aeaenwärtig den Gebrauch anraten. Ganz entgegengesetzt lautet das Urteil des Professors v. Ziemssen in München, der mit dem Koch'schen Mittel sehr günstige Resultate erzielt hat. Anläßlich der Obduktion eines nach wiederholten Injektionen verstorbenen Schwindsuchtskranken erörterte derselbe auch die Frage, ob in der That in schweren Fällen von Lungenschwindsucht wegen der Gefahr der Verschleppung von Bazillen die Anwendung Koch'scher Lymphe nicht möglich sei. Nach seiner Ansicht liege eine Gefahr nicht vor, er habe im Gegenteil bei sehr schweren so bei zwei Fällen von tuberkulöser Hirnhautentzündung, durch Anwendung des Mittels äußerst günstige Resultate erzielt. Die Herren Aerzte haben selbst jedenfalls noch lange genug an dem Koch'schen Mittel zu studieren, um die denselben inne wohnenden Rätsel zu lesen.
Ausland.
Bor der Abreise der Kaiserin Friedrich aus Paris am Freitag den 27. Februar war auf Anordnung des Ministers des Innern früh um 9 Uhr schon der ganze Weg vom Botschaftsgebäude die Boulevards und die Rue La- fayette entlang bis zum Nordbahnhofe mit zwei Reihen Schutzleuten besetzt. Es waren ihrer über 1200 Mann, in Abständen von je etwa 10 Schritten, aufgestellt. Einige Brigaden trugen weiße Handschuhe. Diese Vorbereitungen führten auf dem Wege eine große Menge Neugieriger zusammen. Kurz vor 10 Uhr verließen die Kaiserin Friedrich und Graf v. Seckendorfs in einem Landauer die Botschaft; im folgenden Wagen faßen Prinzessin Margarethe und Gräfin Münster, in einem dritten Gräfin Perponcher und der Botschafter. Viele Personen am Wege Men achtungsvoll. Nirgends wurde ein Ruf laut. Auf dem Bahnhofe verabschiedete sich die Kaiserin in liebenswürdigster Weise vom Botschaftspersonal, von hervorragenden Mitgliedern der deutschen Kolonie und von verschiedenen französischen angesehenen Persönlichkeiten, die auf dem Perron erschienen waren, u. a. Baron Rothschild. — Man hat die Kaiserin bestimmen wollen, am Donnerstag Nacht abzureisen; sie erklärte jedoch, sie besorge leine Feindseligkeiten der Pariser. Die Kaiserin lehnte auch ab, einen andern Weg zum Bahnhofe, als den gewöhnlichen, Zuschlägen. — Trotz der chauvinistischen Agitation verharren mehrere bedeutende Maler bei der Absicht, in Berlin auszustellen. — Ein illustriertes Witzblatt, das am Donnerstag eine Karrikatur gegen Deutschland brachte, wurde beschlagnahmt.
MisMen.
(Das Richtige getroffen.) Der vor ^nigen Jahren gestorbene Bierbrauerei- Besitzer M. Sch. in B. war em ebenso origineller wie liebenswürdiger Herr, welcher außer sonstigen Ehrenämtern auch das em.es Schiedsrichters wahrnahm. Eines schönen Tages erscheint ein Anwohner der Straße, A., und klagt bei demselben als Schiedsmann seinen Nachbar B. der Be- teioigung an. An dem zur Vornahme des Suhneversuches bestimmten Tage erscheinen
pünktlich zur festgesetzten Stunde die gegenseitig erbitterten Nachbarn A. und B. bei unserem Schiedsrichter. Letzerer weist den Parteien das Terminzimmer an und läßt sich denselben gegenüber wie folgt aus: „Meine Herren! Nehmen Sie gefälligst Platz. Ich muß Sie bitten, mich für eine halbe Stunde zu entschuldigen, da ich Besuch habe. Damit Ihnen aber die Zeit nicht zu lang wird, werde ich Ihnen eine Stütze Bier bringen lassen; Gläser stehen dort auf dem Tische." (Das Bier wird bereits gebracht.) „So," fährt unser Schiedsmann fort, „nun trinken Sie! meine Herren; wohl bekomms Ihnen, Sie gestatten mir wohl, daß ich den Schlüssel herumdrehe. Fassen Sie indes dies nicht als Freiheitsberaubung auf, damit ich nicht noch selbst ans Brett komme; ich bezwecke damit nur, daß Sie nicht fortlaufen sollen, und ich nachher den Sühneversuch vornehmen kann." Sprachs und verschwand, um nach einer halben Stunde die Sühne unter den Parteien herbeizuführen. Wie erstaunt war aber Herr Sch. als beim Oeffnen der Thür sich ihm der Anblick darbot: In den Armen lagen sich beide und weinten vor Schmerz und vor Freude." — Das Erstaunen unsers biederen Schiedsmannes sollte bald in Freude verwandelt werden, als er von A. wie folgt angeredet wurde: „Häär
Sch.wie häwwet dat Beer ut-
drunken un us verdruagen un gedacht, en'n magern Verglieck es immer beeter as ein fetten Prozeß. Wi baut us bedanken für dat schöne Beer. Adjüs, Häär! büs nächstens!"
(Eine Flasche Rum und ihre Folgen.) Zur Zeit des Kaisers Nikolaus von Rußland vollzog sich eine Palastrevolution, die kein Geschichtswerk bringt. Sie war kein Soldatenaufstand, auch gieng sie nicht von oben hinauf, sondern von oben herunter; sie erschütterte nicht den Thron, sondern nur die Küche des kaiserlichen Hofes. Zwanzig Personen wandelten des Diebstahls wegen nach Sibirien, andere verschwanden von der Bildfläche, nachdem sie durchgepeitscht waren. Und das alles um eine Flasche Rum. Ja, ja. kleine Ursachen große Wirkungen. Eines Tages saß die Kaiserin Alexandra Feodorowna in ihrem Boudoir des Winterpalastes und langweilte sich. Da kam ihr eine Jugenderinnerung, an die Zeit, als sie noch preußische Prinzessin war, eine Hausfrauen, anwandlung; sie wollte wissen, wie es um ihren Haushalt stehe und ließ sich die täglichen Rapporte vorlegen. Da fand sie eine Flasche Rum für ihren Sohn Cäsarewitsch Alexander verzeichnet. Das überraschte sie; sie blätterte weiter zurück. Die Flasche Rum fand sich täglich verzeichnet bis zu seinem Geburtstag, ja dem Tag vor demselben. Das mußte also ein anderer Cäsarewitsch Alexander sein. Wieder forschte sie weiter, die Flasche Rum gieng bis in das vorige Jahrhundert zurück. Dort stand sie mit einer Bemerkung notiert: gegen Zahnschmerz vom Hofmedikus verordnet. Also weil der verstorbene Kaiser Alexander I. als Thronfolger einen Thee- löffel voll Rum auf den Zahn nehmen mußte, wurde für alle seine Nachfolger täglich eine Flasche des Jamaikaprodukts
verzeichnet. Lächelnd teilte sie das ihrem Gemahl mit; Nikolaus lachte jedoch nicht. Am Nachmittage verlangte er die Rapporte seines Haushaltes. Man sah die ganze Nacht Licht bei dem Kaiser brennen; er rechnete und schrieb. Am folgenden Morgen war es finster. Es lag über dem Winterpalais bald eine schwere Luft, wie vor einem Gewitter gebreitet. Zu seiner Gemahlin sagte der Selbstherrscher: „Es ist stärker, als ich gedacht, eine solche Spitzbüberei ist ohnegleichen. Jährlich kostet meine Tafel allein Millionen auf dem Papiere mehr als in Wirklichkeit, ich gebe mich in Kost." — „Ich habe niemals so gut diniert", sagte der Zar nach der ersten Mahlzeit in Kost, „und für das halbe Geld. Ich bin abscheulich bestohlen worden."
(Deutscher Durst.) Als im Jahre 1189 Friedrich Barbarossa seine Scharen zum heiligen Grabeführte, beklagten sich dieDeut- schen hauptsächlich über zwei Dinge, nämlich daß die Feinde nicht Stand hielten, sondern ausrissen, sobald die Ritter heranrasselten, und daß man so unsäglich dursten müsse. Im Monate August, in glühender Sonnenhitze, näherte sich das Heer der verräterischen Griechenstadt Konstantinopel. Hier gab es endlich, wenn auch nichts zu hauen, so doch etwas zu trinken, und zwar etwas recht Süffiges. Endlich wurde es dem Schwabenherzvg, der auch kein Kostverächter war, zu toll und er machte dem Kaiser Rotbart Vorstellungen, es sei die höchste Zeit, dem Trinken ein Ende zu machen, da sich die Folgen der Unmäßigkeit in einem solchen Klima durch vermehrte Sterblichkeit in den Reihen der Kreuzfahrer geltend machten. Man verbreitete daher das Gerücht, die verräterischen Griechen hätten den Wein vergiftet und man müsse deshalb ernstlich vor dem Getränke warnen. Einen ganzen Tag half diese Warnung. Als aber am folgenden Mittage die Sonnenstrahlen wieder auf die Panzer brannten, da hielten es die Ritter nicht mehr länger aus. „Sie empfahlen sich der Barmherzigkeit Gottes", erzählt der Geschichtsschreiber, „und tranken mit geschlossenen Augen allen Wein, dessen sie habhaft werden konnten."
Daß die Kinder des preußischen Königshauses mit Wasser aus demJordan getauft werden, ist eine in Berlin wenigstens allgemeine bekannte Thatsache. Doch stößt dieselbe außerhalb Berlins noch vielfach auf Zweifel und Widerspruch. Ein solcher veranlaßte die Redaktion des „Oppeln. Wochenbl.", sich um Auskunft an den Konsistorialrat Dryander, der die Taufe des jüngsten Prinzen Joachim, vollzog, zu wenden, der denn auch die Antwort gab, „daß die Taufen im königlichen Hause stets mit Jordanwasser vollzogen werden, von dem ein Vorrat in der Schloßapotheke aufbewahrt wird. Auch von der jetzt vollzogenen Taufe des Prinzen Joachim ist das übriggebliebene Wasser sorgfältig aufgespart und dorthin zurückgeliefert worden."
(Die größte Nickelmine der Welt.) Bei Budbury in Kanada an einer kleinen Zweiglinie der Kanadischen Pacific-Bahn,