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„Das meine ich durchaus nicht," er-! widerte der Graf lachend, indem er auf sie zutrat und sie küßte; „im Gegenteil, ich meine, es müsse noch etwas kommen, um unser Glück vollzumachen. Du siehst, ich bin lange nicht so genügsam wie Du."
„O Du bist abscheulich," erwiderte errötend die junge Frau, „und recht ungenügsam."
„Ja, leider, so ist der Mensch," stimmte der Graf achselzuckend bei, „und mußt Du es nicht auch selbst zugestehen? Wäre es nicht schade um dus stolze, alte Geschlecht, wenn es mit zu mir Grabe getragen würde? Nein, das würde mich nicht befriedigen; einen Stammhalter muß ich noch haben; dann ist mein Glück erst voll."
Weitere Erörterungen über diesen interessanten Gegenstand wurden mdeß ab- geschnittcn durch das Erscheinen des Dieners, der ein Billct von Höllwarth überbrachte. Der Graf überflog es rasch und: „Hurrah, Onkel Karl," rief er diesem zu, der gerade mit dem kleinen Mädchen vom Gewächshause zurückkehrte, „in Höllwarths- hausen ist ein kleiner Baron angekommen! Stoßen wir auf seine Gesundheit und sein Gedeihen an! Schnell ein par Flaschen Sekt, aber vom besten, den der Keller aufweist," befahl er erregt dem Diener. Der alte Doktor aber faltete mit abgewandtem Gesicht die Hände und schickte ein stilles Dankgebet zum Himmel.
Im Passage-Panoptikum in Berlin ist außer den zusammengewachsenen Brüdern Tocci eine bärtige Amerikanerin zur Schau gestellt. Beide Naturwunder wurden dieser Tage durch den Direktor des Passage-Panoptikums derAnthropologischen Gesellschaft vorgejührt. Die junge Amerikanerin ist, wie Sanitätsrat Bartels ausführte, ein vortreffliches Beispiel der wirklichen Heterogenie der Behaarung. Bei sonst vollständig weiblichen Verhältnissen zeigt die junge Dame einen stattlichen Vollbart, der sich von dem der Männer nur dadurch unterscheidet, daß die Partien am Halse nicht so behaart sind. Die Dame hat außerdem ungewöhnlich schönes und langes Haupthaar, auch Arme und Finger sind stark behaart. Im Saale ausgestellt waren zahlreiche Bilder anderer bärtiger Damen. Im Allgemeinen tritt die Bartbildung bei den Frauen in drei Formen auf. Die eine Art ist jenes kleine Schnurrbärtchen, welches sich namentlich bei dunkelhaarigen Damen häufig findet, die zweite Art ist alten Frauen eigen, sie besteht in dem Hervortreten einzelner sehr starker Haare am Kinn und den seitlichen Partien der Lippen; die dritte Art ist die, wie sie bei den sogenannten Haarmenschen beobachtet wird. Die Erläuterung des merkwürdigen Bildes, das die Brüder Tocci darstellen, gab Professor Virchow.
Hagen, 18. Febr. AusGefällig- keit für eine Bekannte hat eine Ehefrau aus Voswinkel bei Börde einen Meineid geleistet. Die Freundin hatte ein Schwein gekauft, das diese nicht bezahlen wollte und, um dies zu ermöglichen, beschwor die R., das Schwein sei mit acht harten Thalern bezahlt worden und sie selbst habe die Zahlung mit angesehen.
Davon ist kein Wort wahr. Die Frau, hübsch und jung, in glücklichster Ehe lebend, wurde für ihre unglaubliche Leichtfertigkeit zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt.
(Diesmal hatte sie wirklich Recht!) Am Samstag nachmittag waren bei der in der Auguststraße hausenden Wahrsagerin Z. zwei Frauen erschienen, welche sich, nachdem sie das übliche Honorar erlegt hatten, die Zukunft aus den Karten enthüllen ließen. Der einen der wißbegierigen Kundinnen prophezeite die Kartenschlägerin neben anderen angenehmen Dingen ein Geldgewinn, der ihr bald zufallen werde, den sie aber werde sorgfältig hüten müssen, da sie sonst Aerger und Verdruß mit der Polizei haben würde. Die kluge Frau hatte richtig prophezeit, wie sie das bald zu ihrem eigenen Schaden wahrnehmen sollte; denn nachdem die beiden Kundinnen sie verlassen hatten, machte sie die unliebsame Entdeckung, daß ihr aus einer Kostete, die auf der Kommode stand, 34 Mark entwendet worden waren, jedenfalls von der Frau, der sie den baldigen Geldgewinn gewahrsagt hatte. Ob diese Frau diesen Schatz so hüten wird, daß sie dem Aerger und Verdruß mit der Polizei entgeht, das bleibt abzuwarten.
(Schmale Kost und wenig Geld rc.) In dem ehemals kurhessischen Ort Spring- stille bei Schmalkalden bezieht der Orts- diener für Tag- und Nachtwache noch heute den im vorigen Jahrhundert festgesetzten Lohn von täglich vier Pfennig; außerdem macht er die Runde bei den Ortsbürgern, welche ihm Kost zu gewähren haben. Also monatlich erhält der Mann 1 20 für Kleidung u. s. w. Das
dürfte wohl der niedrigste Lohn sein, der überhaupt gezahlt wird in ganz Deutschland oder in der ganzen Welt. Der glückliche Inhaber der Springstiller Ortsdienerstelle, der „alte Heinrich" ist aber bereits siebzig Jahre alt und tritt nun sofort in den Genuß der Altersrente. Was wird der Mann mit dem vielen Geld machen?
(General William Booth,) der „Höchstkommandierende der Heilsarmee," wird am 22. Febr. nach Berlin kommen. Im „Hauptquartier," sowie in den drei hiesigen „Kasernen," der „Armee" herrscht in Folge dessen regstes Leben. Die Instruktionen und die „Heüswahrheiten" werden gründlich repetiert, damit der General bei der „Parade", die er über die hiesige Armee abzuhalten gedenkt, zu einer befriedigenden Kritik gelangt. Berlin ist bekanntlich seit Kurzem das „Hauptquartier" der deutschen Heilsarmee. Früher befand sich dasselbe in Stuttgart, nachdem man aber in Pommern und namentlich auch am Rhein festen Fuß gefaßt hat, hat es der General für besser gehalten, den Stab der Armee nach Berlin zu verlegen. Höchst-Kommandieren- der in Deutschland ist der Kommissar Bailton, dem als „Adjutant" seine Frau zur Seite steht. Der „Moltke" der deutschen Heilsarmee ist der Stabshauptmann I. Juncker, der dem Hauptquartier als „Generalstabsches" vorsteht. Die Würde des Oberquartiermeisters ist mit weisem Vorbedacht in die Hand einer Dame gelegt, der Stabskapltänin Wetter, welche sich jedoch zur Zeit noch in Stuttgart aufhält. Das Haupt- qartier umfaßt im übrigen noch den Kapitän Windmüller und die Kadetten Warms, Lieber Herr, Heck, de Harde und Hauber.
ist speziell „Adjutant" der Fr-a Wetter u. z.a. nach Stuttgart kommandiert. Die Berliner Ar. ! mee selbst ist in 3 Regimenter geteilt.
In Bangkok herrscht eitel Jubel W Freude. Die Siamesen haben wieder einen Loli: ein weißer Elefant ist gefunden. Die G zielle Einholung des glücklichen Dickhäuters gr, schieht etwa mit derselben Feierlichkeit wie dir Aufnahme eines „Unsterblichen" in dieLeaäom kranqaise. Wenn der Elefant nicht ganz WH ist, was natürlich äußerst selten vorkommt, j, muß er wenigstens „Milchkaffeefarben" sein. Z« seinem mit verschwenderischer Pracht ausgestai. teten Palast zu Bankok nimmt er, mit goldgi. stickten Schabracken behängt die Huldigung« seiner Getreuen entgegen. Ein Dutzend sasiW gekleideter Priester wälzt sich vor ihm im Stack und der höchste Adel des Landes versieht Kamm«. Herrndienste bei ihm; mit ehrfurchtsvoller Sch« reichen thm die Großen des Landes zarte Zus«- rohrschößlinge. Der Gott-Elefant fühlte sich aber durch dieses höfische Zeremoniell sehr z«. langweilt und zuweilen verursacht ihm die W Kost Beschwerden. Ungeduldig stammpft er dm
Guter Rat. „Ich kann mich an Ihrer Tochter gar nicht satt sehen." „D« beißen S' doch an."
Gedankensplitter.
Wie viel Mühe geben sich doch dii Menschen, um einen Kleinen groß zu machen, noch mehr Mühe jedoch, um cim Großen klein zu machen!
Der Idealist steht, wenn er sich begeistert, goldene Berge, der Materialist begeistert sich, wenn er Berge von Gold sieht.
Mancher Brauer wird alt, aber sein Bier bleibt ewig jung.
Es ständ' um die Poesie besser, um Gedichte nur in Musestunden gemach! würden.
Schlechtes Gewissen, feines Gehör. Nur bei der Volkszählung giebt di< Addition von Nullen eine Summe.
Gemeinnütziges.
Wittel gegen Hustens giebt es sehr M und einfache. Und die letzteren sind meist di, besten. So ist ein vorzügliches Mittel Zitromsaft. Man drückt aus einer Zitrone den W aus, gießt kochendes Wasser hinzu und versG diese Mischung mit Zucker. Hievon trinkt m zeitweilig den Tag über.
(Teppiche zu putzen.s Im Winter lege« die Teppiche mit der rechten Seite auf saubem festen Schnee und klopfe sie tüchtig aus. Tu Teppich wird auf diese Weise sehr schön «ai rein, der Staub uud Schmutz bleibt vollständiz auf dem Schnee zurück.
Kaffeeflecke in Leinwand, Tischzeug und weißem Baumwollenstoff wäscht man mit heiß!» Salzwasser und spült den Stoff in reim» Wasser aus.
Auflösung des Rätsels in Nr. 28.
1. Maisenbach.
2. Ottenhausen.
3. Oberlengenhardt.
4. Salmbach.
5. Bernbach.
6. Rothensol.
7. Obernhausen.
8. Neuenbürg.
9. Neusatz.
Moosbronn.
Richtig gelöst durch Mina Seufer v. Lbew- > Hausen; die übrigen Lösungen wie „Eisenstn, „Rothenbach," „Nonnenmis" können nur uM teilweiser Verwendung von P arz elle n--M > in der Zusammenstellung iwie oben) werden; dies ist aber nach dem Wortlaut Der Letztere j gestellten Aufgabe nicht angängig. _
Anzeiger
Rr. 31.
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K, Amtsgericht
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Der am 10. In geborene und zuletzt Schmiedgeselle Gotts welchen diesseits das eines Vergehens der des tz 185 R.St.G. aufgefordert, bei Ver Verfolgung seinen d, or! unverweilt hiehe Es wird gebeten, ol>s Betreten zu erös Weinigiing anher Den 21. Februa
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Am Mittwoch von vormittai aus dem „alten Rath aus den Staatswal Heinersgärtle, Wein des Distrikts Hunds Werkstangen 80 <k
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