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Hr. V. Weiß von Ottenhausen er­griff noch das Wort und ermahnte alle Weingartner, doch ja im eigenen Interesse sich allgemein zu beteiligen an dem Kampf gegen den gefährlichen Feind unserer Weinberge; die Folgen werden deutlich sichtbar sein.

Herzlicher Dank sei Hrn. Weckler hie- mit auch öffentlich für sein Erscheinen in unserer Mitte ausgesprochen, wie auch dem verehr!. Ausschuß desLandwirtschaft!. Bezirksvereins", auf dessen Bitte Hr. W. hieherkam. Möchten doch die gegebenen Ratschläge, erteilt von-'einem durch lang­jährige Beobachtung erfahrenen Mann, auch befolgt werden.

Kronik.

Deutschland.

Die Pfingstwoche, die der Erholung und dem Vergnügen, der Naturfreude und der Wanderlust geweiht ist, neben welchen Freuden auch der Ernst des kirchlichen Gedenktages und die religiöse Feier nicht vergessen werden soll, ist vorüber und des Werktags Arbeit beginnt wieder. Kein Fest verläuft ganz ohne Unfall, es ist einmal Menschenlos, daß des Lebens un­gemischte Freude dem Irdischen nicht zuteil wird. Gottob ist es jedoch selten, daß das Unglück hineinreicht in Kreise, die beschützt von der Liebe des Volkes und bei aller Vorsicht doch nicht gänzlich vor Unfällen behütet zu werden vermögen, wie z. B. die kaiserliche Familie. In den Becher der allgemeinen Festfreude fiel ein Wermutslropfen, als man erfuhr, daß am Pfingstmonntag den Kaiser ein Unfall bei seiner Spazierfahrt mit seinem Schwager, dem Erbprinzen von Meiningen, betroffen habe, der wie sich erwies in einer schmerz­haften Verrenkung des Fußgelenks bestand, während der Prinz von Sachsen-Meiningen mit einer leichten Kopfwunde und einer unbedeutenden Kontusion an der Hüfte davonkam. Daß übrigens in Berlin bei dem ungestümen Andrange des Publikums zu den Ausflügen und Vergnügungsfahrten zu Pfingsten nicht noch mehr und größere Unglücke vorgekommen, gilt als glücklicher Umstand im Festkalender der Pfingstzeit. Kleine Unfälle werden in zahlreicher Mannigfaltigkeit gemeldet, wie aber bei jedem Unglück noch ein Glück herausge­funden werden kann, so ist auch bei dem diesjährigen Pfingstvergnügen im Reiche ein ernstlicher oder bedeutender Unglücks­fall nicht vorgekommen.

Berlin, 28. Mai. Das Fußleiden des Kaisers ist bereits völlig gehoben, es ist nur noch einige Schonung anzu­empfehlen. Die Vertreter der Regier­ung werden, wie verlautet, in Betreff der Kosten der geplanten Neuorgani­sation noch nähere wichtige Mitteilungen in der Militärkommission machen.

Berlin, 28. Mai. Während die englischen Blätter sich wegen der deutschen Kolonialplane streiten, werden in Hamburg die Vorbereitungen für die neue Dampfer- linie nach Ostafrika eifrig fortgesetzt. Das erste Schiff wird am 27. Juli von dort abfahren und später in Sansibar, dann Dar-es-Salaam landen. Es handelt sich zunächst um eine vorläufige Fahrt, die

in Zwischenräumen von je 2 Monaten bis zum 1. März 1891 stattfinden soll. Daun wird eine regelmäßige monatliche Fahrt beginnen. Man erwartet davon die besten Erfolge für die deutschen Kolonial­interessen, die sich trotz des äußerlichen Lärms und des inneren Haders mit ruhiger Sicherheit gedeilich entwickeln.

Unter der großen Zahl von Zustim­mungstelegrammen, welche Graf Moltke anläßlich seiner letzten Reichstagsrede er­hielt , befand sich auch ein solches des Erzherzogs Alb recht, datiert von Wien, 15. Mai, des Inhalts:Empfangen Ew. Exzellenz den Ausdruck bewundernder Zu­stimmung zu Ihrer gestrigen Rede. Gott erhalte Sie noch recht lange Ihrem Monarchen und Ihrem Vaterlande."

Karlsruhe, 28. Mai. Auf Ein­ladung des Großherzogs wird der Chef des großen Generalstabs, General Graf Waldersee, demnächst die strategischen Umgehungsbahnen zum Zwecke militärischer und technischer Besichtigung befahren.

Straßburg i. E., 28. Mai. Viktor Neßler, der Komponist desTrompeter von Säkkingen", ist heute früh 6 Uhr gestorben.

Rüdesheim,27. Mai. 500 Pfingst- reisende auf dem PersonendampferHerzog von Nassau" der Köln - Düsseldorfer Dampfschiffahrts - Gesellschaft schwebten gestern vormittag in großer Gefahr. In Folge der Ueberfüllung des Schiffes legte sich dasselbe bei Eltville auf die rechte Seite, als gleichzeitig der Schnelldampfer Kaiser Wilhelm" so dicht an demHerzog von Nassau" vorbeifuhr, daß den Fahr­gästen auf Deck ein Zusammenstoß un­vermeidlich schien. Durch alle Kajüten­fenster auf der rechten Seite ergoß sich Wasser in die Kajüten und den Salon, die überfüllt waren. Unter entsetzlichen Hilferufen der Frauen und Kinder stürzte alles nach oben, wo der Schrecken infolge der Annäherung des Schnelldampfers nicht minder groß war. Verschiedene Frauen wurden ohnmächtig. Durch eine energische Schwenkung des Schnelldampfers wurde weiteres Unheil verhütet. Von dem Vorfall wurde der Staatsanwaltschaft in Köln Anzeige gemacht.

Die diesjährige Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Straßburg i. E. wird eine reiche Beschick­ung mit Tieren haben. Es sind gegen 400 Pferde angemeldet, 960 Rinder, gegen 200 Schafe und 320 Schweine. Unter den Pferden befinden sich 180 edle, warm­blütige und 98 kaltblütige Zuchtpferde, unter denen Normänner, Anglonormänner, Baarer, Belgier, Rind- oder Hanauer, Oldenburger, Hannoveraner, Percherons,' Ardenner, Bretonnen, Boutonnais, Clydes- dales und Norfolks zu nennen sind. Außerdem werden eine Anzahl Gebrauchs­pferde in Viererzügen, Zwei- und Ein­spänner und Reitpferde vorgestellt werden und ferner etwa 50 Königliche Dienst­pferde der Artillerie und Kavallerie. Diese zum ersten Mal durchgeführte Ausstellung von Militärpferden hat den Zweck, den Züchtern zu zeigen, welche Pferde die Heeresverwaltung braucht. Endlich werden noch eine Anzahl Hengste des Kaiserlichen Landgestüts in Straßburg zur Vorführ­ung kommen. Die ausgestellten Rinder

gehören zu b/,o den Höhenschlägen an, unter diesen überwiegend dem Simmen- thaler Schlage. Der Rest sind Nieder­ungstiere und Shorthorns. Zur Zug­prüfung sind 48 Nennungen eingegangen. Die Schafe gehören zum kleineren Teil den Schlägen der englischen Fleischschafe an, zum größeren Teile den deutschen Schlägen. Merinos sind nicht ausgestellt. In der Schweineabteilung überwiegen wie immer die Aorkshires. Hiezu kommen noch 42 Ziegen, dem Milchtier des in Süd- deutfchland vorwiegenden Kleinbetriebes. Die Geslügelausstellung ist mit 145 Stämmen Hühnern, 139 Stämmen Tauben und 34 Losen Kaninchen beschickt. Die Beschickung der Ausstellung ist in Straß­burg weniger wie sonst eine allgemeine deutsche der Herkunft der Tiere nach. Elsaß-Lothringen und Baden haben sich in sehr überwiegender Weise an der Aus­stellung beteiligt, außerdem aber auch die übrigen Staaten des deutschen Südens, ferner Westphalen, Rheinland und Schles­wig-Holstein, Schlesien, Mecklenburg, Ost­preußen und das Königreich Sachsen.

Schiffs-Bewegung der Postdampf­schiffe der Hamburg-Amerikanischen Packet- fahrt-Aktien-Gesellschaft.Dania" , von Hamburg, am 22. Mai in Newyork an­kommen;Augusta Viktoria", von Ham­burg, am 24. Mai in Newyork ange­kommen;Suevia" , von Hamburg, am 26. Mai in Newyork angekommen.

Württemberg.

Graf PH. Eulenburg, der neu­ernannte preuß. Gesandte, ist heute mittag in Stuttgart eingetroffen.

Stuttgart. Zu der Pa rad e am 4. Juni auf dem Cannstatter Exerzierplatz werden, wie wir erfahren, wie in früheren Jahren. Einlaßkarten für Wagen auf den Paradeplatz abgegeben. Dieselben sind von Montag den 2. Juni ab auf dem Bureau des Gouvernements zu haben.

Die Postnachnahmen betreffend tritt mit dem 1. Juni d. I. Folgendes in Kraft:

Postnachnahmen sind im Betrage bis zu vierhundert Mark einschließlich bei Briefen und Packeten zulässig."

Für Nachnahmesendungen kommen an Porto und Gebühren zur Erhebung:

1. Das Porto für Briefe und Packete ohne Nachnahme.

Falls eine Wertangabe oder Ein­schreibung stattgefunden hat, tritt dem Porto die Versicherungsgebühr bezw. Einschreibgebühr hinzu.

2. Eine Vorzeigegebühr von 10

3. Die Gebühren für Uebermittelung des eingezogenen Betrages an den Ab­sender, und zwar:

bis 5 . 10

über 5 100 . 20

100 200 . 30

200 400 . 40

Die Vorzeigegebühr wird zugleich mit dem Porto erhoben und ist auch dann zu entrichten, wenn die Sendung nicht ein­gelöst wird.

Vom 1. Juni bis 15. September werden u. A. ausgeführt:

zweite tägliche Personenposten zwischen Ettlingen Bahnhof und Herrenalb;