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Erledigung einiger dringenden Geschäfte auf sein Gut Hohenmühringen abgereist.

Offenbach, 10 Noo. Wie die Offenb. Ztg. aus zuverlässigster Quelle erfährt, konnte festge­stellt werden, daß bei der Eisenbahnkatastrophe 10 Personen ums Leben gekommen sind, da in den Leichmresten 10 Lebern gefunden wurden. Ein Augenzeuge des Eisenbahnunglücks, Direktor Hummel von der Burgeffschen Champagnerfabrik in Hochheim, teilt im Mainzer Anzeiger seine Ein­drücke mit. Daraus entnehmen wir: Der Brand griff so rasend um sich, daß wir nur mit großer Mühe und knapper Not unser Leben retten konnten. Durch die Thüren war dies nicht mehr möglich, die Fenster blieben unser einziger Ausweg. Gräßliche Szenen mußten wir erleben, nachdem wir uns ins Freie gerettet hatten. Hr. Göhl-Geisenheim versuchte noch einem andern Paffagier behilflich zu sein, durchs Fenster aus dem brennenden Wagen zu kommen, und hatte schon die Füße des Mannes erfaßt und um seinen Leib geschlungen, als die Flammen den noch im Wagen befindlichen Oberkörper des Unglücklichen faßten, und Hrn Göhl zwangen, den Mann wieder loszu­lassen. Der Unglückliche verbrannte elendiglich. Eine bedauernswerte Dame saß schon auf einem Fenster und schrie zum Herzerbazmrn um Rettung, aber ehe ihr diese zu teil w-rden konnte ergriffen die Flammen ihre Haare, und die Arme fiel zurück in die Glut des brennenden Wagens. Wir zählten später 9 Verun­glückte, die eine Stunde vorher noch mit uns im Speisewagen soupirt hatten. Nach Verlauf einer traurigen Stunde konnten wir nach Frankfurt weiter­fahren. Eine spätere Meldung besagt: Unter den aufgefundenen Resten befand sich ein Paar Sporen, das einem im Zuge befindlich gewesenen höheren Of­fizier angehört haben soll. In Homburg wird der Besitzer des Albion House, Dr. Willy Fuchs und Frau Elsa vermißt, die ihre Ankunft in Leipzig mel­deten, jedoch nicht rintrafen. Das Datum der Hoch­zeit stimmt mit dem in den gefundenen Traurmgen angegebenen. Sehr wahrscheinlich ist auch ein Frankfurter, Herr Josef Jeidel, umgekommen. Ein von ihm aufgegebener und nicht abgeholter Koffer läßt dies vermuten.

Frankfurt a. M., 9. Nov. Zu dem Eisenbahn-Unglück bei Offenbach wird noch folgen­des berichtet: Unter den aufgefundenen Leichen- teilen befanden sich auch ein paar Sporen, und glaubt man, daß unter den Verbrannten sich ein Höherer Offizier befindet, welcher in dem Zuge war. Der kaufmännische Direktor eines Mainzer Institutes, erkannte unter aufgefundenen halbverkohlten Kleider­fetzen die Toilette seiner Frau, welche von Berlin hierher unterwegs war. Im Laufe des Vormittags kamen hier noch 2 leichtverwundete Personen an. Dieselben, welchen von Offenbacher Aerzten die erste Hilfe geleistet wurde, sind ein Herr StaniSlauS Ber- natowitsch aus St. Petersburg und Frau Kommerzien­rat Lohse aus Berlin, welche sich aus dem brennen­den Wagen unter Zurücklassung ihrer Gepäckstücke noch retten konnten. DaS Unglück ist noch einer Mitteilung des Reichsanzeigers dadurch entstanden, daß der Block» Wärter telegraphisch die Strecke von Mühlheim frei signalisierte, obwohl der D-Zug noch vor dem Block­signal hielt.

Frankfurt a. M, 10. Nov. Außer den bereits genannten Personen glaubt man, daß bei dem Eisenbahnzusammenstoß bei Offenbach di» JnstitutS- Volsteherin Pochhammer aus Lausanne, welche eine junge Dame in Berlin abgeholt hat. mit derselben, einem 16jährigen Mädchen namens Jüngemann, eben­falls umgekommen sei. Dis beiden Damen, welche in dem hintersten Wagen, welcher Nichtraucher-Coupe war, gesessen haben, werden vermißt. Es wird neuer­dings behauptet, daß 1112 Personen umS Leben gekommen seien.

München, 9. Noa. Bei den Vorbereitungen zu einem Vortrag, welchen Oberingenicur Sch lenk gestern im Gewerbeverein in Schweinfurt halten wollte, explodierte der Acetylenentwickler und zer­schmetterte Schlenks Kopf. Der Tod trat sofort ein.

Berlin, 10. Nov. Dem Bunde srat ist der Etat für die Expedition nach Ostasien zugegangen und zwar in der Form eines dritten Nachtrages des allgemeinen Haushaltsetats für das Rechnungsjahr 1900. Zur Bestreitung einmaliger außerordenlicher Ausgaben w-rden 252,770,000 ^ gefoidert, die im Wege von Crediten flüssig zu machen sind.

London, 9. Noo. Eine Telegram deS Lord Roberts meldet von einem wichtigen Gefecht, das am 5. November bei Pothaville stattfand. Die berittene Infanterie des Obersten Legallois griff eine etwa tausend Mann starke Buren-Abteilung an. Die Buren hatten 8 Geschütze, darunter vier Krupp'sche. Die Verluste der Buren betrugen: 25 Todte, 30 Verwundete und 120 Gefangene. Der Rest der Buren mit dem General Dew-t und dem Präsidenten Stein konnten entkommen. Die Verluste der Eng­länder beziffern sich an Todten auf 2 Offiziere und 8 Mann, an Verwundeten auf 7 Offiziere und 25 Mann.

Die Wirre» i« China.

Berlin, IO. Nov. Der Lokalanzeiger meldet aus Thangai: Tschangä Tschi-Tung, welcher sich vor 14 Tagen geweigert habe, nach Sianysu zu gehen, nachdem er von den verbündeten Mächten die Ver­sicherung erhalten hatte, daß seine Absetzung nicht ge­duldet werden würde, wirbt beständig Rek-uten an und hat vorgestern seinem in Wutschung befindlichen Heere von 16,000 Mann 3000 weitere Soldaten zu- gesührt. Ein neues kaiserliches Dekret befiehlt dem V c-könig Liukunyi, alle Einkünfte von Kiangsi zur Verwendung für den kaiserlichen Hof in Singanfu zu Übergeber. Ein Telegramm aus Canton läßt keine« Zw isel übrig, daß der Aufruhr im Wachsen ist.

Peking, 10. Nov. Der russischen Be­schlagnahme dcS Geländes am Ufer des Peiho bei Tiee-tsin wird lediglich vorübergehende militärische Bedeutung beigemessen. Deshalb hat der englische Gesandte auf eine Ver­wahrung verzichtet.

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Grundstücke zu steigern. Die Hauptsache sei die richtige Verwendung aller Dungmittel. Der Stallmist werde stets das Hauptdüngemittel bleiben, aber da er nicht immer in genügender Menge produciert werden könne, sei der Bauer genötigt, zu anderen Düngemitteln zu greifen und da sei die Latrine allen Kunstdüngern, weil billiger und besser, vorzuziehen. Ein Kubikmeter gleich 1000 1 Latrine enthalte mindestens 3,3 KZ Stickstoff, 2,5 kx PhoSphorsäure und 2,4 kx Kali. Der Gelvwei t der m einem Waggon Latrine von 30 Eimern enthaltenen Dungstoffs betrage mindestens 40 während er je nach Jahreszeit 2630 ^ koste. ES sei neuerdings behauptet worden, die Stuttgarter Latrine sei minderwertig, dies sei nicht richtig, da die Latrine aus Gebäuden, welche Closets mit Wasser­spülung haben, nicht verkauft werde. Wegen seines großen Stickstoffgehalts eigne sich die Latrine haupt­sächlich zur Düngung für alle Getrsidsarten, besonders für Hafer, für alle Rüben- und Kohlartsn, für Hopfen, für Obstbäume und für Beerenobst. Die Erfahrung habe gelehrt, daß Latrine wertvoller und billiger sei als alle Kunstdünger. Was sodann die Errichtung «in» Latrinengrube in Althrngsteit anlange, so könne für die nächsten 2 Jahre keine Rede davon sein, da jedes Jahr nur eine oder zwei gebaut werden, und schon mehreren Gemeinden die Erbauung von Gruben zugesagt sei. Eine solche Grube koste ca. 25 000 die Stadt Stuttgart bezahl« die Baukosten, während der Bauplatz von der Gemeinde zu stellen sei. Damit nicht andere Gemeinden zuvorkommen, sollten sofort ein Gesuch an die bürgerlichen Kollegien von Stuttgart gerichtet und dis erforderlichen Vor­arbeiten gemacht werden. Inzwischen sollte aber die Latrine waggonweise von Stuttgart bezogen werden, damit später ein genügender Absatz nachqewiesen werden könne. Der Vorsitzende dankte dem Redner für seine interessant-n Ausführungen und stellte an ihn die Bitte, er möge dafür eintreten, daß möglichst bald eine Latrinengrube in Althengstett errichtet werde, womit die ganze Versammlung einverstanden war.

Stuttgart, 10. Nov. Ministerpräsi­dent Dr. Freiherr v. Mittnacht hat ünter Berufung auf sein hohes Alter und seine empfindlich geschwächte Gesundheit dem König sein Pensio­nierungsgesuch unterbreitet. Der König hat Vieser Bitte stattgegeben. Zum Mi­nister für auswärtige Angelegenheiten ist der bisherige Kabinettschef deS Königs Freiherr v. Soden er­nannt worden; der Vorsitz im Staatsministerium wurde dem Kriegsminifler Freiherrn Schott von Schottenstein übertragen.

Rottweil, 8. Nov. Das Urteil im Prozeß von Münch lautete auf Freisprechung des Angeklagten unter Urbernahme der Kosten auf die Staatskasse und zwar erfolgte die Freisprechung bezüglich des Falles Bulach wegen mangelnden That- bestandeS, bezw. die Beleidigung deS Amtmann« Leuchs wegen ZutreffenS des Z 193 des St.-G -B, Wahrnung berechtigter Interessen, bezw. der Beleidigungen des Landgerichtspräsidenten Dr. v. Lang, des HilfsstaatS- anwaltS Dr. Ensiger und der Agathe Erath, weil das Gericht an der Zurechnungsfähigkeit des v. Münch erheblichen Zweifel hatte. Letzterer war bei der Ur­teilsverkündigung nicht mehr anwesend, sondern bereits nachmittags mit Erlaubnis des Direktors Geßler zur

ich nicht am besten thäte, den alten Hausdrachen in seine Küche einzusperren, ließ aber den Gedanken, des Skandals wegen, den dies« Prozedur gemacht hätte, gleich wieder fallen, und sprang in mein Zimmer zurück. Unmittelbar darauf hörte ich die Hausthür gehen, und eine Stimm« fragen:

Ist Mr. Seymour zu Haus?" und meine Wirtin ehrfurchtsvoll antworten: Ja, Sir," und dann wieder die erste Stimme:Melden Sie Mr. Hawke."

AIS Mrs. Chump ein« Sekunde hierauf eilfertig bei mir eintrat, ließ ich sie nicht erst zu Worte kommen, sondern schnaubte sie an:Räumen Sie schnell den Tisch ab, und dann sagen Sie dem Diener, ich lasse Mr. Hawke bitten."

Bei seinem Eintreten ging ich ihm entgegen und sagte höflich:Was ver­schafft mir die Ehre?"

Er reckte sich zu seiner ganzen Höhe, und sah mich verbissen an.Haben Sie einig« Minuten Zeit für mich?"

Gewiß, aber, bitte, wollen Sie nicht Platz nehmen," entgegnet« ich ver­bindlich, indem ich ihm gleichzeitig einen Stuhl bot.

Er folgte meiner Aufforderung und legte dabei mit «in,, gewissen Nervo­sität Hut und Handschuhe auf den Tisch. Ich war wahrscheinlich noch aufgeregter als er, rS gelang mir aber, dies zu »»bergen.

Ich habe Sie ausgesucht," begann er ein wenig zaghaft,um mit Ihnen über meine Tochter Florrnc« zu sprechen."

Ahl" glitt es üb» mein« Lippen, mit einem jedenfalls sehr mißlungenen Versuch, überrascht auSzusrhen.

Vermutlich," fuhr « fort,dürfte es Ihnen nicht fremd sein Sh"

Daß Sir dir Absicht haben, Mr. Morecombr zu Ihrem Schwiegersohn zu machen," fiel ich «m. Wenn «S dar ist, war Sie meinen, dann bin ich orientiert."

Allerdings, das meine ich. Sie haben die Kenntnis hiervon natürlich durch

Ihre Verwandten erlangt, und hm ich bedaure tief, daß eine Familie, welche ich der meinigen befreundet hielt, gegen mich intriguiert, meinen Wün­schen in den Weg zu treten sucht, äh ja, ich will es mit dürren Worten sagen, meine Tochter verleitet, den Pfad der Pflicht zu verlassen, d. h. sie unter­stützt, Sh ich will sagen, ja, ich will sagen, äh sie unterstützt, sich meinen Wünschen zu widersetzen.*

Dies alles geht meinen Onkel an," entgegnet« ich.Er ist ganz der Mann, das zu vertreten, war er thut, und wird Ihnen Rede stehe», wenn Sie sich an ihn wenden."

DaS bezweifle ich nicht," rief er spöttisch,ich ziehe eS aber vor, zunächst Ihnen auszudrücken, daß ich indigniert bin über sein Verfahren, und von ihm und feiner Familie, bei der Freundschaft, die uns bisher verband, eine Handlungs­weise «wartet hätte, wie sie die einfache Pflicht vorschrieb, d. h., daß sie ein mögliches Interesse mein» Tochter für einen andern zu verhindern suchen würde."

Ich verstehe nicht, Mr. Hawke, weshalb Sie daS alles mir sagen. Sie haben mich doch gewiß in einer Angelegenheit aufgesucht, welche mich persönlich berührt?"

In dieser Vermutung täuschen Sie sich durchaus nicht, denn wie Sie sich selbst wohl schon lange gesagt haben werden, handelt eL sich nur um äh Ihr Verhalten gegen mein« Tochter. Wie ich allen Grund habe anzunehmen, sind Sie so west gegangen, ihr Ihr« Liebe zu erklären, und ich bin hierher ge­kommen, um Sie ernstlich zu «suchen, Ihr« Aufmerksamkeiten «inzustellen. Ich zweifle keineswegs an der Aufrichtigkeit Ihr« Befühl«, doch darauf kommt «S nicht an. Ich bin hier, Mr. Seymour, Sie, als Gentleman aufzufordern, nicht nur jeden Gedanken an meine Tochter aufzugeben, sondern Sie auch als Mann von Ehre, zu bewege», Bristol zu »»lasse«." (Fortsetzung folgt.)