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die Wähler sollen am Wahltage von ihrem Wahlrecht auch Gebrauch machen und dem Kandidaten, der in jeder Beziehung den besten Eindruck gemacht und daher mit gutem Gewissen empfohlen werden könne, zum Sieg verhelfen.
Bad Tein ach, 26. Nov. Ein Groß- kapitalisten-Konsortium wird demnächst ^ bei Bad Trinach große Bohrungen aufMine- ralwasser und Kohlensäure unter Leitung des früheren Badbcsitzers Bauer vorn-hmen. Di« jetzt als Kohlensäurebläser und als Qucll-n hie und da zu Tag tretenden Gase und Wasser sollen fortan alle an der Ursprungstill« selbst aufgefangrn werden. Neben großem Mineralwasser-Versand soll auch ein umfangreiches Kohlensäurewerk errichtet werden. Der Bau einer Bahn nach Krntheim (?) oder Ealw ist geplant. (N. Tgbl.) ^
Rottweil, 29. Noo. Der Raubmörder Simon Steinharter aus Möhringen, der vor kurzer Zeit in das Untersuchungsgefängnis nach Rottweil überführt wurde, scheint sich trotz eines geradezu erdrückenden Bewrirmatenals, das gegen ihn vorliegt, aufs Leugnen verlegen zu wollen. Den kürzlich aus Stuttgart vorgeladendn zahlreichen Zeugen gegenüber, mit denen Steinharter kurz vor seiner Verhaftung in Berührung kam und die ihn alle mit absoluter Bestimmtheit wicdererkannten, erklärte er rundweg, er habe sie in seinem Leben noch nie gesehen. Auffallend ist, daß die Balinger Zeugen ihn nicht mehr zu erkennen vermögen. Dies ist wohl auf den Umstand zurückzuführen, daß Steinharter eine Menge Perücken und falsche Bärte bei sich trug, die jetzt sämtlich dem Untersuchungsrichter vorliegen; ebenso wie zahlreiche Einbruchswerkzeuge. Welch vagen Hoffnungen der Angeklagte sich hingi:bt, beweist der Umstand, doß er den Untersuchungsrichter ersuchte, nachzusehen, ob zwei in seinem Besitz befindliche Lottcrieloose gewonnen haben. Thatsächlich war auf eines derselben ein Gewinn von 4 entfallen, was Steinharter zu der Bitte veranlaßte, man möge ihm diesen Betrag bis zu sein Entlassung gutschreibrn.
Bamberg, 26. Nov. Uebsr schwere Ausschreitungen zweier boyr. Ula.nsn berichtet der Fränk. Kur. aus Bamberg Folgendes: Zwei Ulanen, während einer Feldienstübung mit gemischten Waffen (in dem Gelände zwischen dem HauptSmoor- walde und dem Jura) zum Ausklärungsdienst hinaus- geschickt, sprachen in mehreren Ortschaften derart dem Bier und Schnaps zu, daß die Wirte zur Mäßigung mahnten. In dem Dorfe Pödeldorf wollten sie über den Ellerbach setzen, doch gingen die Pferde nicht, worauf sie die armen Tiere derart mit den Sporen bearbeiteten, daß Brauereibesitzer Hümmer den Soldaten Vorhalt machte. Sofort fielen sie über Hümmer her, der sich unter ein Brückchen flüchtete. Unter Fluchen und Verwünschungen auf den „Saubauern" stachen sie nun mit d:n Lanzen unter das Brücklein, worauf Hümmers Knecht seinem Herrn zu Hilfe eilen wollte. Beide mußten jedoch in das Haus eines Dritten, der ebenfalls Hilfe leisten wollte, flüchten. Die Ulanen stießen nun in diesem Hause Thür und Fenster ein, wobei auch der Hauseigentümer einen Schlag mit der Lanze auf den Kopf erhielt. Inzwischen war das ganze Dorf in größte Aufregung geraten; die Feuerwehr rückte aus, aber Niemand wagte sich ernstlich an die schier wahnsinnigen Soldaten. Selbst der aus dem Nachbarort Litzendorf herbeigerufene Gendarm konnte nichts auSrichten, da er ohne Gewehr am Kampfplatz erschien. Von Pödeldorf galoppirten dann die wütenden Burschen durch den Hauptsmoor. Unterhalb des Waldhauses Kunigundenruh arbeiteten Forsttaglöhner unter Aufsicht des Försters E., der die Ulanen anhielt, weil sie einen für Reiter ausdrücklich verbotenen Forststeig «inzuschlagen versuchten. Die Ulanen suchten unter den unflätigsten Schimpfwörtern und Drohungen den Durchritt zu erzwingen, machten jedoch Kehrt, als Förster E. allen Ernstes erklärte, beim geringsten Angriffe von seiner schußbereiten Waffe Gebrauch zu machen. Nach einigem Zögern, wohin nun, schlugen die Helden den Weg nach Bamberg, alles tm Galopp, ein. Außerhalb de» Waldes, unterhalb des Zollhauses versperrte ihnen eine telegraphisch erbetene Patrouille, ein Wachtmeister mit 5 Mann den Weg. Der Aufforderung, abzusitzen und di« Waffen abzugeben, gaben die halb Wahnsinnigen nicht nach, weshalb Gewalt angewendet werden mvßte. Endlich fügten sie sich, eine Patrouille wurde sofort in die beteiligten Ortschaften entsendet, um Erhebungen zu
pflegen. — Andere Blätter, wie die Bomb. Neuest. Nachr., stellen die Ausschreitungen als noch schlimmer dar.
Berlin, 28. Noo. Die Interpellation des Centrums wegen der Kohlennot ist im Reichstage eingebracht worden. Sie trägt die Namen der Interpellanten Dr. Heim und Müller- Fulda und außerdem 70 Unterschriften von CsntrumS- Mitgliedern. Die Interpellation lautet: Was gedenken dis verbündeten Regierungen zu thun, um der bestehenden, weite Volktkreise schwer bedrückenden Kohlenteuerung wirksam abzuhelfen und für die Zukunft die Wiederkehr solcher Mißstände zu verhüten? Der Präsident beabsichtigt, dem Wunsch der Interpellanten entsprechend diese Interpellation am 3. Dez. auf die Tagesordnung zu setzen.
Berlin, 29. Nov. Der Lokal Anzeiger meldet aus Paris: Es heißt, Präsident Krüger werde sich mit Dr. Lryds von hier nach Berlin begeben. In parlamentarische» Kreisen wird versichert, dis von Dekcaffs in der Kammer zu gebende Erklärung würde vorzugsweise die Wahrung französischer Jnt-r<ssen in Südafrika zum Gegenstände haben. Durch diese Auffassung der Sachlage soll die Einmischung Frankreichs in den Conflikt Englands mit Transvaal vermieden erscheinen, denn England könne eS nicht als einen unfreundlichen Akt ansehen, wenn Frankreich, welches so bedeutende Kapitalien in Südafrika engagirt Hot, an der künftigen Verwaltung der südafrikanischen Gebiete sich interessirt zeigt.
Neapel, 29. Nov. Seit zwei Tagen entwickelt der Vesuv wieder eine große eruptive Tätigkeit. Der Krater schleudert Felsblöcke bis über 100 w hoch. Bisher besteht aber noch keine Gefahr für die Umgebung.
Paris, 29. Nov. Präsident Krüger verläßt Samstag Mittag 1 Uhr 50 Min. mit dem Nord-Expreßzuze Paris und wird sich nach Köln begeben, wo er bis Montag Vormittag verbleiben wird. Von dort aus reist Krüger nach Magdeburg, wo er übernachtet und Dienstag Vormittag fährt derselbe dann nach Berlin.
An ich es (Dep. Nord), 28. November. Ein Grubenunglück ist durch Explosion einer Kiste mit Dynamit im Fenelonschachte in der Nähe d.s St. Louisschachtes hsrvorgerufrn worden. Ueber dir Ursache der Explosion ist noch nichts bekannt. Bisher wurden 12 Lerchen erkannt. 8 Verwundet« sind geborgen, 18 Arbeiter werden noch vermißt. — Spätere Meldung: Die Tynamitexplosion im Frne- lonschachte erfolgte Morgens 5'/« Uhr in eins Tiefe von 500 Metern an einem Orte, wo 150 bis 200 Kilogramm Dynamit lagerten. Man glaubt, daß ein Austeiler eine Patron fallen ließ, die sich zwischen Thür- und Thürpfostsn klemm! e, als die Thür geschloffen werden sollte. Um 5'/- Uhr waren schon 16 Tote ans Tageslicht befördert, wovon 14 erkannt sind, ferner wurden 8 schwere und ungefähr 40 leichter Verletzte heraufbefördert. Die Leichen sind furchtbar verstümmelt. Es ist noch unbekannt, wie viel Personen sich noch unter den Trümmern befinden.
London, 28. Nov. Das Kriegsamt hat ein Telegramm Lord Roberts erhalten, in welchem dieser bestätigt, daß in Johannisburg ein Com- plott gegen sein Leben entdeckt worden ist. Dem Complott gehörten 7 Italiener, 4 Griechen und ein Franzose an. Das Datum der Ausführung des Attentats war auf den 18. Nov. festgesetzt worden.
London, 29. Nov. Auch die Daily Mail meldet, daß Dewet die Kapkolonie beedrohe. Er stehe an der Spitze von 3000 Buren und werde noch durch Rebellen der Kapkolonie unterstützt. Diese Bewegungen werden sich sehr schnell ausdehnen. Die Engländer befinden sich überall in der Defensive.
London, 28. Nov. Morning Leader meldet aus Washington: Sämtliche Großmächte hätten dem Staatssekretär Hoy ihre Zustimmung zu dem amerikanischen Vorschläge zugesagt und ihm mitgeteilt, daß sie kein Ultimatum an China stellen und die Hinrichtung der hohen Würdenträger nicht verlange» werden. Auch die von ihnen geforderte Entschädigungssummen würden nicht unerschwinglich sein.
N«w - Aork, 29. Nov. Ein Eilzug zwischen Philadelphia und PittSburg entgleiste auf einer Brücke über dem Ohio. Der Zug stürzte ins Wasser. 30 Personen ertranken, 50 konnten nur mit großen Schwierigkeiten gerettet werden.
Eingesandt.
Freunde kirchlicher Musik machen wir aufmerksam auf die am nächsten Sonntag stattfindende Aufführung des Oratorium Paulus von Mendelssohn (siehe Inseratenteil). Auf di« Einzelheiten deS Werks einzugrh'n, ist kaum nötig; die Musik ist den Worten so sehr angcpaßt, daß sie jedem Hörer sofort verständlich wird. Es seien nur über 2 Stellen einige erklärende Worte vorausgesandt.
1) In der Ouvertüre gibt Mendelssohn das kurz zusammcngefaßt, was er mit dem ganzen Werk darstellen will: dis christliche Kirche in ihrer Entstehung, ihrem Kampf mit den Feinden und ihrem endlichen Sieg. Der ruhige, friedliche Anfang wird durch die Feinde (Erregung der Violinen) bald gestört, 7mal sitzt der Choral (Wachet auf) — in den Blasinstrumenten — an und versucht vorzudringen um schließlich unter Miteinflimmung sämtlicher Instrumente im Kampf doch glanzvoll zu siegen. Ein großartiges Bild in Tönen von der streitenden und schließlich siegenden Kirche. — 2) die Scene vor Damaskus findet viele Kritiker. Die einfachste Erklärung ist wohl die: Mcndclschn will hier lediglich den Eindruck des Uebernatürlichen hervorbringe» und der wird am chisten erreicht durch den Frauenchor und die hochgehaltenen Blasinstrumente.
Da die neueren Komponisten viel reicher instrumentieren als die alten nach (Bach, Händel) ist dis Begleitung demgemäß eine stärkere, so kommen hier zur Verwendung neben der Orgel 12 Streich-, 6 Holz- und 4 Blechblaseinstrumente nebst Pauken.
Starrdrsarst ßak«.
Geborene:
22. Nov. Klara Schechinger, Tochter des Christian
Schechinger, Sortiermeisters hier.
24. „ Hermann Eugen Zeeb, Sohn des Gustav
Adolf Zceb, Schweizers hier.
Gestorbene:
23. Nov. Klara Schechinger, Tochter des Christian
Schechinger, Sortiermeisters hier, 1 T. a.
25. „ Paul Christian Sixt, Sohn des Johann
Christian' Sixt, Bauer in Stammheim, 3'i-t Jahre alt.
26. „ Katharine Freude, ledig, 63 Jahre alt.
27. „ Anna Wilhelmine Heugle, Tochter des Friedr.
Heugle, Schreinermstrs. hier, 13 M. a.
Gottesdienste
am 1. Adventssonntag, 2. Dez.
V.^m Turm'- 92. Kirchenchor: »Wachet auf" Predigtlied: 93, Wie soll ich dich empfangen re. 9O» Uhr- Beichte in der Sakristei. 9 ','2 Uhr: Vorm.-Predigt, Herr Dekan Roos- Feier des h. Abendmahls. 3Uhr: Nachmitt.-Predigt, Herr Stadtpfarrer Schmid. Das Opfer ist für den Gustav-Adolf-Verein bestimmt.
Montag, 3. Dez.
Anmeldung der Konfirmanden.
10 Uhr Mädchen. 11 Uhr Knaben.
Mittwoch, 5. Dez.
10 Uhr: Betstunde im Vercinshaus.
MMaareteik.
Gewarnt wird das Publikum
vor Ankauf minderwertiger Nachahmungen des gesitzl. geschützten, feinen Pflanzenfettes Palmin. Dasselbe ist in Originaltafelpackung in Colonialwarenläden zu erhalten. Preis 65 Pfg. das Pfund. Palmin bräunt und schmeckt vortnfflich. Man nehme stets ein Viertel weniger wie bei Verwendung von sonstigen Back- und Bratfetten. Allen Magenleidenden sei Palmin besonders empfohlen, da leicht verdaulich.
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