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und heißem Ringen endlich dich heim- führen durfte als mein angetrautes und angebetetes Weib, da hegte ich im geheimen die Hoffnung, daß es mit der Zeit mir noch gelingen werde, Deine Zuneigung zu erwerben. Aber wie bitter habe ich mich getäuscht! Gleichgültig bin ich Dir geblieben, gleichgültig bis zum höchsten Grade, ich glaube sogar, Du verabscheust mich, sonst könntest du nicht jede zärtliche oder vertrauliche Annäherung so kalt und beleidigend zurückweisen."
Die Stimme des Barons zitterte, als er die letzten Worte sprach, seine Gefühle drohten ihn zu übermannen. Hastig schritt er dem Fenster zu und lehnte das glühend heiße Gesicht gegen die kalten Scheiben.
„Eugen", ertönte mit einem Male eine sanfte und schmelzende Stimme aus der Ecke des Zimmers zu ihm herüber, „Eugen, setze Dich einmal zu mir."
Der Klang dieser Stimme mußte einen unwiderstehlichen Zauber für ihn besitzen. Sofort kehrte er sich um, und als er die freundlich und wie bittend ihn ansehenden Augen seines Weibes erblickte, eilte er mit völlig aufgeheiterten Gesichtszügen auf sie zu und ließ sich an ihrer Seite nieder.
„Eugen", sprach sie sodann in weichem Tone, indem sie einen Augenblick ihre Hand auf seiner Schulter ruhen ließ, „Du machst Dir und mir das Leben zur Qual durch deine Leidenschaftlichkeit. Als ich meiner armen Mutter zu Liebe, die damals einem Leben voller Not und Entbehrung entgegensah. einwilligte, Dein Weib zu werden, da erklärte ich Dir ganz offen, daß keineswegs etwa die Neigung zu diesem Schritte mich bestimmte. Ich versprach Dir aber, stets treu meinen Pflichten als Gattin nachzukommen. und dieses Versprechen habe ich redlich gehalten. Verabscheut habe ich Dich niemals, Eugen Deine zärtliche Sorge für mich hat mich im Gegenteil gerührt und zur Dankbarkeit verpflichtet, und ich kann Dir versichern, liebster Freund, daß Du heute meinem Herzen viel näher stehst, als an dem Tag, an welchem wir vor den Altar getreten sind. Ich bin Dir aufrichtig zu- gethan, und mit der Zeit werden wir vielleicht nochmals recht glücklich miteinander werden, aber mit Gewalt läßt sich die wahre Liebe nun einmal nicht erzwingen. Habe also noch wenig Geduld, Eugen, und — hoffe das Beste."
„Ich verstehe Dich, Johanna," ent- gegnete er bitter, „Du stellst mir Deine Neigung in Aussicht, um mich vorläufig desto sicherer von Dir fern zu halten. Aber es ist gefährlich", fuhr er heftiger werdend fort, „gefährlich für den Mann wie für das Weib, wenn letztere keine Liebe zu ihrem Gatten besitzt, denn vielleicht könnte ein anderer dieselbe für sich gewinnen."
„Wie soll ich diese Bemerkung auf- faffen," frug sie, während eine dunkle Röte über ihr dunkles Gesicht sich verbreitete.
„Wie Du meine Worte verstehen sollst?" rief er aus, indem er aufsprang und zornig mit dem Fuße aufstampfte, „nun ich meine, ein Weib ist ein Weib, und es ist schon tausende Male dagewesen, daß eine junge Frau ihre Pflichten einem ungeliebten
Gatten gegenüber vergessen und dem ersten besten Galant, der in Abwesenheit des Gemahls der gnädigen Frau Besuche machte, ihr Herz verschenkt hat."
Auf der Stelle der brennenden Röte auf den Wangen des jungen Weibes trat eine fahle Blässe.
„Das sagst Du mir," brachte sie mühsam hervor, „der Du den Gerichsrat selbst zu uns eingeladen hast! O Gott wie danke ich Dir, daß meine Eltern es nicht wissen, welches Loos ihrem Kinde zu Teil geworden ist; sie würden im Grabe keine Ruhe haben.
(Fortsetzung folgt.)
(Eine Heiratslustige.) Lehrerin: „Aber, Franziska, du bist nun bereits 13 Jahre alt und noch nicht einmal imstande, deinen eigenen Familiennamen zu schreiben?" — Franziska: „Aber, Fräulein, das ist auch nicht nötig — für die paar Jahre noch!"
(Zutreffend.) Stadtherr: Der Anblick dieser malerischen Berge ist berauschend schön!" — Bauer: „Da haben der
gnädige Herr ganz- Recht — das sind lauter Weinberge."
Besigheim 19. Okt. Lese nahezu beendigt. Erzeugnis ca. 3000 bl. Auslese-Bcrgwein 150 per 3 bl. Gewicht 72 Grad, Säuregehalt 8 pro millo.
Hofen OA. Besigheim, 18. Ott. Käufe zu 100 bis 115 per 3 bl.
Stockheim. Viele Käufe zu 110 Qualität bei Gelesenem über Erwarten. Käufer erwünscht.
Mutmaßliches Wetter
am Mittwoch den 22. Oktober.
Wie erwartet ist der jüngste Lustwirbel über den Sonntag in der Ostsee zur Auflösung gebracht worden, wobei allerdings auch der aus dem Innern Rußlands vordringende Hochdruck seine Kraft völlig erschöpft hat. Um so mächtiger dringt jetzt der Hochdruck aus dem Westen und gegen Mitteleuropa vor und bewirkt bei uns das vorherrschende rasche Steigen des Barometers. Bei vorherrschend nordwestlichen Winden und demgemäß bei kühler Temperatur rst sonach ebensowohl für Mttwoch als für Donnerstag und mehrere folgende Tage trockenes und mehrfach heiteres Wetter in Aussicht zu nehmen.
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Redaktion, Druck und Verlag von Chrn. Meeh in Neuenbürg.