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Die Unterzeichnete nimmt die beleidigende Aeußerung gegen Herrn Anwalt Steudinger im Gaisthal: „derselbe habe ! „bei der Hochzeit ihres Bruders, trotzdem ,er sich am Essen beteiligt habe, nur F geschenkt" hiemit öffentlich als unwahr zurück und bittet Hrn. Steudinger um Verzeihung.
Den 6. Mai 1891.
Wilhelmine Waiimer.
Kronik.
Deutschland.
Bonn, 8. Mai. Die Ankunft des Kaisers erfolgte Mittwoch abend Punkt 7 Uhr bei herrlichstem Wetter. Der Kaiser fuhr zur Billa Löschigk, wo er eine Serenade und den Fackelzug der gesamten Studentenschaft entgegennahm. Nachher brachte er zwei Stunden in der Borussenkneipe zu. Er erschien in Zivil mit Band und Mütze seines Corps. Am nächsten Morgen bald nach 6 Uhr wurde das hiesige Infanterie-Bataillon alarmiert, das dann mit dem Königs-Husaren-Regiment nach dem Exerzierplätze auf dem Tannenbusch marschierte. Hier erschien der Kaiser und ließ verschiedene Felddienstübungeu auMhren, an welche sich zweimaliger Parademarsch anschloß. Nach dem setzte sich der Kaiser an die Spitze der Truppen und zog unter klingendem Spiel in die
Stadt.
Karlsruhe, 7. Mai. Für die Ankunst des Kaisers ist vom Grobherzog kleiner Empfang befohlen. Der Besuch gilt nach dem Wunsche des Kaisers gleichsam als ein privater.
Karlsruhe, 8. Mai. Der Kaiser ist Punkt 1 Uhr 25 Min. über Maxau im Hauptbahnhof eingetroffen, vom Groß- herzog, den Prinzen Wilhelm und Karl herzlichst begrüßt. Außerdem waren uur Staatsminister Turban, der preuß. Gesandte Eisendecher, Oberststallmeister Holzing und die Generalität anwesend, weil der Kaiser stch einen größeren Empfang verbeten hatte.
Das Publikum brachte dem Kaiser begeisterte Hurrahrufe, welche sich bei der Abfahrt der Herrschaften in offenem Wagen wiederholten. Um 3 Uhr fand eine Rundfahrt durch die Stadt nach dem Kadettenhaus, der neuen Dragonerkascrne und der Gottesauer Kaserne statt. Der kaiserliche Statthalter Fürst v. Hohenlohe ist heute nachmittag hier eingetroffen.
Berlin, 8. Mai. Die Budgetkommission nahm den ganzen Nachtrags-Etat, ausgenommen 41000 ^ Rationsgeldcr, an. Morgen abend hofft man den Schluß der Sitzungen bis 10. November Herbeiführen zu können.
Berlin, 8. Mai. Reichstag. Gesamtabstimmung über dieGcwerbeordnungs- Novelle (Arbeiterschutzgesetz). Dieselbe wird gegen die Stimmen der Sozialisten angenommen.
Hamburg, 5. Mai. Soeben traf Fürst Bismarck hier zur Besichtigung des seinen Namen führenden neuen Riesendampfers der Packetschifffahrtgesellschaft ein. Der Fürst kehrte um 5'i- Uhr nach Friedrichsruh zurück.
Saarbrücken, 6. Mai. Auf der kgl. Steinkohlengrube „Gerhard" des Saarbrücker Bezirks hat gestern Nachmittag eine Schlagwetter-Explosion stattgefunden, bei welcher 8 Arpeiter getötet und 3 Arbeiter schwer verletzt wurden.
Metz, 7. Mai. Heute Nacht ist hier an dem unverheirateten Oberstlieutenant Prager vom 12. sächsischen Fußartillerie- Regiment ein Raubmord verübt worden. Derselbe wurde mit durchschnittenem Halse in einer Blutlache vor dem Bett liegend aufgefunden. Die Uhr und die Geldbörse fehlen, vom Thäter hat man keine Spur.
Württemberg
Stuttgart, 6. Mai. Fast so lebhaft wie unten im Saale, wenn auch mit „gedämpfter" Stimme, wurde gestern und heute auf der Gallerie des Ständehauses debattiert. Kein Wunder: die Kammer der Abgeordneten hatte sich mit dem Umgeld zu befassen, dessen Abschaffung von unseren Gastwirten so eifrig angestrebt wird; um der interessanten Redeschlacht anzuwohncn, hatte sich auf den für die Zuhörer reservierten Plätzen einAuditorium in solcher Kopfzahl eingefunden, daß es dem bekannten historischen Apfel bei dem besten Willen rein unmöglich gewesen wäre, zur Erde zu gelangen. Hatte doch der Wirtsverband seinen Mitgliedern für Eintrittskarten gesorgt, um ihnen Gelegenheit zu geben, diejenigen Volksvertreter von Angesicht kennen zu lernen, die mit dem herkömmlichen warmen Herzen für die „Wühler" der Wirte einzutreten gesonnen waren. Letztere hatten sich früher oft darüber beklagt, daß die Kammer an die Umgeldfrage nicht heranwolle. Nun, diesmal ist sie ordentlich „drangegangen", und das Umgeld hat eine Würdigung erfahren, wie sic gleich eingehend, wenigstens bezüglich dieses Gegenstandes, im Halbmondsaale noch nicht dagewesen ist. Die schließliche Annahme des Kommissions- antrages mag freilich nur die wenigsten der Mitglieder befriedigt haben, wenngleich diese hätte voraussehen können, daß die Kammer dem an sie gestellten Ansinnen nicht entsprechen werde. Es läßt sich
denken, daß die Majoritätsredner seitens der Kritiker auf der Tribüne arg mitgenommen wurden, eine Beschäftigung, welche noch eifrig fortgesetzt wurde, als die Herren Wirte längst wieder in ihren „Werkstätten" sich eingefunden Hutten, um sich das Ergebnis des Tages zu besehen. Um so intensiver war das Lob, das den wenigen Deputierten gespendet wurde, welchen es unmöglich war, den Drangsalen der Wirte noch länger Stillschweigen zu bewahren. — Daß die Umgeldfrage keine „Prinzipienfrage" ist, geht daraus hervor, daß die Abgeordneten der Linken, soweit sie weinbautreibende Bezirke vertreten, für den Kommissionsantrag, sonst aber gegen denselben stimmten.
Die Verhandlung im Abgeordnetenhaus über die Frage der Abänderung des Gesetzes über die Umgeldserhebung erinnert lebhaft an eine vor etwa 10 Jahren stattgehabte Audienz der Vertreter des Landesverbands der Wirte, bei dem Herrn Finanzminister. Unter diesen Vertretern befand sich eine bekannte Persönlichkeit aus Cannstatt, ein Landsmann des Herrn Finanzministers. Im Verlaufe der Unterredung bemerkte der Betreffende, es wäre am gescheidesten wenn man das Umgeld bei uns gerade so erheben würde wie im Badischen. Der Herr Finanzminister fragte mit den Augen zwinkernd: Ja wie ist es denn im Badischen? worauf der Gefragte antwortete: „Ja i woiß net, aber vielleicht woiß es oiner von dene Herre do."
Ulm, 6. Mai. Die Handels- und Gewerbekammer hat in ihrer heutigen Sitzung beschlossen, bei der k. Staatsregierung um die gesetzliche Heranziehung der Konsumvereine zur Gewerbesteuer nachzusuchen.
Stuttgart, 8. Mai. Heute vormittags 9 Uhr stürzte ein Schieferdecker von dem Dache eines ziemlich hohen Neubaues an der Ecke der Hospital- u. Gymnasiumsstraße auf die Straße herab, wo er, gräßlich zerschmettert, tot liegen blieb.
Stuttgart, 8. Mai. Wegen Diebstahls von 2 Pfennig, sage und schreibe zwei Pfennig verurteilte heute die Strafkammer den 50 Jahre alten Ziegler Gottl. Pfeil von Waiblingen zu einer Gefängnisstrafe von 3 Monaten. Er hatte in einer Wirtschaft in Münster bei Cannstatt, in welcher er übernachten wollte, aus dem auf dem Büffet befindlichen Geldschüffelchcn zwei Pfennig, die ihm am Schlafgelde fehlten, genommen. Der Wirt prügelte den armen Teufel unbarmherzig durch und bewirkte außerdem noch seine Verhaftung. Da Pfeil rückfällig ist, so konnte das Gericht auf keine geringere Strafe erkennen.
Cannstatt, 3. Mai. Auf dem Neckar Hierselbst kann ma« gegenwärtig Dampfschiffe im Westentaschen-Format sehen. Es sind 2, höchstens 4 Personen fassende Vergnügungsboote mit einem Daimler'schen Motorchen versehen, das eine winzige Schraube in Bewegung setzt. Die Schiffchen schießen pfeilgeschwind dahin und werfen ganz respektable Wellen, die eigentlich in gar keinem Verhältnis zu den sie verursachenden Nußschalen stehen.
Oesterreich.
In Oesterreich-Ungarn herrscht neuerdings Erbitterung über eine in Deutsch-