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Lagesnsuigkeiten.
* Calw, 13. Nov. Der Kandidat der konservativen und deutschen Partei, sowie deS Bauernbundes, Hr. Rechtsanwalt Kraut in Stuttgart, stellte sich gestern in der Kanne den hiesigen Wählern, zunächst im engeren Kreise, vor. Hr. Prof. Haug führte den Kandidaten ein und begrüßte ihn in einer warmen, beifällig aufgenommenen Ansprache, worauf Hr. Rechtsanwalt Kraut das Wort ergriff und dem bisherigen Abgeordetcn des Bezirks, Hrn. Stadtschultheiß Haffner, höchst anerkennende Worte für dessen ersprießliche Thätigkeit widmete. Er gab sodann Mitteilungen über seine Persönlichkeit und das Zustandekommen seiner von ihm selbst nicht gesuchten Kandidatur, legte die Grundsätze dar, die ihn in der Ausübung eines Mandats leiten würden, erläuterte das Verhältnis der konservativen Partei zu dem Bauernbund und beleuchtete einige politische Fragen, die den Landtag in seinen letzten Sitzungen beschäftigt hatten. Die Ausführungen dek Redners, welche eine klare, zielbewußte Stellung zu den Forderungen der politischen Parteien verrieten, wurden von den Anwesenden mit allseitiger Befriedigung ausgenommen. Mehrere Redner brachten die Uebsreinstimmung in der Ansicht des Kandidaten und der rechtsstehenden Wählerschaft zum beredten Ausdruck. Die Wähler gewannen den Eindruck, daß Hr. Rechtsanwalt Kraut, der durch seine Thätigkeit als BürgerauSschußobmann in der Hauptstadt des Landes die Bedürfnisse eines großen Gemeinwesens genau kennt, durchaus geeignet und im stände sei, den Bezirk im Landtag würdig und erfolgreich vertreten zu können. Der Kandidat wird später in Stadt und Land Wahlversammlungen abhalten und hiebei sein Programm eingehend erörtern.
** Calw, 13. Nov. Im Aufträge de.8 hirs. Gewerbevereins hielt gestern abend Hr. vr. Zwiesele von der K. Zentralstelle im Dreiß'schen Saal einen sehr interessanten Vortrag über die Pariser Weltausstellung. Von Seiten des Gewerbevereins
Donnerstag, Sr« 15. November 1900.
war der Besuch nur schwach, dafür stellten sich andere, dankbare Zuhörer ein. Hr. vr Zwiesele gab zuerst an der Hand einer größeren Karte einen Ueberblick über die Lage der verschiedenen AuSstellungSpaläste und AuSstellungSgebiete und führte dann die Zuhörer im Geiste durch einige Teile der Ausstellung, immer bei dem länger verbleibend, das für ihn oder die hiesigen Zuhörer von Inter« ssr war; das ganze zu schildern, dazu fehlte es natürlich an Zeit. AuS dem Vortrag war zu entnehmen, daß Hr. vr. Zwiesele die Ausstellung gründlich studierte, und daß er darum in der Lag« war, über einzelne Teile derselben ein objektives Urteil zu geben. Ec betonte, daß sich Deutschland auf vielen Gebieten der Ausstellung auS- zeichne, ja in manchen Branchen deS Gewerbes an der Spitze stehe. In Paris konnte man neben vielem wirklich Schönen aber auch viel Minderwertiges ausgestellt sehen; aber an Großartigkeit der Anlage und an Reichhaltigkeit übertrifft die Ausstellung alles bis jetzt dagswesens. Zur Erläuterung seines Vortrag» zeigte der Redner die wichtigsten Paläste und Orte der Ausstellung in großen Schattenbildern vor. Der Vorstand des GewerbcvereinS, Hr. Schlatterer, dankte dem Redner für den lehrreichen, schönen Vortrag. Hr. Kaufmann Dreiß schloß sich seinen DankeSwortsn an und gab in humoristischer Weise einzelne seiner eigenen Eindrücke, die er von der Ausstellung und von Paris erhalten, zum bellen und bedauerte nur, daß von Calw kein Handwerker von den großen Vergünstigungen, welche dis K. Zentralstelle solchen Besuchern anbot, Gebrauch machte. DaS württemb. Auskunftsbureau in Paris war eine treffliche Einrichtung, die für jeden Besucher aus Württemberg von großem Werte war.
Calw, 14. Nov. Der heutige Viehmarkt war mit 476 Stück Rindvieh befahren. Der Handel gestaltete sich ziemlich lebhaft. Auf den Schweinemarkt waren zugebracht 37 Körbe Milchschwsine, 157 Stück Läufer. Erstere wurden zum Preise von 20—34 letztere zu 36—80 ^ pro Paar bezahlt.
vt«rt«lMrItcher »bamiemrntiprrt« tn der Stadt Mk. 1.10 tn« Hau« »«bracht, MI. 1. 1 b durch die Post bezogen im Bezirk, »ußer Bezirk Rt. I. SS.
Nagold, 11. Nov. In der gestern Abend gehaltenen Generalversammlung des hies. Gewerbe- vereinS gab der Vorstand, Amtmann Schölle», die Anregung, mit dem im Jahr 1908 stattfindenden 60jähc. Jubiläum der Vereinsgründung die Veranstaltung einer BezirkSgewerbeauSstellung zu verbinden.
Böblingen. 11. Nov. Ein bedauerliches Unglück ereignete sich am Donnerstag nachm, auf der Straße von Deckenpfronn nach Aidlingen. Ziegeleibesitzer Schuster von Aidlingen fuhr mit seinem Pferde di« steile Steigs bei Dachtel herab. Trotz MüggenS kam da» Fuhrwerk in so schnellen Lauf, daß das Pferd nicht mehr zu halten war. An einer scharfen Biegung im Ort wurde Sch. vom Fuhrwerk geschleudert und so schwer verletzt, daß er gestern seinen Verletzungen erlegen ist.
Tübingen. (Schwurgericht.) AIS achter Fall wurde verhandelt die Anklagesache gegen den 24 Jahre alten Goldarbeiter Ernst Klein aus Feldrennach, OA. Neuenbürg, wegen schweren Raubs. Am 2 Juli d. I. begab sich der Landwirt Wilhelm Schroth auS Weiler, bad. Bez.-Amts Pforzheim, wegen eines Viehhandel» nach Schwann, wo er in der dortigen Kronenwirtschaft von dem Bauern Wilhelm Aldinger 168 in Empfang nahm. An einem andern Tische in dieser Wirtschaft saß der Angekl., welcher sich nach kurzer Zeit entfernt«. Schroth begab sich abend» etwa um 7 Uhr auf den Heimweg und wählte dazu einen durch den Wald nach Ottenhausen führenden Fußweg. Er mochte etwa 2 Kilometer weit gekommen sein, als er plötzlich im Wald von hinten zu Boden gerissen wurde; ein Bursche trat ihm mit dem Stiefelabsatz inS Gesicht, kniete ihm auf den Hals, schlug ihn mit der Faust auf den Kopf und riß ihm seinen Geldbeutel mit etwa 170 ^ Inhalt auS der Hosentasche, mit welchem er in der Richtung Arnbach zu entwich. Der 62 Jahre alte Schroth hatte sich zu wehren gesucht, war aber dem jungen kräftigen Gegner nicht gewachsen. Er hatte in demselben den Burschen erkannt, der vorher in der Kronenwirtschaft zu Schwann
«achdruek »erbot«».
Iack's Brautwerbung.
Seeroman von Clark Russell.
(Fortsetzung.)
„Da» ist in der That in einem Atem zu viel verlangt. Nein, Mr. Hawke, weder das eine noch das andere wird geschehen. Ich werde weder meinem Herzen Schweigen gebieten, noch diesen Ort verlassen. Beides ist für mich unmöglich/
„Sol" fuhr er, rot wie ein kollriger Puthahn, auf, „das wagen Sie mir zu sagen? — O, da sollen Sie mich doch kennen lernen! Wenn ich auch nicht die Macht habe, Sie zu zwingen, Bristol zu verlassen, so können Sie doch überzeugt sein, daß ich Mittel und Wege finden werde, Ihren unerwünschten Aufmerksamkeiten einen Damm zu setzen. Ich sage Ihnen (dabei atmete er schwer und drohte mir gewissermaßen mit der Hand), ich werde nicht dulden und e» zu verhindern wissen, daß meine Tochter Sie noch einmal sieht. Ihr längeres Verbleiben hier soll Ihnen gar nichts nützen."
„Und ich sage Ihnen, Mr. Hawke, daß Ihre Drohungen bei mir nicht dar mindeste auSrichten, ich wiederhol« Ihnen erstens, daß ich hier bleiben werde, so lange «8 mir beliebt, und zweitens, daß ich immer Ihre Tochter lieben, und nie die Hoffnung aufgrben werde, sie einst mein zu nennen."
Zorn und Staunen schienen ihn sprachlos zu machen.
Ich fuhr deshalb fort: „Glauben Sie aber nicht, daß ich ein Vermögen»- jägrr bin. Ich bin selbst im stände, eine Frau zu erhalte«. Hätte ich Miß Floren« in der ärmlichsten Lage gefunden, nur von ihrer Hände Arbeit lebend,
ich würde mich ebenso zu ihr hingezogen gefühlt, und sie nicht weniger geliebt haben, als ich eS jetzt thun werde. Darauf kann ich Ihnen mein Wort geben."
Der arme Mann fing an mir beinahe leid zu thun. War er vorher hochrot gewesen, so war er jetzt aschfahl. Er hatte wohl nicht vermutet, in mir einen Mann zu finden, der sich nicht einschüchtern ließ. Wie es mir schien, kämpfte er augenblicklich einen schweren Kampf, ob er von Zorn und Drohung zur Bitte übergehen solle. Sein Hochmut und sein Stolz behielten aber die Oberhand. Er erhob sich, nahm Hut und Handschuh und sprach mit bebenden Lippen:
„Ich hatte gehofft, in Ihnen einen Gentleman zu finden, der nach den Gesetzen der Ehre handeln, und sich vor den obwaltenden Umständen beugen würde, aber," fügte er, immer gröber werdend, hinzu: „ich habe nun erkannt, mit wem ich es zu thun habe. Lassen Sie sich raten," dabei schüttelte er seine Handschuhe nach mir, „kommen Sie meinem Hause nicht nahe, unterstehen Sie sich nicht, eS zu versuchen, noch einmal in irgend eine Verbindung mit meiner Tochter treten zu wollen, — äh — äh — ja, hüten Sie sich und halten Sie sich fern. Ich werde Sie beobachten lassen, — ich werde Ihnen die Polizei auf die Fersen setzen, — ich werde mich zu schützen wissen, — ich werde — ich werde — i, verflucht Ihre Unverschümtheit I" brüllte er plötzlich in immer wachsender Wut, und stampfte mit dem Fuß auf, „wer zum Teufel sind Sie, daß Sir eS wage», Ihre Augen zu meiner Tochter zu erheben?"
Das war stark. In diesem rohen, unflätigen Ausbruch trat di« wahre Natur de» emporgekommenrn groben, ungehobelten Bauern offen zu Tage. Ich war eben im Begriff, eine gebührende Antwort zu erteilen, als mich rin Geräusch am Fenster davon abhielt. Ich sah an demselben meinen Onkel, welcher mit dem Stock an di» Scheibe klopfte und ging sogleich hinaus, um ihm di« HauSthür zu öffnen.