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Miszellen.
Echt.
Erzählung Vvn Jenny Hirsch.
(Fortsetzung.)
Er erzählte der aufhorchenden Gemahlin den Hergang der Sache und man bestürmte Klara nochmals mit Fragen, ob sie allein gewesen sei, als sie den Becher verschlossen habe. Sie versicherte es abermals, aber ihre Kraft war erschöpft, ohnmächtig sank sie zusammen.
Die Kommerzienrälin klingelte und befahl ihrer Jungfer, Fräulein West, die plötzlich unwohl geworden, so bald sie wieder zu sich gekommen sei, nach ihrem Zimmer zu führen und für sie zu sorgen. Dann verschloß sie eigenhändig die Schränke, winkte ihrem Mann, ihr in ihr Privat- kabinet zu folgen und setzte sich mit ihm dort zur Beratung des eigentümlichen Vorfalls nieder.
„Ist Dir Klara's Benehmen nicht ausgefallen?" fragte der Kommerzienrat.
„Du wirst doch keinen Verdacht auf sie werfen!" fuhr seine Frau auf, „ihre Mutter war eine Werdenberg."
„Gott soll mich behüten, dem Kinde so etwas zuzutrauen," antwortete der Kommerzienrat, „selbst wenn sie nicht die Tochter meines alten Freundes West wäre; mir kommt es nur vor, als wisse sie etwas, das sie nicht zu sagen wagt. Als ich sie fragte, ob sie allein gewesen sei, wurde sie verlegen und zögerte mit der Antwort."
Der Kommerzienrätin stieg eine Ahnung auf, aber sie hütete sich, sie ihrem Manne mitzuteilen. „Es wird nichts übrig bleiben, als schleunig die Hilfe der Polizei in Anspruch zu nehmen," sagte sie.
„Hast Du denn vielleicht auf irgend Jemand Verdacht?"
„Wenn ich den hätte, brauchte ich die Polizei nicht, dann könnte man die Sache in aller Stille abmachen, da uns aber alle Anhaltspunkte fehlen, brauchen wir Jemand, der im Standeist, in systematischer Weise die Sache zu verfolgen, das kann nur ein geübter Detektive.
„Der Gedanke ist mir aber höchst peinlich, die Polizei im Hause zu haben, ich setze eine Ehre darin, alle geschäftlichen Differenzen außergerichtlich zu schlichten, und jetzt soll ich, um —"
„Um diese Lappalie, willst Du wohl sagen," fiel ihm seine Ehehälfte ins Wort. „Nun freilich, der Wert des Bechers an Gold und Steinen beläuft sich auf ein paar tausend Thaler, die verschmerzt Heinrich Blanke leicht, deßhalb braucht er nicht auf die Polizei zu gehen; welchen Wert es für mich hat, darauf kommt es nicht an."
„Aber liebe Eulalia."
„Verteidige Dich nicht," sagte sie mit einer Duldermiene, „es ist ja nicht zu verlangen, daß Du anders fühlst. Ich habe schon viel verschmerzen gelernt, ich werde auch noch dies mit Gottes Hilfe verschmerzen."
„Liebste Eulalia, so war es ja nicht gemeint, ich will gern alles anfbieten, der Becher ist ja mein Stolz, das beste Kleinod unseres Hauses, er muß wiedergeschafft werden."
Sie winkte abwehrend. „Nein, Hein-j rich, laß es, thun wir keinen Schritt dafür. Mein Heiland schickt mir wohl diese Strafe, weil mein Herz zu sehr daran gehangen hat. Laß fahren dahin."
„Nein, nein, das hieße ja dem Verbrechen Vorschub leisten!" rief der Kommerzienrat; „nein, ich könnte es nicht verantworten, ließ ich diesen unerhörten Vorfall auf sich beruhen."
„Du bist der Herr des Hauses, Dir steht die Entscheidung zu", sagte die Dame resigniert, „aber ohne Hilfe eines Polizisten richtest Du nichts aus. Mein Rat wäre, Du machtest keine offizielle Anzeige, sondern unterrichtest den Polizeipräsidenten Privatim von dem Vorfall und bätest ihn, Dir einen zuverlässigen Beamten zu geben, der die Untersuchung im Stillen führt."
Dieser Vorschlag leuchtete dem Kommerzienrat ein und er machte sich sogleich aus, um den ihm persönlich befreundeten Polizeipräsidenten aufzusuchen und ihm den Fall vorzutragen.
Während diese Unterredung zwischen den beiden Gatten stattfand, war Klara in ihrem Zimmer ein Raub der Verzweiflung geworden. So sehr sich auch gegen das Entsetzliche sträubte, es war keine andere Möglichkeit, ihre Schwester hatte sich blenden lassen, ihre kurze Abwesenheit benutzt und den Becher an sich genommen Vielleicht war es auch nur eine schlechter Scherz von Nanny, sie hatte sie nur erschrecken und ihr den Becher, der ja zuweilen Wochen lang nicht gebraucht ward, mitnehmen und am nächsten Tage wiederbringen wollen, und nun war ihr etwas dazwischen gekommen. Ja, so war es, die Schwester konnte ja nicht ahnen, daß sie hier vor Angst verging, daß ihr und Klara's Ruf auf dem Spiele stand, aber jetzt durfte keine Minute verloren werden; der Becher mußte augenblicklich wieder zur Stelle.
Ohne zu bedenken, wie verdächtig sie sich durch eine heimliche Entfernung in diesem Augenblicke mache, hüllte sich Klara in einen Mantel, setzte eine Kappe aus und eilte die Hintertreppe hinab durch den Garten, dessen Schlüssel sie aber weislich mit sich nahm, zu der nicht allzuweit entfernten Wohnung ihrer Schwester. Si> fand Nanny höchst behaglich in ihrem Boudoir auf dem Sopha liegen und einen französischen Roman lesen.
„Du kommst mir wie gerufen, Klara, ich wollte soeben an Dich schreiben!" rief sie ihr entgegen.
„Das dachte ich mir wohl," versetzte Klara ausatmend.
„Wie so dachtest Du es Dir; Du konntest doch nicht erraten, daß ich Dir Dein Geld zurückschicken wollte?"
„Du wolltest mir mein Geld zurückschicken ?"
„Ja, was erschreckt Dich denn daran so?«
„Nanny, Nanny, wo hast Du das Geld her?" rief Klara mit bebender Stimme.
Du thust ja gerade, als fürchtest Du, ich hätte einen Raubmord begangen," lachte die junge Frau. „Wo soll ich es anders her haben, als von meinem Mann? Lilienhain machte Umstände, wollte sich
mit keiner Abschlagszahlung begnügen, als ich nach Hause kam, fand ich Engelhardt in sehr guter Laune, da dachte ich, wenn Du gute Worte geben sollst, so ist'z doch besser, Du giebst sie Deinem Mann, als dem Juden. Ich faßte mir ein Herz und beichtete, da hat's denn freilich eine ganze Kapuzinerprcdigt gegeben, aber schließlich erhielt ich das Geld. Du bekommst Deine Scheine wieder, wie T»i sie mir gegeben hast."
(For tsetzung fo lgt.)
* An Stelle des dem Fieber erlegenen württembergischen Lehrers Flad ist seitens des auswärtigen Amtes der Lehrer Skorgewski in Molinie bei Gogolin in Schlesien für Kamerun gewonnen worden. Derselbe wird sich noch im Verlaufe dieses Sommers nach Kamerun begeben. Die Anstellung erfolgte vorerst auf drei Jahre. Die Regierung gewährt freie Hin- und Rückfahrt und einen Jahresgehalt von 5000
Der Afrikareisende Stanley reiste mit seiner Gemahlin und über 100 M Doll., die ihm seine Vorträge eingcbracht, von Newyork nach Europa ab.
Der 40jührige Gewölbdiener Johann Burghardt feuerte vor dem Rochusspitale, in Budapest vier Schüsse auf sich selbst ab, ohne sich jedoch tödlich zu verwunden. Alle vier Kugeln hatten sich an der Schädeldecke abgeplattet, und das Gehinn erwies sich bei der näheren Untersuchung als vollkommen unverletzt. Burghardt ging selbst ins Rochusspital, wo er sich dem Jnspektions beamten mit den Worten oorstellte: „Melde gehorsamst — ich habe mich erschossen und bitte um die Aufnahme unter die Toten." Die Motive des Selbstmordversuchs sind unbekannt.
Neueste Rechtschreibung. Eine Stiftungskommission erhielt folgendes Schreiben: „An die Lebliche Stisungz- gommission in .... Ich Ginde nun son Heutigen Datem das Gabidal von 857 Marg von Mesmer Wend auf, aus 1 fidelior." — Daß die Stiftungskommission herausbrachte, daß fidelior — ein viertel Jahr heißen soll, beweist, daß unsere Post im Deuten und Enziffern unleserlicher oder ungenauer Schriften nicht allein groß
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(Macht der Gewohnheit.) In dem Testament des verstorbenen Mr. Barium findet sich folgender Passus: „Vom Ersten des nächsten Monats an werde ich dem verehrten Publikum in spiritistischen Sitzungen als Geist erscheinen. Entree: 1 Dollar. Morgen und folgende Tage: Dieselbe Vorstellung."
(Hinausgegeben.) Wirt (zu einem Gast mit Familie, der eben die teuere Zeche bezahlt hat): „Die Herrschaften beehren mich wohl bald wieder?! Der Ausflug hierher ist doch sehr lohnend!" — Gast: „Besonders für Sie, Herr Wirt!"
(Fl. Bl.)
.(Widerspruch.) A.: Was macht Ihr Reiben am Fuße? — B.: Es nimmt über Hand!
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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.