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Aruchbimder

bester Konstruktion, in allen Formen und Größen werden, auch auf briefliche Be­stellung, jedem einzelnen Falle entsprechend, geliefert. Broschüre: Die Unterleibs­brüche und ihre Heilung gratis. Professor Kargann aus Novi bei Fiume (Oesterreich) schreibt:Die gesandte Bandage sitzt ausgezeichnet, macht mir keine Beschwerden und hält den Bruch, trotz seiner Größe vollkommen zurück. Ich bin Ihnen umsomehr verpflichtet, da ich früher nie ein Band erhalten konnte, welches eine Zurückhaltung bewirkte! Annahme von Bandage-Bestellungen in: Pforzheim Gasthof z. Grünen Hof am 27. jeden Monats von 812'/- Uhr vormittags.

Man adressiere: An die Heilanstalt für Bruchleiden in Stuttgart, Alleenstr. 11.

Kronik.

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Nach der Bekanntmachung des K. Ober- Rekrutierungsrats vom 14. d. M. findet die Aushebung der Militärpflichtigen für das lauf. Jahr statt in Neuenbürg am 21. Juli, in Calw am 18. und in Nagold am 16. Juli d. I.

Neuenbürg, 19. Mai. Am gestrigen Sonntag hielt der hiesige Turn­verein sein Anturnen ab. Nachdem die Mitglieder des hiesigen und die des Birkenfelder Vereins, welch letzterer einer Einladung des hies. Vereins Folge geleistet, sehr zahlreich im Lokal von Hrn. Albert Lutz sich versammelt hatten, erfolgte der Abmarsch auf den Turnplatz. Hier an­gekommen, brachte der Turnergesangverein das Lied zum Vortrag:Wir fühlen uns zu jedem Thun entflammet". Hieran reihten sich die Freiübungen, sodann das Riegeturnen an den verschiedenen Geräten Die Uebungen wurden größtenteils exakt und mit guter Haltung von beiden Ver­einen ausgeführt. Wünschenswert wäre es, wenn der seit längerer Zeit angeregte Bau einer Turnhalle bald seiner Aus­führung entgegensetzen dürfte, so daß die turnerischen Uebungen durch die oft so langen und kalten Winter, sowie durch die im Sommer häufig herrschenden Regentage keine so große Unterbrechung erleiden müßten. Zum Schluß des Turnens sang der Turnergesangverein das Lied: Hurrah Germania", und erfolgte gleich darauf der Abmarsch vom Turnplatz zu einer geselligen Unterhaltung nach der Gartenwirtschaft des Hrn. Fix z. Rose, woselbst sich nun die Mitglieder beider Vereine bei einem Glas Bier erfrischten. Der Turnverein von Birkenfeld trat nach kurzem Aufenthalt seinen Heimweg an.

N euenb ü rg, 19. Mai. In Nr. 76 d. Bl., vom 15. Mai stand u. A. die Nachricht, daß in Salmbach eine Frau. Mutter von 9 Kindern, wovon das jüngste kaum 2 Monate alt, ihrem Leben durch Erhängen ein Ende gemacht habe. Wie man hört, bestehen Zweifel darüber, ob sich die Frau auch wirklich selbst das Leben genommen habe, ob man es nicht viel­mehr mit einem gewaltsamen Eingriff zu thun habe. Verschiedene Umstände sollen für letztere Annahme sprechen. Wir nehmen vorerst nur von der Thatsache Notiz, daß in Folge der unter Leitung des Hrn. I. Staatsanwalts von Tübingen am Samstag an Ort und Stelle vorgenom­menen Aufnahme des Thatbestands der Mann und 3 erwachsene Kinder ver­haftet und einstweilen eingeliefert worden sind.

Deutschland.

Die zweitägige Generaldebatte des Reichstages über die neue Militär-Vorlage hat am Freitag mit Verweisung der letzteren an eine besondere Kommission von 28 Mitgliedern geendet und von dem Verlause der Kommissions­beratungen wird unzweifelhaft das Schicksal des Entwurfes abhängen. Die Freitags­sitzung wurde durch ungemein scharfe Aus­fälle des Sozialdemokraten Liebknecht gegen Fürst Bismarck und sein ganzes System eingeleitet, nachdem Hr. Liebknecht zunächst das bekannte Klagelied über die zunehmen­den militärischen Lasten gesungen. Lieb­knecht warf dem Fürsten Bismarck vor, mit seiner auswärtigen Politik die Völker unter einander entfremdet zu haben, und sprach er dann unverholen seine Genug- thuung über den Rücktritt des Fürsten aus, mit welcher Wendung die Mehrheit des deutschen Volkes angeblich vollkommen einverstanden gewesen sein soll. Der sozialistische Reduer hackte dann nach seiner Weise noch eine Weile auf der Bismarck- schen Gesamtpolitik herum und erklärte dann, daß er und seine politischen Freunde grundsätzliche Gegner der Militär-Vorlage seien. Die Rede Liebknechts, die offenbar weniger für den Reichstag selber, als viel­mehr für die sozialdemokratischen Massen im Lande bestimmt war, klang in einer vollständigen Kriegserklärung gegen den Militarismus aus. Es war bezeichnend, daß von den beiden folgenden Rednern aus dem Hause sich nicht nur der frei­konservative Abgeordnete v. Kardorff mit voller Entschiedenheit gegen die gehässige Kritik der Bismarck'schen Politik durch Liebknecht wandte, sondern daß auch der freisinnige Abgeordnete Dr. Hänel, also ein politischer Gegner des Fürsten Bis­marck, den unvergänglichen Verdiensten desselben um die Einigung Deutschlands und Erhaltung des Völkersriedens unter scharfer Zurückweisung der Liebknecht'schen Ausfälle, volle Gerechtigkeit widerfahren ließ, womit Herr Hänel den lebhaften Beifall des Hauses erwarb. Nun­mehr nahm Reichskanzler v. Caprivi das Wort zu einer längeren präciS und sachlich gehaltenen Darlegung, in welcher er zunächst Herrn Liebknecht mit seinen Ausführungen über die Bismarck'sche Po­litik gründlich abführte, wobei der Reichs­kanzler betonte, er habe von seinem Amts­vorgänger die denkbar glücklichste politische Erbschaft mit klaren und einfachen Ver­hältnissen übernommen. Bezüglich der Anregungen der Ernennung eines Reichs­finanzministers und Herabsetzung der

iDienstzeit verhielt sich der Reichskanzler nach beiden Richtungen hin ablehnend.

Er meinte, die Schaffung eines Reichs­finanzministers würde auf sehr große Schwierigkeiten stoßen und hob gegenüber der Forderung der Abkürzung der Dienst­zeit hervor, daß hiedurch die Truppen­disziplin bedenklich gefährdet werden könnte. Auch die vollständige Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht bezeichnet Herr v. Caprivi als unmöglich, falls man nicht die Präsenzstärke um SO Prozent erhöhen wolle und würde im klebrigen auch bei der jetzigen Vorlage die Friedenspräsenz­stärke nur ein Prozent der Bevölkerung ausmachen. Mit dem Ausdrucke der Hoff­nung, daß der Reichstag die Vorlage ge- ' nehmigen werde, schloß der Reichskanzler unter lebhaftem Beifalle des Hauses seine Rede, worauf noch der konservative Ab­geordnete v. Manteuffel kurz zu Gunsten der Vorlage sprach. Am Samstag begann das Haus die erste Lesung der bedeut­samsten Vorlage der Session, derjenigen über den Arbeiterschutz.

Die in der neuen Militärvorlage vor­gesehenen Dienstprämien für Unter­offiziere sollen in folgender Weise zur Verteilung gelangen: Während die mit Zivil - Versorgungsschein ausscheidenden Unteroffiziere bisher eine einmalige Bei­hilfe von 165 erhielten, gewährt die Vorlage vom 5. Dienstjahr ab eine für jedes Jahr steigende, bei der Entlassung zu bezahlende Prämie, und zwar nach Ab­lauf des 5. Dienstjahres 50 vkL, nach dem 6. Dienstjahr 100 vkL. nach dem 7. Dienst­jahr 200 vkL, nach dem 8. Dienstjahr 350 vkL, nach dem 9. Diestjahr 550 nach dem 10. Dienstjahr 800 nach dem 11. Dienstjahr 900 und nach dem 12. Dienstjahr 1000 vkL Hiemit sollen namentlich den Unteroffizieren, welche nach 9 Dienstjahren zur Gendarmerie, Schutz­mannschaft u. s. w. übertreten oder nach dem 12. Dienstjahre eine Anstellung im Zivildienst erhalten, Beihilfen gewährt werden, welche entweder zur ersten Ein­richtung vollständig genügen oder für et­waige Krankheiten und Unglücksfälle einen Notpfennig abgeben.

Stanley und Kaiser Wilhelm. Kaiser Wilhelm soll Stanley eingeladen haben, nach Berlin zu kommen, Stanley sich dagegen die Vergünstigung ausgebeten haben, dem Kaiser anläßlich seines Be­suches, den er der Königin Viktoria in England abstatten wird, seine Aufwartung machen zu dürfen.

München, 16. Mai. Der Prinz­regent genehmigte für Bayern eine Samm­lung von Beiträgen zur Errichtung eines Turmes am Starnberger See als Bismarck- Denkmal, sowie gleichfalls Sammlungen für das Berliner Bismarck-Denkmal.

Freitag früh wurde auf dem Haupt­bahnhof in Frankfurt aus einer Ver­sandtkiste ein weißer Steppenhund im Werte von 800 Mark gestohlen.

Württemberg.

Stuttgart, 17. Mai. Durch den gestern abend überraschend schnell erfolgten Hingang des Hofjägermeisters Grafen von Uxkull-Gyllenband, Excellenz, in welchem Seine Majestät einen ihrer ältesten und treuesten Diener verloren