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Thomas Bär.
Kronik.
Deutschland.
Zum Jahreswechsel.
Wenige Stunden noch und der Hammer der Glocke hebt sich zum dröhnenden Abschiedsgruß vom alten Jahre — wir heißen ein neues Jahr willkommen.
Wieder ist ein Grenzstein unserer Erdenlaufbahn überschritten, bei dem wir noch einmal Halt machen, rückwärts zu blicken, ehe wir auf unbekanntem Pfade vorwärts eilen.
Biele, die mit uns gewandelt vom letzten Grenzstein weg, die mit uns vor Jahresfrist Sylvester gefeiert, haben die neue Grenze nicht mehr zu erreichen vermocht. Sie ruhen von ihrer Wanderung aus — in kühler Erde gebettet. Die frohen Wünsche und Hoffnungen, mit denen sie gleich uns das nun entschwindende Jahr begrüßt, schlafen mit ihnen in der Gruft. Der dahingegangenen Genossen unserer gemeinsamen Pilgerschaft gedenken wir am Syvesterabende vor Allem, ihnen gilt in stiller Wehmut und aus Herzensgrund ein „Lebewohl, Fahre wohl."
Lebe wohl, fahre wohl, so rufen wir jetzt aber auch dem alten Jahre zu. Als es Heraufstieg am Saume des Zeitenmeeres, da empfingen wir es mit Jubel wie jedes seiner Vorgänger. War dieser Jubel ein berechtigter? hat 1889 erfüllt, was wir von ihm erhofft? Oder hat es unsere Hoffnungen betrogen, nichts gebracht, was dankenswert, war es ein schlimmes Jahr?
Es hat uns nicht besser und nicht schlimmer behandelt, als seine ihm vöran- gegangenen Genossen. Es brachte Leid und Freud', böse und gute Tage im Wechsel der flügelschnellen Zeit, wir haben indes keine Ursache es mit Groll von uns ziehen zu lassen.
Die Unbeständigkeit alles Irdischen haben wir freilich auch 1889 genügsam erfahren, An Unglück und Elend war kein Mangel und es wäre ein langes Register, wollten wir all die Unglücksfälle, Katastrophen, Naturerreignisse rc. denen
Menschenleben zum Opfer fielen, aufzählen. Haben wir ja im eigenen Vaterlande deren leider genug zu verzeichnen. Aber im großen Ganzen genommen, haben sich doch viele unserer letzten Neujahrshoffnungen erfüllt. Der Friede, das köstlichste aller Güter, ist uns erhalten geblieben, die Erde gab ihren Kindern genügsame Nahrung, Handel und Wandel hatten keinen Rückgang zu verzeichnen, — Friede und das tägliche Brot war uns 1889 bescheert, darum ein „Fahre wohl" dem alten Jahre im guten Sinne.
Was uns 1890 bringen wird? Wir wissen es nicht, — dunkel ist der Pfad vor uns, unerforschlich sind der Zukunft Loose, — zu unsrem eigenen Wohle. Könnten wir den Schleier der Zukunft lüften, wir würden unseres Lebens nimmermehr froh werden. Das für uns Staub- geborene bestehende Glück des Augenblicks wäre uns vernichtet. Wer möchte vom Becher der noch so bescheidenen Lebensfreude kosten, die bittere Wermutsschale vor Augen? Unser Streben, unser Mut, sie wären gelähmt, der Weg den uns die Hoffnung mit Rosen bestreut, wir fänden ihn unüberwindlich.
Wir hoffen Gutes, wünschen Frohes auch vom neuen Jahre, das wir deshalb freudig willkommen heißen. eines aber wissen wir, — daß unsere Hoffnungen haltlos sind, wenn wir sie nicht auf Den stützen, der Herr ist über Raum und Zeit, dem 1000 Jahre sind wie ein Tag.
Mit Gott daher über die Brücke die vom alten Jahre hinüberführt ins Neue. Das sei unser Vorsatz, unsere Loosung bei diesem wie bei jedem Jahreswechsel.
Und damit allen lieben Lesern ein glückliches Neujahr!
Frankfurt, 26. Dez. Als Weihnachtsüberraschung stürzten zwei Häuser in der Glauburgstraße (im Norden der Stadt) ein, glücklicherweise ohne jemand zu verletzen. Es wird dort ein Häuserviertel neu gebaut, dessen Eckhäuser bereits vollendet und zum Beziehen eingerichtet sind, während die Häuser in der Mitte eben erst im Rohbau fertig geworden waren. Diese erhielten nun gestern einen klaffenden Riß und brachen dann vollends zusammen. Ob die noch stehenden Nebenhäuser erhalten werden können, ist fraglich; auch konnte noch nicht festgestellt werden, wen die Schuld an dem Einsturz trifft, ob den Baumeister oder den starken Regen.
München. 25. Dezbr. Wie die „Allg. Ztg." meldet, hat der Prinzregent genehmigt, daß auch die bayerischen Briefmarken in den für die Wertzeichen des Weltpostvereins geltenden Farben hergestellt werden. Die neuen Marken werden von Neujahr 1890 ab, resp. nach dem gänzlichen Verbrauch der alten bayerischen Marken, verkauft werden.
Württemberg.
Bekanntmachung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Verkehrs-Anstalten, betr. Aender- ungen in den Farben einzelner württem- bergischer Postwertzeichen.
Vom 1. Januar 1890 ab werden nachstehende württembergische Postwertzeichen und Frankostempel mit gegen bisher veränderter Farbe, jedoch ohne Aenderung des Markenbilds hergestellt werden und zwar:
die Freimarken und die Wertstempel auf Drucksachenkarten und Streifbändern zu 3 Pf., bisher hellgrün, künftig braun;
die Freimarken und die Wertstempel zu 5 Pfg. auf Postkarten und Briefumschlägen, bisher violett, künftig grün;
die Postanweisungsumschläge zu 15Pfg., bisher Hellorgane, künftig violett;
die Freimarken zu 25 Pfg., bisher rotbraun, künftig orange;
die Freimarken zu 50 Pfg., bisher graugrün, künftig rotbraun;
die Freimarken des amtlichen Verkehrs der Staatsbehörden zu 1 ^6. bisher Hellorange, künftig violett.
Die Farben der übrigen Freimarken und Wertstempel bleiben unverändert.
Mit der Ausgabe der vorbezeichueten Wertzeichen in den neuen Farben, welch' letztere mit denjenigen der neuen Reichspostwertzeichen übereinstimmen, dürfen die Postanstalten erst dann beginnen, wenn bei einer Gattung die vorhandenen Bestände an Wertzeichen in den seitherigen Farben verkauft sein werden.
Die Bestimmung des Zeitpunkts, von welchem ab die oben erwähnten Freimarken und Frankostempel in den alten Farben ihre Giltigkeit verlieren, wird später erfolgen.
Im Frühjahr 1890 wird eine außerordentliche Dienstprüfung für Kandidaten des philosophischen Lehramts nach den Bestimmungen der Prüfungsordnung vom 28. November 1865 (Reg.-Bl. S. 488 bis 496) und der in Nr. 2 des Korrespondenzblatts von 1874, S. 74 rücksichtlich der Prüfung im Deutschen veröffentlichten Ergänzung derselben abgehalten werden. (Näheres im Staats-Anz. Nr. 301.)
Die im Januar 1884 gewählten Mitglieder der Handels- und Gewerbekammern treten aus und sind durch Neuwahl zu ersetzen, wobei zugleich für die im Lauf der letzren 3 Jahre sonst erledigten Stellen auf den Rest der Amtsdauer neue Mitglieder zu wählen sind. Für den Bezirk der Handels- und Gewerbekammer in Calw ist diese Wahl auf Montag den 20. Januar 1890 anberaumt.
Stuttgart. Weihnachten in den Kasernen. Für die nicht in die Heimat beurlaubten Mannschaften waren für die einzelnen Kompagnien Christbäume errichtet, unter welchen passende Geschenke lagen.