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Sie nickte.
„Und mit dieser schönen Abwechslung bringst Du Dich um Gesundheit und Frohsinn. Kopf in die Höhe, Klara, ich will Dir sagen, wie es steht. Tolle Streiche habe ich im Leben schon genug gemacht, aber keine schlechte und Schulden habe ich auch, wie sollte das wohl anders sein, hat man doch dem Erben des Kommerzienrats Blanke gar zu bereitwillig Kredit gegeben. Da ich das nun nicht mehr bin, will man augenblicklich bezahlt sein, und schreit über meinen Leichtsinn, jetzt, wo ich anfange solide zu werden. So geht es in dieser besten Welt."
„Und was wirst Du thun?"
„Ei, ich thue schon. Ich bin bei Fink und Hermann als Korrespondent eingetreten, umsonst habe ich meine fünf lebenden Sprachen doch nicht gelernt."
„Weiß das der Komerzienrat?"
„Ich glaube wohl, er wird sich aber hüten, es der Tante zu sagen. Sieh, Kind, man hält mich bei Fink und Hermann immer noch für eine Art verwunschenen Prinzen, der eines Tages doch wieder in sein Reich eingesetzt werden wird und in Folge dessen giebt man mir einen Gehalt, den ein anderer armer Teufel nicht bekäme. So kann ich mich gut ein- arbeiten, mich mit meinen Gläubigern arrangieren und in ein paar Jahren bringe ich es wohl so weit, meinem Vögelchen ein Nest zu bauen, willst Du so lange warten?"
„Georg, welche Frage —"
„Sie zu stellen kam ich her, nun solle» diese Räume mich fürs erste nicht Wiedersehen. Ich wünschte, Du gingest nun auch."
(Fortsetzung folgt.)
Zur Berufswahl.
Wieder einmal ist im Kreislauf der! Jahre das liebe Osterfest herangekommen und mit ihm der Abschluß des Schuljahres. Viele Eltern stehen jetzt vor der schwierig zu beantwortenden Frage: „Was soll der Junge werden?" — Schon der Wortlaut dieser Frage ist bezeichnend für die Art und Weise, wie viele Eltern und Vormünder für die Zukunft der Kinder zu sorgen gedenken. Man sollte aber die Frage, was soll der Knabe werden, sondern was kann und was will er werden. In den meisten Fällen wird nicht die individuelle Veranlagung des Knaben, seine körperlichen Kräfte, seine geistige Befähigung in liebevolle Erwägung gezogen, sondern ihm sein künftiger Beruf durch rein äußerliche Rücksichten vorgeschrieben. Es ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob Jemand seinen Beruf mir Lust und Liebe ausübt, weil er ihn aus freien Stücken ergriffen hat, oder widerwillig und gezwungen, und erst durch die Macht der Gewohnheit sich mit demselben zufrieden giebt, aussöhnt. Mit welchen Gefühlen wird wohl Jemand Schneider, der gern Schlosser werden wollte!
Es ist als eine hohe Errungenschaft der Neuzeit zu betrachten, daß mit dem alten Satze: „Der Sohn muß werden, was der Vater war, endgiltig gebrochen ist. Dennoch muß es als ein Glück angesehen werden, wenn der Sohn sich aus
freiem Antriebe zum Berufe des Vaters entschließt. Demjenigen, welcher das väterliche Gewerbe ergreift, sind von Jugend auf die Handgriffe des Vaters bekannt und gewohnt geworden: als Kind hat er sie nachgeahmt; in den letzten Schuljahren hat er, wenn die Geschäfte drängten, dem Vater hin und wieder bei der Arbeit geholfen. Ergreift er nun dasselbe Gewerbe, so braucht er sich nicht erst in ein fremdes, vollkommen ungewohntes Handwerk einzuleben, sondern knüpft nur an die Kette der bereits gewonneüen Kenntnisse an; macht die Erfahrungen, die der Vater gesammelt, seine Geschäftsverbindungen, sich zu Nutze, übernimmt nach dessen Tode ein, wenn auch vielleicht nicht glänzendes, so doch bekanntes Geschäft. Er braucht jedenfalls kein neues zu gründen, welches sich erst im Konkurenzkampfe seine Lebensfähigkeit erwerben muß. Das gilt hauptsächlich vom Handwerker und Kaufmann, im gewissen Sinne jedoch auch vom Beamten und Gelehrten.
Danach sollte man meinen, daß der Vater den Entschluß seines Sohnes, im Beruf ihm zu folgen, mit Freuden begrüßen werde. Das ist aber häufig nicht der Fall. Die Meisten haben besonders die Schattenseiten ihres Berufes, den sie genau kennen, vor Augen und sehen von anderen Berufsarten mehr die Annehmlichkeiten. Die einseitige Beurteilung gipfelt in dem Satze: „Mein Sohn soll sich dereinst nicht so quälen brauchen, wie ich es habe thun müssen." So hört man häufig Leute aus mittleren und unteren Ständen reden, die durch harte Arbeit ein gewisses Vermögen errungen haben und geistige Arbeit für weniger anstrengend als körperliche halten. Daher die Uebervölkerung der Universitäten! Andere bestimmen wieder ihre Kinder zur Gelehrten- oder Beamtenlaufbahn. der geachteten Stellung wegen, welche sie dann einnehmen, der „höheren Sphäre" wegen, in der sie sich bewegen werden. Dieses Motiv entspringt aus einer gefährlichen Ueberschätzung des Schulwissens und einer höchst tadelnswerten Geringschätzung praktischer Thätig- keit. Wir leben nicht mehr zur Zeit der alten Römer, wo das Handwerk nur von mißachteten Sklaven ausgeübt wurde. Geachtet ist heutzutage jeder Beruf und jeder Handwerker, der ihn in redlicher pflichtgetreuer Weise ausübt. Ob Straßenkehrer oder Minister, Arbeiter sind wir alle, und nur ein eingebildeter und beschränkter Mensch kann von anderen Berufsarten wegwerfend sprechend. Drum möge jeder recht gewissenhaft, der diese Ostern einen Sohn in die Welt schickt, dessen Fähigkeiten prüfen und namentlich beherzigen, die alte bewährte Regel „Handwerk hat emen goldenen Boden."
dient. Sie hat ihr ganzes bedeutender Vermögen testamentarisch der Gemeinde vermacht. Die Verblichene besaß eine überaus luxuriös ausgestattete Villa, von der sie selbst jedoch nur die hofwärts ge. legenen Kellerräume bewohnte. Eine wie große Vorliebe für Tiere sie besaß, getz schon daraus hervor, daß sie vor etliche» Jahren zwei kostbare Pferde, damit sie dereinst nicht in andere Hände gerate« sollten, in ihrem Garten erschießen ließ Frau Schmitz hatte sich in ihrer M ein Sargzimmer einrichten lassen. I« diesem war der für sie bestimmte Toten-! sarg ausgestellt, auch befand sich in denn' selben das Totenkleid mit allem, was daz« gehört, ferner die Bahre, auf der sie M Kirchhof getragen werde sollte, Seile zm Herablassen in die Gruft und Handschch für Sargträger. Auf dem Erbgrab HM sie einen prächtigen Grabstein mit Inschrift, worauf nur das Datum ihm Todes fehlte, für sich errichten lassen. Du Verstorbene besaß eine Anzahl Anerkenn« ungsdiplome und Dankschreiben für ihre Wohlthaten.
Aus Tongern (Belgien) schreib! man der „K. Z.": In einem hiesigen Hause brach am 27. März abends, während eine große Anzahl von Personen an der Bahre einer 80jährigen Witwe beteten, plötzlich der Fußboden ein, wodurch alle Anwesenden mit dem Sarg und der Leiche in den Keller stürzten. Durch einen mit- ! stürzenden Ofen entstand eine Feuersbrunst, die jedoch bald gelöscht werden konnte, k Mehrere Personen wurden schwer verletzt 1 unter den Trümmern hervorgeholt. ^
Ka i se rs l aut e rn, 31. März. Del' hiesige „Kahlkopf-Verein" hielt gestern Abend in der Wirtschaft Luthrings- hausen seine diesjährige Generalversammlung ab. Der Vorstand, Herr Johann Steiner, welcher den Verein seit seiner Gründung leitet, schilderte in kurzen Worten das Entstehen und die Entwicklung des Vereins. Derselbe wurde im Jahr IM von 38 Personen ins Leben gerusen und ist heute auf 116 Mann angewachsen. N ist der einzige Kahlkopf-Verein in Deutschland. Der erste Verein dieser Art, der in Amerika besteht, hat durch die Zeitung! dem hiesigen Verein seinen Gruß gesandt, i
Wie gewonnen, so zeronnen. W Monako wird dem „I. W. Extrablatt x j schrieben: Der Engländer, welcher jüngst « Spielbank in Monte Carlo sprengte, verlor M nur die gewonnene Summe wieder, sondern m 15 OVO Pfund (300000 dazu. Ein juM englischer Graf, welcher am Montag 1K5M Franks gewann, hat seitdem diese Summe M mehrere Tausend Pfund nebenbei verloren. E« italienischer Herr verlor vorige Woche überm« Million Franks.
Bensberg, 25. März. Ein weiblicher Sonderling wurde dieser Tage Hierselbst zur letzten Ruhe bestattet. Die 85 Jahre alte Witwe Emilie Schmitz, geb. Raab, protestantischer Konfession, lebte Hierselbst auf der Weyerburg. Durch reichliche Schenkungen für den Bau der katholischen Kirche, des Kriegerdenkmals, zur Verschönerung des Städtchens und der Umgebung, machte sie sich besonders ver
(Ein Missionar), welcher uach i Deutschland gekommen, wurde in einet« Familie zu Tische eingeladen, wo du Töchter des Hauses mit ziemlich ausgeschnittenen Kleidern erschienen. Der Hausherr glaubte sich im Hinweis aus die Mode bei dem Missionar entschuldigen zu miM „O, bitte," sagte dieser, „das geniert nH gar nicht, ich wahr zehn Jahre unter de», Wilden." ^ i
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.