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Die Zufahrtsstraße nach Schmieh hat 7°/« Steigung und kostet ca. 30,000 ^ , woran
die AmISkorporation ca. '/-tel und der Staat 7200 ^ beiträgt. Der Bau wurde von der Oberleitung der K Straßenbauinspektion Calw und der Leitung deS Hrn. Werkmeister Stotz von Neubulach, auSgeführt von Hrn. Bauunternehmer Kaupp von Haiterbach, der damit wiederholt seine besondere Tüchtigkeit im Straßenbau bewiesen hat.
Nach 7 Uhr abends fuhren unsere Gäste in fröhlichster Stimmung wieder in'S Thal hinab und di« rasche Fahrt durch den nachtdunkeln Wald, in dem die beleuchteten Fuhrwerk« wie ein Märchen mit feurigen Augen verschwanden, wird mit ihrem eigenartigen Reiz gewiß nicht ohne Eindruck auf sie geblieben sein und hie und da hat wohl auch Einer an die Berechtigung deS Reimes auf der Rückseite der Ehrenpforte beim OrtSeingang gedacht, der lautet«:
Früher ging die Straße bergauf und bergab,
Die Heimkehr war g'fährlich, bald Schritt u. bald Trab Heut geht es ganz prächtig und fachte zu Thal,
Wenn auch etwas schief g'laden, man stolpert nicht 'mal.
bl. 8t.
Stuttgart, 21. Nov. Heute abend 8 Ähr 40 Min. erschoß sich auf einer Bank der oberen Tr- rasse des Kaiser-WilhelmS-DenkmalS auf der Planie der 35 Jahre alte Apotheker Springer, Sohn deS in Degerloch wohnenden Privatiers Springer, früheren Apothekers in Herrenberg. Soviel bekannt, soll er sein bedeutendes Vermögen durchgebracht haben. Der Tod trat sofort ein und wurde durch den aus dem kzl. Schloß herbeigcholten General-Arzt Dr. von Fetzer konstatiert.
Göppingen, 22. Nov. Der verheirate Möbelfabrikant Rodert Roth von hier ist nach Verübung zahlreicher Wechselfälschungen seit letzten SamStag flüchtig.
Wolfach, 21. Nov. In großer Gefahr befand sich gestern vormittag der um 9 Uhr 31 Min. in Schiltach fällige Güterzug zwischen Halbmeil und Schiltach. Als derselbe den Felseinschnitt gegenüber der Wirtschaft Blumenst in passierte, fiel ein großer Felsblock vom sogenannten Schlößle- felsen auf den Zug und demolierte an einem Güterwagen das Dach und den halben Wagenkasten vollständig. Auch an dem vorangehenden Wagen wurde das Bremserhäuschen eingedrückt. Bremser Vögele aus Freuden stadt erlitt zum Glück nur leichte Verletzungen. Nach einer Stunde war daS Geleise wieder frei.
Berlin, 22. Nov. (Deutscher Reichstag.) Die Einstellung ein-S gegen den Abgeorgneten Fischer- Sachsen (Soz.) schwebenden Strafverfahrens wird vorerst beschlossen. Fortsetzung des Nachtrags- Etat S für China. Abg. Payer isüdd. Volk-p.) hält eine Indemnitäts-Erklärung für unbedingt nötig. Bezüglich der Politik der Kaiferrede sei daS diagonale Gegenteil der offiziellen Politik der Verbündeten und aui den Worten des Grafen Bülow habe er nicht herausgehört, welche Politik eigentlich gelten sollte. Graf Lerchenfeld (bayrischer Bundesbevollmächtigter) führt auS : Im BundeSratS-Ausschuß seien von dem Grafen Bülow ausführlich« Mitteilungen über die geplanten Maßnahmen gemacht worden. Der BundeSrat sei aber nicht übergangen worden. Die Gründe für di« Nichteinberufung deS Reichstages Hab« der BundeSratS-AuSschuß damals als berechtigt anerkannt. Sollte der Reichstag die Erklärung der Indemnität verlangen, so werde der BundeSrat gewiß zu einer Verständigung bereit sein, wenigstens von seiner deS Redners Regierung könne er dies ausdrücklich versichern. Abg. von DziembowSki« Pomian ist mit der China-Politik im Allgemeinen einverstanden. Abg. Stöcker (fraktionSloS) stellt in Abrede, daß der Reichstag hätte einberufen werden müssen. Redner weist sodann darauf hin, wie die jetzig« Katastrophe den Ernst der Weltpolitik klar stelle. Falsch sei die Austastung, daß den Missionen rin« besondere Schuld an den chinesischen Wirren zur Last falle. Abg. von Hodenberg (welfe) tadelt mit scharfen Worten di« Nichteinberufung deü Reichstages und schließt mit der Meinung, daß man in Deutschland immer mehr zu Zuständen wie zur Zeit deS Verfalles d«S römischen Reiches komm«. Abg. Singer (Soz.) polemisiert gegen di« Ausführungen des Abg. Stöcker und kommt sodann auf die Nicht- rinberufung deS Reichstages zu sprechen. Abg. Bachem (Centrum) bestreitet dem Vorredner, daß das Ansehen de« Reichstages im Niedergang« begriffen sei und nimmt die katholischen Missionen in Schutz gegen di« gegen sie erhobenen Angriff«. Abg. von Wangenherm (Bund der Landw.) ist überzeugt, daß sich die deutschen Soldatm gegen Wehrlos« nicht vergangen habe». Die Schuld an der Nicht- «inberustmg de» Reichstage« mißt er dem Fürsten Hohenlohe bei. Morgen Fortsetzung und Inter- pellation Albrecht.
Berlin, 22. Nov. Nach einem Telegramm deS Kleinen Journals aus Jekaterinoslaw stürzte in einer Steinkohlengrubr zu Malinowskrja infolge Reifens dcS Seiles «in Fahrstuhl in die Tiefe, in welchem sich 18 Arbeiter befanden. Nach den bisherigen Nachrichten erlitten alle den Tod.
Marseille, 21. Nov. Präsident Krüger ließ durch seinen Enkel Eloff Mitteilen, er wolle, um di« Engländer nicht von der Riviera zu vertreiben, den Winter keineswegs in Nizza zubringen. Eher würde ihm Corfica paffen. Dr. Leyds soll dort auch bereits eine Villa suchen.
Marseille, 22. Nov. („PariS-NouvelleS.") Auf der Fahrt deü Präsidenten Krüger nach dem Hotel ereignete sich ein Zwischenfall. Als der Wagen deS Präsidenten an dem Hotel de Louvre vorbeikam, warfen Engländer aus den Fenstern Sou-Stücke in den Wagen. Die untenstehende Meng« drohte, in das Hotel einzudringen, woran diese nur durch schleuniges Schließen der Thoee verhindert wurden. Sofort nach der Ankunft im Hotel de Noailles begab sich Präsident Krüger auf sein Zimmer. Während der ganzen Fahrt brachten tausende von Menschen Hochrufe auf Krüger aus und eS herrschte eine riesige Begeisterung. Gegen 12'/, Uhr erschien Präsident Krüger am Fenster und hielt im Buren - Dialekt folgende Ansprache: Ich danke Ihnen Herr Präsident deS Marseiller Comilös, ich danke ferner der Bevölkerung für die mir bereiteten großartigen Ovationen, die mich tief rühren. Ich bin glücklich, den Fuß auf den Boden eines freien Landes gesetzt zu haben. Sie empfangen mich Ihrerseits als einen freien Bürger. Mir liegt ferner die Pflicht ob, der französischen Regierung für die mir erw essnen Sympathie«» zu danken. Obgleich ich in Trauer bin, nehme ich ihre Ovationen an als den Ausdruck Ihrer lebhaften Sympalhieen für unsere Sache. Seit dem Handstreich Jamssons ist ein furchtbarer Krieg gegen uns entfesselt, trotzdem ich beständig eine schiedsrichterliche Entscheidung verlangte, die mir aber stets verweigert wurde. Wenn England bester beraten gewesen wäre, hätte cs diesen Krieg nicht begonnen und meine schiedsrichterliche Entscheidung nicht abgelehnt. Der Krieg, der gegen uns geführt wird, ist ein barbarischer. Wir mußten schon oft gegen barbarische Völker kämpfen, aber die Feinde, die wir jetzt zu bekämpfen haben, sind die schlimmsten Barbaren. ES mag aber kommen wie eS wolle, wir werden uns niemals ergeben, wir sind entschlcssen, bis zum äußersten zu kämpfen. Wir bauen auf den schließlichen Sieg der gerechten Sache. Wenn die Mensche» uns aber keine Gerechtigkeit gewähren, so bauen wir auf dir Gerechtigkeit Gottes.
— Aus Marseille wird gemeldet: Präsident Krüger wird bereits heute nach Paris abreisen, wo er acht Tage zu verweilen gedenkt. Von Paris begibt er sich direkt nach dem Haag und wird von dort auS die Chamberlain betreffenden Schriftstücke veröffentlichen.
London, 21. Nov. Morning Leader wirft in seinem heutigen Morgenblatt di« Frage auf, ob das deutsch-englische Abkommen nicht etwa seitens Deutschlands ein Neutralitäts-Versprechen in Betreff Südafrika» enthalte. Deutschland hätte, so führt dar Blatt aus, trotzdem es in Südafrika stark interessiert sei, sich nicht im Geringsten um die südafrikanische Angelegenheit gekümmert. DaS Blatt fragt, welchen Preis wohl England gezahlt habe, um sich dieser Haltung Deutschlands zu sichern.
Der Krieg in Südafrika. Lord Ro- bertS berichtet von eine Reihe kleinerer Gefechte, meist im Gebiet de» OranjefreistaatS, Gefechte, die nicht viel zu bedeuten haben, aber ein Beweis sind, daß die Buren den Kleinkrieg mit unverminderter Energie fortführen, »mit keinem andern Ziel", wie Lord Roberts in seiner naiven Weise klagt, »als um uns so viel Unanehmlichkeit al« möglich zu machen". Von der Art, wie die Engländer den Krieg gegen Frauen und Kinder fortsetzen, schweigen die Depeschen de« britischen Oberbefehlshabers. In Nordamerika hat die britische Armee weitere 3000 Maulesel und 2000 Pferde für Südafrika bestellt, und 4 Transportschiffe find unterwegs, um sie zu verschiffen. Nach London hat Roberts um weitere 50 Lazaretgehilfen telegraphiert. Demokratische Blätter, wie der Londoner Star, schreiben: »ES ist nicht mehr zu leugnen, daß unsere Armee in Südafrika schachmatt ist, und daß der einzige Teil des republikanischen Gebiete», von dem man sagen kann, wir besitzen ihn, der Boden unter den Füßen unserer Soldaten ist. Di« KriegSführung nach Art der Indianer hat fehlgeschlagen. Unsere Kolonnen marschieren dahin und dorthin, verbrennen Bauernhöfe, deportiren Frauen und Kinder, aber sowie sie weiterziehen, lodern hinter ihnen di« Flammen de« Burenwiderstande« wieder auf. ES giebt noch keine befriedeten Distrikt«. Jeder Distrikt ist ein Zentrum hartnäckigen Widerstand«»." Ein anderes englische» Blatt schreibt: »Ist iS nicht
an de» Zeit, daß unsere Jingo-Regierung die Re» gierung der Republiken um Frieden bittet? ES ist uns nicht gelungen, diese Staaten zu erobern, dir einfach von einem Ende zum andern in Flammen stehen, dank dem festen Widerstand der prächtigen Männer, die gegen die Golddiebe für ihr» Unabhängigkeit kämpfen. Die Lage in Südafrika ist so schrecklich, daß die Regierung kein einzige» Wort der Wahrheit aus abhängigen Quellen über die Tele- grophendrähte kommen läßt. Wir halten nicht einen Zoll über die Plätze hinaus, wo unsere Soldaten lagern. Städte, die wir genommen haben, werden von den Buren wiedergenommen, und die Thatsache wird uns verheimlicht, bis wir sie lange nachher zurückerobert haben, nur um sie wieder zu verlieren. Wir hielten di« Eisenbahn eine Zeit lang, nun scheint sie aber überall zerstört und unbrauchbar zu sein."
— AuS New york wird gemeldet: Am Abend de» 20. Nov. suchte ein Wirbelsturm die Stadt Columbia in Tennifsee heim und vernichtete di« im Nortwesten derselben gelegenen Stadtteile. Soweit bisher bekannt, sind 15 Personen um's Leben gekommen. — Nach weiteren Berichten aus rmhreren Städten von Tennessee und Missisippi richtete der Wirbelsturm nicht rur in Columbia sondern auch an andern Orten Verwüstungen an. In Columbia sind neueren Meldungen zufolg« 15 Weiße und 22 Neger getötet worden.
Stauberami tzat».
Geboren e:
16. Nov. Albert Beck, Sohn des Rudolf Ferdinand Beck, Fabrikarbeiters hier.
Getraute:
20. Nov. Severin Weber, Witwer, Zugmeister von
Friedingen, mit Luise Bertha Seiz Wwe., geb. Härle, von Oppelsbohm. Gestorbene:
16. Nov. Paul Deuschle, Sohn des Werkführers Gottlob Deuschle, 12 Wochen alt.
18. „ Anna Maria Steinhilber, Tochter des Gott
hilf Steinhilber, Taglöhners hier, 3 W. a.
21. „ Christian Friedrich Egner, Haltestellevorsteher,
53 Jahre alt.
21. „ Heinrich Karl Lorch, Bauführer hier, 33 Z. a.
Gottesvienste
am 24. Sonntag nach Trinit., 25. Nov.
Vom Turm: 324. Predigtlied: 318, Ich weiß von keinem rc. 9'/- Uhr: Vorm.-Predigt, Herr Dekan Roos. 11 Uhr: Abendmahl für Gebrechliche und Leidende im Vereinshaus. 1 Uhr: Christenlehre für die Töchter. 5 Uhr im Vereinshaus: Vortrag über die evangelische Bewegung in Oesterreich, Herr Stadtpfarrer Schmid.
Mittwoch, 28. Nov.
10 Uhr: Betstunde im Vereinshaus.
Aeiert ag Andrea«, 30. Nov.
9Uhr: Predigt, zugleich Vorbereitung und Beichte, Herr Stadtpfarrer^2 chmid, im Vereinshaus.
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An L. M. — In Nordamerika, Oesterrrich, Rußland, auch Deutschland bestehen groß« Holzver- kohlungSanstalten zur Herstellung von Theer re. und sssigssursm KsIK, welch' letzter«» hauptsächlich auf LssigsLurv verarbritet wird. Ein Teil dieser Produktion wird zu Spris«zwecken (mit Schwefel- oder Salzsäure) chemisch gereinigt und dann Lssig- ssssnL, wenn noch mit künstlichen Bouquetstoff«» versetzt, VsinesslgssssnL g«nannt. Dies« Esfig- efsrnzen wirkin höchst ätzend und unverdünnt al» Gift, wir schon mehrfach vorgekommen« Erkrankungen und Todesfälle b«w«iseu.
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