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wird. An der Innenseite der Eisen befinden sich drei stählerne Spitzen, welche in den Huf eindringen und das Verschieben des Hufbeschlags verhindern. Zum Abnehmen des Hufeisens genügt die Lösung der an dem Hebel befindlichen Ringe. Für die deutschen Pferdebahnen mit einer Geleise-Länge von 1200 000 Meter, auf denen ein jedes Pferd im Durchschnitt nach dreijährigem Gebrauch abgenutzt wird, ist die Verbesserung des Hufbeschlags vielleicht ein Gewinn, dessen Bedeutung sehr hoch zu veranschlagen ist. Dasselbe Blatt ist ferner in der Lage, mitteilen zu können, daß die Goldberg'schen patentierten Papier- Hufbeschläge nach vielen Proben sich nunmehr vollständig gebrauchsfähig erweisen und demnächst in den Handel kommen werden.
Das Opfer einer Kartenlegerin ist in die Irrenanstalt in Dalldorf eingeliefert worden. Der bei einem Rentier in der Markgrafenstraße in Berlin be- diensteten Minna Siebert wurde von einer Wahrsagerin prophezeit, daß ihr „eine furchtbare Thal" widerfahren werde. Das Mädchen, welches mit einem jungen Manne ein Liebesverhältnis unterhielt, wurde durch die Wahrsagung, die sie auf ihre Verlobung bezog, sehr aufgeregt. Weinend erzählte sie ihrer Herrschaft, Saß ihre Eltern sie morden wollten, damit sie ihren Bräutigam nicht heiraten könne. Jetzt brach bei der Ärmsten Tobsucht aus.
Zu den Hauplvergnügungen unserer kaiserlichen Prinzen gehörte bekanntlich in dem englichen Badeorte Felixstowe außer dem Graben im Sande das Reiten auf Eseln. Der etwas ältliche Verleiher dieser nützlichen Thiere begleitete aber seine prinzlichen Kunden nur auf ihrem ersten Ausritte. Sie sausten ihm etwas zu rasch einher, und er ließ sich deshalb später von einem Jungen vertreten, der bald ein Günstling der Prinzen wurde, deren kaiserliche Mutter seine dürftige und mangelnde Garderobe durch einen neuen Anzug ersetzen ließ und ihn sogar aufgefordert haben soll, mit nach Deutschland zu gehen. Dieses freundliche Angebot lehnie der Junge aber nach längerer Üeberlegung ab, und wird nun von seinen Genossen als der „größte Esel in Felixstowe" angesehen.
Da der Fürst von Monaco sich entschieden geweigert hat, das Privilegium der Spielbank in Monte Carlo zu erneuern, haben sich die Spielpächter an den Fürsten Johann Liechtenstein mit dem Ersuchen gewendet, die Erlaubnis zur Errichtung einer Spielbank in Vaduz zu erteilen. Die Pächter bieten eine jährliche Zahlung von 10 Millionen Francs, die Erhaltung der Liechtensteinischen Armee und die Zahlung sämtlicher Steuern und Abgaben der Liechtensteinschen llnter- thanen.
(Praktische Fußbekleidung.) Lieutenant Bachmutow, der bekanntlich das ganze russische Reich vom äußersten Osten, d. h. von Wladiwostok aus. bis Petersburg in 12 Monaten durchquerte, hat auf dieser
Reise praktische Versuche betreffs der zum Marschieren geeignetsten und gesundesten Fußbekleidung angestellt und ist nach dem Verbrauch bezw. bei Benutzung von 37 Paar der verschiedenartigsten Stiefel, Schuhen und Opanken zu einem Ergebnis gekommen, welches er jetzt dem Kriegsminister und russischen Generalstab unterbreitete. Lieutenant Bachmutow erklärt die sibirischen Stiefel, „Schegi" genannt (sie haben weiche, mit den Rändern nach oben umgebogene Sohlen) für die allerbesten Jnfanterie-Marschstiefel.
Das Gegen st ückzurSeeschlange ist die Landschlange. Während elftere meist in den heißeren Hundstagen erscheint, zeigt sich letztere in den kalten und regnerischen Wochen. Ein Junges dieser letzteren ist, wie aus Florenz gemeldet wird, einem zwanzigjährigen Manne Namens Borghini, während des Schlafens im Freien durch den offenen Mund bis in den Magen ge krochen. Die Aerzte konnten das Reptil nicht herausziehen und der Unglückliche starb unter den gräßlichsten Schmerzen.
Im Alter von 92 Jahren aus Liebeskummer das Leben genommen hat sich der Greis Georg Elsner in St. Denis. Er lebte mit seiner Gattin in Zwietracht, trennte sich von ihr und nahm eine 64jährige Frau, der er seit 35 Jahren den Hof gemacht hatte, in sein Haus auf. Die Liebe der Letzteren für Elsner war jedoch weniger dauerhaft, und sie verließ ihn daher kürzlich. Elsner war hierüber verzweifelt und erhängte sich an einem Balken seines Zimmers.
(Arme Kerle.) Ihr armen, angstgequälten Junggesellen der Gallasvölker! Wenn bei diesen Stämmen — so berichtet das „Ausland" — eine Jungfrau sich mit einem Manne zu verheiraten wünscht — und das ist ihr gutes Recht — so erklettert sie, von ihren Verwandten unterstützt, nachts die Einfriedigung der Hütte, in welcher der erkorene Jüngling wohnt; dort lauert sie auf der Schwelle, bis der Tag anbricht. Der Jüngling muß sie dann heiraten, er mag wollen oder nicht. Schon baut man die Einfriedigung so hoch wie nur möglich, aber es nützt nichts. Je höher die Zäune werden, um so eifriger üben sich die Jungfrauen im Klettern.
(Kasernenhofblüten.) Wachtmeister (zum Einjährigen, welcher wiederholt vom Pferde fällt): „Zum Donnerwetter, glauben Sie denn, Sie sind ein Börsenpapier, daß Sie fortwährend steigen und fallen?",— Unter- offizier (zum Soldaten, der ungewaschen zum Dienst erscheint): „Wenn man Sie einen Schweinigel nennt, dann schimpft man Sie nicht, sondern man tituliert Sie!"
— Feldwebel: „Einjähriger Müller, stehen Sie doch nicht so frei willig da!"
— (Eingegangen.) Student: „Boshafter
Mensch, mein Alter! Bitte ich ihn um eine Anweisung auf eine größere Summe — schickt er mir einDombau - loos!« (Fl. Bl.)
(Konzessionen.) „Ein Auskommen in der Ehe ist nur möglich, wenn man sich gegenseitig Konzessionen macht," erläutert
weise ein Erfahrener. „LH z. B. habe niemals Hunger vor 7 Uhr abends; da aber meine Frau gewöhnt ist. um 5 Uhr zu dinieren, sind wir übereingekommen, uns um 6 Uhr zu Tisch zu setzen. Ans diese Weise ist das Essen uns beiden i„ gleichem Maße unangenehm."
(Im Hochgebirge.) Der Hotelier ist im Begriff, mit Hilfe seines Oberkellners eine Rechnung abzufassen. „Haben Sie bemerkt, daß der Herr auf Nr. 7 während seines hiesigen Aufenthaltes jeden Morgen nach der Wetterfahne gesehen hat?" — „Jawohl, jeden Morgen!" — Schreiben Sie also: „Für Benutzung der Wetterfahne — 3 Franken."
(Unnötige Vorsicht.) Vater: „Karlchen. ich hoffe doch, daß Du im Kosthaus keine Schweinewurst itzt; es können leicht Trichinen darin sein." — Karlchen: „Ach. die schaden mir nicht, die Frau Professor schneidet die Wurst so dünn. daß die Trichinen alle zerschnitten werden."
(In einem Gasthause streitet man sich über das Alter der in der Stadt befindlichen Wirtshäuser. Der Wirt, welcher zuhört, wirft selbstgefällig ein: „Mein Gasthaus besteht an die 200 Jahr!" — „Ganz richtig," bemerkt ein Gast, „das sieht man schon an der Kellnerin!"
(Zu viel verlangt.) Mieter: „Wissen Sie, die Aussicht ist vom Zimmer nicht besonders." — Wirtin: „Na, soll ich Ihnen für ihre zehn Mark noch den Großglockner Herkommen lassen?"
Gemeinnütziges.
(Gegen Zahnschmerzen.) Gegen Zahnschmerzen soll ein einfaches und sicher helfendes Mittel folgendes sein. Man taucht ein kleines, mehrfach zusammenaclegtes, leinenes Läppchen in recht heißes Wasser und bestreicht und bedeckt damit das Zahnfleisch und den schmerzhaften Zahn. Nach mehrmaliger Wiederholung dieses Verfahrens wird der Zahnschmerz verschwunden sein. Je wärmer man die Ausschläge macht und dulden kann, desto schneller und besser wirken sie(?).
(Heringe werden mariniert, daß man sie zunächst 3—4 Tage in nicht entsahnte Milch legt, welche täglich durch frische ersetzt werden muß (Wasser entzieht das fettgedrängte Salz nicht so gut) alsdann kommen außer gutem Essig Lorbeerblätter, Zwiebeln, Kapern, Scheiben von Meerretia, Pfeffer in Körnern u. s. w., je nach Geschmack, hinzu.
(Gegen übermäßiges Schwitzen der Hände) empfiehlt es sich, früh und abends einen Kaffee- > löffel voll Seisenspiritus zwischen den Händen zu verreiben und über Nacht lederne Handschuhe, ; welche innen mit Talkpulver bestreut sind, zu tragen.
Wetterprognose für August 1891.
iNachdruck verboten.-
17. Nebel dann aufheiternd und meistens heiter, trocken, zunehmende Temperatur im Ganzen von jetzt ab bis heiß;
18. Nebel, dann aufheiternd und meistens heiter,
19. ähnlich, „ dto. dto. dto.
20. dunstig, meistens heiter, trocken;
21. vorwiegend heiter, windig, wenig Wolken;
22. dto. dto., heiß wenige Wolken;
23. heiter, trocken, heiß;
24. Ebenso oder ähnlich;
25. Ebenso oder ähnlich;
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.