76. Jahrgang.
Amts- und Anzeigeötaii für den Bezirk Kalw.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstag S. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und in nächster Umgebung 9 Pjg. die Zeile, weiter entfernt IL Pfg,
Donnerstag, den 3, Januar 1901
Vierteljährlicher Abonnementspreis in der Stadt Mk. 1.10 ins Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; außer Bezirk Mk. 1. 35.
Amtliche Wekanrrtmachungnen.
Bekanntmachung, betreffend die Außerkurssetzung der BereiuSthaler österreichischen Gepräges. Bom 8.'Nover«ber IttOV
Auf Grund des 8 1 des Gesetzes, betreffend die Vereinsthaler österreichischen Gepräges, vom 28. Februar 1892 (Reichs-Gesetzbl. S. 315) hat der Bundesrat die nachfolgenden Bestimmungen getroffen.
8 1 -
Die in Oesterreich bis zum Schluffe des Jahres 1867 geprägten Vereinsthaler und Vereinsdoppelthaler gelten vom 1. Januar 1901 ab nicht mehr als gesetzliches Zahlungsmittel. Es ist von diesem Zeitpunkt ab außer den mit der Einlösung beauftragten Kaffen Niemand verpflichtet, diese Münzen in Zahlung zu nehmen.
8 2 .
Die Thaler der im 81 dieser Bekanntmachung bezeichnten Gattung werden bis zum 31. März 1901 bei den Reichs- und Landeskaffen zu dem Wertverhältnisse von drei Mark gleich einem Thaler sowohl in Zahlung als auch zur Umwechselung angenommen.
8 3.
Die Verpflichtung zur Annahme und zum Umtausche (8 2) findet auf durchlöcherte und anders als durch den gewöhnlichen Umlauf im Gewichte verringerte sowie auf verfälschte Münzstücke keine Anwendung.
Berlin, den 8. November 1900.
Der Reichskanzler.
In Vertretung:
(gez.) Freiherr von Thielmann.
Bekanntmachung der BerwaltnngSkommisston der König Karl-Jnbilänmssttftnng. betr. die Bewerbung «m Zuwendungen ans dieser Stiftung.
Aus den verfügbaren Mitteln der König Karl-Jubiläumsstiftung können auf den 25. Juni 1901 gemäß 8 1, Ziff. 2, 3, 5 und 6 des Stiftungsstatuts Zuwendungen der nachbezeichneten Art gewährt werden:
1) Beiträge zur Unterstützung bestehender oder Einführung neuer Hausindustriezweige in armen Gemeinden des Landes.
2) Reisestipendien an besonders befähigte junge Leute des kaufmännischen und technischen Berufes zum Zweck ihrer weiteren Ausbildung oder zur Pflege und Erweiterung der diesseitigen Handelsbeziehungen an Zentralpunkten der Industrie oder in den für die heimische Produktion in Betracht kommenden Exportgebieten.
3) Unterstützung von Einrichtungen zur Förderung des Kleingewerbes, insbesondere Beiträge zur Beschaffung von Triebkräften und Maschinen. Die Verwilligung von Beiträgen zur Beschaffung von Triebkräften und Maschinen ist jedoch an die Voraussetzung geknüpft, daß mehrere Gewerbetreibende eines Ortes sich zur Beschaffung einer solchen Einrichtung vereinigen. j-
4) Verleihung der Medaille der König Karl- Jubiläumsstiftung für tüchtige Arbeiter und Bedienstete, welche in einem und demselben Geschäft bezw. Betrieb langjährige, treue und ersprießliche Dienste geleistet haben.
Gesuche um Beiträge für Hausindustrien,
um Reisestipendien und um Beiträge für Einrichtungen zurFörderung desKlein- gewerbes sind spätestens bis zum 1. Februar 1901 bei dem K. Ministerium des Innern schriftlich einzureichen.
Den Gesuchen um Beiträge zur Unterstützung von Hausindustrien in armen Gemeinden des Landes (oben Ziff. 1) ist eine eingehende Darlegung der Verhältnisse der nachsuchenden Gemeinde und ihrer Einwohner, sowie des Industriezweigs, zu dessen Förderung der Beitrag erbeten wird;
den Gesuchen um Reisestipendien (oben Ziff. 2) eine Nachweisung des Bildungsganges, der der- maligen Stellung und des Alters des Bewerbers unter Anschluß von Zeugnisbelegen, sowie eine Darlegung des Verwendungszweckes (Reiseplan u. s. w.), den Gesuchen um Beiträge zur Beschaffung gemeinsamer Triebkräfte und Maschinen (oben
Ziff. 3) eine Nachweisung der erfolgten oder geplanten Vereinigung zu dem bezeichnten Zweck unter Anschluß der Pläne der Anlage beizugeben.
Die Gesuche um Verleihung der Medaille der König Karl - Jubiläumsstiftung (oben Ziff. 4) sind mit den erforderlichen Zeugnisbelegen (Dienstzeugnis und gemeinderätliches Leumundszeugnis) bei demjenigen Oberamt, in dessen Bezirk der Dienstort deS Bewerbers gelegen ist, ebenfalls
spätestens bis zum 1. Februar 1901 schriftlich einzureichen.
Hiebei wird bemerkt, daß die Zahl der jährlich zu verleihenden Medaillen eine beschränkte ist und daß demnach nur solche Arbeiter und Bedienstete Aussicht auf Berücksichtigung haben, welche in einem und demselben gewerblichen Betrieb mindestens fünfunddreißig oder in einem und demselben landwirtschaftlichen Betrieb mindestens fünfundzwanzig Jahre lang thätig gewesen sind.
Eine Verleihung der Medaille an Personen weiblichen Geschlechts oder au Personen, welche in staatlichen Betrieben beschäftigt sind, findet nicht statt.
Stuttgart, den 24. Dezember 1900.
Der Vorsitzende der Verwaltungskommission der König Karl-Jubiläumsstiftung:
Staatsminister des Innern Pischek.
Krka«rrtrrmch«ng.
Im kommenden Jahre werden die ordentlichen Sitzungen des Schöffengerichts je Mittwochs,
die ordentlichen Sitzungen in Ctvtlsache« durch den Amtsrichter je Donnerstags. durch den Ober- amtSrichter je Freitags abgehalten werden.
Für den Vortrag mündlicher Anfragen und Gesuche, sowie für Anträge zum Protokoll der Gerichtsschreiber ist der LamStag jeder Woche bestimmt.
Dringliche Anträge werden jederzeit angenommen.
Calw, den 29. Dez. 1900.
K. Amtsgericht.
Amtsrichter Jahn.
N. Na,»»ru«
Iack's Brautwerbung.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
„Gestatten Sie, Miß Hawke," sprach Thompson feierlich, das Rückgrat wenigstens zum halben rechten Winkel gebeugt und mit dem einen Arm nach mir, mit dem andern nach ihr telegraphierend, „daß ich die Ehre habe, Ihnen meinen Freund Mr. Jack Edge — Edgy — hm — Edgymore vorzustellen. — Mr. Edgymore — Miß Hawke. Schönes Wetter, Miß. Das Schleppschiff wird uns bald verlassen, und dann wollen wir Segel setzen, wissen Sie, Segel, ahem! ja, das wollen wir." Hierauf warf er mir einen verwirrten Blick zu, als wollte er fragen: „Muß ich noch mehr sprechen, oder kann ich verschwinden?"
Ich nahm den Hut ab, Florence verbeugte sich etwas verlegen, doch hätte ihre Haltung und ihre Selbstbeherrschung nicht vollendeter sein können, wenn wir uns wirklich zum erstenmale gegenübergestanden hätten. Ein tiefe Röte überflog ihre Wangen, als sie mich sah, doch war diese verschwunden, noch ehe Daniel seine Rede beendet Hatte, und mit schwachem, nervösem Lächeln sprach sie: „Ich war sehr überrascht, als Kapitän Thompson mir mitteilte, Sie wären an Bord und reisten mit nach Sydney, Mr. Seymour."
Als sie meinen Namen aussprach, lachte Daniel, dann aber schien er
; plötzlich etwas höchst Interessantes windwärts am Himmel zu entdecken, und ging ! schnell quer über das Deck.
i „Ich hoffe, Sie zürnen mir nicht," begann ich, beinahe ohne zu wissen, was ich sagte, und kaum fähig zu fasten, daß ich nun endlich wieder Auge in Auge vor ihr stand, und dieser Moment der Anfang vieler Wochen beständigen Zusammenseins sein sollte.
„Ich habe noch nicht genügend Zeit gehabt, darüber nachzudenken, denn vorderhand bin ich noch wie versteinert. Wie hätte ich auch nur im geringsten vermuten können, daß Sie sich zu einem solchen Schritt entschließen würden. Wenn Sophie darum gewußt hat, hätte sie es mir sagen müssen."
„Sie hat ebensowenig eine Ahnung davon gehabt wie Sie. Nein, ich mußte mich hüten, sie in mein Vorhaben einzuweihen, um nicht Gefahr zu laufen, daß Sie oder Ihr Herr Vater von demselben erfiihren. In ihrem letzten Briefe drückte sie mir ihr Erstaunen und ihre Mißbilligung aus, daß ich keinen Versuch machen wollte. Sie, Florence, vor Ihrer Abreise noch einmal zu sehen, und da, muß ich gestehen, war ich nahe daran, sie ins Vertrauen zu ziehen, blieb aber schließlich doch fest. Ihre Verwunderung über mein Verhalten wird jetzt enden, wenn sie meinen Brief bekommt. Dachten Sie, ich könnte es ertragen, von Ihnen getrennt zu sein? Sie schickten mir dies zur Erinnerung (dabei zog ich das Medaillon hervor), aber glaubten Sie, das würde mir genügen? Nein, nur eins in der Welt kann mich zufriedenstellen, und das sind Sie selbst."
„Sie misten natürlich, Mr. Seymour, daß meine Tante bei mir ist," bemerkte sie nach einer Pause.