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würdig gegen die Franzosen gezeigt. So schreibt das Blatt zur Abreise des französischen Geschwaders: „Gott sei dank! Morgen um diese Zeit wird es in Petersburg wieder möglich werden, ruhig zu leben, denn die Franzosenmanie wird verschwinden. Inmitten all dieser meistens lächerlichen Sympathieergüsse haben wir Dinge bemerkt, welche des russischen Volkes unwürdig sind: die auf einigen öffentlichen Plätzen stattgehabte Deutschenhetze und die ungeheure Verschwendung. Die Deutschen in Petersburg haben sich während der Zeit der Franzosenmanie tadellos und taktvoll benommen. Man demonstrierte im Zoologischen Garten gegen zwei Deutsche, weil sie beim Absingen der Marseillaise das Haupt nicht entblößt hatten. Dieser Vorgang ist abscheulich und unwürdig. Zweitens begreife ich nicht, wie eine so kolossale Verschwendung zu Ehren der Franzosen getrieben werden konnte, während in Rußland viele Tausende von Menschen hungern. Niemand hat daran gedacht. Sehr traurig!"
New-Jork, 14. Aug. Ein Vergnügungsdampfer mit 800 Personen prallte bei Longisland infolge eines plötzlichen Windstoßes an der Brücke an. Die Fahrgäste suchten bei dem Gewitterregen auf dem Verdeck Schutz. Das Verdeck stürzte ein, die Menschen des unteren Verdecks unter den Trümmern begrabend. Unter den Gelöteten sind acht Frauen und vier Kinder. Viele Frauen und Kinder sprangen ins Meer, Es ist noch nicht sestgestellt, wie viele ertranken. Die Ausflügler waren Angestellte eines Modewarengeschäfts in Brooklin; meist Deutsche.
AUüU'lk'n.
Ein Verbrecher.
Erzählung von Feodor Bern.
(Fortsetzung.)
Flüchtig eilte der Mann dem nahen Wald zu. Dort schimmerten die Strahlen des Mondes nur einzeln, flimmernd durch das grüne Laubdach. Alles ringsum war still. Die Schritte des Fliehenden machten das einzige Geräusch.
Erschöpft ließ der Mann sich auf einem Stein nieder. Hier, inmitten des Waldes, fern vom Weg, hatte er nichts zu befürchten. Der Mond schien hell auf die Stelle, wo er saß. Einen Augenblick lang lauschte er, Alles blieb still. Ein Lächeln war auf seinem Gesicht bemerkbar. Er griff in die Tasche, ließ mehrere Geschmeide durch seine Finger gleiten und in dem Mondschein strahlen. Sein Auge suchte den Inhalt und Wert mehrerer Papiere zu erforschen Es war hell genug dazu. Er blickte starr; in der Eile hatte er das richtige Schubfach verfehlt.
Da rauschte es plötzlich hinter ihm im Gebüsch — leise vorsichtig. Er hörte es nicht. Eine dunkle Gestalt trat leise auf ihn zu. Ihr Fuß trat auf einen dürren Zweig. Der Mann wandte das bleiche Gesicht zur Seite - er erblickte die Gestalt.
„Ha, mein Geliebter, mein Geliebter!" rief sie laut — es war Heinrichs Mutter. Sie stürzte dem Mann entgegen.
Erschreckt, bebend, mit halb unterdrücktem Aufschrei sprang der Mann empor. Und als ob Furien ihn verfolgt hätten, eilte er fort, hastig durch die Gebüsche, durch Dornen, über Steine.
Regungslos, fast starr war die Frau stehen geblieben. Hatte sie geträumt? Sie fuhr mit der Hand über die Stirn. Fern rauscht es im Gebüsche — es konnte auch der Wind sein, der durch die Baum- gipfel zog.
Auf demselben Stein, auf welchem soeben der Mann gesessen, ließ sie sich nieder. Den Kopf stützte sie nachdenkend auf die Hand. Der Mondschein siel voll bleich auf sie. Seine Strahlen zitterten glitzernd in den Thauperlen an den Grashalmen zu ihren Füßen. — —
Als der Gefängiswärter am folgenden Morgen in Buchens Zelle trat, fand er dieselbe leer Erschreckt untersuchte er sie. Der Gefangene war fort. Eine Oeffnung in der dicken Mauer verriet, wo er geblieben war, ließ es aber unbegreiflich, wie es ihm ohne Instrumente gelungen war. sich durch sie einen Ausgang zu bahnen.
Buchens Entweichen aus dem Gefängnis machte nicht geringes Aussehen. Alles wurde aufgeboten, seiner habhaft zu werden. Vergebens. Zwei Menschen, die über ihn vielleicht einige Auskunft Hütten geben können, Frau von Friesen und die närrische Liese, schwiegen.
Wenige Tage nach BuchensFluchter hielt das Gericht einen Brief. Dieser Brief war von Buchen und höhnend geschrieben.
Er schrieb, daß er unschuldig sei. Der Waldhüter habe den Advokaten erschlagen und Frau von Friesen ihren eigenen Gatten vergiftet — er wisse beides.
Die boshafte Absicht lag zu deutlich zu Tage. Steingruber, welcher bereits seit mehreren Tagen in Freiheit war, wurde nicht wieder eingezogen und gegen Frau von Friesen wurde keine Untersuchung eingeleilet. — Fernaus und Friesens Mörder war Buchen.
Es wurde viel von dieser ganzen Angelegenheit gesprochen.
Anfangs wurde das Interesse daran noch durch die angestellten Nachforschungen nach dem Flüchtigen wach gehalten. Man glaubte, daß er Amerika zu gewinnen suchen werde, und verfolgte seine Spur bis Hamburg und Bremen — vergebens.
Die Angelegenheit kam immer mehr in Vergessenheit. Nur Steingruber erholte sich langsam von dem ausgestandenen Schreck und von den Nachwirkungen des Gefängnisses. Heinrich mußte zum Militär zurückkehren, aber er nahm die feste Versicherung mit, daß Marie sein Weib werde, sobald seine Dienstzeit zu Ende war, und seine Mutter blieb bei dem Waldhüter. Sie war noch stiller geworden als früher und stundenlang saß sie selbst bei dem unfreundlichsten Wetter still, zusammengehockt, träumend vor sich hinstarrend im Wald.
Die Stadt hatte sich im stillen vorbereitet, den Prozeß wegen des Waldes aufs neue zu beginnen. Man hatte nach- geforscht, wo Fernau die Urkunde gefunden hatte, und wirklich war noch ein Aktenstück aufgefunden worden, welches unzweifelhafte Hinweise auf jene Urkunde enthielt. Dies genügte als Beweis, zumal diese
Hinweisungen mit der Abschrift genau übereinstimmten. !
Die Stadt gewann den Prozeß und Buchens Gut wurde verkauft. Der geringe Rest, der nach Abzug der Hypotchekenschuld übrig blieb, fiel außer der Waldung als Entschädigung der Stadt anheim.
Am schwersten von allen hatte Frau von Friesen gelitten. Ihre Gesundheit war durch all die Aufregungen so zerrüttet, daß die Aerzte für ihr Leben besorgt wurden.
Im nächsten Frühjahr — man hatte bis dahin noch nichts wieder über Buchen j gehört — mußte sie auf der Aerzte Anraten eine Reise nach Italien unternehmen. ! Sie war gern dazu bereit. Sie durste hoffen, daß die Eindrücke der Reise die Erinnerung an die Vergangenheit in ihr verwischen würden. Vergessen — vergessen, das war das einzige, wonach sie sich sehnte. Nur dadurch konnte sie ein Leben wieder gewinnen, das frei und unbefangen um sich schaute. Nur dadurch konnte sie für Glück und Gesellschaft wieder zugänglich werden.
(Schluß folgt.)
(Aus der Fremdenliste,) der man doch nur die nüchterne Auszählung der Namen, des Standes und des Heimatsortes der Hotelgäste zumutet, sind gleichwohl mitunter kleine pikante Enthüllungen zu entnehmen. So schrieb sich kürzlich eine junge Dame aus Rußland in di« Fremdenliste eines Wiener Hotels als Fräulein „Maria N., Ebrenbürgerstochter" ein. In einer anderen Fremdenliste liest man von einer ,K. K. Börsenbesuchersgattin", von einem „K. K. Militärschwimmschulzögling", von Herrn „N. N., Milchbruder des berühmten Violinvirtuosen K.", einmal auch von einem Herrn M., der sich als „Zeitgenosse" ausgab, ferner „Kaiserlich Osman. ische Hosgarten - Direktorsgattin"; „Abul R., Tulumbadschi Pascha" (Feuerwehr-Pascha), oder „Verwitw. Geh. Registratorsgattin" u. s. w. Vielleicht lesen wir demnächst von „Fräulein Z.. Wohlthätigkeits - Vereins - Präsidenten - Tockter", oder von „Herrn P., Couponsabschneiderssohn' rc. rc.
(Großartiges Geschäft.) Reisender: j Bon der Ausdehnung unseres Geschäfts können Sie sich gar keine Vorstellung machen! Denken Sie nur, bei der letzten Inventur bemerkten wir erst, daß zwei Kassierer fehlten!
(Zu früh.) Der kleine Moritz (trium- ^ phierend): „So, Vater, jetzt sitz' i nimmst in d'r letzten Bank." — Vater: „So ist's recht; da hast eine Mark; aber wie kam's ^ denn?" — Der kleine Moritz: „Weil die letzte Bank angestrichen wird."
Auflösung des Mathematischen Rätsels in Nro. 127.
180 St. Apfel und ebensoviel Nüsse und 11 Kinder.
Richtige Lösungen haben eingcsandt: Karl Mahler, Karl Wagner, Wilhelm Schönthaler von Neuenbürg, Ernst Bertsch, Arnbach, Rich. Trink- ner, Rothenbach, Aug. Hädinger, Herrenalb und M. Oelschläger von Oberlengenhart.
Kapselrätsel.
Welche fünf Städtenamen sind in dem ^ nachstehenden Satze enthalten?
Mein Schwager nahm ein saubres, lauter Zeichnungen für Theaterzwecke enthaltendes Buch zur Hand.
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.