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Calmbach.

Knecht-Gesuch.

Ein solider Mann kann am 18. Mai als Viehfütterer und Hausknecht eintreten bei Aug. Lutz, Kunstmühle.

Neuenbürg.

Ein gut möbliertes

hat zu vermieten

Ernst Koch

im Schneider Jäck'ichcn Hause.

Kronik.

Deutschland.

Bei dem Festmahl in Düsseldorf betonte der Kaiser in einer längeren Rede, daß er allezeit energisch nm die Aufrecht- crhaltung des europäischen Friedens be­müht bleiben werde und daß dieser über­haupt nimals gestört würde, wenn er, der Kaiser, ihn allein in der Hand hätte. Der Kaiser sagte weiter:Im Innern gestalten sich die Verhältnisse allmälig fester. Sie brauchen bloß auf die Ge­setzesvorlagen zu blicken, die durchgeführt sind bezw. dem Abschluß entgegengehen. Daraus ist zu ersehen, daß die Wege, die Ich mit meiner Regierung eingeschlagen habe, richtig sind. Wenn Ich auf dem mir vorgezeichneten Wege verbleibe, so habe Ich das mit Meinem Gewissen und vor Gott allein zu verantworten, und Ich werde nicht einen Zoll breit abweichen." Ferner erklärte der Kaiser, er werde der deutschen Industrie nach Kräften zu ihrem Rechte verhelfen, ein Zusammenwirken der Arbeitgeber und Arbeitnehmer sei von höchstem Werte.

Der französische Botschafter Hcrbette m Berlin wird, wie nunmehr bestätigt wird, seinen bisherigen Posten verlassen und den Botschafterposten in Wien über­nehmen.

Bor der Stichwahl in Geestemünde wurde, wie nachträglich bekannt wird, dem Fürsten Bismarck das Reichstagsmandat sür den Wahlkreis Memel-Heidekrug, welches der verewigte Graf v. Moltke un­unterbrochen 24 Jahre inne gehabt hat, angetragen. Fürst Bismarck lehnte jedoch sosort und ebenfalls noch vor der Stich­wahl dankend ab. Wie aus Geeste­münde gemeldet wird, äußerte sich Fürst Bis­marck zu der ihm die Nachricht von seinem Wahlsiege überbringenden Abordnung fol­gendermaßen: er habe 40 Jahre lang im Staatsdienste verbracht und dabei seien ihm so viel Beförderungen und Auszeichnungen zu Teil geworden, daß es ihm nicht mehr ein­fallen könne, nach äußeren Ehren u. Würden zu streben. Indes falle es ihm, dem an stete Arbeit Gewohnten schwer, sich ganz der Muße hinzugeben und der Mitwirkung bei öffentlichen Angelegenheiten völlig zu entsagen. Es sei seine schönste Zeit ge­wesen, als die Nationalliberalen im Reichs­tage die Mehrheit bildeten und es sei ihm unbegreiflich, wieso das Märchen entstehen konnte: er habe die Nationalliberalen an me Wand drücken wollen. Gleichwohl werde er selbstverständlich nicht als der Angehörige einer Partei im Reichstage erscheinen: seine Sympathien gehören viel­wehr den alten Kartellparteien.

Der Aus stand im rheinisch-west­fälischen Kohlenrevier ist nahezu erloschen.

Aus Trier wird geschrieben, daß im Laufe dieses Sommers eine Ausstellung desheiligen" Rockes stattfinden wird. Hochstehende kirchliche Persönlichkeiten haben sich in diesem Sinne geäußert. Auch sind im Dome bereits bauliche Vorbereit­ungen getroffen worden. Für Trier fällt in dieser Angelegenheit neben dem reli­giösen Moment auch das materielle be­greiflicher Weise sehr ins Gewicht. Als das ungenützte angebliche Gewand Christi zum letzten Mal ausgestellt wurde (im Aug. und Septbr. 1844s strömten etwa 1050 000 Pilger in Trier zusammen. Bei den ausgebildeten Verkehrsmitteln unserer Zeit würde sich die Zahl sicherlich ungemein erhöhen.

Als Beisteuer zu den bedeutenden Kosten des zu Pfingsten in Straßburg stattfindenden ersten Sängerfestes des elsaß-lothringischen Sängerbundes bezw. zur Deckung eines etwaigen Fehlbetrages ist dem Festausschuß vom kaiserlichen Statt­halter bezw. von der Regierung ein Be­trag bis zu 5000 ^ zur Verfügung ge­stellt worden.

Karlsruhe. 1. Mai. Einzelne Be­zirksämter veröffentlichen bereits die näheren Vorschriften über das Bespritzen der Reben bei der Blattfallkrankheit (falscher Mehltau). Es wird ausdrücklich hcrvorgehoben, daß bei Unterlassung der Bespritzung wesent­licher Schaden für die Ergriffenen, wie für die benachbarten Rebgelände zu be­fürchten steht. Das Bespritzen der Stöcke soll ein- oder zweimal kurz vor oder nach der Blüte und dann wieder je 4 bis 5 Wochen später in ausreichender Weise staktfindcn. Ein weiteres Bespritzen soll noch erfolgen, wenn durch heftige Regen­güsse die weißen oder bläulichen, durch das frühere Bespritzen entstandenen Flecken abgewaschen wurden oder wenn die Krank­heit in Wirklichkeit auftritt.

Württemberg.

Stuttgart, 6. Mai. Se. Königl. Majestät "haben heute den Prälaten a. D. Dr. v. Georg ii aus Tübingen in Audienz empfangen.

Am Donnerstag den 5. Mai trat die Kammer der Abgeordneten in die Beratung der Petitionen betr. Abänderung des Ge­setzes vom 9. Juli 1827 über das Um- geld und derjenigen Petitionen, welche auf Aufrechtcrhaltung dieses Gesetzes gehen, ein. Das Wort nahmen Berichterstatter Ebner für die Kommissions-Anträge, welche Uebergang zur Tagesordnung, aber eine Reform des Gesetzes im Sinne der Er­leichterung der Kontrolle rc. bezwecken,

u. Bockshammer für eine allgemeine Wein­steuer, Stockmuyer im Interesse des Wein­gärtnerstandes gegen eine solche, ebenso

v. Luz aus allgemeinen, insbesondere steuer- technischen Gründen für Beibehaltung des Umgelds, Brodbeck für die Wünsche der Wirte. Darauf ergriff der Staatsminister Dr. v. Renner das Wort, um sich eben­falls für die Beibehaltung des Umgelds auszusprcchen. Es sprachen noch: Egger. Rath, v. Hofacker, Spieß. Dann wurde die Beratung abgebrochen. In der folgenden Sitzung sprach Hang für die

allgemeine Weinsteuer, sodann sprachen Auer, v. Bockshammer, Frhr. v. Ellrichs­hausen, Weishaar. Stockmayer, Schnaidt, Esfich, Direktor v. Wintterlin und Referent Ebner, worauf der Kommissionsantrag I.

Uebergang zur Tagesordnung über die Eingaben der Wirte mit 57 gegen 20 Stimmen angenommen wurde. Der An­trag II. (der Erleichterungen der Kontrolle will) wurde mit 72 gegen 2 Stimmen an­genommen. Nein: Storz, Essich.

Die sozialdemokratische Maifeier ist in Württemberg in aller Stille verlaufen; am 1. Mai hat überhaupt niemand die Arbeit eingestellt und am Sonntag den 3. Mai wurden nur in geschlossenen Lokalen Reden gehalten und viel Bier daraufhin getrunken, daß der achtstündige Arbeitstag bald eingeführt werde. Oeffent- liche Umzüge wurden in Württemberg nirgends gehalten; nachdem die Heilbronner Behörden ein derartiges Gesuch abgelehnt hatten, verzichteten die Sozialdemokraten auch in Stuttgart, Ulm u. f. w. auf öffentliche Umzüge. Was den Achtstunden­tag betrifft, so ist dessen Forderung nn- sinnigund naturwidrig. Unzählige Menschen, die ihr eigenes Geschäft betreiben, z. B. alle Bauern, die meisten Handwerker, Ge­lehrten u. s. w. müssen weit mehr als 8 Stunden arbeiten, der Bauersmann im Sommer oft 1418 Stunden. Auf ihn wartet das Wetter nicht, auf die meisten Handwerker kann und will die Kundschaft nicht warten. Haben dann die Sozial­demokraten ein besseres Recht an das Leben als andere Menschen? Wie viele Leute müssen sich nach einer viel kürzeren Decke strecken als manche Sozialdemokraten u. deren herausgepntzte Frauen und Töchter? Wenn in der ganzen Welt täglich höchstens 8 Stunden gearbeitet werden dürste, so würde das meiste Korn auf den Feldern verfaulen und eine allgemeine Hungersnot würde dem sozialistischen Staat nach kurzer Zeit den Garaus machen.

Stuttgart, 6. Mai. Nachdem die Unterzeichnung des deutsch-österreichischen Handelsvertrags laut den Zeitungsberichten erfolgt ist, übermittelte letzten Montag die Handels- und Gewerbekammer Stutt­gart dem Reichskanzler v. Caprivi nach­folgende Kundgebung:Angesichts des hocherfreulichen Abschlusses einer zoll­politischen Vereinbarung mit Oesterreich- Ungarn drücken wir Ew. Exzellenz Namens unserer Kammer den aufrichtigsten Dank für die kräftige Förderung des schwierigen Werkes aus. Wir erblicken darin die An- ^ bahnung eines freieren Verkehrs auch mit den andern Nachbarstaaten und ein segens­reiches Mittel zur Befestigung und Steigerung der deutschen Wohlfahrt."

Während ein in Tübingen statio­nierter Bahnwärter eben den herankommen­den Bahnzug erwartete, sah er, wie ein Kind in die Steinlach fiel. Da er aber, nach der Instruktion seinen Posten nicht eher verlassen durfte, als bis der Zug vorüber war, so dauerte es etwas lange, bis der brave Mann das Kind dem nassen Elemente entreißen konnte; glücklicher Weise war das Kind, als er es, nachdem der Zug vorbei war, aus dem Wasser zog, noch am Leben.