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Kromk.
Deuts chland.
Der Wiederzusammentritt des Reichstags soll auf Dienstag den 10. Novbr. d. I. in Aussicht genommen sein.
Hammerfest, 5. Aug., 10 Uhr 45 Min., vorm. Die „Amley" mit der schwäb. Spitzbergen - Expedition ist des Nebels wegen hier eingelaufen. Die Abfahrt nach Spitzbergen erfolgt heute abend.
Im Parteilager der Sozial- Demokraten dauert der Zwiespalt fort und hat durch eine Erklärung des offiziellen Sozialistenblattes der „Vorwärts" gegenüber dem jüngsten Flugblatte der radikalen Sozialdemokraten eine tragikomische Wendung genommen. Der „Vorwärts" hatte bekanntlich erklärt, daß, wenn die Verfasser des Flugblattes einen Teil der sozialdemokratischen Partei hinter sich hätten, die Spaltung in der Partei eine vollendete Thatsache sei. Ein Herr Ernst Müller läßt nun im „Vorwärts" erklären, daß mindestens 3000 Sozialdemokraten hinter dem Flugblatte ständen, aber der „Vorwärts" sucht jetzt die Spaltung in der sozialdemokratischen Partei doch zu bemänteln.
Der durch seine fortgesetzten Angriffe auf den Bochumer Gußstahlverein bekannte Redakteur FuSangel hat sich dem Vollzug einer schon früher gegen ihn erkannten Gefängnisstrafe von vier Wochen durch die Flucht nach Holland entzogen, angeblich um gegen den Bochumer Gußstahlverein freie Hand zu behalten. Diese Flucht wird aber wohl von den meisten denk- fähigen Menschen richtig dahin gedeutet werden, daß Fusangel seine ungeheuerlichen Beschuldigungen gegen den Kommerzienrat Baare nicht zu beweisen vermag und dieserhalb eine empfindliche Freiheitsstrafe befürchtet, der er mutig aus dem Wege geht.
Dem großen Uebelstande, daß bayerische Gerichte auf Grund des Art. 33 der besonderen bayerischen Heimatgesetzgebung im „deutschen Auslands' geschlossene Ehen bayerischer Staatsangehöriger wiederholt für ungiltig erklärt haben, resp. auf Grund der in Bayern geltenden besonderen Bestimmungen für ungiltig erklären mußten, scheint nunmehr die bayerische Regierung ein Ende bereiten zu wollen. Die bayerische Regierung hat deshalb bei dem Landtag zweierlei Abänderungen des Heimatgesetzes beantragt. Die außerhalb Bayerns ohne Einholung des Verehelichungszeugnisses geschlossene Ehe soll künftig rechtlich gütig sein. Bis zur Nachholung des Verehelichungszeugnisses sollen Heimat und Unterstützung ruhen. Die nichtbayerische Ehefrau nebst ihren Kindern, jedoch auch ohne Verehelichungszeugnis, Heimat und Unterstützung in Bayern im Bedarfsfälle angewiesen erhalten, eventuell auf Kosten des Staates.
Die Er n teaussichten in De u tschlank,. Nach der von Professor Otto May , dem Generalsekretär des bayerischen landwirisch. Vereins verfaßten „Umschau" sind die Ernteaussichten in Deutschland sehr verschieden, jedoch keineswegs so ungünstig, als dies im Frühjahr der Fall za sein schien. Mit Ausnahme von Roggen, der in großem Umfange ausgewintert und
neu bestellt werden mußte, ist im großen Durchschnitte eine gute Mittelernte zu erwarten.
Aus der Pfalz, 4. Aug. Vom mittleren Hartgebirge bringt die „Allg. Ztg." folgenden Weinbericht: Die Trauben sind infolge des feuchten Wetters zu Dürkheim, Deidesheim, Forst voll entwickelt. Zn Deidesheim fanden sich dieser Tage die ersten Hellen Trauben (Oesterreicher). Man rechnet auf einen halben Herbst im Durchschnitt genommen.
H o ch f e l d e n i. Elf , 4. Aug. Eia scheußlicher Raubmord wurde verflossene Nacht hier verübt: Ein Schiffsknecht ermordete auf dem Schiff im Canal seinen Herrn und dessen Frau, raubte alles, was er vorsand und machte sich eiligst davon Erst heute Morgen, als man das Stöhnen der noch lebenden Frau vernahm, wurde das Verbrechen entdeckt. Die schwer verletzte Frau konnte noch den Mörder bezeichnen. Derselbe soll aus Germersheim gebürtig sein. Der Mörder scheint mit großer Ucberlegung vorgegangen zu sein. Es wurde gestern Abend hier ein Mann verhaftet, der im Begriff mar, nach Frankreich zu reisen und der der ruchlosen Thal verdächtig ist.
In Berlin ist eine junge Dame, welche neue rote Strümpfe getragen und vermutlich am rechten Fuß eine kleine Kratzwunde gehabt hat, derartig schwer erkrankt, daß sich cine Amputation des Fußes nötig machen wird.
Württemberg.
Stuttgart, 5 Aug. Der „Staatsanzeiger" meidet: Seit dem 1. August trat bei dem König neuerdings eine akute Steigerung des Unterleibskatarrhs mit leichter Fieberbewegung auf. Sämtliche Krankheitserscheinungen sind bereits in erfreulicher Abnahme begriffen und das Fieber ist geschwunden. Der König muß noch einige Tage das Bett hüten, das Befinden ist indes den Umständen nach leidlich gut. Dr. Marc kehrte heute nach Wildlingen zurück.
U l m, 6. Aug. Es sind mehrere Soldaten des Grenodierregiments Nr. 123 an heiligem Darmkntarrh erkrankt; einer derselben starb nach 1'/- Ständen. Als Ursache der Erkrankungen wird Wurstvergiftung vermutet.
Die Angelegenheit wegen der Untcr- jchlngungen des verstorbenen Stadtpflegers in Tuttlingen wird in ebenso gehässiger als unvernünftiger Weise gegen das System der Lebenslänglichkeit der Ortsvorsteher anszubreiten gesucht. Nun aber könnte au Dutzenden von Beispiele» aus andern Ländern, wo die Lebenslänglichkeit der Ortsvorsteher nicht besteht, nach- gewiejen werden, daß auch dorr ungetreue Gemeindebeamte Betrügereien verüben und lange Zeit hindurch zu verheimlichen wissen. Wenn die Lebenslänglichkeit der Ortsvorsteher in Württemberg an gar allem Unheil schuld wäre, so müßten die republikanischen Staaten Frankreich und die Schweiz wahre Eldorado bürgerlicher Glücheligkeit und absoluter Ehrlichkeit aller Beamten sein. Bekanntlich ist aber das Gegenteil dort der Fall; nirgends in der Welt werden die öffentlichen Kassen so bestohlen als gerade in der Schweiz und in Frankreich.
Waldenbuch, 4. August. Kürzlich begingen in Glashütte, Filiale von Waldenbuch, Balthasar Rebmann, Anwalt, und seine Frau ihre diamantene Hochzeit. Der Jubilar, der 51 Jahre lang Anwalt war, ist 87, seine Gattin 81 Jahre alt.
Ehingen. 3l. Juli. Der Zimmermeister N. in Munderkingcu besaß ein sehr umfangreiches Stück Vieh, das in guter Fütterung stand und von Sachverständigen zu 350 gewertet wurde. Das Tier nahm indes scheinbar unverhältnismäßig au Körperfülle zu. Der Besitzer konsultierte lt. „Hcub. B." den Ortslierarzt, der dann auch nach angestelller Untersuchung Bauchwassersucht konstatiertes?) und das Tier an den Freibankinhaber zu verkaufen riet, der den Patienten um 66 ülL erstand. In der darauffolgenden Nacht jedoch genaß das schöne Tier eines prächtigen Kätberpaares, dem der reiche Milch - ertrag der Mutter vorzüglich zu statten kommt. Ob ein Prozeß die Folge dieser Sache sein wird, ist vorläufig nicht bekannt.
Hochdorf, 4. Aug. Heute ereignete sich hier ein schreckliches Unglück. Der allgemein geachtete Wagner Gottlieb Katz, welcher Vater einer zahlreichen Familie ist, fiel, wie cs scheint, aus Unvorsichtigkeit , seine steile Haustreppe herab und wurde von seinen Angehörigen als Leiche aufgefunden. Die trauernde Familie ist um so mehr zu bedauern, als die Hinterbliebene Witwe schon seit einigen Monaten schwer krank darnieder liegt.
S ü, w e i z.
Die Schweizer haben letzter Tage durch ein großes Volksfest in Schwyz und auf dem Rütli die 600jährige Gedenkfeier der Begründung der Schweizer Eidgenossenschaft gefeiert und große Reden gehalten, wobei viel von Freiheit die Rede war; worin der Segen der Schweizer Freiheit bestehen soll, wurden leider verschwiegen. Der Schweizer Sonderbundskrieg vor mehr als 40 Jahren, die verschiedenen einzelnen Putsche, so neulich der im Kanton Tessin, geben eine eigentümliche Illustration zu den Freiheiten, wobei immer d.e eine Partei der andern ihre Diktatur auferlegen möchte. Alle paar Jahre werden Revisionen der Verfassung verlangt und kaum ist ein Gesetz durch allgemeine Volksabstimmung gut geheißen worden, so wird es durch eine zweite Volksabstimmung wieder abgeschafft.
A u s l o n 0.
Nach einer Meldung aus Mo ns ist ein 60 Meter hoher Schornstein der Stahlfabrik in Hautmout eingestürzc und hat 18 Menschen unter seinen Trümmern begraben.
Paris, 5. Aug. Dem „Matin" wird aus Petersburg berichtet, im dortigen Zoologischen Garten sei zwischen Deutschen und Russen wegen der Marseillaise ein Streit ausgebrochen, der zu einer Schlägerei geführt habe.
P et e rs b u r g, 5. Aug. Der „Regier- ungsbole" sucht die den Altruffen etwas unbehagliche Schwärmerei der Russen für die radikalisierenden Franzosen und ihr Revolutionslied auf den Einfluß des Zaren zucückzuführen, indem er über den Bec