139.
Amis- und Anzeigeklatt für den Bezirk Aalrv.
73. Jahrgang.
Orsch«ntDiln«t»g», v,i»i»«r»t,g« «nd Sam«tag«. Di, «xr«Svos»zkLLHr ; »rü»> !« «tzirk und in »Ichster r W;. di« Zeile, «liier «eifern» lr Pfg.
Donnerstag, dt» 22. November 1900.
Merteljl-rltcher Xbonnementipretl in der Stadt Mk. 1.10 in« bau» gebracht, M, l. lb durch die Post bezogen im Bezirk. Außer Bezirk «L l. »5.
Amtliche Aeßinmlmachrmge«.
Die Ortsbehörden
werden daran erinnert, daß auf 26 d. Mts in Betreff der Laudtagswahl 2 Berichte zu erstatten sind, nämlich:
1) Urber den Vollzug der in dem oberamtl. Erlaß vom 8. Novbr. d. I (W.-Bl. Nc. 134) erteilten Aufträge bezüglich der Auflegung, des Abschlusses und der Einsendung der Wählerliste ans Oberamt. Hiezu ist das hinausgegebene Formular Nro. 7 zu ve,wenden.
2) Bezüglich der im Wahllokal zu treffenden Ab- sonderungsoon ichtungen — vgl. oberamtl. Erlaß vom 9. d. MtS. (W -Bl. Nro. 134).
Zu Ziffer 1 wird bemerkt, daß es sich empfiehlt, wenn in denjenigen Gemeinden, in welchen Einsprachen gegen die Wählerliste nicht erhoben worden, di« Wählerliste schon am 22 November abgeschlossen und sofort an das Oberamt vorgelegt wird.
Calw, drn 20. November 1900.
K Oberamt.
Voelter.
Dte OrtsbehSrden.
welche mit der Anmeldung der «ufallverficher- «ngspflichtige« Betriebe noch im Rückstand sind, werden an die umgehende Erledigung des erteilten Auftrags (s. Wochenblatt Nr. 125) erinnert.
In Frage kommen insbesondere die gewerblichen Brauereien, die Gewerbebetriebe der Schlosser, Schmiede und Metzger, soweit dieselben überhaupt versicherungspflichtig sind, s. Zffer 10 der „Anleitung". Formulare zur Anmeldung der Metzger können vom Oberamt bezogen werden.
Event, ist binnen 3 Tagen Fehlanzeige zu erstatten.
Calw, den 20. November 1900.
K. Oberamt.
Voelter.
An die Ortsbehörden.
Eine von dem K. Ministerium des Innern erlassene Dienstanweisung über den Fischerei-, Jagd- nnd Vogelschutz in Württemberg zum Gebrauch für Landjäger, OrtSpolizeidiener, Gemeinde , Feld nnd Waldschützen gelangt demnächst zur Ausgabe.
Der PreiS der Lirnstauweisuug, welcher Abbildungen beigegeben sind, beträgt 38 Pfg. per Stück.
Die Schnltheiffenämter wollen binnen 8 Tagen anher als portopflichtige Dienstsache berichten, wie viel Stück der fragl. Dienstanweisung sie für ihre Gemeinde benö igen.
Calw, den 20. Noo. 1900.
K. Oberamt.
Voelter.
Sagesrreuitzkeiten.
Calw, 21. Nov. Herr Rechtsanwalt Kraut auS Stuttgart hat mit den Wahlreisen begonnen und sich in mehreren Orten den Wählern oorgestellt. Die Ausführungen des Kandidaten wurden von den überall sehr zahlreich erschienenen Wählern mit großem Interesse angthört und mit allseitiger Zustimmung ausgenommen. Der Kandidat macht durch sein verbindliches und gkwinnendcS Auftreten, und durch seine leichtoerständlichen sachlichen Vorträge den besten Eindruck. Man merkt eS den klaren, zielbewussten Darlegungen an, daß man einen Mann vor sich hat, der im politischen Leben bewandert ist und ein festes Programm hat, der zu den umstrittenen politischen Fragen eine exakte und energische Stellung einnimmt und der auch seine Grundsätze wirksam verfechten kann. Die rechtsstehenden Parteien haben mit der Wahl dieses arbeitskräftigen und arbeitswilligen Mannes einen guten Griff gethan und cs darf mit Zuversicht
gehofft werden, daß Hr. Kraut im Falle seiner Wahl ein würdiger Nachfolger unseres bisherigen Landtagsabgeordneten sein wird.
2 Calw, 20. Nov. Die Wahlagitation im Bezirk hat begonnen. Die Sozialdemokraten haben ihr Programm in fast allen Orten verbreitet und schon mehrere Versammlungen abgehalten. Am letzten Sonntag fand ein« solche Versammlung in Stammheim statt. Hiebei stellte ein Redner aus Pforzheim die Behauptung auf, Hr. Rechtsanwalt Kraut habe vor 2 Jahren in einer Wahlversammlung in Wurmberg den Ausspruch gethan: „Nieder mit der Industrie." Nach eingezogenen Erkundigungen ist diese Auslassung nichts anders als eine erbärmliche gehässige Wahllüg«. Der Kandidat der nationalen Parteien, Hr. Kraut, wird in seinem Vortrag in Stammheim und anderen Orten auf die dreist erfundene Behauptung zurückkommen.
sAmtlicheS aus dem Staatsanzeiger.j Se. König l. Majestät haben am 12. November d. I. allergnäoigst geruht, dem Landjäger 1. Klaffe Graf in Althengstett, Oberamts Calw, die silberne Verdienstmedaille zu verleihen.
Alten steig. 18. Nov. Das Elektrizitätswerk des Mühlebesitzers Faist ist jetzt im Betrieb. Gestern abend brannten überall auf Straßen und in den Häusern elektrische Lampen.
Fe Ubach, 19. Nov. In einer hiesigen Familie starben zwei neunjährige Kinder, Zwillingsgeschwister, in ein und derselben Stunde an DiphtheritiS.
Bietigheim, 19. Nov. Heute früh gegen 4 Uhr brach in den Bureauräumlichkeiten des Post - gebäudeS Feuer auS, das jedoch alsbald entdeckt und in kurzer Zeit gelöscht wurde. Das Telephon
ck H z j! ^ ck 1 ^ Nachdruck verboten.
Iack's Brautwerbung.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
Ich fühlte mich direkt in den Himmel erhoben. ES that mir jetzt leid, daß ich dem alten Cobb nur eine halbe Krone gegeben hatte. Fünfzigmal soviel hätte er für Ueberbringung dieses entzückenden Briefes verdient. Jeder Satz desselben hatte für mich seine besondere Bedeutung, die größte aber fand ich in dem Vergleich der beiden Stellen: „Ich möchte nichts thun, was meinen Vater noch mehr erzürnt," und der, wo sie mir zeigt, wie ich sie treffen könnte. Dieser kleine Widerspruch versetzt« mich m rin wahres Meer von Seligkeit. Meine gute Cousine Sohie würde freilich wieder dabei gesagt haben: ,wie verschmitzt doch die Kleine sein kann,' und ich würde darüber gelacht, im stillen aber gedacht haben: .nenne «s wie du willst, ich habe etwas ganz anderes daraus gelesen.'
Tag für Tag ging ich zu meinem Onkel hinaus und lauerte am Gartenthor, in der Hoffnung, meine Klein« oorübergehen zu sehen. Meinem Onkel, der darüber lacht«, «klärte ich: „Herkommen muß ich, selbst wenn du mich fortjagst. Ich bringe mir dann einen Feldstuhl mit und setze mich vor dein Thor auf die Landstraße, denn diese gehört mir so gut wie dir. Von deiner Thür aber geh« ich nicht weg, ehe mir Floren« nicht «inen andern Platz bezeichnet hat, der mir die Möglichkeit bietet, sie zu treffen."
„Siehst du, das freut mich, setz dich innerhalb oder außerhalb deS Gitter», oder, wenn es dir besonderen Spaß machen sollte, auch oben drauf, mi, soll'»
recht sein. Gemütlicher aber wäre eS für uns alle, wenn du wieder hier deine alte Bude beziehen und von dort Ausguck halten wolltest."
Wie bisher immer, so lehnte ich auch diesmal feinen gut gemeinten Vorschlag ab, denn die Verhältnisse hatten sich ja in keiner Weise geändert.
Beinahe zwei Wochen waren auf diese Weise vergangen, ohne daß es mir gelungen war, auch nur einen Schimmer von Florence zu sehen, oder etwas über sie zu erfahren. Da endlich bracht« Sophie, mein guter Engel, einmal Nachricht. Florence war, infolge einer Erkältung, ernstlich erkrankt, Morecombe war abgereist und Tante Damaris angekommen.
Als ich das hörte, rief ich: „Ich glaube an keine Erkältung, eS ist die Grausamkeit dis Vaters, die sie gefangen hält. Mein Gott, wenn ihr nur nicht langsam das Herz bricht!"
„Ich hatte zuerst auch einen gewissen Argwohn," erwiderte Sophie, „und deshalb habe ich mich um so genauer erkundigt. „Nein, Florence ist wirklich krank."
„Nun, ich bitte dich um alle» in der Welt, wenn du dies so genau weißt, warum schreibst du da nicht auf der Stelle, warum thust du nicht irgend etwas, warum gehst du nicht zu ihr? du bist doch ihre beste Freundin; ihr Vater darf dich in diesem Fall gar nicht hindern."
„Ach, ich würde sie ja so gern besuchen, aber der Streit zwischen Papa
und Mr. Hawk« ist unter die Leute gekommen, und da will Mama absolut
nichts davon hören, daß wir noch irgend welchen Verkehr mit den Hawkes pflegen, ausgenommen, daß wir mit Florence sprechen dürfen, wenn wir ihr zufällig begegnen."
Darauf konnte ich allerdings nicht« erwidern, denn ich mußte mir sagen, daß die Tante ganz recht hatte, ab« eS war schwer für mich. Was sollt«
Florence von mir denken, daß ich so gar kein Mittel fand, mich mit ihr in