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Prag, 14. Noo. Bei der gestern in dem Plutoschachte bei Brüx erfolgten Explosion schlagende; Wetter wurden 10 Personen getötet und eine größere Anzahl schwer verletzt. Die Explosion erfolgte durch den Ausbruch eines Feuers. Nach der Explosion geriet auch der Schacht in Brand. Der Betriebsleiter, zwei Ingenieure, ein Schachtmeister und 6 Gehilfen fuhren hierauf in den Schacht, um den vom Brande ergriffenen Teil des Schachtes abzusperren. Die Absperrung gelang auch, als eine zweite Explosion erfolgte, bei der die mutigen Retter tot blieben. Eine Anzahl Leute werden noch vermißt. Im schlimmsten Fall-: dürfte das Unglück 30 Menschenleben gefordert haben.
London, 15. Noo. Aus Suez wird gemeldet: Präsident Krüger weigerte sich, den holländischen Consul von Suez zu empfangen, weil dieser Beamte englischer Nationalität ist. Auch der Consular- Agent in Port Said ist englischer Abstammung. Der Kreuzer Gelderland ist um 1 Uhr 50 Min. gestern nachmittag im Kanal eingetroffen und heute morgen 5 Uhr in Port Said. In Port Said erwarteten zwei Säcke mit Briefen und Telegrammen den Präfi- deuten Krüger.
Dir Wirre« i« China.
Berlin, 14 Noo. Das Berliner Tageblatt meldet au» Zürich: Bei der gestrigen Missions- Eonferenz in Winterthur machte die Baseler Mission die Mitteilung, daß im Süden Chinas, besonders in der Provinz Kwantung gefährliche Unruhen auSgebrochen seien und daß die zurück- gekehrten Missionen neuerdings flüchten mußten, wobei diesen der Rückweg über den Ostfluß abgeschnitten wurde. Mehrere Missionare wurden gefangen genommen und ihre Freilassung gegen 600 Dollar Lösegeld angeboten. Viele Missions-Stationen sind zerstört und ausgeplündert worden.
Berlin, 14 Nov. Wie dem Lokalanzeiger über London aus Peking telegraphiert wird, werden zwei Kompagnieen Japaner und rin kleines britisches Detachement die am 12. dS. nordwärts abgegangene deutsche Kolonne begleiten. DaS Wetter ist kalt. Der Fluß hat eine halbzöllize Eisschicht. Die internationale UntersuchungS-Commission rst noch thätig. In Waldersee's Bureau glaubt man sicher, daß weitere Hinrichtungen folgen werden.
Wien, 14. Noo. Die Blätter verhalten sich zustimmend zu den bekannt gegebenen Bedingungen an China. Die „Neue Freie Presse" meint, eS werde ohne eine gewisse Demütigung des chinesischen Hochmutes nicht abzehen. ES handle sich darum, den Chinesen die Neberlegenheit der geeinigten zivilisierten Mächte darzuthun. Die Friedensbedingungen verfolgen diesen Zweck, welcher jedenfalls, wenn auch nach langwierigen Verhandlungen, erreicht werden würde. — Das „Neue Wiener Tagblatt" wünscht, daß die Mächte ebenso wie beim Feldzuge, auch beim Friedensschluß solidarisch Vorgehen. Jedenfalls könne heute, wo der deutsche Reichstag zusammentrete, Graf Bülow sagen, daß die
chinesische Frage nicht mehr uferlos sei, indem man den Frieden bereits nahe sehe. — Das „Fremdenblatt" bezeichnet als bemerkenswert, daß abgesehen von der Reform deS Tsungli-Damen und gewissen Maßregeln zur Wahrung der Verträge keine Ansprüche, betreffend der inneren Verwaltung China», gestellt werden. Es bleibe China somit Vorbehalten, nach den gemachten schlimmen Erfahrungen sich neu zu konstituieren oder beim alten zu verharren.
London, 15. Noo. DaS Reutersche Bureau meldet aus Tientsin vom 13. dS.: Wie verlautet, ist ein kaiserliche» Edikt erlassen worden, welches die Absicht des Kaisers und de r Kaiserin-Witwe ankündigt, nach Peking zurückzukehren.
BerrmMrs
Fischreichtum im Jahr 1900. Der Leiter der kaiserlichen Fisckzuchtanstalt bei St. Ludwig im Elsaß, Dr. Haack. schreibt der Allg. Fischereizeitung, ikß k>aS Jahr 1900 außer feinem überreichen Segen an Obst und dem trefflichen Gedeihen de« Reden auch eine ganz ungewöhnliche Fruchtbarkeit der Fische gebracht habe. Die Karvkenbrut sei so vorzüglich gediehen, wie seit vielen Jahren nicht, und die einsömmerigen Karpfen zeichnen sich sowohl durch ihre Zahl al» durch ihre Größe besonders aus. Die Zander haben sich so reichlich entwickelt, daß die junge Brut der Menge nach den Durchschnitt früherer Jahre um mehr als da» Doppelte übertriff-, auch von diesem Fische wiegen die einsömmerigen Jungen bi» zu fast einem halben Pfund, «ine Entwicklung, die der Sachverständige selbst unter den günstigsten Verhältnissen im ersten Sommer nicht kür möglich gehalten hätte. Der ohnehin eine sehr starke Vermehrung gewährende Forellenbarsch ist ebenfalls ausgezeichnet geraten, außer ihm diesmal auch der Schwarzbarsch, der bezüglich der Menge seiner Nachkommenschaft sonst viel zu wünschen übrig läßt. Ebenso überraschend ist die Entwicklung älterer Zuchtfische gewesen, und besonders haben die 2 bis 3 Sommer alten Karpfen ein viel größeres Gewicht ergeben als in anderen Jahren. Die bis zum 3. Sommer zurückbehaltenen Karpfen wiegen nicht weniger als 2 Kilogr. DaS letzte Jahr deS 19. Jahrhunderts scheint eS also überall gut gemeint zu hoben.
MocheublMkpesche, 5 Uhr abends.
Breslau, IS. Nov Der „BreSl. Generalanz " meldet: Als heute nachmittag «ach der Ankunft des Kaisers der Wage« tu die Gartenstraße einbog, stürzte ei« besser gekleidetes Weib dem Wage« entgegen und warf mit einer Axt nach dem Kaiser. Das Beil traf das Hinterrad deS Wagens und prallte ab. Die Fra« wurde sofort verhaftet.
Sta»dr»amt Kak»
Geborene:
2l. Okt. Pauline Schaffert, Tochter des Joh. Michael Schaffert, Bremsers hier.
28. „ Anna Maria Steinhilber, Tochter des Gotthilf
Steinhilber, Taglöhners hier.
4. Nov. Ernst Wilhelm Pfeiffer, Sohn des Georg Pfeiffer, Kaufmanns hier.
6. „ Karl Georg Dittus, Sohn des Joh. Georg DittuS, Taglöhners hier.
8. Nov. Adolf Wilhelm Schnaufer, Sohn des Adolf Schnaufer, Jacquardwebers hier.
11. „ Lydia Dina Maria Mahlstede, Tochter des Karl Dietrich Mahlstede. Kolporteurs hier.
Gestorbene:
6. Nov. Katharine Barbara geb. Sommer, Witwe des Georg Karl Widmann, Tuchscheerers hier, 55 Jahre alt.
Gottesdienste
am 23. Souatag nach Trinit., 18. Nov.
Hrule- und Keröst-AanLM.
Vom Turm: 2. Kirchenchor: Heilig ist Gott, der Herr Zebaoth. Predigtlied: 64, Sollt ich rc. 9>/r Uhr: Voruu-Predigt, Herr Dekan RooS. 1 Uhr: Christenlehre für die Söhne. 5 Uhr: Liturgischer Gottesdienst, Herr Stadtpfarrer Schmid. Das Opfer ist zur Halste für die Hungernden im Gebiet der Basler Mission in Indien, zur Hülste für die deutschen Waisenhäuser in Armenien bestimmt.
Mittwoch, 21. Nov.
1V Uhr vormitt.: Betstunde im VereinShauS.
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An L. M. — In Nordamerika, Oesterreich, Rußland, auch Deutschland bestehen große Holzver- kohlungSanstalten zur Herstellung von Theer rc. und essigssursm KsIK, welch' letzterer hauptsächlich auf LssigsZuns verarbeitet wird. Ein Teil dieser Produktion wird zu Speisezwecken (mit Schwefel- oder Salzsäure) chemisch gereinigt und dann Lssig- SSS 6 NL, wenn noch mit künstlichen Bouquetstoffen versetzt, ^VsinessigssssNL genannt. Diese Essigessenzen wirken höchst ätzend und unverdünnt als Gift, wie schon mehrfach vorgekommene Erkrankungen und Todesfälle beweisen.
hätte, kurz, alles haarklein, und bat sie dann auf Knieen, sich die Lage, in der ich mich befunden hätte, zu vergegenwärtigen, und sich nicht von mir abwenden zu lassen. Ich erinnerte sie daran, wie ich sie doch bis zum Rasendwerden liebte, und mit Wonne, gern auf jede Art, für sie sterben würde, wenn ich sie dadurch glücklicher machen könnte. — Dies und noch vielen andern verliebten Unsinn schrieb ich und vergaß auch nicht, noch eine Nachschrift zu macken, in welcher ich ihr zu verstehen gab, daß wenn sie sich zu Hause gar zu unglücklich fühle, ihr das Leben zu schwer gemacht würde, sie nur ein Notsignal aufzuhiffen brauche. Es war dies allerdings ein ziemlich unverschämter Rat, denn er sagte nichts anderes als: „wenn eS die Deinen mit dir zu toll treiben und dir das Leben ganz unerträglich machen, so bin ich jeden Augenblick bereit, mit dir zu fliehen." Es lag mir daran, ihr zum Bewußtsein zu bringen, daß sie jeder Zeit ihre Zuflucht zu mir nehmen, und bei mir Schutz und Hilfe suchen könne.
Al» der Brief geschrieben war, kam die Sorge, wie ihn befördern? Ich rannte in meinem kleinen Zimmer umher, wie ein Gefangener in seiner Zelle, und ersann die einfältigsten Pläne. Ich wollte den Lehrling des Fleischers bestechen, Florence den Brief in die Hände zu schmuggeln. Er sollte ihr ein« neue Preisliste für Primaware überbringen, dieselbe aber, auf Befehl deS Meister», an niemand ander» abgeben, als an Miß Florence. Ich wollte ihre Putzmacherin für mich gewinnen und sie mit einem Hute senden, in dessen Futter der Brief al» Rechnung befestigt war. Ich wollt« und erdachte noch viel mehr, verwarf aber schließlich alle«, und kam, al« einzig kluge», wieder auf meine Cousine Sophie zurück. ES war mir selbst nicht angenehm, sie mit der Sache zu behelligen, da ich sie ja dadurch in große Verlegenheit brachte, aber «a» blieb mir übrig? Hilf«
mußte ich haben, und nur von ihrer diplomatischen Geschicklichkeit und Schlauheit konnte ich mir dieselbe versprechen.
So verfaßte ich also auch noch einen Brief an Sie, klagte ihr mein Leid, sagte ihr, ich stände am Rande der Verzweiflung, hätte keinen Freund in der Welt, als sie, schämte mich, sie um etwas zu bitten, was sie in Zwiespalt brächte mit ihrem Gewissen, aber ich rief den Himmel zum Zeugen an, daß wenn sie mir nur noch dies einzigemal helfen wollte, ich ihr nie wieder etwas zumuten würde, was ihren Gefühlen zuwiderliefe.
Nachdem ich geendet, und das Schreiben an Florence in den Brief an meine Cousine verschlossen hatte, beauftragte ich Mrs. Chump, mir einen Jungen al» Boten zu verschaffen. Sie brachte bald einen, ich gab ihm den Brief, und schärft« ihm Eile ein, worauf er gleich, lustig pfeifend, davontrabte.
Mit einem: „uff! Gott sei Dank, da» wäre besorgt," ließ ich mich, ganz erschöpft von der furchtbaren geistige« Anstrengung, in meinen Lehnstuhl fallen.
Den übrigen Teil des Tage» verlebte ich sehr elend. Ich hatte keinen Appetit, schlenderte, um mich zu zerstreuen, in den Straßen umher, könnt« aber keine Ruhe finden.
Um halb neun Uhr abends saß ich in meinem Zimmer, rin Buch in der Hand (ich glaube aber verkehrt), als an der HauSthür geklopft wurde, und gleich darauf MrS. Chump rintrat und mir sagte, daß der Diener meines Onkel» da sei.
Ich ging hinaus. „Na, guten Abend Cobb," begrüßte ich ihn, trotz meiner Aufregung, ganz unbefangen, „war führt Sir denn noch so spät zu mir?"
„Miß Sophie schickt diesen Brief."
„Schön, Cobb, warten Sie, bis ich ihn gelesen habe."
(Forts, folgt.)