internationale Ereignis, das seit langem vollzogen sei. Der Kaiser sei durchdrungen von dem Bewußtsein seiner sozialen Mission und von dem Wunsche beseelt, diese zu er­füllen. Diese Thatsache allein gereiche dem Kaiser zur Ehre. Die Frage anlangend, ob die Regierung der Republik die Ein­ladung zur Konferenz anuehme. führt das Blatt weiter aus: Die französische Re­gierung habe sich immer mit der Arbeiter­frage beschäftigt, wie könnte sie also zu­geben, daß diese Fragen auf einer inter­nationalen Konferenz behandelt würden ohne ihre Teilnahme. Zahlreich seien die politischen und ökonomischen Probleme, welche der Kaiser aufgestellt habe. Jede Regierung müsse zunächst noch gewisse Auf­klärungen von Berlin erhalten und sich der Bereitwilligkeit der anderen Mächte versichern. Einmütigkeit sei unerläßlich, aber wenn die anderen Regierungen ihre Mitwirkung Zusagen, dann könne Frank­reich dem Friedenswerke seinen Beistand nicht versagen.

Paris, 19. Febr. Morgen entscheidet der Ministerrat sich endgiltig über die Be­schickung der Berliner Arbeiterkonferenz.

London, 19. Febr. In Temsflusse stieß der Rotterdamer DampferBremio" mit dem englischen DampferLord Queen" zusammen. Letzterer ist gesunken. Von 18 Fahrgästen wurden nur 2 gerettet.

(Eisfelder im Atlantischen Ozean.) Im Hafen von Newyork eingelaufene Dampfer berichten von ungeheuren Eisfeldern, die ihnen im Atlantischen Ozean begegnet seien.

MigMen.

Lin Schwanengesang

von L. Rode.

(Fortsetzung folgt.)

Ganz mit meiner Liebe beschäftigt und mir trotz aller Zweifel die schönsten Zu­kunftsbilder ausmalend, bemerkte ich kaum, wie sich unter den wärmeren Sonnen­strahlen das Aussehen des Waldes ver­änderte. Auch das Gärtchen vor dem Forsthause legte sein buntes Blumenkleid an, das Röschens geschickte Hand ihm be­reitet hatte. War mir zu verargen, wenn ich, der ich beim Schulhause keine Spur von Garten besaß, der fleißigen Gärtnerin hilfreich zur Hand ging?

So verfloß der Mai; der Juni kam. Ich weiß nicht woher, aber man hatte im Forsthause meinen Geburtstag erfahren, und so erschien denn am 18ten ganz früh Georg und Bruno mit einem Handkorbe, der allerlei schöne und nützliche Geschenke enthielt, darunter auch eine kleine Stickerei von Röschens Hand.

Heute konnte ich kaum das Ende der Schulstunden erwarten; dann eilte ich hinaus, um den Gebern, insonderheit der Geberin, meinen Dank abzustatten.

Nichts da!" rief der Förster, als ich die Knaben herbeirief, nichts da! Heut ist Festtag! Lassen Sie die Burschen heut laufen! Sie bleiben zum Abend hier. Ich habe nur noch einen nötigen Gang in den Forst, in einer Stunde bin ich wieder hier. Eine Erdbeerbowle soll uns den Tag verherrlichen helfen."

Ich blieb also, und da die beiden

Knaben hinausstürmten ins Freie, war ich bald mit Röschen allein.

Jetzt oder nie! dachte ich. Ich muß wissen, woran ich bin. Diese Unge­wißheit. ich ertrag' sie nicht länger. An meinem Geburtstag soll sich's ent­scheiden: Entweder ich nehme das aller­köstlichste Geburtstagsgeschenk mit heim in mein einsames Haus, Röschens Liebe, oder ich wagte nicht, diesemOder" weiter nachzudenken.

Fräulein Röschen," begann ich,Sie haben mir heut eine so unerwartete Freude bereitet, daß"

O, bitte," unterbrach sie mich verlegen,erwähnen Sie doch nicht nochmals dieser Kleinigkeit. Verzeihen Sie nur, wenn auch ich, um hinter dem Vater und den Brüdern nicht zrückzu- bleiben-doch ich muß jetzt"

Sie wollte wieder fort. Aber rasch ergriff ich ihre beiden Hände. Wie soll ich Euch schildern, wie es kam, was sie mir erwiderte, kurz sie ward mein in dieser Stunde.

Wer hat je so seligen Geburtstag ge­feiert wie ich?-

Ob wir noch viel sprachen und was?

ich weiß cs nicht. Die Liebe bedarf ja zu ihrer Sprache der Worte nicht. Fast hätten wir das Nahen der Knaben überhört und fanden nur eben so viel Zeit, um die Verabredung zu treffen, daß ich morgen beim Vater Ewald förmlich um die Hand der Geliebten werben sollte. An seiner Zustimmung zweifelten wir beide nicht.

Uebrigens war es ein Glück, daß Vater Ewald doch länger blieb, als er gesagt. Ich glaube, der erste Blick auf uns hätte ihm das Geheimnis unserer Herzen ver­raten. Sahen doch die beiden Knaben uns oft ganz sonderbar an, als merkten sie, daß eine Veränderung zwischen uns eingetreten sei. Wir mußten auf der Hut sein.

Der Abend dämmerte bereits, als Ewald eintrat, und zwar nicht in derselben fröh­lichen Stimmung, in welcher er gegangen war.

Kümmert euch nicht," sprach er,um die Wolke auf meiner Stirn. Ver­wünschtes Volk die Wilddiebe, die Einem die schönsten Stücke vor der Nase wcg- schießen und dann verschwinden, als ob die Erde sie cinschlnckte. Aber wartet, ich bin auf eurer Spur, und heut Nacht denk' ich das Nest auszunehmen."

Heut Nacht, Papa?" fragte Röschen.

O bleib nur heut daheim! Sieh nur das schwarze Gewölk, das am Abend- Himmel aufsteigt. Ein Wetter ist im Anzug."

Um so sicherer treff' ich die Füchse im Bau. Nein, mein Kind," fügte er hinzu, als Röschen bittend ihre Hände zu ihm erhob,wenn die Pflicht ruft, müssen alle anderen Stimmen schweigen. Friedheim weiß das gleichfalls, nicht wahr? - Und nun, wo ist die Bowle, Mädchen? das erste Glas gilt dem Geburtstagskinde! Es lebe lange! Es lebe hoch hoch hoch!"

Der Abend verstrich. Die Trennungs­stunde schlug. In der Ferne rollte der Donner.

Eilen Sie, daß Sie ins Trockene kommen!" rief mir der Förster beim Lebewohl nach.

Unten an der Thür erwartete mich Röschen; ein Händedruck, ein flüch­tiger Kuß, ein leisesAuf Wiedersehen morgen!" ich eilte davon; denn schon fielen vereinzelte große Regentropfen, und kaum hatte ich mein Haus betreten, als auch das Gewitter losbrach, und zwar mit einer Gewalt, wie ich es noch nicht erlebt hatte. Fast ohne jede Pause folgten sich Blitz auf Blitz und Schlag auf Schlag, und in den Bergen weckte der Donner ein wahrhaft grauenvolles Echo. Das ganze Haus zitterte und bebte. Der dunkle Nachthimmel war in ein Feuermeer ver­wandelt. Jeden Augenblick glaubte ich die Lohe aus einem der Häuser des Dorfes emporschlagen zu sehen, oder selbst ge­troffen und niedergeworfen zu werden.

Natürlich schloß ich kein Auge. Auch im Dorfe schien niemand das Bett aufge­sucht zu haben. Durch alle Fenster, die ich erblicken konnte, schimmerte Licht.

(Fortsetzung folgt.)

Ehrliche Finder." Eine Gesell- sellschaft von acht arbeislosen Personen ist aus eigentümlicher Veranlassung festge­nommen worden. Die Verhafteten trieben sich am Samstag abend in einer Straße Berlins umher und kamen auch an den Bürgersälen der früherenVauxhall" vor­über. Hier sah einer der Gesellschaft eine Brieftasche am Boden liegen; in der Brief­tasche befanden sich 1000 ^ in einzelnen Scheinen. Der Plan war sogleich gemacht; an eine Ablieferung des Fundes dachte natürlich keiner; es wurde beschlossen, das Geld zu teilen, und so geschah es auch. Die acht Mann gingen in eine weniger ver­kehrsreiche Gegend, dem Kottbuser Damm zu, teilten unter einander und dann kaufte sich zunächst jeder einen neuen Anzug. Drei von denehrlichen" Findern wurden abends von einem Gendarmen auf Rixdorfer Gebiet gesehen. Dem Beamten, der die Genannten kannte, fiel ihre vornehme Aeußerlichkeit auf; er forschte weiter und hatte bald heraus, was vorgefallen war. Er benachrichtigte die Kriminalpolizei und noch am selben Abend befanden sich die acht Personen in Haft.

(Verblümte Anzeige.) Gesucht wird ein Verkäufer für ein Wurstgeschäft. Vege­tarianer bevorzugt.

(Ausbildung der linken Hand.) Ge­wöhne die Kinder auch mit der linken Hand geschickt zu werden. Sobald man durch sorg­fältiges Aufmerken bei einem Kinde erzielt hat. daß es nicht links ist, sollte man damit beginnen, darauf hinzuwirken, daß es auch nicht ausschließ­lich rechts ist. Ich habe die Bemerkung gemacht, daß diejenigen Mädchen, die ihre Arbeit, als Plätten, Waschen, Abseifen, Rühren und Reiben mit der rechten Hand eben so gut, als mit der linken verrichten können, die brauchbarsten und tüchtigsten sind, und darum auch die emsigsten und fleißigsten, da ja jede Hand bald ruhen bald arbeiten kann. Und welche Vorzüge hat es, wenn einmal die rechte Hand oder ein Finger daran leidend ist, oder Schmerzen in der Seite, oder in der Schulter, es nötig machen, die rechte Hand ruhen zu lassen. Auch wird eine Neigung zum Schiefwerden bei den Kindern leicht verhindert, wenn beide Arme und Hände gleich angestrengt werden. Darum gewöhne man die Kinder früh rechts und links geschickt werden.

Für die Redaktion verantwortlich: Chrn. Meeh; Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.