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geopfert werde; auch über die Verheerungen der Nonne ließ sich der Redner aus, wo­gegen der Finanzminister bemerkte, daß nichts versäumt werde, um unsere Wälder vor der Nonne zu schützen. Härle sprach den Ausführungen v. Hermans gegenüber die Uebcrzeuguug aus, daß die Reichs­regierung Oesterreich-Ungarn keine Zu­geständnisse machen werde, die über das hinausgehen, was man der Land- und Forstwirtschaft auferlegen könne. Nach­dem noch verschiedene Wünsche betreffend Ausdehnung des Waldfeldbetriebs, Abgabe der Waldstreu u. s. w. vorgebracht worden waren, denen der Minister wohlwollende Berücksichtigung zusagte, wurde die De­batte abgebrochen.

Stuttgart, 4. April. In letzter Zeit wurden hier öfters teils auf dem Markt teils in den Straßen der hiesigen Stadt den Händlerinnen Körbe mit Butter und Eiern gestohlen, einmal auch ein Handwägelchen mit der ganzen Ladung. Der betreffende Dieb wurde gestern er­mittelt; derselbe hat die gestohlenen Waren in den Vororten von Stuttgart, nament­lich in Gaisburg, im Wege des Hausierens zu billigen Preisen verkauft. Der Dieb ist von Rottenburg und wegen Diebstahls schon bestraft.

DerStaats-Anz." veröffentlicht einen Bericht des Medicinalkollegiums, welchen dasselbe über die von seinen Mitgliedern Dr. Rembold und Dr. Burkart mit dem Koch'sehenTuberkulin" ange- stellten Heilversuche an das Ministerium des Innern erstattet hat. Nachdem der Bericht eingangs betont hat, daß das in demselben abgegebene Urteil so lange als ein vorläufiges gelten müsse, als wenig­stens bei den zur Zeit als geheilt oder als gebessert betrachteten Fällen ein Rückfall nicht eingetreten sei, stellt er die vorläufigen Resultate in 94 Fällen dar. Die einzelnen Resultate werden genau angegeben; der diagnostische Wert des Tuberkulins wird anerkannt; der therapeutische Wert ist bei irischen Fällen von Lungen­tuberkulose verhältnismäßig am bedeutend­sten; bei gallopierender Schwindsucht sei eine Besserung in keinem Falle gelungen.

Möckmühl, 8. April. Diesen Vor­mittag stürzte im stäotischen Waschhaus das Kamin samt dem Rauchfang ein, während zwei Wäscherinnen vor dem Wasch- kesiel standen. Die Frauen wurden durch die einstürzende Masse niedergeschlagen und bis zum Kopf begraben. Bude wur­den schwer verletzt.

Freuden st adt, 7. April. Der gestern beendigten, vom Gewerbeschulrat veranstaltelen Lehrlingsprüfung unter­zogen sich 14 Lehrlinge. Es waren Me­chaniker. Schlosser, Schreiner, Maurer, Zimmerleute, Messerschmiede, Schneider, Metzger. Sowohl die Prüfung in den Schulfächern als die durch die Handwerks­meister und die gemachten Gesellenstücke fielen ganz befriedigend aus. Der Vor­stand des Gewerbeschulrats, Stadtschultheiß Hartranft, hob in seiner Schlußrede ge­bührend hervor, welchen Wert diese frei­willigen Prüfungen für Aufmunterung der jungen Leute zu eifriger Arbeit haben.

Herrenberg, 3. April. Die Bier­brauer des hiesigen Bezierks haben auch,

wie in vielen andern Bezirken, eine Pe­tition an die hohe Stündekammer ge­richtet und darin beantragt, die Malz­steuer für die ersten 500 Zentner auf 3 Mk. 60 Pfg. herabzusetzen und von 500 bis 1000 Zentner auf 4 Mk.

(Altersrenten.) Bis Ende März d. I. wurden bei der Württ. Jnvaliditäts- und Altersversicherungsanstalt 1891 Alters­rentenansprüche erhoben, 1350 anerkannt und 397 abgelehnt. (In Baden beträgt die Zahl der erhobenen Ansprüche 1962, diejenigen der bewilligten 1236.) Die für Renten in den 4 Lohnklaffen ange­wiesenen Jahrcssummen betragen 179317 Mark (in Baden 160 676 Mk.). Aus diesen Zahlen ergibt sich, daß die Praxis der Württ. Jnvaliditäts- und Altersver­sicherungsanstalt so milde ist, als die ge­setzlichen Bestimmungen irgend gestatten.

Ausland.

Petersburg, 8. April. Der Groß­fürst Michael Michailowitsch ist aus dem Heeresdienste ausgeschlossen worden. Die Regimenter, deren Chef der Großfürst mar, werden hinfort mit Weglassung des be­treffenden Titels genannt. Die Groß­fürstin Olga Feodorowna, Mutter des aus dem Heere ausgeschlossenen Groß­fürsten Michael Michaela witsch hat Petersburg verlassen und sich nach der Krim begeben.

Paris, 9. April. Eine äußerst stürm­ische Sitzung des sozialistischen Zentral- komites gestern abend ergab völlige Un­einigkeit über die Feier des 1. Mai, und kam zu keinem Beschluß.

Mi'Ztllcil.

Was der Mann ist!

Angesichts des nahen Austrittes einer großen Zahl von jungen Leuten aus der Schule und ihres Eintrittes in das bürgerliche Leben muß besonders aus ein Wort hingewiesen werden, das neulich im Parlament bei der Erörterung gewerblicher Fragen gefallen ist. Der Handels­minister v. Berlepsch sprach bei der Debatte über Fabrikinspektoren und Gewerberäte den Satz aus: Wir werden nicht darauf sehen, woher ein Mann kommt, sondern darauf, was er ist!" Das ist ein Wort für unsere Tage, und es ist nur zu wünschen, daß sich nicht bloß die Eltern darnach richten, bei der Wahl des Berufes ihrer Söhne, sondern auch die Behörden, Arbeitgeber und alle Personen, welche in sozialen Dingen Gutes wirken wollen. Der Minister legte damals dar, daß auch ein Mann, der nur Fabrik­arbeiter gewesen sei, zu einem solchen Beamten­posten gelangen könne, wenn er anders das Zeug dazu habe, und das verdient alle Billigung. Es soll nicht bei der Anstellung oder Förder­ung eines tüchtigen Mannes darauf gesehen werden, aus welcher Familie der Mann stammt, was seine Eltern waren; wir wollen darauf sehen, was der Mann ist, und nicht, woher er kommt! Daß in dieser Beziehung noch recht viel gethan werden kann, unterliegt keinem Zweifel, alte Vorurteile werden nicht so leicht überwunden; aber mit der Neigung, nnt solchen Vorurteilen aufzuräumen, wird auch der ernste Wille kommen, und das Schwinden solcher An­sichten wird ein ganz gewaltiges Stück sozialen Gegensatzes beseitigen. Achtung dem tüchtigen Manne unter allen Umständen; eine Hand voller Schwielen steht nicht niedriger, als eine mit einem Handschuh umhüllte Rechte, Aner­kennung und Belohnung der Tüchtigkeit, nicht ein Verhalten, als ob solche Leistungen sich von selbst verstehen. Die Anerkennung erfreut stets, und Niemand vergibt sich etwas, wenn er gegen Jedermann zuvorkommend ist. Ein freundliches Wort spornt die Kräfte an, Hochmut lähmt sie. Wollen wir gute Sozialpolitik treiben, so müssen

wir darauf bedacht sein, Jedem daS Seine zu gönnen, wie uns Jeder unser Recht zu achten hat. Das fordern wir, das können aber auch Jene fordern. Jeder Arbeitgeber, der sich genau mit seinen Leuten beschäftigt, weiß, daß die Entwicklung der Fähigkeiten der Leute unendlich häufig von der Behandlung und Anleitung ab­hängt. Ein Arbeiter, der auf der einen Stelle als unbrauchbar und ungeschickt bezeichnet ist, entwickelt sich plötzlich als ganz einsichtsvoller und anstelliger Mensch. Geduld und Höflichkeit sind zwei Zauberworte, mit den man unendlich weit kommt, und zu ihnen tritt dann die Ach. tung!

Achten wir jeden Mann, der etwas kann, beachten wir, was er ist, nicht, woher er kommt! Achten nun vor Allem, aber die Eltern auch darauf, daß aus ihren Kindern etwas Tüchtiges wird, beachten sie vor Allem, daß Jemand, der im Leben ein nützliches und geschätztes Mitglied der Gesellschaft sein will, vorher lernen muß und zwar recht viel uud recht gründlich. Lehr- fahre sollen Lehrjahre sein und bleiben, denn den Herrn kann erst spielen, befehlen kann erst der, welcher früher gründlich gelernt hat. Und wer lernt, der lernt für das Leben; eine gute Lehrzeit ist hundertmal wichtiger, als sofort nach dem Austritt aus der Schule Geld zu verdienen; Geschicklichkeit der Hände, Wissen im Kops, die sind ein Kapital, welches in späteren Jahren klingende Zinsen bringt. Die jugendlichen Kräfte müssen erst herangebildet, der Geist gestählt und erzogen werden; was die jungen Leute von vornherein zu leisten vermögen, ist wenig wert, auch gute Anlagen müssen erst auf den richtigen Weg gewiesen werden, damit sie später wirklich sich als nutzbringend erweisen. Es giebt nichts Schlimmeres, als Jemanden, der Vieles zu können meint, aber nichts recht versteht; einen solchen Mann nennen wir einenStümper" und gelingt es ihm, urteilslose Leute mit glatten Worten zu bestechen, so wird er doch nie vor dem scharfen Blick des bewährten Mannes be­stehen. Lehrjahre, gute, richtige Lehrjahre, das sind für Jeden eine überaus wichtige Mitgabe sür's Leben. Und lernen muß nicht bloß der Handwerkslehrling, lernen muß zur betreffenden Zeit ein Jeder;vom Himmel ist noch kein Weiser gefallen."

(Fortsetzung und Schluß folgt morgen.)

Ein guten Aprilscherz haben Heuer die Besitzer des Domhotel-Caf6 in Köln in Szene gesetzt. In sämtlichen Zeitungs­stöcken befanden sich die Nummern vom 1. April 1890, welche vom vergangenen Jahr sorgfältig aufbewahrt worden waren. Für diejenigen, welche in den Scherz cingeweiht waren, war interessant, zu be­obachten, wie verhältnismäßig viele Zeit­ungsleser die Lektüre mechanisch betreiben, denn manche merkten von dem Scherz gar nichts.

Im Zirkus Gandolfo zu Grenoble er­würgte gestern während der Vorstellung eine Löwin die 19jährige Schwester des Besitzers, die zum erstenmal in den Löwea- käfig getreten ist.

Gedankensplitter.

Man verzeiht dir am leichtesten die Offenheit, mit der du deine Fehler gestehst, am schwersten die Aufrichtigkeit, mit der du deine Vorzüge erwähnst.

Immer allein sein ist erträglicher, als immer in Gesellschaft sein. ,

Auflösung des Rätsels in Nr. 55.

Alm, Elm, Ilm, Olm, Ulm."

Einsender der Lösung: Aldolf Heydt von Calmbach.

Rätsel.

Ein Edelstein wie Blut so rot Bringt mit 'nem e Verderben und Tod.

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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.