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welche die Temperatur über den Taupunkt hebt. Liegt also der Taupunkt über Null, so wird man keinen Nachtfrost zu erwarten haben, liegt er aber unter Null, so ist man dieser Gefahr ausgesetzt. Damit ist die Frostregel gegeben.

Die Bestimmung des Taupunkts auf direktem Wege verlangt einen komplizierten Versuch mit einem Psychrometer. Man kann aber die Frost- rcgel anders aussprechen mit Hilfe der Tempe­ratur und der Feuchtigkeit, welch' letztere sich beim Hygrometer unmittelbar ablesen läßt. Wenn bei der Temperatur der oberen Reihe folgender Tafel die Feuchtigkeit soviel Prozent beträgt, als in der unteren Reihe steht oder weniger, so ist Nachtfrost wahrscheinlich:

15° 14 13 12 11 1» 9 8 7 6 5 4 3 2 1 36°/ 39 41 44 47 50 53 58 62 66 71 75 81 87 92

Wenn z. B. nach Sonnenuntergang das Ther­mometer 10° zeigt und das Hygrometer 50°/^, so ist Nachtfrost wahrscheinlich. Steht das Hy­grometer tiefer, so ist die Wahrscheinlichkeit größer und bei sehr tiefem Stand desselben ist Nacht­frost ziemlich sicher.

Ein sehr bequemes, billiges (3 ^l) und da­bei zuverlässiges Instrument, um solche Beobach­tungen zu machen, ist das Hygrometer von Koch (Deutsches Reichspatent Nr. 16 568), das sich bequem in die Tasche stecken und überall leicht aufhängen läßt. Zu wünschen wäre nur, daß noch ein Thermometer damit verbunden würde, um dieses nicht noch besonders mitnehmen zu müssen. Würde dann noch die kleine Tafel oben beigedruckt, so hätte man in bequemer Form alles bei einander, was die Bestimmung der Wahrscheinlichkeit des Nachtfrostes möglich macht.

Wohl zu bemerken ist, daß die Angabe des Instrumentes nur für die nähere Umgebung gilt, da die von der Bodenbeschaffenheit abhängende nächtliche Ausstrahlung in erster Linie auf das­selbe wirkt. Die Beobachtung an einem bewohnten Ort z. B. ist nicht maßgebend für anstoßendes Feld, sie ist vielmehr auf diesem selbst zu machen. Es kann auf dem Felde frieren, ohne daß in Wohnungen in der Nähe das Thermometer unter Null sinkt. Man hat daher die Beobachtungen immer da zu machen, wo man erfahren möchte, ob es gefriert, weil dort der Frost Schaden bringt. Deswegen ist ein leicht transportables Instrument nötig und jederman muß sein eigener Wetterprophet sein, man kann nicht etwa an einer Wettersäule den Frost Vorhersagen für eine weitere Umgebung, die Beobachtung ist eine ganz örtliche. (Württemb. Staatsanzeiger.)

P. Zech.

Der Ginsruß des Waldes auf den Kager.

Vielfach hört man die Behauptung, daß der oder jener Ort, dies oder das Gewand durch einen vorliegenden Wald vor Hagel geschützt werde. Ein ziffermäßiger Nachweis ist aber noch nie ge­lungen. Vielmehr sprechen die Ziffern, die Pro­fessor Bühler in seinem Werk über die Hagel­beschädigungen in Württemberg von 18281887 veröffentlicht hat, nicht dafür. Es hatte z.B. in den vorbenannten 60 Jahren der Bezirk Maul­bronn mit 37°/, bewaldeter Bodenfläche 17, Tutt­lingen mit 36°/o Waldfläche dagegen 31 Hagel­lage, ferner Freudenstadt mit 69°/ 21 Hageltage, ebensoviele aber auch Gaildorf mit nur 42°/, und Ludwigsburg mit nur 6°/ Waldfläche. Offen­bar ist demnach die Bodengestaltung, und da häufig stark geneigte Hänge mit Wald bepflanzt sind, so ist nur scheinbar der vorliegende Wald der vermeintliche Schutz des dahinter sich aus­breitenden Felds, sondern in Wahrheit erlischt das Hagelwetter an dem steilen Hang aus ganz anderen Ursachen, als weil derselbe mit Wald bestanden ist. Andernfalls müßte an den Wald­gebieten, die auf verhältnismäßig ebenem Grund und Boden liegen, dem Altdorferwald (Oberämter Ravensburg, Waldsee), dem Schönbuch, dem Ell- wangerwald, dem Aalbuch, dem Welzheimerwald dem Schurwald, dem Meinharterwald, demFluor- nerwald (Bezirk Oberndorf, westlicher Teil) ein Verschontbleiven der ostwärts gelegenen Mark­ungen imGegensatz gegen die westwärts gelegenen sich Herausstellen. Dies zeigt sich aber nicht. Die östlichen Gemeinden haben bald gleich viel, bald weniger, bald aber auch mehr Hagelfälle aufzu­weisen, als die westlichen. Noch viel weniger, als ein Einfluß des Waldes überhaupt, läßt sich ein Unterschied dem Einfluß von Laub- und Nadel­holz Nachweisen. Aus der geringeren Beschädig­ung des Schwarzwalds wir bemerken, daß dies

nur für den württembergischen Anteil an dessen Ostabhang gilt, der badische Westabhang ist im Gegenteil sehr hagelreich, ferner der Haller­und Ellwanger Berge, sowie Oberschwabens einer­seits und der größeren Hagelhäufigkeit der Alb (Nord- und Sudhang), des Schurwalds hat man schließen wollen, daß Nadelholzgegenden weniger gefährdet seien, als Laubholzgegenden. Aber diese Ansicht wird dadurch widerlegt, daß namentlich im Norden und Nordosten des Landes die wenig gefährdeten Gebiete ebenfalls fast nur mit Laub­holz bestockt sind, z. B. Nekarsulm, und daß inner­alb des Nadelholzgebietes einzelne stark verhagelte Gemeinden sich finden, wie Haiterbach.

Kaiserslautern, 6. Juli. Hier wurde am 25. Februar 1881, wie dieMonatsschrift des bayerischen Berkehrsbeamten-Bereins" be­richtet, von einer Familie dem nach Amerika ausgewanderten Sohne ein Brief mit 40.^l in zwei Zwanzigmarkscheinen nachgesandt, der bei der Aufgabe als Einschreibebrief die Nummer 617 erhielt. Zum nicht geringen Erstaunen der Eltern wie des Adressaten, des schon vorher zu­rückgekehrten Sohnes, kam dieser Brief vor drei Tagen, also nach einer Irrfahrt von 8 Jahren und II Monaten wieder an die Absender zu­rück, die Brief wie Geld längst verloren gegeben hatten. Der Brief, welcher nach Ward, Wards- Jsland, Emigrations-Hospital adressirt war, er­hielt bei seiner Ankunft in Amerika die Nummer 31988 und trägt außerdem noch acht Register­nummern, ein Beweis, daß nach dem in dem bezeichneten Hospital nicht ausgesundenen Adres­saten fleißig geforscht worden ist, bis endlich der Brief Ende Dezember v. I. zur Rücksendung be­stimmt wurde. Nachdem der Brief noch das Oberpostamt in Speyer, wahrscheinlich, um den Absender zu ermitteln, passirt hatte, gelangt derselbe an den Adressaten zurück.

. Die Redaction der in Dresden erscheinenden Mitteilungen zur Bekämpfung der Trunksucht" hatte von dem Feldmarschall Grafen Moltke Auskunft erbeten, ob er den ihm zugeschriebenen Satz gesprochen habe:Das Bier ist der ärgste Feind Deutschlands." Der Feld­marschall hat darauf folgende Antwort erteilt: Den Ausspruch, Bier sei der ärgste Feind Deutsch­lands, kann ich niemals gethan haben. Im Gegenteil, ich wünschte, wir könnten unseren Leuten ein gutes, leichtes Bier wohlfeil Herstellen. Der Preis von 15 und selbst 10 Pfennigen ist für sie zu hoch, In Süddeutschland hat man den billigen Eider, (Obstweint bei uns in Norddeutsch­land ist leider nur der Schnaps wohlfeil. Ich selbst trinke weder Bier noch Branntwein, aber den Alkohol ganz zu verbannen, die Kräfte wenn auch nur vorübergehend wieder zu beleben. Verderblich und allerdings einer der größten Feinde Deutschlands ist nur der Miß­brauch des Alkohols und der findet leider in hohem Maße statt. Ein gesunder Mensch braucht bei mäßiger Anstrengung überhaupt kein solches Reizmittel und es für Kinder zu verwenden, wie es leider vielfach geschieht, ist geradezu frevelhaft. Dasselbe gilt für die Naturvölker, die auch nur Kinder sind. Ich wünschte, daß Kaffee, Thee und leichtes Bier wohlseil, Branntwein teuer wären. Ergebenst Graf Mvltke, Feldmarschall.,,

(Das afrikanische Riesenkaninchen.) Die Ka­ninchenzucht, wenn rationell betrieben, ist sehr rentabel, besonders in der Nähe größerer Städte. Das gemeine Hauskaninchen eignet sich zur Zucht nicht mehr, denn die Konsumenten verlangen ein saftiges, schmackhaftes Fleisch, welches das gemeine Hauskaninchen nicht liefert. Das beste, saftigste und schmackhafteste Fleisch nicht nur für den Haus­bedarf, sondern auch für den Markt liefert das afrikanische, (französische, Widder-) Kaninchen. Es erlangt ein Gewicht von 45 Kg, ausgemästet noch mehr. Das afrikanische Riesenkaninchen ist weiß oder grau von Farbe mit rotgelbem Rücken. Es wirft jährlich 5 bis 6mal zu je 57 Jungen. Die Zucht dieses Kaninchens empfehlen wir aufs beste, besonders zur Veredelung des gemeinen Hauskaninchen.

(Warum sind amerikanischeZimmer wär­mer wie deutsche?) In Amerika kennt man weder Doppelfenster noch Fenster kiffen; man be­nützt weder Fußkissen noch Bettwärmer; man

trägt weder Filzschuhe noch dickwollene Strümpfe; man kleidet sich dort im Hause viel leichter wie hier, man deckt sich nicht mit Federn zu, und dennoch empfindet man die Kälte nicht so wie in Deutschland. Der Grund hierfür liegt erstens darin, daß in Amerika alle Räume ohne Aus­nahme mit Teppichen bedeckt sind; zweitens: liegt unter denselben eine eigens zu dem Zweck verfertigte Unterlage, bestehend aus einer Lage Watte zwischen zwei Lagen Papier. Außerdem find dort die Hausthüren geschlossen, und das oberste Stockwerk, welches bis zum Dach reicht, ist eingerichtet wie die übrigen und wird ebenso geheizt. Hier in Deutschland sieht man kaum eine geschlossene Haus oder Hosthüre; der Wind bläst ungehindert durch die breiten Gänge und Treppenhäuser, hinauf bis zum kalten Boden, wo die Fenster offen stehen. Gesünder mag das ja sein, aber man muß sich nicht wundern, wenn die Zimmer nicht warm werden. Dazu kommt noch, daß man in Amerika fast nur fortbrennende Oefen benutzt, und selbst wenn diese nicht da­rauf eingerichtet sind, hält man Tag und Nacht Feuer.

(Holz als Nahrungsmittel.) In seinem auf der vorjährigen Natursorscherversammlung gehal­tenen Vortrag über chemische Probleme der Ge­genwart sprach Herr Professor Viktor Mayer auch davon, daß die Holzfaser eine Quelle mensch­licher Nahrung werden müsse.Bedenkt man", so führte er aus,wie gering das Quantum brotgebenden Stärkmehles ist, welches uns die Aehre liefert, erwägt man weiter, daß die Holz­faser genau dieselbe chemische Zusammensetzung besitzt, wie die Stärke, so bietet sich die Möglich­keit einer ins Uebermaß gesteigerten Nahrungs­produktion in der Lösung der Aufgabe: Cellulose in Stärkemehl zu verwandeln. Das Holz der Wälder, das Gras, selbst Stroh und Spreu, sie würde eine unerschöpfliche Quelle menschlichen Nahrungsstoffes bilden, wäre dies Problem ge­löst. Hat man doch neuerdings gelernt, die früher bestrittene Umwandlung des atmosphärischen Stick­stoffs zu Eiweiß in gewissen Pflanzen wissen­schaftlich zu verfolgen und durch passende Be­handlung zu begünstigen, wie dies die bahnbrechen­den Arbeiten von Hellriegel erwiesen haben. Planmäßige Vermehrung des Pflanzeneiweiß aber in Gemeinschaft mit der Erzeugung von Stärke­mehl aus Cellulose, würde in Wahrheit die Lös­ung der Brotfrage bedeuten. Möchte es der Chemie vergönnt sein, durch solchen Fund dereinst ein goldenes Zeitalter für die Menschen vorzu­bereiten!" Zu diesen Ausführungen bemerkt nun dieDeutsche landwirtschastl. Zeitung" in ihrer jüngsten Nummer:Bekannt ist es, daß im skandinavischen Norden in Zeiten des Mangels Holzstoff zur Brotbereitung verwendet wird, daß man aus Sägespänen Spiritus herstellte und aus Kleie und Holzmehl nach einfacher chemischer Behandlung ein dauerhaftes Holzbrot als Vieh­futter gebacken hat. Ob es der rasch fortschreiten­den Chemie gelingen wird, das Problem immer mehr und mehr der Lösung entgegen zu führen, dürfte eben nur noch eine Frage der Zeit sein, denn vor 100 Jahren hat auch Niemand daran geglaubt, daß jemals die Rübe dem Zucker­rohr Konkurrenz machen könnte, und vor 20 Jahren noch Niemand an Kunstbutter.

Emailierte Kochges chirre, mit welchen man auf offenem Feuer kocht, sind leicht außen schön zu erhalten, wenn man sie mit Salz ab­reibt. Mancher Hausfrau dürfte dieser Wink willkommen sein.

(Gegen das Stechen der Fliegen bei Pferden) reibe man die Stellen, die dem Fliegenstich am meisten ausgesetzt sind, recht stark mit dem ge­wöhnlichen Schafgarbenkraute.

(Getroffen.) Ein Lieutenant (will einen Wirt, der ihm öfters Gefälligkeiten erwiesen, in Gesell­schaft mehrerer Kameraden foppen):He, Wein­meier, sagen Sie mal, wo haben Sie eigentlich ge­dient? Haben Sie überhaupt eine Ahnung davon, wie ein Gewehr aussieht?"Weinmeier :Nun, Herr Lieutnant, Hab ich Ihnen nicht oft genug was vorgeschossen?"

Für die Redaktion verantwortlich: Chrn. Meeh; Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.