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G. Trost) im Christophsthal. Glücklicherweise fiel nur dieser alte Bau mit seinen Holz- und Woll- vorrätsn dem verzehrenden Element zum Opfer und di« anstoßende Fabrik und das unmittelbar daneben stehende Wohnhaus konnten gerettet werden. Wäre dieser Brand um Mitternacht ausgebrochen, wäre das ganze Anwesen ein Raub der Flammen geworden.

Heilbronn, 16. Nov. Mit dem heutigen Tage haben die Firmen Scheü'sche Buchdruckerei (Inh. Viktor Krämer), Verlag derNeckarzeitung* und desHeilbronner Generalanzeigers*, sowie der Verlag desSchwarzwälder Boten* A.-G. in Obern­dorf diePapierfabrik Am Baum* in Miesbach (Oberboyern) angekauft und in sofortigen Betrieb übernommen.

Ebingen, 16. Nov. Kurz nach 3 Uhr brach heute Nachm, im Wohnhaus« von Bäcker Schüler und Gärtner Landenberger auf dem Kirchgraben Feuer aus und legte eS in Asche. Außer den Eigentümern bewohnten noch einize weitere Familien sowie mehrere ledige Arbeiter daS HauS. Es ist daher noch ein günstiger Zufall, daß das schreckliche Ereignis bei Tag eintrat. Die bei der Entdeckung des Brandes entstandene Verwirrung benützte eine Frauensperson zu einem Gelddisbstahl an einem der vom Brande Betroffenen. Sie wurde alsbald fest­genommen.

Aulendorf, 17. Nov. Vorgestern waren hier etwa 20 Apotheker des Oberlandes ver­sammelt, um über ihre StandeSintereflen zu beraten. In erster Linie wurden die niederen Arzneitaxen ge­tadelt, welche in gar keinem Verhältnis zu den hohen Rohpreisen und den hohen Anforderungen stehen, di« an einen württembergischen Apothekenbesitzer gestellt werden, sodann lehnte man sich gegen dir massenhafte Anpreisung von Schwindelarzneien auf, die wohl vom Geld, selten aber zur Gesundheit verhelfen, ja öfters sogar schädlich wirken. Zum Schluß wurde an das königliche Medizinalkollegium eine Eingabe gerichtet, wonach dasselbe ersucht wird, mit aller Energie dahin zu wirken, daß jegliche öffentliche An­preisung von Geheimmitteln in den Zeitungen und Zeitschriften verboten werde.

Karlsruhe, 16. Nov. Dienstag mittag überfiel der Soldat Vogt vom Regiment Nr. 170 auL Daxlanden auf dem Wege nach Offenburg den Ziegeleibesitzer Bayer, mit dem er vorher gekneipt hatte, verletzte ihn mit dem Seitengewehr, so daß der Ueberfallene heute verstorben ist. De« Attentäter nahm dem Verletzten 300 ^ ab, kaufte sich einen

Zivilanzug und fuhr nach Konstanz, wo er verhaftet wurde.

München, 16. Nov. G.stern nahmen die Pioniere in Gegenwart des Prinzregenten, deS Prinzen Arnulf, mehrerer Generale und deS Bürgermeisters Brunner eine hochinteressante Sprengübung vor. Die Ziegeleibesitzerin Frida Müller ließ einen Ziegeleiofen mit 33 Dieter hohem Kamin abbreche»» und dieses turmhohe Kamin wurde von den Pionieren gesprengt, wozu 12 Pfund Sprengstoff (6 88) ge­nügten. Weithin war natürlch der Platz geräumt und abgesperrt; nach Belehrung der Mannschaft über die Sprengung durch Hauptmann Kleemann wurden di« Drähte der Leitung mit der Batterie deS Appa­rats verbunden: ein Druck auf den Knopf, ein Knall und der Kamin stürzt« nach der von dem Hauptmann angegebenen Seit«. Ein ähnliches Schauspiel hatten die Neugierigen Münchner noch nie gesehen; nur schade, daß nur wenige Personen um das Ereignis wußten.

Bochum, 16. Nov. Heute Morgen kurz vor 6'/» Uhr ist ein von Hagen kommender Güter­zug zwischen den Stationen Hattingen und Blanken­stein auf «ine Rangierabteilung mit voller Gewalt aufgefahren. Der Zusammenstoß war ein furcht­barer. Mehrere Wagen wurden total zertrümmert und gerieten in Brand. Die beiden Lokomotiven sind demolirt. Die eine Lokomotor ist in der Mitte durchgebrochen. Mehrere Personen sind verletzt, da­runter der Zugführer schwer.

Breslau, 16. Nov. DaS Polizeipräsidium teilt mit, daß die Person, welche heute Mittag den Anschlag auf den Kaiser auSführt«, Selma Schnapka heißt. Sie ist eine 40jährige un­verehelichte Händlerin, die aus ihrer Wohnung exmit- tirt worden war. ES schwebt gegen sie ein Ver­fahren wegen Beamten-Beleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Bei der Rückfahrt des Kaisers nach dem Bahnhof« um 3 Uhr bildete die inzwischen alarmierte Garnison sowie die Schutz­mannschaft Spalier.

Berlin, 16. Nov. Ueber das geplante Attentatt gegen den Kaiser berichten die Abendblätter noch Folgendes: Die Attentäterin ist zweifellos geisteskrank. Auf dem Wege zum Polizei- Revier führte sie lauter wirre Redensarten. Die Polizei hatte Mühe, die Frau vor der Wut der Menge zu schützen. DaS Beil war noch ungebraucht. Der Kaiser hat anscheinend von dem Vorgänge nichts gemerkt. Die Attentäterin ist erst vor Kurzem von Brockau bei BreSlau nach BreSlau verzogen.

Großstrelitz, 17. Nov. Es bestätigt sich, wie behauptet wurde, daß der Kaiser den Vor­fall in BreSlau gar nicht bemerkte. Der Erbprinz von Meiningen, welcher dem Standpunkt der Schnapka zunächst saß, sah, wie die Frau einen Gegenstand schwang und nach dem Wagen warf. Der Kaiser legt dem Vor­kommnis keine Bedeutung bei.

Berlin, 16. Nov. Der Lokal-Anzeiger meldet auS Paris: Zwischen Dox und Bayonn« in den Pyrenäen entgleiste der Süd-Expreßzug und stürzte einen hohen Damm hinab. Der Zug hatte zur Zeit des Unglücks eine Geschwindigkeit von 120 km in der Stunde. Bei der Katastrophe kamen 17 Personen umS Leben, darunter der italienische Gesandte Carnera und eine hochgestellte russische Dame. Der Zugführer wurde lebend unter der Lokomotive hervorgezogen.

Berlin, 18. Nov. Der englische Kolonial­minister Chamberlain trifft, wie das Berliner Tageblatt hört, voraussichtlich im Laufe des heutigen Tages in Berlin ein.

London, 16. Nov. Hier sieht man in weiten Kreisen mit einigem Unbehagen den zu Präsi­dent Krügers Ankunft veranstalteten Kundgebungen entgegen. Die weitsstverbreiteten ministeriellen Blätter geben diesen Empfindungen heute in Leitartikeln Aus­druck.Daily Mail* erinnert in besorgtem Tone daran, daß die Buren schon seit Monaten sehnsüchtig den AussteüungSschluß erwartet hätten in der Hoffnung, daß alsdann Frankreich zu ihren Gunsten eingrcifen würde. ES sei zu bedauern, daß der Zar, der stets auf den französischen Chauvinismus einen mäßigenden Einfluß auSübe und immer eher bereit sei, Mißver­ständnisse abzuwendcn als andere russische Staats­männer, gerade jetzt auf einige Wochen anS Kranken­lager gefesselt sei.

Peking. 17. Nov. Graf Waldersee empfing heute de» Prinzen Tsching und Li-Hung Tschang im Kaiserpalast. Freiherr von der Goltz fungierte hiebei als Dol­metscher. Der Feldmarschall forderte, daß die chinesischen Truppen auS der Nähe des O kkupationSgebietS zurück­gezogen werden. Dann werden auch weitere Expeditionen unterbleiben.

Psrnüschies.

Calw. An der vom 11.14. Nov. d. I. in Furtwangen stattgehobten V. Ausstellung des

ck ^ ( ck 1 9 Nachdruck vr-dot,n.

Iack's Brautwerbung.

Seeroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

Ich ging ins Zimmer zurück, und sandte währenddem ein Stoßgebet zum Himmel um gute Nachricht. Dann r,ß ich das Schreiben mit nervösem Zittern auf. ES enthielt noch ein zweites. Große, Gott l es trug das Wappen mit der Gans und die geliebten Schriftzüge! Zuerst streichelte ich diese, dann küßte ich sie, und dann erst las ich in einem wahren Fieber. Hierauf erinnerte ich mich auch deS Briefes meine« Cousine. Ich durchflog ihn, griff wieder nach dem ersten, buchstabierte jedes Wort desselben, um den Genuß möglichst lange zu haben, »ahm alsdann wieder den ander», und würde in dieser Reihenfolge wohl stunden­lang fortgefahren haben, wenn mich nicht ein bescheidenes Husten auf dem Flur unterbrochen hätte. Ich blickt« hinaus und sah Cobb.

Ach Gott, guter Cobb, ich habe ja ganz vergessen, daß Sj, warten.*

Ist ein« Antwort mitzunehmen, Sir?*

Nein, nur meinen schönsten Gruß. Aber halt! da, mein Alter.* Ich drückte ihm ein« halb« Krone in die Hand. Er verbeugte sich dankbar und ging.

Der Brief meiner Cousin« lautete:

Mein lieber Jack!

Ich sprach gerade am Gartenthor mit Floren«, als der Junge mit Deinem Brief kam. Sie hatte einen Armenbesuch gemacht und ich war in der Leihbibliothek gewesen. Ich las natürlich gleich Dein Schreiben, und sagte darauf zu Florence: ,DaS ist doch aber zu schlecht von Jack; trotz Mamas Verbot bittet er mich den Briefträger zu spielen. ES ist wirklich schrecklich, aber, da du gerade hier bist, thue ich wohl kein Unrecht, wenn ich dir das gebe', und dabei gab ich ihr Deinen Brief. Nachdem sie ihn gelesen hatte, fragte ich, ob Du etwas Besonderes geschrieben hättest, und da antwortete sie: ,O, Papa ist bei ihm gewesen, und ich fürchte, e« hat da einen bösen Streit gegeben. Wenn ich nach Haue komme, werde ich ja davon hören'. ES muß aber wohl noch anderes in Deinem Brief« gestanden haben, denn sie wurde während de« Lesens ganz rot, und lachte über das ganze Gesicht. D«m wollt« sie wissen, war Du mir geschrieben. Als Antwort gab ich ihr natürlich gleich

den ganzen Brief, denn i ch !a> keine Geheimnisse. Sie las ihn auf der Stelle. Auf meine Frage, ob si Dir antworten würde, meinte sie, das wisse sie noch nicht, sie müsse es sich e st belegen, Du solltest nicht an sie schreiben. Da aber sagt ich: ,Ach Gott, laß doch dm armen Menschen nicht so in Un­gewißheit, er stirbt ja fast vor Liebe. Ich will gar nicht wissen, was er sonst noch geschrieben hat, aber wenn er eine Antwort verdient, dann solltest du ihn doch, aus reiner Barmherzigkeit, wenigstens mit ein paar Worten glücklich machen'. ,Wie könnte ich aber dar thun?' erwiderte sie nachdenklich, ,mit der Post darf ich eS nicht wagen. Würdest du vielleicht eine kurz« Karte von mir zur Besorgung übernehmen?' DaS war wieder recht schlimm für mich, indessen abschlagen konnte ich eS nun nicht gut, nachdem ich ihr zugeredet hatte. Als sie mir den Brief dann schickte, habe rch'S aber Mama gesagt, und diese war sehr vernünftig und meinte, sie sehe es «in, daß ich nicht dafür könne, weil Florence gerade bei mir war, als Dein Schreiben gebracht wurde, es dürfe aber nicht wieder Vorkommen. So hast Du also den Brief Deiner Angebeteten, und da sie nicht abgeneigt scheint, mit Dir zu korrespondieren, so wäre «S das beste, Du beauftragst mich, mit ihr zu bereden, wie Du mit ihr Briefe wechseln kannst, ohne mich in Versuchung zu führen, das vierte Gebot zu brechen.

Deine treue Cousine

Sophie.«

k. 3. Wann wirst Du kommen, mir Deinen Zank mit Hawke zu erzählen?

War mag er nur gesagt haben? ich bin ja schrecklich neugierig.

Der Brief von Florence war kürzer und viel hübscher.

Lieber Mr. Seymour!

Sophie hat mir Ihren Brief gegeben. Ich brdaur« sehr, daß Papa bei Ihnen gewesen ist. ES geschehen so viel« Dinge in dieser Welt, die ganz unnötig sind. Sie brauchen nicht zu fürchten, daß ich mich durch irgend etwas gegen Eie einnehmen lasse. Ich denke, daß ich im stand« bin, selbst zu ur­teilen. Aber ich muß Sie bitten, nicht wieder an mich zu schreiben. Ich Hab« schon meines Vater» Unwille« erregt, und möchte nicht noch mehr thun, was ihn erzürnen kann. Kaum irgend etwa» hat mir in all diesem Ungemach mehr Iftrmmer gemacht, als daß ich von Ihre» Cousine» getrennt bi», die ich so zärtlich liebe. Jedoch soll mich nicht» dazu bringen, eine Entfremdung zwischen uns «intreten zu lassen. So oft ich allein bei Ihres Onkels Hau» vorübergehe, und Sophie oder Amalie sehe, werde ich stehen bleiben, und mit ihnen sprechen. Vielleicht fügt «» der Zufall, daß wir uns bei einer solche» Gelegenheit treffen.

Ihre Ihnen aufrichtig ergebene

Florence Hawke.*

(Fortsetzung folgt.)