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mußte er Kaution stellen und eins der Mädchen wußte er dadurch zu bethören, daß er ihm vorspiegelte, er sei Zahlmeister in Frankfurt a. O. Er erschien auch in voller Uniform mit Schleppsäbel und Sporen. Innerhalb eines halben Jahres ließ der Angeklagte sechsmal Verlobungskarten drucken und mit verschiedenen seiner Bräute ließ er sich photographieren. Der An­geklagte wurde zu acht Jahren Gefängnis verurteilt.

(Ein Scherzwort der Kaiserin.) Auf der jüngsten Durchreise der Kron­prinzessin von Schweden durch Berlin nahm die Kaiserin mit dieser das Früh­stück bei den erbgroßherzoglich badischen Herrschaften ein. H^bei kam das Gespräch auf die elegante und behagliche Einrichtung der in den letzten Jahren neu erbauten Offizierskasinos, unter denen vorzugsweise dasjenige des 3. Garde-Ulanen-Regiments gerühmt wurde, in dem der Kaiser nach der diesjährigen Besichtigung des Regi­ments das Frühstück eingenommen hat. Ich bin." äußerte die Kaiserin,durchaus nicht für eine derartige behagliche Ein­richtung, denn nun kommen die Ehemänner gar nicht mehr nach Hause!"

(Ein Opfer des korpotuuw mobile.) Der in Berlin wohnende frühere Drechsler­meister E., welchem es als geschicktem Meister gelungen war, ein ansehnliches Vermögen zu erwerben. wollte durchaus das Problem des kerpotuum mobile lösen. Seit Jahren machte er zu diesem Zwecke die kostspieligsten Versuche, welche den größten Teil seines Vermögens ver­schlangen und dem an Wohlleben ge­wöhnten Manne, sowie seiner Familie die größten Entbehrungen auferlegten. Das Fehlschlagen und Mißlingen aller seiner Arbeiten führte den E. schließlich zum Tiefsinn; seit länger als einem Jahr lebte er vollständig abgeschlossen von jedem Verkehr. Vor einigen Tagen nun stellte sich bei dem Bedauernswerten Tobsucht ein, die seine Aufnahme in eine Irren­anstalt notwendig machte.

(Schneider - Rache.) Einer der großen Londoner Herrenschneider, welcher auch die Ehre hat, den Prinzen von Wales zu bedienen, kutfchierte unlängst seine Equipage mitten unter denen der eleganten Welt von Hydepark. Da rief ihm einer seiner hochgeborenen Kunden, den das ver­schnupfte. plötzlich mit schallender Stimme zu:Eh, Mr. P., sehen Sie doch 'mal, dieser Ueberrock hier, den ich von Ihnen habe, will gar nicht sitzen." Mr. P. stieg ruhig von seinem Sitze herab und bat Se. Hoheit, eine Sekunde still zu stehen. Er ging um ihn herum und betrachtete von allen Seiten aufmerksam den Sitz des Paletots.Ja. Eure Hoheit haben recht," erklärte er endlich. und zog ein Stück Kreide aus der Westentasche,hier muß der Rock etwas eingenommen werden, und hier!" Und bei jedemHier" machte er dem hohen Herrn dicke, fette Kreidestriche auf dem Rock, während sich eine lachende Korona um Beide sammelte.So, wenn Eure Hoheit sich jetzt nach meinem Atelier bemühen wollen, aber ohne unterwegs

jdie Kreidezeichen verlöschen zu lassen, so wird mein Werkführer auf der Stelle die notwendigen Aenderungen vornehmen," erklärte ernsthaft der Gentlemann-Taylor, verabschiedete sich mit einer tiefen Ver­beugung und kutschierte davon. Die Hoheit aber stand verdutzt da und entzog sich dann durch eine rasche Flucht dem Ge­spülte der Umstehenden.

Große Heiterkeit verursachte ein Miß­verständnis vor der Ferienstrafkammer am Landgericht II. Ein Landbewohner war an den Zeugentisch getreten, um den Zeugeneid zu leisten. Da er Hut und Stock in der rechten Hand hatte, flüsterte ihm der Gerichtsdiener, indem er auf Hut und Stock wies, zu:Auf den Tisch!" Der Zeuge bezog jedoch diesen Wink auf sich und bemühte sich sofort auf den Tisch zu klettern. Er halte bereits das rechte Bein oben, als ihn der Gerichtsdiener sanft zurückzog.

(Kühe mit Brillen.) Das französische Optiker-Fachblatt erzählt, daß eine große Anzahl russischer Landleute auf Anraten des Dr. Verincourt vom Ackerbaudeparte­ment die Gewohnheit angenommen haben, ihre Rinder mit blauen Brillen zu versehen, um deren Augen besser zu bewahren. In einer Provinz liefen 4000 Tiere mit Brillen herum und gewährten einen äußerst sonderbaren Anblick. Diese Maß­regel sei für notwendig befunden worden, weil die Rückstrahlung des Lichtes vom Schnee derartig blende, daß in einem Jahre 10,000 Häupter Vieh an Augen­entzündungen erkrankt seien. (Und so etwas hat ein angeblich ernstes Blatt den Mut zu drucken! D. Red.)

(Ursprung des Billards.) Im British Museum befindet sich ein Dokument von 1750, welches dem Billardspiel einen eigentümlichen Ursprung zuschreibt. Dieses Spiel soll um 1560 von einem Pfandleiher, namens William Kew erfunden worden sein. Dieser würdige Mann soll die Ge­wohnheit gehabt haben, des abends die Kugeln, das Zeichen seines Gewerbes (die man noch vor jedem Pfandleiher-Laden in London sieht), genommen und auf seinem Schreibtische mit dem Jard (Elle), welche ihm zum Messen der Stoffe diente, hin und her gestoßen haben. Billard sei da­her eine Zusammenziehung von Bill's (William) Aard.

(Prämie auf Geburten.) Während des Jahres 1890 war im Zivilstands-Register der Gemeinde Charette (Frankreich) nicht eine einzige Geburt zu verzeichnen ge­wesen. Ein Faktum ohne Beispiel. Der Graf von Chardonnet, Maire von Cha­rette, hat nun die folgende Bekanntmach­ung austrommcln lassen:Wir Maire von Charette, versprechen eine Prämie von 100 Franken jeder Frau zu zahlen, welche während des Jahres 1892 ein lebens­fähiges Kind in die Welt setzen wird. Diese Prämie wird 8 Tage nach der dies­bezüglichen Anzeige auf dem Standesamt bezahlt. Die Eltern müssen der Gemeinde mindestens seit einem Jahre angehören."

Paris schüttelt sich vor Lachen über einen amerikanischen Erfinder, der ein Patent auf ein elektrisches Korsett genommen haben soll, bestimmt das Reich der frommen Sitte mit einem Schlag her- bcizusühren. Die Sache ist so: Wenn dieses intime Bekleidungsstück von eines kühnen Liebhabers Arm gedrückt wird, giebt es plötzlich einen Schrei gleich dem Pfeifen einer Eisenbahnlokomotive von sich. Der Erfinder behauptet, schon drei seiner Töchter dadurch an den Mann gebracht zu haben, daß die zärtliche Annäherung ihrer Verehrer auf so hörbare Weise publik geworden sei.

(Wie ein echter bayerischer Magen be­schaffen tst,) geht aus folgendem Bericht derJsarzeitung" hervor: Nachdem der Gürtler K. I. in dem Dorfe N. in drei Tagen einen Zentner (oho!!) Kirschen mit Kernen (!) verschlungen hatte, bekam erBauchgrimma," so daß er das Bett hüten mußte. Um nun diesem Uebel ab­zuhelfen. hat er seine ihm schwer im Magen liegenden Kirschen mit einer guten Portion Leinöl, die er hinter die Binde goß, ein­gemacht. Ein Pferd könnte daran kaput gehen, diesem Mann aber hat es gar nix geschadet.

(Berliner Kind. Bor dem Kriminal« Achter steht ein neunjähriger Knabe, welcher mit älteren Diebesgenossen einen Einbruch verübt hat.Unglückliches Kind," sagt der Richter,wie kommt es, daß Du so früh schon an einem Verbrechen teilge­nommen hast?"Det is sehr eenfach. Vader war an dem Dage krank, uffschieben ließ sich det Jeschäft nich, un um den Ollen zu beruhigen, sagte ick: Rege Dir nich uff, ick werde Dir vertreten."

(Der letzte Wagen.) Eisenbahnfchaffner, der ein Trinkgeld erhalten: Danke schön, mein Herr, und um mich erkenntlich zu zeigen, gebe ich ihnen den guten Rat: Fahren Sie niemals im letzten Wagen, er ist, wenn ein Unglück passiert, immer der am meisten gefährdete. Reisender: Aber, mein Gott, warum hängt man ihn denn überhaupt erst an!

(Ausrede.) Fräulein (singend):Ich schnitt es gern in alle Rinden ein" warum laufen Sie denn auf einmal fort, Herr Bäumler? Bäumler: Wissen Sie, Fräulein, ich darf das nicht hören ich bin Forstbeamter!

(Erkennungszeichen). Fremder:Wo wohnt denn hier ein Barbier?" Ein­heimischer:Da gehen S' nur da grad um die nächste Eck', nacha wern S' das Kratzen schon hören."

Mathematisches.

Ein Vater hatte Aepfel und Nüsse, von jedem gleich viel Stücke gekauft, um damit seine Kinder zu beschenken. Jedem Kind gab er zuerst 12 Aepfel und behielt 48 Stück übrig. Dann gab er auch jedem Kinde 15 Nüsse und behielt 15 Stück übrig. Wie viel Aepfel und Nüsse hat er gekauft und wie viel Kinder hatte er?

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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neuenbürg.