die lorbeerbekränzte Büste Moltkes. Mit dem vom Orchester vorgetragenen Trauer- marsch aus der Götterdämmerung von R. Wagner wurde die Feier eingeleitet; der Liederkranz trug hierauf nach der Mozart'schen MelodieO Schutzgeist alles Schonen" ein Gedicht von Emil Engel­mann zu Moltkes Gedächtnis verfaßt unter Orchesterbegleitung vor:

Der Schirmer deutscher Lande ist geschieden Der Held der Schlacht, er schlummert nun in Frieden

Er, der die Heere einst im heiligen Kriege So wundersam geführt von Sieg zu Siege Der Feldherr sank so treubereit Treu für des Reiches Herrlichkeit u. s. w.

Nun betrat Professor Huber die Red­nertribüne, um in treffenden Zügen ein Charakter- und Lebensbild des Verstorbenen vorzutragen. Heute vor 86 Jahren habe die deutschen Lande die Trauerkunde von dem Hinscheiden des deutschen Lieblings Schiller durchzogen; auch heute ^trauern wir um einen Helden und Liebling. So verschieoen auch beider Persönlichkeit so haben sie doch einen gemeinschaftlichen Grundzug, der sich in Schillers Worten ausgesprochen findet.

Weit hinter ihm, in wesenlosen Scheine Liegt, was uns alle bändigt, das Gemeine."

In dem so ruhigen Dahinsterben Moltkes finden wir die sichtbare Hand Gottes das Walten einer sittlichen Weltordnung. Nun schildert Redner den Verstorbenen nach seiner Jugend, seinen Lebensschicksalen, seiner militärischen u. literarischen Bedeut­ung, seine Erfolge im Kriege und Frieden. Seine Siege ohne Niederlagen haben das deutsche Reich geschaffen und uns den deutschen Kaiser geschenkt. Die geschichtliche Wahrheit fordert zu sagen, daß nicht Alles dies Moltke allein zu verdanken sei, wir wissen, was Kaiser Wilhelm, die Todes­verachtung des ^deutschen Heeres und die göttliche Vorsehung geschaffen, aber diese Vorsehung habe Moltke zu seinem vor­nehmsten Werkzeug auserkoren. Moltke war in seinen militärischen Leistungen Empiriker und Realist, ausgestatttet mit wunderbarem Verstand und eisernen Willen, er war aber auch ein guter und edler Mensch und deshalb der Liebling der deutschen Nation. Sein Gedächtnis können lvir uns am besten bewahren, wenn wir uns seinen Grundsatz zu eigen machen

Alle Zeit treu bereit Für des Reiches Herrlichkeit!

Den Schluß der Feier bildete der wieder mit Orchesterbegleitung vom Lieder­kranz unter Förstlers Direktion vorge­tragene ChorBarbarossa" von A. Reiser (Gedicht von E. Geibel.) Der Eindruck der ganzen Feier war ein würdevoller und erhebender.

Ausland-

London, 9. Mai. Die feierliche Er­öffnung der deutschen Ausstellung hat heute unter ungeheurer Beteiligung des Publikums stattgefunden. Die Ausstellung, obschon noch nicht ganz vollendet, über- trifft alle früheren an Großartigkeit.

MisBlkn.

EU

Erzählung von Jenny Hirsch.

(Fortsetzung.)

Diese Gedanken, die sie am Tage ängstigten, spannen sich Nachts in ihren

Träumen fort. Dann sah sie Geor^ schiffbrüchig mit den Wellen kämpfend oder im fremden Lande als Bettler umher irrend; er hob flehend die Hände zu ihr empor, er wußte, sie konnte ihn retten, nur ein Laut von ihr und das Toben des Meeres beruhigte sich, nur ein Wink ihrer Hand, und die Bettlerlumpen sielen von ihm und er stand wieder in seiner früheren Gestalt vor ihr, aber Zunge und Arm waren ihr gefesselt, sie konnte keinen Ton Hervorbringen, keine Bewegung machen, und mit einer Verwünschung gegen sie versank er in die Tiefe oder wandte sich ab und setzte seinen Stab weiter. Fuhr sie aus diesen Träumen zähneklappernd, in kaltem Schweiße gebadet ans, so fragte sie sich wohl:

Ist es recht von Dir, daß Du das alles erduldest und Georg erdulden läßt, um Nannys willen, die in sträflichem Leichtsinn die Hand nach fremdem Gute ausgestceckt und lieber Unschuldige zu Grunde gehen läßt als daß sie eingesteht der Versuchung erlegen zu sein? Ist es nicht meine Pflicht, die Schuldige zur Rechenschaft ziehen zu lassen, ohne Rück­sicht darauf, daß es meine Schwester ist!"

Einige Male war sie nach solchen Selbstgesprächen an den Schreibtisch geeilt, um an ihren Schwager oder an den Kommerzienrat zu schreiben und diesen die Hergänge jenes verhängnisvollen Abends, soweit Nanny dabei beteiligt war, zu schildern, aber immer ließ sie die Feder wieder sinken. Sie konnte nicht die An­klägerin ihrer Schwester werden, und sie war, je mehr Zeit darüber verging, um desto zweifelhafter, daß jene den Becher genommen habe.

Nannys Benehmen machte sie stutzig. War sie auch leichtsinnig, gedankenlos, habsüchtig, für so verstockt und schlecht konnte sie sie nicht Halten, daß sie ihre Schwester und deren Verlobten für das ganze Leben elend fein lassen konnte unter der Last einer Schuld, die sie selbst be­gangen. Vielleicht war sie doch schuldlos, und dann erschien es ja begreiflich, daß sie von einer Schwester, die sie durch einen so ungeheuren Verdacht beleidigt hatte, sich unwillig abwandte und jeden Verkehr mit ihr abbrach.

Klaras Gedanken kehrten öfter und öfter zu den Minuten zurück, während welcher der Schlüssel zu dem Schranke im Körbchen auf dem Tische zurückgeblieben war und sie sagte sich, daß in der Zeit, in der sie ihre Schwester durch den Garten begleitet hatte, wohl Jemand den Becher entwenden gekonnt. Aber wer? So viel sie darüber nachgrübelte, fand sie darauf keine Antwort, wohl aber war die neue Frage geeignet ihre Unruhe zu steigern. Unter der beständigen Aufregung litt ihre Gesundheit, die schon seit der überstandenen Krankheit nicht allzu fest gewesen war. Sie fühlte das, ohne sich darüber zu be­trüben, im Gegenteil es erfüllte sie mit einer gewissen Befriedigung; vielleicht wax die Dauer ihres Lebens und auch ihres Leidens nur noch kurze Zeit bemessen.

Während der armen Klara in dieser trüben Weise mehr als ein Jahr ver­gangen war, hatte ihre Schwester Nanny dieselbe Zeit als eine höchst genußreiche

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zu verzeichnen. Die von ihr und ihrem Gatten anfänglich für einige Monate ge­plante italienische Reise hatte sich weit über ein Jahr ausgedehnt. Sie waren zunächst nach Mailand, Venedig und Florenz ge­gangen und hatten sich an allen diesen Orten so lange aufgehalten, daß sie h, Rom gewissermaßen nur ihre Visitenkarte abgeben konnten, als die heiße Jahreszeit sie von dort vertrieb. Sie verlebten den Sommer in der Schweiz, den Herbst an den italienischen Seen und kehrten zu einem zweiten Winteraufenthalte, den sie zwischen Rom und Neapel teilten, nach Italien zurück. Der Frühling war in den Sommer übergegangen, als sie sich endlich zur Heimreise rüsteten und den Weg über Wien wählten, wo noch einmal eine mehrwöchentliche Station gemacht wurde, um die sich in der österreichischen Kaiserstadt entfaltenden Wunder der Welt­ausstellung in Augenschein zu nehmen.

Nanny hatte während der ganzen Dauer ihres Aufenthaltes im Auslande in keinem direkten Verkehr mit ihrer Schwester gestanden. Eine innere Seelen­verwandtschüft hatte es zwischen den beiden ungleichartigen Schwestern eigentlich nie gegeben und der äußere Zusammenhang war durch die unglückliche Bechergeschichte zerrissen worden. Frau Engelhardt konnte Klara den wiederholt gegen sie geäußerten Verdacht nicht verzeihen und die ganze Angelegenheit war ihr so ärgerlich, dtz sie gar nichts mehr davon hören mochte und froh war, ihr aus dem Wege reisen zu können. Durch den Kommerzienrat, der verschiedener geschäftlicher Angelegen­heiten halber mit ihrem Manne in Brief­wechsel stand und nie unterließ, seinen Geschäftsbriefen ein freundschaftliches Post­skriptum hinzuzufügen, hatte sie erfahren, daß Klara wieder hergestellt sei, aber sein Haus verlassen und eine Stelle als Er­zieherin in der Familie eines Gutsbesitzers angenommen habe. Die Gründe, welche diese Trennung veranlaßt hatten, waren nur sehr leicht angedeutet, Nanny verstand sie aber doch und sagte zu ihrem Manne:

Es ist ihre eigene Schuld, wie kann sie so grenzenlos unvorsichtig sein und den Becher stehlen lassen; ich kann es Blanckes nicht verdenken, daß sie sie nicht mehr im Hause haben wollen und finde, sie sind noch sehr glimpflich mit ihr mn- gegangen. Ich muß gestehen, ich schäme mich, wieder mit ihnen zujammenzutreffen, man kommt sich wie mitschuldig an dem Diebstahl vor."

(Fortsetzung folgt.)

(Sichere Quelle.) Lehrerin:Also der Schwan ist . . . ?" Schülerin: Ein Zugvogel!" Lehrerin:Woher weißt Du das?" Schülerin:Aus dem Lohengrin."

Karzer-Weisheit.

Nichts ist so fein gesponnen,

Es kommt doch an die Sonnen. Und kommt es an die Sonnen,

So wird man eingesponnen.

Würde die Dummheit nicht schon existieren, die Menschen würden sie morgen erfinden, uns wer sie erfände, würde als Genie gelten uno das mit Recht! .

enbürg.