worden; bei seinem Tode 1864 folgte ihm sein Sohn in dieser Ehrenstellung des Regimentes.
Mannheim. Eine alte Mannheimer Sehenswürdigkeit, die Kettenbrücke, wird, nachdem die fertiggestelltc Notbrücke heute dem Verkehr übergeben worden ist, jetzt abgebrochen. Obwohl nach den gesetzlichen Bestimmungen die neue Neckarbrücke erst bis 1. Sept. 1891 fertiggestellt sein soll, sind die Arbeiten bereits so weit fortgeschritten, das; man hofft, dieselbe schon im kommenden Spätjahr dem Verkehr übergeben zu können.
Württemberg.
Stuttgart, 28. April. General Frhr. v. Falkenstein hat sich im Aufträge des Königs nach Darmstadt begeben, um Ihrer Majestät der Königin von Groß- britanien ein Dankschreiben zu überbringen, welches Se. Kgl. Majestät anläßlich des Empfangs des Hosenbandordens an die Königin gerichtet haben.
Stuttgart, 39. April. (8.0. L.) Die sozialistische Feier des 1. Mai wird hier voraussichtlich ruhig verlaufen. Es finden am Donnerstag abends 7 Uhr Fcstversammlungen mit Gesangsvorträgen statt. Die Führer der hiesigen Sozialdemokraten (Stern, Kloß und Dietrich) sowie die neulich gewählten Mitglieder des Festausschusses für den 1. Mai waren einer Einladung des Herrn Stadtdirektors Kaliber folgend auf der Stadtdirektion erschienen und versichertenden Sradtdirektor, daß von Seiten der „sozialistisch gebildeten" Arbeiter keinerlei Unordnung zu befürchten sei, wogegen der Herr Stadtdirektor den Erschienenen mitteilte, daß er dies von den sozialistischen Arbeitern nicht anders erwarte, weshalb auch die Polizeiorgane angewiesen seien, nur gegen etwaige Exzedenten aus dem Pöbel, der ja überall vorhanden sei, einzuschreiten, die ruhigen Arbeiter jedoch gewähren zu lassen. Daß die Polizeimannschaften sich jeder Provokation enthalten würden sei selbstverständlich. Da das Sozialistengesetz noch bestehe, so müßten die angekündigten Versammlungen durch Polizeibeamte in Zivil überwacht werden, wogegen die Sozialistcn- führer nichts einwenden wollten.
Stuttgart, 24. April. Der kürzlich verstarb. Professor Dr. Otto Seyffer hat seine Vaterstadt Stuttgart zur Alleinerbin leines beträchtlichen Vermögens mit der Maßgabe eingesetzt, daß die Reinerträgnisse zu wohlthätigen Zwecken zu verwenden sind.
Ulm, 28. April. Bis jetzt haben gegen 1100 Personen ihre Teilnahme an dem Festzug zugcsagt; ob derselbe nun vor oder nach dem Festspiel, also Montag oder Diensttag stattfindet, ist noch nicht bestimmt und es werden auch noch zuvor die maßgebenden Wünsche Ihrer Majestäten eingeholt werden. Am Fischerstechcn nehmen 38 Personen teil. — Nächsten Sonntag wird die „Hundskomödie" ihren Gesellschaftsgarten in der Au eröffnen.
Neresheim. Das Kgl. Oberamt erläßt eine Bekanntmachung gegen die in zahllosen Annoncen angepriesenen Geheimmittel unter der Bezeichnung: Warners Safe Cure, Warners Safe Diabetes
Cure und Warners Safe Pills. Die drei Mittel zusammen werden um 10 »-L verkauft, während der wirkliche Wert derselben den Preis von 1 ^ 20 nicht übersteigt. Dieselben besitzen keine Heilkraft gegen die in den Reklameartikeln angeführten Krankheiten.
Sickenhausen, 27. April. Vor einigen Jahren fiel dem Sohn des Löwenwirts Röhm von hier in der Stuttgarter Pferdelotterie ein Gewinn, bestehend in einem Pferde, zu. Am letzten Donnerstag ist dieselbe Familie abermals mit einem Pferdegewinn beglückt worden.
Heidenheim, 26. April. Die Kuh, die ein Händler im unteren Brenzthal um 10 60 kaufte, wurde zu Kehl an
den Mann gebracht um 35 cM Ihr Fleisch wird saubere Kraftbrühsuppen abgeben.
Waldsee, 26. April. Bei der in den letzten Tagen stattgefundenen Musterung der Militärpflichtigen kam der gewiß seltene Fall vor, daß ein Rekrut vorbrachte, er sei ein Wiederkäuer.
In Ettenhausen, O.A Künzelsau wurden, wie man dem „Schwarzw. Boten" berichtet, 2 junge Leute, welche schon mehrere Jahre in England und Amerika domizilieren und sich gegenwärtig zum Besuche ihrer Verwandten in der Heimat aufhielten, verhaftet und nach Künzelsau eingeliefert, weil sie ihrer Militärpflicht als deutsche Reichsangehörige nicht Genüge geleistet haben. Sie werden nun in das stehende Heer — vermutlich nach Ulm — eingereiht werden.
In dem Etatsjahr 1889/90 sind den nachgenannten Schulgemeinden, welchen die Aufbringung der Gehalte ihrer Schulstellen schwer fällt, die beigesetzten jährlichen Beiträge aus der Staatskasse in widerruflicher Weise, regelmäßig mit Beschränkung auf eine bestimmte Zeitdauer, verwilligt worden: Schwarzenberg, OA. Neuenbürg 390 Mk., Schömberg 500 Mk., Beinberg 101 Mk., Waldrennach 134 Mk., Jgelslock 350 Mk., Feldrennach-Pfinzweiler 400 Mk., Schwann 750 Mk., Oberlengenhardt 50 Mk., Conweiler 400 Mk., Calw, kath. Konfessionschule 600 Mk. Ferner wird u. A. der Gemeinde S ch wan n ein Beitrag von 500 Mk. zum Schulhausbau verwilligt.
Oesterreich.
Eine gemütliche Maifeier wird die Wiener Munitionsfabrik, in welcher nicht das geringste Zerwürfnis während der ganzen letzten stürmischen Zeit vorgekommcn ist, begehen. Am l. Mai werden sich der Chef, die Beamten und alle Arbeiter auf einem großen Platze in der Nähe der Fabrik versammeln, um sich zur Erinnerung au diesen gemütlichen 1. Mai gemeinsam photographieren zu lassen.
Ausland
Präsident Carnot dürfte zur Stunde von-seiner politischen Reise nach dem Süden Frankreich und nach Corsika wieder in der Hauptstadt Paris eingelroffcn sein. Der letzte Teil der Reise Carnots galt dem Besuche Nizzas und dem Alpendepartement Frankreichs und gestaltete sich namentlich der Empfang Carnots in Nizza zu einer
glanzvollen Kundgebung. Bei dem am Donnerstag abend zu Ehren des Staatsoberhauptes im Stadthause zu Nizza stattgefundenen Bankett erwiderte Carnot auf den Toast des Bürgermeisters mit einer Rede, in welcher er die ihm gerade in Nizza zu Teil gewordene sympatische Begrüßung hervorhob. Uebrigens hat der Besuch Carnot's auf Corsika noch einen merkwürdigen Nachklang gefunden, indem Prinz Napoleon im „Figaro" einen Brief veröffentlichen ließ, in welchem der bona- partistische Thrvnprätendent in scharfen Ausdrücken gegen den Besuch Carnots im Geburtshause Napoleons I. in Ajaccio protestiert. Bis jetzt hat der edle Prinz mit seinem kuriosen Protest nur einen großen Heiterkeitserfolg erzielt.
Paris, 29. April. Außer zahlreichen Anarchisten, die für den I. Mai aufreizende Zettel verteilten und Bomben vorbereiteten, wurden auch der Antisemit Marquis Moros, der ihnen Geld gegeben hat, und mehrere Ausschußmitglieder der hiesigen Arbeitsbörse verhaftet. Unter den in Lyon Verhafteten sind mehrere Russen.
Paris, 20. April. Eine Bettlerin, welche Jahre hindurch an den Kirchen- thüren von Paris das Mitleid der Vorübergehenden anrief, wurde gestern in ihrer elenden Kammer tot aufgesunden. In ihrer Wohnung fand sich in einer Seifenbüchse eine alte Brieftasche mit dem Inhalte von 24 000 Francs in Bankbillets und 340 Francs in 10- und 20 Francsstücken. Die Bettlerin hat, um der Notwendigkeit, ein Zehnfrancsstück wechseln zu lassen, enthoben zu sein, vorgezogen, Hungers zn sterben.
R om, 28. Apr. Das Blatt „Capitain Fracaffa" behauptet, der Papst habe die Königin von England cingeladen, eine Gesandtschaft im Vatikan zu errichten.
Im englischen Unterhause hat in voriger Woche die zweite Lesung der irischen Landankaufsbill des Ministeriums Salisbury begonnen, durch welche umfassende gesetzgeberische Maßregel die englische Regierung die irischen Pächter zu Grund-Eigentümern machen will. Die Bill verfolgt zugleich hierdurch die Absicht, die irischen Landpüchter durch ihre Selbständigmachung mit den politischen Zuständen auf Irland auszusöhnen und dies würde der „nationalen" Bewegung auf der „grünen Insel" die Spitze abbrechen. Hiemit sind aber natürlich die Parueliten, die parlamentarischen Vertreter der Partei der Unzufriedenen auf Irland nicht einverstanden, sie wenden sich daher gegen die Landankanfsbill und Parnell hat bei Beginn der zweiten Lesung die Ablehnung der Bill und deren Ersetzung durch eine von ihm ansgearbeitete Gegenvorlage beantragt. Jedenfalls wird sich die Spezialberatung der Rcgierungsbill sehr in die Länge ziehen.
Vater (zu seinem Sohn, einem leichtsinnigen jungen Mann, den er besucht): „Ich begreife nicht, lieber Hans, warum Du so wenig auf gute Garderobe hältst. Kleider machen doch Leute!" „Das wohl, Papa — aber Leute machen wir keine Kleider mehr!"
Mit einer Beilage.
Für die Redaktion verantwortlich: Chrn. Meeh; Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.