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Württemberg.

Der Evangelische Kirchengesang- Verein für Württemberg wird das heurige Kirchengesangfest in Calw halten, von wo dieser Tage seitens der maßgebenden Behörde freundliche Einladung an den Vereinsausschuß ergangen ist.

Stuttgarts?. Febr. Das Reiter­standbild des Königs Wilhelm im Hofe der bildenden Künste, welches in der letzten Zeit trotz seiner starken Vergoldung einen Stich ins Aschgraue" bekommen hatte, wird gegenwärtig einer gründlichen Reinig­ung unterzogen.

Stuttgart, 23. Febr. Eine dieser Tage vor dem hiesigen Schöffengericht im Vergleichungswege erledigte Privatklage wegen thätlicher Beleidigung bot in ihren einzelnen Momenten des Humoristischen eine solche Fülle, daß nicht nur Anwälte, Zeu­gen und Zuhörer von der allgemeinen Heiterkeit angesteckt wurden, sondern auch die Herren vom Gerichtshöfe hin und wieder herzlich in diese einstimmten. Ein Hausbesitzer der Hospitalstraße war angeschuldigt, die Frau eines seiner Mieter, welche eine besondere Vorliebe für offen- stehende Thüren zu haben scheint, nicht nur mit einer großen Auswahl keineswegs salonfähiger Titulaturen traktiert, sondern sie bei der hieran sich anschließendenhand­greiflichen Unterredung" auch noch in den Finger gebissen zu haben. Wenn man aber den Angeklagten hört, so war er allein der leidende Teil bei der Affaire. Er will von der Verletzten, welche freilich, nach ihrer äußeren Erscheinung zu schließen, nicht schuld daran ist, daß die Bezeichnung von demschwächeren Geschlecht" in Ge­brauch kam, überfallen und ordentlich durchgehauen worden sein, ein Zugeständ­nis, das in seiner Unumwundenheit eine Wirkung hervorbrachte, welche wohl schwer­lich beabsichtigt war. Da die gegnerischen Parteien bei ihren nicht entfernt in Ein­klang zu bringenden Behauptungen blieben und auch die Aussagen der Zeugen, unter welchen sich die eigenehöhere Tochter" der Klägerin befand, die in köstlichem schwäbischen Hochdeutsch" die häusliche Schlacht schilderte, nichts Positives zu Tage förderten, so gab sich der Richter alle Mühe einen Vergleich zu stände zu bringen.Er" undSie" beriefen sich aber nachdrücklich auf ihre Unschuld, und keinem der beiden Teile wollte es ein­leuchten, an den erheblichen Kosten mehr zu partizipieren, als er für absolut nötig hielt. Die Klägerin hatte zudem das wiederholte, in Ausdrücken komischer Ver­zweiflung vorgebrachte Bedenken, daß sie unter vier Augen" doch wieder den Kopf von dem Beklagtenvoll kriege," eine Insinuation, die letzterer mit der nicht gerade unglaubwürdigen Versicherung zu­rückwies, daß er froh sei, wenn seine Widersacherin ihn künftig in Ruhe lasse. Nur nachdem der Vorsitzende mindestens ein halbes Dutzend mal den Versuch ge­macht hatte, die Gemüter zur Versöhnung zu stimmen und nachdem die Rechtsan­wälte ebenfalls in seltener Übereinstimmung zum Frieden rieten; erst dann kam ein Vergleich zu stände gewiß zum Be­dauern des Auditoriums, das gerne noch länger die forensischen Genüsse sich zu Ge-

müte geführt hätte. Mit der Klage, daß sie ihre Hiebe nun umsonst bekommen habe, und der feierlichen Versicherung, daß sie doch wieder den Kopf voll kriege, verließ die Klägerin den Tempel Justilias, deren Walten sie diesmal jedenfalls nicht ganz befriedigt hat.

Der Zentralausschuß des Vereins zur Fürsorge für entlassene Strafgefangene hat an Stelle des nach Ravensburg abgehen­den Landgerichtsdirektors Weisser den Re­gierungsrat Nestle zu seinem Vorstand gewählt.

Ulm, 27. Febr. Gestern abend 6 Uhr setzte eine hiesige Frau ihr 9 Monate altes Kind auf einen Tisch, der in unmittelbarer Nähe eines Fensters stand. Während die Mutter sich mit einem andern Kind be­schäftigte, gelang es den Mädchen, den Reiber zu öffnen, das Fenster ging auf und das Kind stürzte 2 Stock hoch auf die Straße hinab. Heute nacht ist es gestorben.

W ei n g a rt e n, 26. Febr. Dem Ver­nehmen nach waren in letzter Woche einige Herren von der Forstdirektion im Altdorfer Wald, um die von derNonne befressenen Bestände zu besichtigen. Die im letzten Jahr kahl gefressenen, aber bis in den Winter hinein saftig gebliebenen Bestände sollen durch die langanhaltende, strenge Winterkälte Not gelitten haben und es soll deshalb, wie man hört, ein Teil der­selben zum baldigen Einschlag kommen.

Ausland.

Die von der erdrückenden Mehrheit der Franzosen verlachte Boulangisten- Manöver scheinen trotzdem die öffent­liche Meinung von Neuem aufgehetzt zu haben; es herrscht eine unverkennbare Er­regung in allen Kreisen und die unsinnig­sten Gerüchte laufen fortgesetzt um. Sicher scheint jedenfalls, daß die Malerver­sammlung die Nichtbeteiligung an der Ausstellung in Berlin beschließen wird. Der Schlachtenmaler Detaille erklärt in einem Schreiben, daß er sich nicht an der Berliner Ausstellung beteiligen werde; er spreche allerdings nur in seinem eigenen Namen, er sei aber überzeugt, daß die Kollegen sich ihm anschließen würden. Der Maler Benjamin Constant hat eine gleiche Erklärung abgegeben. Natürlich schwillt unter solchen Umständen den Revanche- Predigern der Kamm ganz gewaltig. Däroulede erklärt jetzt großmütig, er nehme von der geplanten Protestkundgebung der Patriotenliga gegen die Anwesenheit der Kaiserin Friedrich Abstand. Aber soviel sei doch erforderlich, ohne Beschimpfung und Gewaltthätigkeit müsse man beim Vor­beifahren der Kaiserin rufen:Hoch Elsaß- Lothringen! Hoch die Republik!" Es ist ein erbauliches Schauspiel zu sehen, wie ein geringer Haufen von lungenkräftigen Gesellen eine große Mehrheit in Schach hält. Uebrigens läßt derbrave General" wieder von sich hören, er muß wohl den Lärm in Paris für einen Weckruf an- sehen, denn Bo ulanger ist in Brüssel eingetroffen. Man hat wieder einmal erleben müssen, wie unberechenbar das französische Volk in seinen Launen ist. Die anfänglich im Großen und Ganzen günstige Stimmung der Pariser Bevölker­ung ist seit gestern fast in das völlige

Gegenteil umgeschlagen. Besondere Ver­stimmung scheint der Besuch der Kaiserin im Schlosse zu Versailles hervorgeruse» zu haben, und der lange Aufenthalt über­haupt. Es verlautet bestimmt, der Bot­schafter Herbette komme nächste Woche nach Paris, um einen andern Posta zu übernehmen. Die Abreise bei Kaiserin bleibt auf den 27. Febr. fest­gesetzt, man erwartet ungeduldig, welcher Eindruck in Berlin die letzte Wendung da Dinge Hervorbringen werde.

Paris, 27. Febr. Die Kaiserin Friedrich ist heute Morgen um 10 Uhr vom Nordbahnhof aus über Boulogne nach Calais abgereist. Einige hundert am Bahnhofe versammelte Menschen grüßten die Kaiserin. Es ist kein Zwischenfall vorgekommen.

Miszellen.

Stuttgart, 24. Febr. Unter den Geldstücken, die in einem hiesigen Geschäft am letzten Samstag vereinnahmt wurden, befand sich auch eine Münze von der Größe eines Zwanzigpfennigstücks, die auf dem Revers statt der Wertangabe die In­schrift trug:Mußt nicht weinen, kriegst noch einen."

Die ersten Stauden Kopfsalat sind aus Algier eingetroffen und auf den Speisenkarten der vornehmen Restaurants figuriert bereits unter Salaten der Algier- Salat mit Ei. Freilich steht er begreif­licherweise noch sehr hoch im Preise, aber: Kommt Zeit, kommt auch der Salat/ Bald werden der Köpfe Salat mehr da sein, als Menschenköpfe, sie zu verzehren. Dieser junge Frühlingskopfsalat, der ja allein nur zu den begehrenswerten Deli­katessen gehört, enthält 1,924 eiweißartige Körper, 0.375 Fett. 0,113 Zucker. IM sonstige stickstofffreie Substanzen, OM Cellulose, 0,789 Asche und 93,940 Wasser. Wer von diesem Salat ißt, mag nach­rechnen, ob die Rechnung stimmt.

(KeineTatzen" mehr!) Die Regier­ung der Oberpfalz hat auf Grund eines Gutachtens ihrer Medizinalrcferenten für die Zukunft die Anwendung der kör­perlichen Schulstrafe durch die sogenannten Tatzen," bisher wohl die verbreitetste Strafart, untersagt.

Scherzhafte Inschrift.

AL" Für den Monat März nehmen die Poststellen und die den Ort begehenden Postboten Bestellungen auf den

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an. Preis monatlich 45

In Neuenbürg abonniert man bei der Geschäftsstelle; Preis monatlich 40 Z-

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