MisMtn.
Im Held und Heldeswert.
Roman von M. Widdern.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Auch nur an das Geld? Der junge Doktor war weit entfernt davon, Lilli gegenüber die Schätze zu berechnen, welche der verstorbene Senator seinem lieblichen jungen Frauchen hinterlassen. Beiläufig gesagt, wußte die Welt wie das in solchen Füllen ja immer geht — auch viel früher als er selbst, daß er in Lilli Vormissen die Erwählte seines Herzens sah. Waren doch Monde vergangen, in denen er thatsächlich die Senatorin nur als die teure Gefährtin seiner Knabenzeit verehrte. Erst als er sah, daß ein anderer Mann sich allen Ernstes um das junge Weib bewarb, fragte er sich: „Würde sie nicht auch dein Herz zieren?" Und vor allem: „Möchtest du dich nicht glücklich fühlen an der Seite dieses holden, zartsinnigen und warmherzigen Wesens?"
Das heftigere Schlagen seines Herzens gab ihm die deutlichste Antwort. Von diesem Tag an erschien Grimani alle Abend am Theetisch der Senatorin. Immer eine halbe Stunde früher als Guido Münde, dem es seine Berufspflichten nicht gestatteten, eher als um 8 Uhr — seine Schwester in den Wohnräumen Lilli Vormissens zu besuchen. —
Seine Schwester? Die Senatorin wußte längst, daß Guido nur noch ihretwegen kam; sie wußte, daß der schöne große Mann, der ihrem verstorbenen Gatten so ähnlich sah, wie nur selten ein Sohn dem Vater mit heißer leidenschaftlicher Liebe zu ihr niedersah und sie wußte auch
— daß sie ihn wieder liebte — vielleicht noch leidenschaftlicher — noch heißer. — Und dennoch — kämpfte sie gegen dieses Gefühl; überkam sie eine quälende überwältigende Angst, wenn sie daran dachte, wie Guido einst vor sie hintreten würde, mit der Bitte — daß sie sein Weib werden möchte. -- „Nein, nein — nein — nur das nicht!" Und doch, wenn sie sich fragte, weshalb sie dem geliebten Mann nicht angehören wollte, wußte sie keine Antwort.
— Es war nichts als ein unerklärliches Gefühl — eine Ahnung, daß Guidos Besitz ihr das ersehnte Glück nicht bringen
Guido Münde lebte jetzt auch seit einem Vierteljahr in L—feld. Gleich Willibald, erfreute er sich allgemeiner Beachtung des weiblichen Elements der Stadt. Wie hätte denn auch eine so auffallend glänzende Männererscheinung nicht die Augen der Damen auf sich lenken sollen? Aber Herrr Guido spielte die Rolle eines Löwen des Tages ohne sein Zuthun, das heißt, die Frauen vergötterten ihn, während er selbst jede Gelegenheit mied,, sich kennen lernen zu lassen. Es schien, er haßte — wie seine Schwester — jede rauschende Lustbarkeit, ja sogar jeden lebhafteren gesellschaftlichen Verkehr. Beschränkte sich der vielbewunderte Mann doch nur auf die Besuche im Hause der Senatorin. Daß er dort des öfteren mit Grimani zusammentrgf, weiß der Leser bereits,
weshalb wir nur noch hinzusetzen, wie die Mienen Guido Mündes jedoch niemals bei solchen Gelegenheiten verrieten, daß sein Herz irgend welche Eifersucht gegen den Nebenbuhler empfand, welchen Lilli Vormissen schon als Kind gekannt. O, er verstand die Frauen, dieser angebetete Bruder Katharinas, dessen Augen oft so unheimlich aufblitzten; und er wußte auch, was in der Seele der jungen Witwe vorging, die er — um jeden Preis zu seiner Braut machen wollte. In einer unbewachten Stunde flüsterte er denn auch seiner Schwester zu: „Schatz, ich sage Dir, trotz ihrer tiefen Herzensangst vor mit — darf ich nur ernsthaft die Hand nach diesem Gänschen ausstrecken und — sie liegt mir im Arm — weinend vor Stolz und Seligkeit."
„Und Grimani? fragte Katharina. „Grimani?" Guido lachte höhnisch. „Er ist ein netter, liebenswürdiger Mensch und wie ein Narr in das einfältige Gold- fischchen verliebt." —
„Fürchtest Du nicht, daß er Dir mit seinem Antrag zuvorkommen könnte?" — „Zuvorkommen? Ah — bah! — Ich sage Dir, ich halte das alberne Geschöpf fest am Seil — so fest, daß ich es selbst darauf ankommen lassen könnte sie noch zu meinem besonderen Vergnügen ein paar Tage als das Bräutchen Herrn Willibalds zu sehen."
„Aber Guido!" —
„Kein aber, Theuerste. — Ein Wort von mir und sie gibt selbst dem Verlobten den Laufpaß, — wir kennen die Weiber!"
Katharina senkte den Blick. Sie sah müde — unglücklich uud gespannt aus — „Guido," sagte sie nun nach einer längeren Pause, aber weshalb zögerst Du noch immer, der Angelegenheit eine Wendung zu geben, die Dich zum Ziel führen muß. — O, Himmel — Himmel, nimm doch Rücksicht auf mein Gefühl! Glaube mir, ich gehe zu Grunde, wenn wir nicht bald nach der Heimat —
„Still — kein unüberlegtes Wort, meine Liebe," unterbrach sie da aber der Bruder barsch. „Jedes Ding will Weile haben. Doch Du hast recht, es ist jetzt an der Zeit, den Knoten zu schürzen." —
Es war an einem Sonntagmorgen, als die Geschwister dies Gespräch in Katharinas Wohnzimmer führten. Bei den letzten Worten war Guido an das Fenster getreten und schaute in den Garten hinab, in welchem bereits Krokus und Schneeglöckchen blühten. Plötzlich fuhr er heftig zurück.
„Sieh da, die Senatorin!" rief er — „und sie promeniert am Arm des Doktors! Komm — Schatz, wir wollen auch hinuntergehen ! Willibald Grimani sieht mir allzu feierlich aus in seinem schwarzen Habit. Es ist doch wohl besser, wenn wir den lieben Jungen nicht erst zu einer Erklärung kommen lassen."
Damit legte er auch schon Katharinas Arm in den seinen und führte sie aus dem Zimmer — jene selbe Treppe hinab, die sie sich am Abend seiner Ankunft mit so vielem Herzklopfen herabgeschlichen
Inzwischen spazierte Lilli am Arm ihres Jugendfreundes die lange Apfelbaumallee
hinunter. Die jungen Leutchen plauderten gar harmlos mit einander und Lilli rühmte soeben die guten Eigenschaften ihrer verhätschelten Katharina. Der Doktor hörte ihr aufmerksam zu. Dann aber faßte er die kleineHand der Dame: „Frau Senator," sagte er mit seiner wohllautenden Stimme
— Frau Senator — es thut mir leid, aber ich kann mich nicht Ihrer Begeisterung anschließen."
„Wie?" fragte Lilli förmlich entsetzt,
— „Sie finden meine Katharina nicht schön — nicht gut, nicht geistreich und liebenswürdig!"
Schön, geistreich — und liebenswürdig im gewöhnlichen Sinn des Wortes, ist Ihr Schützling ganz gewiß — teure Frau. Gut - aber auf keinen Fall! O, ich gehe noch weiter — ich habe den Mut, gerade heraus zu sagen, daß diese Katharina Münde eine abgefeimte Heuchlerin ist — eine berechnende Komödiantin, die —"
„Doktor,' Sie thun mir weh," unterbrach Lilli die Worte ihres Begleiters. Dann zog sie ihren Arm aus dem seinen; „Doktor Willibald Grimani, ich leide es nicht, daß Sie in dieser Weise von meiner erprobten Freundin sprechen."
„Lilli — ?!"
Es war zum erstenmal, daß Willibad Grimani-Fronert die kleine Frau wieder bei ihrem Mädchennamen nannte. Zu keiner anderen Zeit hätte sie ihm deshalb gezürnt — jetzt, da er ihr Ideal — die schöne Katharina geschmäht, trat sie empört einen Schritt zurück und sagte eisig:
„Mein Name ist Bormissen." —
„O gewiß: Frau Senator Vormissen!
— Ich bitte tausendmal um Verzeihung, meine gnädige Frau, daß ich das auch nur eine Minute vergessen konnte. Aber fürchten Sie nicht." setzte Willibald ernst hinzu, „es ist das erste und letzte mal, daß eine derartige, freilich grenzenlos unpassende Vertraulichkeit über meine Lippen gekommen ist."
(Fortsetzung folgt.)
(Der Dukatenbäcker), welcher momentan dadurch in Wien einen großen Zulauf hat, daß er in jedes tausendste Brot einen Dukaten einbackt, ist nicht der erste findige Kopf in dieser Beziehung. Wie wir erfahren, hat eine Anzahl hiesiger Händler ähnliche Manipulationen gemacht mit sogenannter Geld- oder Glückswichse. Es wird da ein Markstück in einen von 100 Tigeln gethan. Die Sache dürfte jedoch unangenehme Folgen für die Betreffenden haben, da die Leute jetzt sämtlich wegen unerlaubter Veranstaltung öffentlicher Ausspielungen vor den Richter kommen werden. Es sei also vor weiteren Versuchen in dieser Art gewarnt.
Rätsel.
Obwohl ich vor- und rückwärts gleich mir bleibe,
So dennoch rückwärts nur ich weiter treibe; Die Gegnerin geht immer frisch voran, Natürlich bis sie nicht mehr weiter kann. Dann lös ich sie für einige Stunden ab. Indem ich den Befehl vom Monde Hab'.
Für die Redaktion verantwortlich: Chrn. Me eh; Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.