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Kronik.

Deutschland.

Für die nächste Volkszählung, welche am 1. Dezember k. I. stattfinden soll, werden schon jetzt die Vorbereitungen seitens des statischen Amtes betrieben.

Frankfurt a. O., 9. Dezbr. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern nachmittag auf dem hiesigen Eisenbahnhof. Der Hilfsbremser N. trat am Nachmittag seinen Dienst an und hatte derselbe eben den Wagen bestiegen und winkte derselbe nach dem Fenster seiner in einem dicht an der Bahn gelegenen Hause befindlichen Wohnung, an welchem grüßend seine Gattin stand, als er plötzlich das Gleich­gewicht verlor und von dem Zuge herab auf das Nebengeleise stürzte, in demselben Augenblick, in welchem der Berliner Per­sonenzug herangebraust kam. N. wurde von den Rädern der Maschine gefaßt und förmlich zermalmt. Der Unglückliche be­fand sich in einem Alter von 63 Jahren.

Seligenstadt, 10. Dezbr. Das 2 '/- Jahre alte Kind eines Landwirts er­griff in Abwesenheit der Angehörigen die auf dem Tische stehende gefüllte Kaffee­kanne, welche umstürzte und ihren kochend heißen Inhalt über das unglückliche Kind ergoß. Noch während der Nacht erlag dasselbe nach unsäglichen Leiden seinen Verletzungen. Der traurige Vorfall mag wiederum zur ernstlichen Mahnung dienen, kleine und noch unvernünftige Kinder auch keinen Augenblick unbeaufsichtigt zu lassen.

Württemberg.

Stuttgart, 12. Dez. DiK. Z." läßt sich aus Berlin melden:Die Nach­richt, daß der württembergische Gesandte Graf von Zeppelin die diplomatische Laufbahn im Frühjahr nächsten Jahres verlasse und ein aktives Kommando im Heere wieder übernehmen werde, kommt nicht unerwartet. Er ist einer unserer schneidigsten Reiteroffiziere; der tollkühne Rekognoszierungsritt, den der damalige jugendliche Hauptmann vom Generalstab mit vier badischen Kavallerieoffizieren gleich nach der französischen Kriegserklärung ins Elsaß hinein durch Lauterburg nach Nieder­bronn unternahm, wo es ihm als dem einzigen gelang, sich durch eine französische Husarenschwadron durchzuhaueu, ist noch in aller Erinnerung. Im württembergischen Armeekorps machte er eine glänzende Laufbahn; er wurde früh Kommandeur des württembergischen Ulanenregiments König Karl, dann Flügeladjutant des Königs, bei dem er in ganz besonderer Gunst steht. Nach dem Tode des General­lieutenants Faber du Faur wurde er 1885 württembergischer Militärbevollmächtigler in Berlin und übernahm hier, als der Gesandte v. Baur-Breitenfeld plötzlich ge­storben war, vorläufig die Geschäfte der württembergischen Gesandtschaft. Zu seinem Nachfolger ist der jetzige Wirkliche Direktor im württembergischen Finanzministerium, von Moser, in Aussicht genommen, der schon seit längerer Zeit als Vertreter des württembergischen Bnndesratsbevollmäch- tigten thätig gewesen ist und als eine tüchtige Arbeitskraft gilt.

Stuttgart, 9. Dez. Ein Pendant zu Emin Pascha's Geschick. Angesichts des traurigen Unfalls, der Emin Pascha betroffen, erinnert das hiesigeN. Tgbl." an einen anderen bekannten Afrikareisenden, einen geborenen Württemberger, den ein ganz ähnliches tragisches Schicksal ereilte. Karl Manch, 1837 zu Stetten im Rems­thal geboren, war gleichfalls unter tausend Gefahren in das Innere des schwarzen Erdteils gedrungen; nach einer Reihe von Jahren von dort wohlbehalten zurückge­kehrt, verlor er in der Heimat durch einen gleichen Unfall, wie ihn Emin jetzt be­troffen, das Leben. In Blaubeuren, wo er sich als Geschäftsführer der Spohr'schen Zementfabrik niedergelassen hatte, zog er sich 1875 durch einen Sturz aus dem Fenster des dortigen Bahnhofgebäudes so schwere Verletzungen zu, daß er kurz da­rauf im Ludmigsspitale, wohin er zur ärztlichen Behandluug verbracht worden war, starb (4. April 1875).

2*2 Calmbach, 14. Dezbr. Die Besetzung der hiesigen Pfarrstelle hat die Gemüter der Angehörigen unserer Psarr- gemeinde Calmbach-Höfen längere Zeit beschäftigt und bewegt; nachdem kürzlich die Entscheidung eingctroffen. wird uns Herr Pfarramtsverweser Josef Neuß aus Stuttgart demnächst verlassen. Der­selbe hatte sich als guter, begabter Kanzel­redner und gewissenhafter Seelsorger das Vertrauen und die Anhänglichkeit vieler Gemeindeangehörigen in dem Maße er­worben, daß es deren lebhafter Wunsch war. Herrn Reuß als Pfarrer behalten zu dürfen; der Erfüllung unserer deshalb bei hoher Kirchenbehörde vorgebrachten Bitte stand jedoch die Bewerbung älterer Herren Geistlichen entgegen. Wir haben nun Hrn. Pfarramtsverweser Reuß bei seinem Scheiden für seine pflichtgetreue Amtsführung herzlich zu danken und wünschen ihm, daß er an dem neuen Ort seiner Wirksamkeit ebenfalls vertrauensvolle Aufnahme und Anerkennung, die er sich gewiß verdient, finden möge, wie auch die Pfarrgemeinde Calmbach-Höfen ihrem neu ernannten Herrn Pfarrer Mayer, seither in Adolzfurt, einen freundlichen Empfang bereiten wird.

Ausland

New-Jork, 1. Dez. (Gut bezahlte Prügel.) In San Francisco hält sich gegenwärtig vorübergehend ein Herr James Mago aus Guatemala auf. Dieser Herr ist mehrfacher Millionär und einer der reichsten Leute in der kleinen Republik. Interessant ist, so schreibt dieNewyorker Staatsztg.", die Geschichte, wie der Grund zu seinem Reichtum gelegt wurde, ob sie auch wahr ist, müssen wir dahingestellt sein lassen. Bor 15 Jahren noch war Mago ein armer Jnsektensammler und zugleich englischer Bizekonsul in San Jose, Guate­mala. Eines Tages ließ ihn der Kom­mandant Gonzales vor sich rufen. Da er aber nicht alsbald erschien, geriet der­selbe in Wut und ließ ihm zunächst 75 Rutenstreiche auf den nackten Rücken ver­abfolgen; als eine Art Dreingabe folgten dann noch weitere 25. Mago wurde in­folge der Mißhandlungen schwer krank, genas aber unter sorgfältiger Pflege

schließlich wieder und erhob dann Be­schwerde bei der britischen Regierung. Die verlangte als Genugthuung für die ihrem Vizekonsul angethane Schmach zu­nächst strenge Bestrafung des Komman­danten Gonzales; außerdem sollten an Mago 500 Dollars für jeden erlittenen Streich ausbezahlt werden. Gegen die letztere Forderung sträubte sich fGuatemala lange; es half jedoch nichts, und der Mammon mußte bezahlt werden. Mago aber fing dann einen einträglichen Kaffee­handel an und besitzt jetzt mindestens fünf Millionen.

(Honigwein; nach dem bewährten Rezepte desBienenbüchleins von Pfarrer Kneipp", das sehr einfach ist und etwa lautet: In einem reinen kupfernen Kessel läßt man 6065 Liter weiches Wasser mit etwa 6 Liter Honig 1'/^ Stunden recht gelinde sieden, wobei von Zeit zu Zeit der schmutzige Schaum abgeschopft wird. Ist das Sieden vorbei, wird das Gekochte in ein beliebiges, reines Gefäß geschöpft und ab­kühlen lassen, darnach in ein 'gereinigtes Faß ge­bracht, dessen Spund offen bleibt. Bei warmem Keller beginnt nach 5 bis 10 Tagen, wie bei süßem Most, ohne alle Zuthat die Gährung. Nach ungefähr 14 Tagen Gährungszeit wird dieser junge gezählte Honigwein in ein anderes Faß (ohne die nun gebildete Hefe) abgezogen, Nach ungefähr 1014 Tagen ist die (sogenannte stille) Gährung im zweiten Fasse vorüber und wenn der Honigwein ganz ruhig wird, und man iw Fasse nichts mehr hört, wird der Spund ge­schlossen. Drei bis vier Wochen darnach ist der Honigwein hell und trinkbar. Dann in Flaschen abgezogen und in kalten Sand gelegt, moussiert er in einigen Tagen ziemlich stark. Dies ist ein sehr angenhhmes, kühlendes Getränk.

für das

I. Vierteljahr 1890

des

EnzthiUers

wollen die Leser bald möglichst bewirken damit in der Zustellung keine Unterbrechung eintritt.

Wir werden fortgesetzt bemüht sein, durch weitere Vervollkommnung des Ge­botenen das Vertrauen zu rechtfertigen, mit dem unsere Freunde die Entwicklung des Enzthälers bisher wohlwollend be­gleitet haben und bitten wir dieselben auch, ferner für die Verbreitung des Blattes in ihren Kreisen sich freundlichst verwenden zu wollen.

Die Bestellungen für hier werden bei der Redaktion, für auswärts je bei den nächsten Postanstalten oder durch die Postboten gemacht. Probenummern stehen in jeder gewünschten Zahl gratis und franko gerne zu Diensten.

Der Preis des Blattes ist in Neuen­bürg vierteljährlich 1 ^ 10 L, monatlich 40 A, durch die Post im Oberamtsverkehr vierteljährlich 1 25 monatlich 45

auswärts vierteljährl. 1 v-L 45 monatlich 50 wie bisher ohne weitere Kosten.

Einrückungspreis die Zeile oder deren Raum 10 bei Redaktionsauskunft Zu­schlag 20 Z.

Bekanntmachungen der verschiedensten Art ist durch den Enzthäler unbestritten der beste Erfolg im Bezirk gesichert.

Atüchisn «. AnWlM.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.