140
Württemberg.
Der Evangelische Kirchengesang- Verein für Württemberg wird das heurige Kirchengesangfest in Calw halten, von wo dieser Tage seitens der maßgebenden Behörde freundliche Einladung an den Vereinsausschuß ergangen ist.
Stuttgarts?. Febr. Das Reiterstandbild des Königs Wilhelm im Hofe der bildenden Künste, welches in der letzten Zeit trotz seiner starken Vergoldung einen „Stich ins Aschgraue" bekommen hatte, wird gegenwärtig einer gründlichen Reinigung unterzogen.
Stuttgart, 23. Febr. Eine dieser Tage vor dem hiesigen Schöffengericht im Vergleichungswege erledigte Privatklage wegen thätlicher Beleidigung bot in ihren einzelnen Momenten des Humoristischen eine solche Fülle, daß nicht nur Anwälte, Zeugen und Zuhörer von der allgemeinen Heiterkeit angesteckt wurden, sondern auch die Herren vom Gerichtshöfe hin und wieder herzlich in diese einstimmten. Ein Hausbesitzer der Hospitalstraße war angeschuldigt, die Frau eines seiner Mieter, welche eine besondere Vorliebe für offen- stehende Thüren zu haben scheint, nicht nur mit einer großen Auswahl keineswegs salonfähiger Titulaturen traktiert, sondern sie bei der hieran sich anschließenden „handgreiflichen Unterredung" auch noch in den Finger gebissen zu haben. Wenn man aber den Angeklagten hört, so war er allein der leidende Teil bei der Affaire. Er will von der Verletzten, welche freilich, nach ihrer äußeren Erscheinung zu schließen, nicht schuld daran ist, daß die Bezeichnung von dem „schwächeren Geschlecht" in Gebrauch kam, überfallen und ordentlich durchgehauen worden sein, ein Zugeständnis, das in seiner Unumwundenheit eine Wirkung hervorbrachte, welche wohl schwerlich beabsichtigt war. Da die gegnerischen Parteien bei ihren nicht entfernt in Einklang zu bringenden Behauptungen blieben und auch die Aussagen der Zeugen, unter welchen sich die eigene „höhere Tochter" der Klägerin befand, die in köstlichem „schwäbischen Hochdeutsch" die häusliche Schlacht schilderte, nichts Positives zu Tage förderten, so gab sich der Richter alle Mühe einen Vergleich zu stände zu bringen. „Er" und „Sie" beriefen sich aber nachdrücklich auf ihre Unschuld, und keinem der beiden Teile wollte es einleuchten, an den erheblichen Kosten mehr zu partizipieren, als er für absolut nötig hielt. Die Klägerin hatte zudem das wiederholte, in Ausdrücken komischer Verzweiflung vorgebrachte Bedenken, daß sie „unter vier Augen" doch wieder den Kopf von dem Beklagten „voll kriege," eine Insinuation, die letzterer mit der nicht gerade unglaubwürdigen Versicherung zurückwies, daß er froh sei, wenn seine Widersacherin ihn künftig in Ruhe lasse. Nur nachdem der Vorsitzende mindestens ein halbes Dutzend mal den Versuch gemacht hatte, die Gemüter zur Versöhnung zu stimmen und nachdem die Rechtsanwälte ebenfalls in seltener Übereinstimmung zum Frieden rieten; erst dann kam ein Vergleich zu stände — gewiß zum Bedauern des Auditoriums, das gerne noch länger die forensischen Genüsse sich zu Ge-
müte geführt hätte. Mit der Klage, daß sie ihre Hiebe nun umsonst bekommen habe, und der feierlichen Versicherung, daß sie doch wieder den Kopf voll kriege, verließ die Klägerin den Tempel Justilias, deren Walten sie diesmal jedenfalls nicht ganz befriedigt hat.
Der Zentralausschuß des Vereins zur Fürsorge für entlassene Strafgefangene hat an Stelle des nach Ravensburg abgehenden Landgerichtsdirektors Weisser den Regierungsrat Nestle zu seinem Vorstand gewählt.
Ulm, 27. Febr. Gestern abend 6 Uhr setzte eine hiesige Frau ihr 9 Monate altes Kind auf einen Tisch, der in unmittelbarer Nähe eines Fensters stand. Während die Mutter sich mit einem andern Kind beschäftigte, gelang es den Mädchen, den Reiber zu öffnen, das Fenster ging auf und das Kind stürzte 2 Stock hoch auf die Straße hinab. Heute nacht ist es gestorben.
W ei n g a rt e n, 26. Febr. Dem Vernehmen nach waren in letzter Woche einige Herren von der Forstdirektion im Altdorfer Wald, um die von derNonne befressenen Bestände zu besichtigen. Die im letzten Jahr kahl gefressenen, aber bis in den Winter hinein saftig gebliebenen Bestände sollen durch die langanhaltende, strenge Winterkälte Not gelitten haben und es soll deshalb, wie man hört, ein Teil derselben zum baldigen Einschlag kommen.
Ausland.
Die von der erdrückenden Mehrheit der Franzosen verlachte Boulangisten- Manöver scheinen trotzdem die öffentliche Meinung von Neuem aufgehetzt zu haben; es herrscht eine unverkennbare Erregung in allen Kreisen und die unsinnigsten Gerüchte laufen fortgesetzt um. Sicher scheint jedenfalls, daß die Malerversammlung die Nichtbeteiligung an der Ausstellung in Berlin beschließen wird. Der Schlachtenmaler Detaille erklärt in einem Schreiben, daß er sich nicht an der Berliner Ausstellung beteiligen werde; er spreche allerdings nur in seinem eigenen Namen, er sei aber überzeugt, daß die Kollegen sich ihm anschließen würden. Der Maler Benjamin Constant hat eine gleiche Erklärung abgegeben. Natürlich schwillt unter solchen Umständen den Revanche- Predigern der Kamm ganz gewaltig. Däroulede erklärt jetzt großmütig, er nehme von der geplanten Protestkundgebung der Patriotenliga gegen die Anwesenheit der Kaiserin Friedrich Abstand. Aber soviel sei doch erforderlich, ohne Beschimpfung und Gewaltthätigkeit müsse man beim Vorbeifahren der Kaiserin rufen: „Hoch Elsaß- Lothringen! Hoch die Republik!" Es ist ein erbauliches Schauspiel zu sehen, wie ein geringer Haufen von lungenkräftigen Gesellen eine große Mehrheit in Schach hält. Uebrigens läßt der „brave General" wieder von sich hören, er muß wohl den Lärm in Paris für einen Weckruf an- sehen, denn Bo ulanger ist in Brüssel eingetroffen. — Man hat wieder einmal erleben müssen, wie unberechenbar das französische Volk in seinen Launen ist. Die anfänglich im Großen und Ganzen günstige Stimmung der Pariser Bevölkerung ist seit gestern fast in das völlige
Gegenteil umgeschlagen. Besondere Verstimmung scheint der Besuch der Kaiserin im Schlosse zu Versailles hervorgeruse» zu haben, und der lange Aufenthalt überhaupt. — Es verlautet bestimmt, der Botschafter Herbette komme nächste Woche nach Paris, um einen andern Posta zu übernehmen. — Die Abreise bei Kaiserin bleibt auf den 27. Febr. festgesetzt, man erwartet ungeduldig, welcher Eindruck in Berlin die letzte Wendung da Dinge Hervorbringen werde.
Paris, 27. Febr. Die Kaiserin Friedrich ist heute Morgen um 10 Uhr vom Nordbahnhof aus über Boulogne nach Calais abgereist. Einige hundert am Bahnhofe versammelte Menschen grüßten die Kaiserin. Es ist kein Zwischenfall vorgekommen.
Miszellen.
Stuttgart, 24. Febr. Unter den Geldstücken, die in einem hiesigen Geschäft am letzten Samstag vereinnahmt wurden, befand sich auch eine Münze von der Größe eines Zwanzigpfennigstücks, die auf dem Revers statt der Wertangabe die Inschrift trug: „Mußt nicht weinen, kriegst noch einen."
Die ersten Stauden Kopfsalat sind aus Algier eingetroffen und auf den Speisenkarten der vornehmen Restaurants figuriert bereits unter Salaten der Algier- Salat mit Ei. Freilich steht er begreiflicherweise noch sehr hoch im Preise, aber: „Kommt Zeit, kommt auch der Salat/ Bald werden der Köpfe Salat mehr da sein, als Menschenköpfe, sie zu verzehren. Dieser junge Frühlingskopfsalat, der ja allein nur zu den begehrenswerten Delikatessen gehört, enthält 1,924 eiweißartige Körper, 0.375 Fett. 0,113 Zucker. IM sonstige stickstofffreie Substanzen, OM Cellulose, 0,789 Asche und 93,940 Wasser. Wer von diesem Salat ißt, mag nachrechnen, ob die Rechnung stimmt.
(Keine „Tatzen" mehr!) Die Regierung der Oberpfalz hat auf Grund eines Gutachtens ihrer Medizinalrcferenten für die Zukunft die Anwendung der körperlichen Schulstrafe durch die sogenannten „Tatzen," bisher wohl die verbreitetste Strafart, untersagt.
Scherzhafte Inschrift.
AL" Für den Monat März nehmen die Poststellen und die den Ort begehenden Postboten Bestellungen auf den
„ULstkälsr"
an. Preis monatlich 45
In Neuenbürg abonniert man bei der Geschäftsstelle; Preis monatlich 40 Z-
Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Me eh in Neu
enbürg.
k
Amcigci
Nr. 3S.
Weint Dienstag, Z
Bezirk vierteljäh
"" All
Neu
Die Maul- u. KI Hausen ist erlosch Den 28. Febri
Gemein
Durch die Hol Brennerberg ist de Bizinalweg und di auf der Seile deä die Strecke von d
im Förteltk drücke oberhalb de adfchießende Stäm
Es wird dahe der gesamte offen Fußgänger - Verkel Langenbrand bis schließlich auf den zu beschränken hr sämtliche Thalweg!
„ aelp
Hchen, 28. Fe
Obern
Äm- uud j
Am Freitag i kommen aus dem Mm Verkauf:
88 St. Forche 1 Eiche mit 4 St. Birken 4 „ Buche, 33 Rm. Eiche> und ! Der Verkauf d l Uhr mittags a nach diesem das 2
Privaj
Lie
„Zeige hiemit