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heute so vorzüglich Bestand hielt. Eine zahlreiche Gesellschaft, worunter auch der Liederkranz, sammelte sich abends um die Schützen. Schützenmeister Trillhaas gab hierbei einen kurzen Abriß über die Begründung des Vereins und besonders über die Entstehung der Schießhalle im Jahr 1863 u. sprach den Beteiligten, die sich darum verdient gemacht und den heute er­schienenen Gästen den Dank des Vereins aus. Hr. Bankier Ungerer von Pforz­heim erkannte unter herzlichem Danke die gastfreundliche Aufnahme, die» ihm mit seinem Sohne auf der Schießstätte be­sonders durch Jubilar Hartmann zu teil geworden sei, an. Die Schützengilde Wild­bad stiftete dem Jubilarverein zum heutigen Anlaß einen prächtigen silbernen Pokal mit Widmung, welcher durch Schützen­meister Treiber mit schlichtem Trink­spruch übergeben wurde. Der LiedcrkranH sang hierauf den frischen Chor:Im Pokale klaren Wein."

In seiner ansprechenden Weise erinnerte Jubilar Kade daran, daß es heute 20 Jahre seien, daß die Kriegserklärung seitens Frankreichs erfolgte und wie schon nach bangen 14 Tagen die ersten Freudenschüsse uns verkündeten, daß die ersten Schlachten geschlagen und gewonnen seien. Freuden­schüsse seien es auch am 2. September, am Tag der Enlscheidungskämpfe bei Sedan gewesen. Freudenschüsse auch seien von der Schießhalle gefallen, als im Januar 1871 Heldenkaiser Wilhelm I. proklamiert wurde als Kaiser unseres großen deutschen Vaterlandes. Der Toast auf dasselbe wurde mit allgemeiner begeisterter Zu­stimmung ausgenommen.

Zwischen die Musikvorträge, welche zugleich für einen größeren Teil der An­wesenden zum angenehmen Tanzvergnügen benützt wurden, sang der Liederkranz zu Ehren des Jubilarvereins; er wollte es sich nicht nehmen lassen seinem hiesigen Bruderverein, der seit seinem Bestehen in enger Beziehung zu den Sängern steht, diese von jeher bestehende und bewiesene Freundschaft auch am heutigen Ehrentage der Schützen durch einige passende Lieder zu bekunden.

Noch lange hielt eine allgemein heitere Stimmung an; die hiesige Schützengilde kann mit Befriedigung auf ihr heutiges Jubiläum zurückblicken.

Krouik.

Württemberg.

Stuttgart. 11. Juli. (Seyffer- scheAltertumversteigeruug.) Diese wurde heute unter gleich lebhafter Be­teiligung der anwesenden Liebhaber und Händler unter letzteren entwickelte sich heute eine kleine Börse in Altertümern fortgesetzt. Es kamen hauptsächlich Gold- und Schmuckgegenstände, namentlich Orden zum Ausgebot. Ein Orden des goldenen Vließes wurde zu 185 Mk., ein Großkreuz des russ. Stanislausordens, ein russ. Wladimirorden, ein bahr. Michaelsordeu und ein italienisches Großkreuz zu 270 Mk., eine hessische Ordenkette zu 180 Mk. ab­gegeben. Ein doppelter Tischleuchter von Silber aus dem XVIII. Jahrhundert er­zielte einen Preis von 208 Mk., zwei ge­

triebene Salzgefäße von Silber 331 Mk., eine Hängelampe von Silber aus dem An­fang des XVII Jahrhunderts 310 Mk., ein hoher getriebener Stengelbecher aus dem XVI Jahrhundert, Augsburger Arbeit, 955 Mk. Es lassen sich die künftigen Eigentümer dieser Schätze heute nicht an­geben , da vielfach durch Bevollmächtigte gesteigert wurde. Es kamen weiter zur Versteigerung: VonBronce: zwei ver­goldete Basen 250 Mk., Kammerherrn­schlüssel 31, 17, 36, 40 Mk. ein vergold. Kandelaber 351 Mk., ein vergoldetes Ci- borium 181 Mk., ein romanischer Leuchter 201 Mk., ein Wasserspeier, 260 Mk.. ein Leibgürtel, Stück I. Ranges, 545 Mk., ein vergoldeter Buchdeckel, Maria mit dem Jesuskind, 1020 M., (kommt nach München), ein Lustre, Jahreszahl 1666, 390 Mk., 9 Bronceplaquets 230 Mk. Von Eisen: Ein Leuchter 200 Mk., eine Schmuckkassette mit Gold- u. Silbereinlagen, Jagdstücken u. s. w. 870 Mk. Von Zinn: Zwei Abendmahlkannen 125 Mk., eine geätzte Platte (Nürnberg) 166 Mk., ein Henkel­krug 250 Mk. Waffen: Eine Armbrust von Palisander mit graviertem Elfenbein belegt, hervorragendes Prachtstück aus dem XVI. Jahrhundert 900 Mk. (nach Lyon verkauft), eine Jagdflinte mit Radschloß, XVI Jahrhundert 591 Mk., eine Radschloß- büchfe 160 Mk., ein Paar Pistolen mit Feuersteinschloß, französische Arbeit v. Jahre 1721 305 Mk.. ein Pürschbüchse mit Rad­schloß 105 Mk., eine Armschiene getrieben und durchbrochen, Eisenarbeit aus der Zeit Maximilians, spanische Arbeit 215 Mk., eine goldene Uhr in Form einer Laute zu 651 Mk., eine Uhr in vergoldetem Kupfer mit interessanter Zeichnung zu 400 Mk., eine Thurmuhr von vergoldetem Kupfer mit der Statuette des Ritters St. Georg 401 Mk. , eine Standuhr Louis XVI. in vergoldeter Bronze 1500 Mk , eine goldene Taschenuhr mit dem Bildnis Friedrichs des Großen 172 Mk., eine Agraffe von Gold aus der Merovingischen Zeit 550 Mk., ein Paar griechische goldene Ohrringe, hervorragendes Schmuckstück zu 346 Mk., ein Pr. goldene Ohrringe, griechische Arbeit zu 200 Mk. An Ausgrabungen kamen zum Verkauf: Ein weiblicher Broncekopf, wahrscheinlich Ariadne, 235 Mk., zwei germanische Ringe (Grabfund) zu 240 Mk. eine Henkelkanne von blauem Lapis Lazuli (Fundstück aus Pompeji einst fürstliches Geschenk König Murats) zu 810 Mk., ein Vasenhenkel von Bronce gefunden bei Jagstfeld 305 Mk., eine germanische Klinge bei Jagstfeld gefunden 105 Mk. Minia­turen nnd Gemälde, sowie Möbel. Von Möbeln: Ein Schmuckkasten deS Chur­fürsten Carl Theodor von Bayern 451 Mk., ein Kabinetschrank, deutsche Arbeit, XVII. Jahrhundert, 425 Mk., ein Konsoltisch Louis XV. 195 Mk, ein Damenschreibtisch, Anfancpdes XVIII. Jahrhunderts 350 Mk.. ein französischer Tisch, Mitte des XVIII. Jahrhunderts565Mk., ein großer, gothischer vierthüriger Kasten XV. Jahrhundert 385 Mk. eine italienische Truhe 451 Mk., ein gothischer Tisch 190 Mk. Von den ver­kauften Gegenständen geht ein namhafter Teil lauter wertvolle Gegenstände nach Amerika. Ob auch der Staat für

seine Altertumssammlung schon Erwerb­ungen gemacht hat, wissen wir nicht.

Beim Landgericht Stuttgart fand am Freitag die Verhandlung gegen den Mechaniker Hartmann in Stuttgart, der seit 1883 eine ganze Serie von Diebstählen verübte; in seinem Hause fand man ein ganzes Magazin voll Waren aller Art. Es waren 3 Tische voll mit gestohlener Sachen aufgelegt und etwa 30 Zeugen ge­laden. Der Angeklagte hat sich in frecher Weise durchaus auf's Leugnen verlegt. Er ist Vater von 6 Kindern und steht im Konkurse mit einer Ueberschuldung von mehr als 5000 Mark. Die Beratung des Gerichts dauerte eine Stunde und lautet das Urteil, das den Angeklagten in allen Fällen schuldig findet, wegen 9 Verbrechen des vollendeten schweren Diebstahls und wegen 1 Vergehens des Diebstahls auf 8 Jahre Zuchthaus, Verlust der bürger­lichen Ehrenrechte auf 10 Jahre, Zulässig­keit der Polizeiaufsicht nach erstandener Strafe und Einziehung der Diebsinstru­mente. Der Staatsanwalt hatte 10 Jahre Zuchthaus beantragt.

Von den Börsen.

Stuttgart, 11. Juli. Die schon einige Zeit andauernde Unlust und Zurück­haltung fand auch in der zu Ende ge­gangenen Woche keine Unterbrechung, son­dern eher eine Erweiterung und Verstärkung. Verkehr erhält nur durch die überwiegende Verkaufslust einiges Leben, die Spekulation will sich so viel wie möglich von allen Verbindlichkeiten freimachen, um in Ruhe die Entwicklung der schwankenden Börsen­verhältnisse abzuwarten. Dabei ist die Börse gegenwärtig für das Ungünstige sehr empfänglich und an Nachrichten in dieser Beziehung hat es in der abgelaufeneu Woche durchaus nicht gemangelt, während in günstiger Richtung absolut nichts Ein­schneidendes vorlag. So ist es natürlich, daß die Kurse unter dem Druck der Lust­losigkeit nach und nach ins Weichen kamen, wenn auch die Veränderungen im Allge­meinen keine wesentlichen sind. Bankaktien waren fast ausnahmslos rückgängig, wo­gegen Bahnen größtenteils feste Haltung bewahrten; von letzteren waren Staatsbahn und Lokalbahn bevorzugt, gegen Schluß der Woche jedoch wieder nachgebend. Berg­werksaktien sind infolge des Rückgangs der Kohlen- und Eiseupreise sehr schwach; es scheint, daß sich auf diesem Gebiete noch manche Schwankungen vollziehen werden, bis die Lage eine durchsichtige ist. Die Geldverhältnisse wenden sich zum Bessern.

Ausland.

Bozen, 13. Juli. Infolge eines zweitägigen heftigen Regens ist die Etsch mit ihren Nebenfüssen bedeutend gestiegen. Bei Bran zoll hat ein Dammbruch statt- gefnnden; das Wasser fließt gegen Auer; die Eisenbahnverbindung ist unterbrochen. Bei Atzwaug ist die Brücke fortgerisfen.

New-Jork, 13. Juli. In Dart- mouth (Neuschottland) stürzte die Land­ungsbrücke ein, auf welcher Tausende einen neuen Dampfer erwarteten. 700 Personen, meist Frauen und Kinder, fielen ins Wasser; die Zahl der Opfer ist noch nicht ermittelt.

Mit einer Aeikagr.

Für die Redaktion verantwortlich: Chrn. Meeh; Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.