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möchte, ob Sie den früheren Jugendgefährten noch immer ein wenig leiden mögen, so daß Sie sich entschließen könnten, ihm seine Hand zu reichen und mit ihm und ihrem Bruder über den Ozean in ein freies Land zu ziehen, wo ich Ihnen eine sorgenlose und angenehme Existenz zu bieten vermag? Pauline ich habe Sie immer geliebt, aber ich wollte Ihnen meine Liebe nicht eher gestehen, als bis ich im Stande wäre, meiner dereinstigen Frau ein in jeder Hinsicht glückliches Dasein zu bereiten und das ist mir drüben gelungen. Antworten Sie mir daher, ohne Umschweife und offen, wie ich soeben zu Ihnen gesprochen habe, wenn Sie aber inzwischen einen Anderen lieben gelernt haben, so gestehen Sie es mir und ich kehre mit dem nächsten Schiffe nach Amerika zurück, wo ich versuchen werde, ob es mir gelingen wird, den Schmerz über meine getäuschte Lebenshoffnung allmählig zu vergessen.
Sie anwortete nicht direkt auf seine Frage, sondern hob den Kopf zu ihm empor und ließ ihn ein Paar Augen sehen, in denen Thränen der Rührung und des Glückes erglänzten. Er fühlte, wie sie den Druck seiner Hand erwiderte und hingerissen von seinen Gefühlen preßte der reichgekleidete, vornehme Herr ohne Rücksicht auf die Vorübergehenden das arme Mädchen einen Augenblick stürmisch an seine Brust. Das Pfingstfest hatte drei Menschen, die es einst von einander getrennt, auch wieder zusammen geführt und sie zu den glücklichsten in der großen, lebenslustigen Stadt gemacht.
Uever de« Umgang mit kleine« Kindern.
Es ist ein Besuch gekommen! Man hat ihn, weil die sogenannte „gute Stube" kalt und ungemütlich ist im Wohnzimmer empfangen.
Nach den gegenseitigen Begrüßungen hat man sich gesetzt und die Unterhaltung beginnt. Man fragt auch nach den Kindern. Sie kommen und werden von den Tanten umarmt und geküßt. Auch das Kleinste, acht Monate alt, wird hereingebracht. Das wandert von einer zur andern, jede muß es küssen und Herzen, es wird mit ihm gelacht und gescherzt und während die größeren wieder hinausgelaufen sind, beschäftigt man sich fast die ganze Zeit mit ihm, bis es anfängt, übellaunig zu werden. Und diese üble Laune hält den ganzen Abend an, es kann nicht ein- schlafen, weint viel während der Nacht und ist auch infolge dessen den andern Tag über sehr- unruhig. Die Aufregung hat ihm geschadet.
So gut es ist, sich mit den größeren Kindern zu beschäftigen und sie geistig anzuregen, so wenig thue man dies mit solchen unter einem Jahre. Es genügt ihm, dem Herumhüpfen eines Kanarienvogels zuzuschauen, den hin- und hergehenden Perpendikel einer niedrig stehenden Uhr anzusehen u. s. w. und wird dadurch nicht aus seiner Ruhe gebracht, die ihm so nötig ist und zu dem gesunden Schlaf verhilst, dem es sein Wachsen und Gedeihen verdankt.
Ueber das Küssen der Kinder ist schon vielfach von verständiger Seite geschrieben worden, man hat die Schädlichkeit desselben klar gemacht, gewarnt und an den Verstand appelliert — umsonst, es wird immer wieder gethan, nicht bedacht, welche Krankheitsstoffe oft dabei übertragen werden. Selbst das Handküssen soll man den Kindern ersparen — ist es doch okt die Hand eines kranken Menschen, die geküßt wird — es genügt jedenfalls eine artige Verbeugung.
sDas Sandbad des Geflügels.) Während der kalten, stürmischen und regnerischen Zeit des Jahres, wo das Geflügel sich in das Innere der Wohnung zurückzieht, nimmt das Ungeziefer desselben vorzugsweise zu. Manche Hühner und Tauben, welche innerlich gesund sind nehmen dann keine Nahrung zu sich, und man entdeckt
näherer Untersuchung, daß sie von Insekten fast aufgezehrt werden. In der wärmeren Jahreszeit, wo die Vögel sich hauptsächlich im Freien aufhalten, tritt dieser Uebelstand seltenerund nur bei einer Beschränkung aus engem Raum hervor. Es fragt sich, welchem Umstande dieser Vorzug zu verdanken ist, da doch die Sommerwärme der Vermehrung der Insekten besonderen Vorschub leisten muß. Die Beobachtung der Vögel während jener Zeit zeigt, daß dieselben mit ungemeiner Vorliebe die Orte aufsuchen, wo sie sich in den Staub einscharren und darin, ähnlich wie die Wasservögel in dem flüssigen Element, ein Bad nehmen können. Sie Wersen den Staub sogar in die Höhe, bedecken ihr ganzes Gefieder damit und suchen ihn durch Sträuben der Federn möglichst unmittelbar an die Haut zu bringen. Nach diesem Staubbade schütteln sie die erdigen Teile und damit zugleich die daran hastenden Insekten wieder ab und bringen endlich nach der Säuberung ih»e Deckfedern wieder in den alten Zustand. Während der Periode, wo die Hühner sich ein solches Staubbad nicht verschaffen können, suchen sie in den Ställen jede Gelegenheit zum Ersätze eines solchen auf. Wo irgend eine Ansammlung von Sand stattfindet, benützen sie denselben, um ihrem Instinkte gemäß sich damit zu bestreuen. Ein solches Sandbad ist eine Gesundheitsmaßregel von ganz besonberer Bedeutung. Das Huhn badet sich im Sande, wenn es Reinigung der Haut und Befreiung von Hühnerläusen und Zacken sucht. Es ist deshalb für jeden Geflügelzüchter eine Pflicht, diesem Mittel zum Wohlbefinden des Geflügels durch eine zweckmäßige Anlage von Badeplätzen eine erhöhte Wirksamkeit zu geben. Erfahrene Hühnerzüchter bringen eine Mischung von trockener Erde, gestoßenem Coaks und einen geringen Zusatz von Schwefelblüte in die Geflügelställe, in denen die Hühner dann um den Vorrang bei der Benützung dieses Materials förmlich kämpfen. Falls Coaks nicht zu haben ist, benütze man Kalk. Die Bestandteile eines solchen Erdbades geben, mit den Exkrementen der Hühner vermischt, einen sehr wertvollen Dünger, welcher dem Guano ähnliche Wirkungen Hervorrust. (Gefl.-Ztg.)
(Im Meer versunkene Schätze) sollen gegenwärtig,. wie aus San Franzisko gemeldet wird, am Kap Henlopen aufgefunden worden sein. Dort suchten nämlich Leute der „Atlanlic und Golf Wrecking-Compani" nach dem Wrack eines kürzlich nntergegangenen Schooners; bei dieser Gelegenheit stießen die Taucher auf das Wrack der brittischen Bark „Midway", welche im Jahre 1853 auf der Reise von London nach Philadelphia bei den „Hen and Chincken Shoals"untergegangeu ist. Die aus Zinn, Blei und Loth im Werte von 150000 Dollar (ca. 637 500 Mark) bestehende Ladung, welche wenig Schaden erlitten haben soll, wird augenblicklich gehoben. — Ferner soll der Dampfer „Tuckahoe" von der Merriet Wrecking- Compauy" das Wrack der englischen Kriegsschaluppe „de Brack" ausgefunden haben, welche im Jahre 1799 mit einer Ladung von Gold, Silber und 70 Tonnen Kupfer, deren Wert sich aus Millionen beziffert, untergegangen ist. Der Platz, wo der Dampfer Nachforschungen angestellt, ist nahezu eine Meile vom Leuchtturme von Kap Henlopen entfernt. Die Mannschaft beobachtet tiefes Schweigen und gestattet es nicht, daß Neugierige sich ihrem Schiffe nähern oder gar an BoH kommen. — Bei dieser Gelegenheit sei endlich bemerkt, daß man im Sugar Revier (County Sisconsin) Perlen in großer Anzahl aufgefunden hat welches Ereignis die Bewohner in freudige Aufregung versetzt hat. Man fand die Perlen in Clams (eine Art amerikanischer Benusmuscheln; zwischen der Schale und Membrane. Biele sind schon für mehr als 100 Dolars (425 Mark) per Stück verkauft worden. Sie variieren in der Größe zwischen einem Stecknadelkopf und einer Erbse. Die ganze Bevölkerung des Ortes hat sich jetzt auf das Suchen nach Clams verlegt.
(Ein großartiger Finderlohn) sollte dem Fuhrherrn Woschne bescheert sein, welcher neulich in dem Hinterdeck seiner Droschke erster Klasse Schmucksachen im Werte von 36 000 gefunden hatte und dieselben sofort im Polizeirevier Albrecht- straße ablieferte. Eigentümerin dieses Schmuckes ist eine Schauspielerin, welche
dem glücklichen Finder 9 o/L. in Worten Neun Reichsmark, als Finderlohn bieten ließ!! Als man aber auf dem Polizei- Bureau der Dame resp. ihrem Vertreter erklärte, daß der gesetzliche Finderlohn in dem vorliegenden Falle 495 »-L betrage, wollte die Besitzerin des Schmuckes sich nicht zu deren Zahlung verstehen, so daß der Fuhrherr Woschne jetzt den Klageweg gegen die Dame beschreiten muß.
Ein Maikäfer ist dieser Tage nach der „Nm. Ztg." zur mittelbaren Todesursache geworden. Das dreijährige Töchter- chen eines Bürgers in Landsberg a. W. spielte auf der Straße. Dabei setzte ihm ein Spielgenosse einen Maikäfer ins Genick, ohne daß das Mädchen etwas davon bemerkt hatte. Das plötzliche Gekitzel und das Aufstiegen des Käfers hatten für das Kind einen jähen Schreck und einen heftigen Krämpfeanfall zur Folge. Das Kind wurde nach Hause gebracht und erlag in der folgenden Nacht einem zweiten Krämpfeanfall.
(Angenehme Aufklärung.) Fremder: „Zum Donnerwetter, jetzt schneide» Sie mich schon zum dritten Male. Wenn Sie nicht besser rasieren können, werden Ihnen Ihre Kunden bald wegbleiben!" Lehrling: „O nein, die Kunden darf ich ja noch gar nicht rasieren — ich rasiere nur die Fremden!"
Rätsel.
Wir sind zwar körperlich meist klein, Doch unsere Seele sündenrein,
Sie würde überirdisch sein,
Setzt man statt k ein g hinein.
Scherz - Aufgabe.
„Lieben Si e?"
Wie kann man aus diesen beiden Worten eine Silbe machen.
Liste
der im März 1890 an Erfinder im Königreich Württemberg erteilten Reichspatente aufge- stellt durch das Patent-Bureau von Gerson und Sachse in Berlin L.4V. *)
Nr. 51763. Selbstthätige Lausgewichtswaage mit Druckvorrichtung. G. Arnold in Schroz- berg, (Württbg.)
Nr. 51714 Sägenschränkwerkzeug. — H. Kreeb in Göppingen.
Nr. 51752 Hülfsvorrichtung an Pulten. — F.
Paus in Stuttgart, Hasenbergstraße 70.
Nr. 51778 Verfahren zur Chlorentwicklung. — Dr. O Stüber in Stuttgart. Königstr. 14. Nr. 51878. Vorrichtung zum gleichzeitigen Oeffnen Thüren eines Gebäudes. — H. Held, in Firma Löchgauer Sohlcnnägelsabrik Held u. Braun in Löchgau.
Nr. 51904 Vorrichtung zur Aenderung der Geschwindigkeit für Fahrräder mit Kettenan- trieb. — C. Terrot in Cannstatt.
Nr. 51862. Fruchtpresse. — W. Bügler in Stuttgart.
Nr. 51895. Neuerung an Pechsiedekesseln. — Fr. Jung in Schorndorf.
Nr. 51900. Anordnung eines doppelwandigen Metallzylinders auf einer gewöhnlichen Petroleumlampe zum Zwecke der Verdampfung flüssiger Brennstoffe. — K. Geiger in Schorndorf.
Nr. 52019. Neuerung an Kochöfen; Zusatz zum Patente Nr. 39754. — Alb. Pflei derer in Heilbronn a. N.
*) Die Firma erteilt Abonnenten Auskünfte über Patent-, Muster- und Markenschutz gratis.
Für die Redaktion verantwortlich: Chrn. Me eh; Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.