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Mizellen.
Ein Verbrecher.
Erzählung von Feodor Bern.
(Fortsetzung.)
Die Thatsache, daß der Herr von Friesen an Gift — an Arsenik gestorben war, stand fest. Selbst der Arzt, welcher zu spät zu ihm gerufen war, gab die Möglichkeit und jetzt selbst die Wahrscheinlichkeit zu. Damals war zu wenig Grund vorhanden gewesen, um einen solchen Verdacht zu schöpfen.
Die Frau von Friesen wurde über den Tod ihres Mannes vernommen. Sie war bestürzt über diese Entdeckung — auch sie hatte damals keine Ahnung davon gehabt, nicht daran gedacht. Ihre Aussagen enthielten nichts Neues, dasselbe, was der Diener, welcher vom ersten Augenblick an bis zum letzten bei Friesen gewesen war, bereits ausgesagt hatte. Frau von Friesen war mit ihrem Mann nicht allein gewesen.
Buchen war auf die Kunde von Friesens Unwohlsein sofort gekommen. Ausfallendes in seinem Wesen hatte niemand bemerkt. — Freilich, er verstand es, sich zu verstellen.
Sämtliche Teilnehmer an der Jagd und dem darauf erfolgten Essen wurden vernommen. Kein einziger konnte etwas Näheres angeben. Der Herr von Friesen war gegen Morgen plötzlich unwohl geworden und war heimgekehrt. Buchen hatte bei Tisch neben ihm gesessen und ihn auch bis zum Wagen geleitet.
Das war alles. was Conradi durch die Zeugenaussagen erfuhr. Buchen hatte sich in dem deshalb mit ihm angestellten Verhör hochmütig und kalt benommen. Nicht durch ein Wort hatte er sich verraten. D>e allgemeine öffentliche Stimme nannte ihn den Mörder Friesens. Beweise gegen ihn ließen sich nicht auffinden.
Vergebens hatte Conradi geforscht und keinen Schritt, der zur Entdeckung führen konnte, unversucht gelassen. Er Hostie, daß Buchen selbst dieses Verbrechen eingestehen werde, wenn er einmal wegen des Mordes Fernaus verurteilt war.
Dies Urteil mußte trotz Buchens hartnäckigen Lcugnens in kurzer Zeit erfolgen, denn alle Schritte zur Untersuchung waren geschehen. Mehrere ärztliche Autoritäten hatten nach genauer Prüfung der Mutter Heinrichs einstimmig sich dahin erklärt, daß der Geist der Frau zwar gestört sei, indes nicht in dem Maß. daß ihre Aussage deshalb ganz unzuverlässig sei. Und sic hatte alles zu genau erzählt, so daß an der Wahrheit nicht zu zweifeln war.
Nach ihrer Gewohnheit hatte sie an jenem Tag, an welchem der Advokat ermordet worden war, im Walde gesessen, zwischen Gebüsch versteckt, nahe der Stelle, an welcher das Verbrechen begangen war. Sie habe Fernau ruhig daherkommen sehen, ohne ihn zu kennen. Buchen war ihm nachgeeilt. Ein heftiger Wortwechsel war zwischen beiden entstanden, denn Buchen halte von Fernau etwas verlangt, was dieser verweigert hatte. Plötzlich hatte Buchen ein Beil unter seinem Nock hervorgeholt, war damit auf den Advokaten ein
gedrungen und hatte diesem, ehe er sich zur Wehr setzen konnte, einen schweren Schlag auf den Kopf versetzt. Lautlos war der Getroffene niedergesunken. Buchen hatte das Beil von sich geworfen, nachdem er sich überzeugt, daß der Mann tot sei. Hastig hatte er ihm dann die Brieftasche aus der Brusttasche des Rockes gerissen und war damit fortgeeilt.
Weiter wußte die Frau nichts anzugeben, denn Entsetzen hatte sie erfaßt und sie war dem Gutsbesitzer nicht gefolgt. Was er mit der Brieftasche begonnen, wußte sie nicht; ebenso wenig, woher er daß Beil hatte.
Ihre lange Erzählung war klar und bestimmt. Conradi hatte versucht, sie durch Fragen irre zu führen, nicht in einen einzigen Widerspruch hatte sie sich verwickelt.
Auf die Frage, weshalb sie nicht sofort von dem Mord Anzeige gemacht, erwiderte sie ruhig, sie habe Buchen lieb gehabt; auch habe sie dem Waldhüter gegönnt, daß er einige Zeit im Gefängnis sitze. Er habe kurz vorher ihren Sohn aus seinem Hause gewiesen.
Alles dies hatte sie in verschiedenen Verhören ebenso wieder erzählt.
Der Tag, an welchem Buchen verurteilt werden sollte, war schon bestimmt. Mit Spannung sahen ihm alle entgegen. Man war neugierig, wie Buchen sich benehmen , ob er endlich das Geständnis seiner Schuld ablegen werde.
Auch Frau von Friesen hatte diesen Tag durch Zufall erfahren und sie war tief erschüttert.
Spät am Abend vor dem Tag hatte sie ihre Dienerin von sich geschickt.
Sie wollte allein sein. Das Licht hatte sie ausgelöscht. Matt schien der Mond in's Zimmer, dessen Glasthür in den Garten führte. Diese war verschlossen.
In trübe Gedanken versunken saß sic regungslos in einem Lehnstuhl. Sie dachte an ihn, über den am folgenden Tag das Schuldig ausgesprochen werden sollte.
Im Geist sah sie ihn mit Ketten belastet bleich — im Gefängnis sitzen. Und dieser Mann hatte ihr so nahe gestanden, auf ewig hatte sie sich mit ihm verbinden wollen. Mit dem Mörder! Und auch das Bild ihres toten Gatte» trat vor sie hin und schien gegen ihn zeugen zu wollen Hatte er auch ihn ermordet?
Sie segnete in Gedanken Conradi, daß er Buchen an jenem Abend habe verhaften lassen — nicht einen Tag später — denn dann -- dann wäre es jetzt ihr Gatte, über den das Urteil gesprochen werden sollte.
Stundenlang hatte sie schon in Gedanken dagesessen. Sie wollte sich nicht zur Ruhe legen, denn die Bilder, welche sie jetzt peinigten und erschreckten, verließen sie auch auf dem Lager nicht.
Ihr Zustand war zwischen Schlaf und Wachen. Nur zuweilen schreckte sie auf und blickte hastig umher, um sich zu überzeugen, daß alles ein Traum war.
Ein Geräusch an der zum Garten führenden Thür schreckte sie auf. Sie hatte nicht gemerkt, daß ein Mann davor getreten war. Leise rüttelte er an dem Schloß. Sie wollte aufspringeu, um Hilfe
rufen — der Schreck hatte sie für de» Augenblick gelähmt.
Fester, gewaltsam drückte der Mann an der Thür, sie sprang auf. Die schwachen Strahlen des Mondes sielen auf ein bleiches Gesicht, dessen glühende Augen die in dem Zimmer herrschende Dämmerung zu durchdringen suchten.
Starr, regungslos hatte Frau von Friesen den Blick auf ihn geheftet. Er bemerkte sie noch nicht, trat einen Schritt in das Zimmer.
Sie erhob sich langsam. Ihr Oberkörper hatte sich etwas nach vorn übergebeugl. Erschreckt — abwehrend streckte sie die Rechte aus und rief mit gepreßter Stimme! „Buchen!"
Der Mann bemerkte es. Er zögerte, ^ Hastig trat er zu ihr. Sein Auge bliäte ^ glühend, ein höhnisches Lächeln glitt über die bleichen Züge. Hastig blickte er m s Zimmer umher. Er suchte etwas. Auf einem Nebentisch lag ein Messer, es blinkte in dem Mondschein. Er erfaßte es. Schon war der Arm, der es hielt, erhoben, das Messer auf die Brust der Ohnmächtigen gezückt, da warf er es zur Seite. >
Schnell trat er an den Schreibtisch, ( Der Schlüssel steckte darin. Er schien mit ihm bekannt zu sein. Einige Schubfächer öffnete er und barg deren Inhal!
— Geld, Geschmeide und Papiere in seiner > Kleidung, dann schloß er ihn wieder und ! glitt schnell geräuschlos durch die Thur -
— durch den Garten. ;
(Fortsetzung folgt.!
„Mein Schatz ist ein Reiter," sang i gestern ein Husar in Potsdam und hob ^ dabei sein Schätzchen Auguste auf sein Pferd. Stolz thronte die Maid auf dein feurigen Kriegsrosse, als dieses plötzlich scheu wurde und zum Entsetzen Augustens und des Soldaten durchging. Das Pferd rannte mit seiner süßen Last duch die russische Kolonie die Alleestraße entlang, bis es in der Schulstraße die zu Tode ge- ängstigte Maid, welche sich bis dahin krampfhaft am Halse des Pferdes festge- , klammert hatte, ab und in den Straßeuschmutz warf. — Augustchen hat geschworen, nie wieder ein Pferd zu besteigen, es sei denn ein Karousselpferd.
In der Nähe von O lfe n (Westfalen) . wurde ein junges Bauernmädchen von einem 18jährigen Bäckergesellen angegriffen. Die kouragierte Westfälin überwältigte jedoch nach längerem Kampfe ihren Angreifer und führte denselben eigenhändig der Polizei zu.
(Die Leidende.) Ein Arzt hat eine Patientin, die ihn alle Augenblicke wegen der lächerlichsten Kleinigkeiten rufen läßt und sich von einer Menge Krankheiten befallen glaubt. „Oh, gnädige Frau!" ruft er eines Tages, welche Gesundheit müssen Sie haben, um alle diese Krankheiten auszuhallen!" —
(Beim Abiturienten - Examen.) „Wie groß ist die Entkernung der Sanne von der Erde?" — „Ungefähr 37 Millionen Meilen." — „Wie finden Sie diese Ziffer?" — „Enorm, Herr Professor!"
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.