kaisers" bezeichnet werde. Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt, daß das Fürstenberg-Bräu seit einiger Zeit in zahlreichen Lokalen Berlins zum Ausschank gelangt.
Straßburg, 5. Jan. Am 10. Januar 1901 findet in den Morgenstunden eine internationale wissenschaftliche Ballonfahrt behufs Erforschung der höheren Luftschichten der Atmosphäre statt. Es werden bemannte und unbemannte Ballons aufgelassen. Der Finder eines jeden unbemannten Ballons erhält eine Belohnung in Geld, wenn er den Ballon mit den daran befindlichen Instrumenten sorgfältig birgt, die letzteren unberührt läßt und
6 IT 1 l, k 6 1 O TT. Nachvnr-s ondstrn.
Iack's Brautwerbung.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
Der Wind hatte aufgefrischt, es blies jetzt eine mäßige Brise, welche die vorn und hinten stehenden Stagsegel genügend füllte, um dem Schlepper seine Arbeit zu erleichtern. Die Dünung kam von Nordost, mit den richtigen Kanalrollern, und traf uns beinahe von vorn. Bei jeder neu ankommenden Welle glitt der .Strathmore* langsam, majestätisch nieder, mit seinen kraftvollen Backen einen Berg von Schaum auswerfend. Der Schlepper vor uns tauchte oft bis über den Radkasten unter, oder zeigte ein Rad, welches, aus dem Wasser gehoben und von der Sonne beschienen, sich in der Luft drehte, wie ein glänzender Stahlreifen. Einige Zwischendeckpaffagiere beugten sich, seekrank, über die Reling. Der erste Offizier stand vorn in den Backen, bereit, das Schleppschiff loszuwerfen. Die Mannschaft lungerte müßig umher und wartete auf den Befehl, Segel zu setzen. Es war ein aufregender Moment. Der kleine Dampfer war das letzte Glied, welches uns mit der Heimat verband, und bald sollte er uns verlassen. Einige Möwen hielten sich in unserem Kielwasser, mit gebogenen Hälsen in die kochenden Wirbel spähend, andere schwebten über dem Wasser, und spielten mit dem Winde, oder schossen plötzlich nieder, um sich in dem Schaum der Wogen zu netzen und gleich wieder emporzuschwingen.
Ungefähr dreiviertel Stunden, nachdem Florence mich verlassen hatte, wurde der Schlepper losgeworfen, und ich begab mich nunmehr in den Salon, wo in
i zwischen das Frühstück aufgetragen worden war. Florence mochte es wohl bei j ihrer Tante einnehmen, denn sie erschien nicht, und ich stieg bald wieder an Deck, i Bei uns waren die Matrosen jetzt emsig an der Arbeit, im Takelwerk und auf ^ Deck. Die nötigen Segel wurden gesetzt. Rasselnd fuhren die Taue über die ! Blöcke. Polternd und schlagend hob sich die Leinwand. Ketten klirrten, und ^ herum flogen die Raaen, die Segel an den Wind zu bringen. Und dies alles j unter dem heiseren Gesang der unten an den Brassen ziehenden Mannschaft, und l dem rauhen Geschrei der oben im Takelwerk hantierenden Leute. Es waren das ! Bilder für mein Auge und Klänge für mein Ohr, die mir ebenso gut bekannt i waren wie das Zischen des Gischtes und das Heulen des Sturmes.
^ Das ganze Leben um mich herum versetzte mich so in meine Matrosenzeit, i daß ich jeden Augenblick glaubte, es müsse mich eine rauhe Stimme anbrüllen:
! „Was, zum Teufel, thust du hier mit der Pfeife im Maule, du fauler Lump du? springe, ehe ich dir das Fell gerbe!" Zu meiner Zeit waren Kapitäne und Maats noch nicht die feinen Herren, die sie heute sind, ein Befehl in damaliger Zeit wurde in der Regel mit einer ganzen Salve von Flüchen begleitet.
Tuch um Tuch wurde gesetzt, und bald war der ,Strathmore' mit dem Focksegel, dem großen Bramsegel und drei Topsegeln an den Wind gebracht. Es war dies soviel Leinwand, als er in diesem Gewässer, und angesichts des immer stärker werdenden Windes, nötig hatte. Jeder Faden, den wir vorwärts kamen, brachte uns jetzt weiter in das Wasser östlich der Godwien-Sandbänke, und ließ uns die Wogen wuchtiger empfinden. Nach drei Jahren des Pflaster- tretens, war dies für mich ein Hochgenuß, und um den vollen Anblick der in bauchiger Rundung geschwellten Segel zu haben, trat ich zu dem Mann am Rade. Es war eine kräftig gebaute Gestalt mit dunklem Gesicht, rötlichem Bart und glänzend schwarzen Augen so recht ein Kerl, der mich an manchen Rippenstoß erinnerte.