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Wenn gegett die Influenza als Epidemie gar wenig vorzukehren ist, kann der Einzelne sich irgendwie davor schützen, von der Krankheit befallen zu werden? Diese Frage ist ärztlichen Autoritäten sowie Hygienekern vorgelegt worden. Die Ant­wort lautet: Füße warm halten, keinen Diätfehler begehen, Verkühlungen ver­meiden, bei schwächlicher Konstitution und namentlich bei vorhandener Neigung zu Katarrhen sich der freien Luft nicht viel! aussetzen, bei vorhandenem Katarrh warme Wasserdämpfe durch Mund und Nase ein- atmen, den Arzt sofort zu Rate zu ziehen, wenn sich irgend ein Uebelbesinden einstellt, Mit diesen einfachen Vorkehrungen wird man schon viel erzielen. Die eigentliche Behandlung der Influenza gehört aber ganz in den Wirkungskreis des Arztes. Württemberg.

Seine Majestät der König haben Aüergnädigst zu verfügen geruht: Vizefeldwebel Schall vom Landwehr­bezirk Calw zum Sekondelieutenant der Reserve des Grenadier-Regiments König Karl Nr. 123, Vizewachtmeister Lemp- penau vom Landwehrbezirk Calw, zum Sekondelieutenant der Reserve des Feld­artillerie-Regiments König Karl Nr. 13 ernannt.

Stuttgart, 10. Dezember. (Die Königs - Jubiläums- Stiftung.) Nach dem heute veröffentlichten Statut für die dem König aus Anlaß seines 25jährigen Regierungs-Jubiläums aus freiwilligen Beiträgen seitens des ganzen Landes dargebrachte Stiftung sollen die Zinsen derselben verwendet werden:

1) Zur Gewährung von Beihilfe zur Linderung von durch Gewitter und Hagel­schäden verursachten Notständen.

2) zur Unterstützung der verschiedenen Zweige der Hausindustrie in armen Ge­meinden des Landes,

3) für Reisestipendien an junge Kauf­leute und Techniker,

4) zu Beiträgen an Arbeiterkolonien des Landes, .

5) zur Förderung des Kleingewerbes und

6) zur Gründung einer Medaille für tüchtige Arbeiter und Bedienstete für lang­jährige treue und ersprießliche Dienstleist­ung in einem und demselben Geschäfte.

Die Verwaltung der Stiftung, deren Vermögen sich auf cM 527 880,80 beläuft; geschieht durch eine aus sünf Vertretern der Landwirtschaft und fünf Vertretern der Industrie zusammengesetzten Kom­mission, an deren Spitze der Minister des Innern v. Schmid steht. Diese Kom­mission hat dem König alljährlich zum 55. Juni in dem oben genannten Sinne Vorschläge über die Verwendung der Zinsen zu machen.

. Die König-Karls-Jubiläums-Stiftung wird so ein dauerndes, schönes Denkmal an das Regierungs-Jubiläum des Königs und eine Quelle nutzbringender Wohlthaten für unser Volk bleiben.

Cannstatt, 10. Dez. Heute vor- > mittag wurde durch Feldwächter Reick ein 18 Jahre alter Bursche von hier beim Legen von Leimruten zum Bögelfangen festge­nommen. Der Bursche ist schon längere Zeit ohne Geschäft. I

Nöttweil, 19. Dez. Vergangenen Sonntag hielt auf Anregung der hiesigen, 90 Mitglieder zählenden Ortsgruppe der deutschen Kolonial - Gesellschaft, Hauptmann q. Hacke-Berlin, einen, auch von Nichtmitgliedern stark besuchten Vor­trag über die Bekämpfung der Vorurteile gegen die Kolonisation in den Tropen; Redner erntete für seine lehrreichen Mit­teilungen und Schilderungen reichen Beifall.

Waldsee, 9. Dez. In einem hies. Hause wurde dieser Tage eine singende Maus gefangen. Dieselbe ahmte in leisen, feinsten Tönen den Gesang eines Schwarz­köpfchens täuschend ähnlich und anhaltend nach. Die Gefangenschaft scheint dem be­haarten Sänger jedoch nicht zugesagt zu haben. Er bezahlte dasselbe mit seinem Leben.

Ludwigsburg, 7. Dez. Gestern war um die Zeit des Abgangs des Mit­tagszugs auf dem Bahnhof eine eigentüm­liche Jagd zu beobachten. Non einem Kellner des Bahnhotels verfolgt, stürzte ein junger Mann in den Wartsaal 2. Klasse, augenscheinlich hatte er es sehr eilig, denn er riß mit einem Ruck die Klinke einer der auf den Perron führenden verschlossenen Thüren weg und als sie nicht aufging, setzte er mit gewandtem Sprung zu einem schnell geöffneten Fenster hinaus; vorsorgliche Hände waren aber sofort bereit, ihn vor Schaden zu bewahren und auf die Füße zu stellen. Wie sich herausstellte, hatte der Mann im Bahn- Hotel einen äußerst frechen Einbruch be­gangen und Kleider und Wertsachen in ziemlich hohem Werte gestohlen. Unter den bei ihm Vorgefundenen Gegenständen befand sich auch eine Armspange, welche er vormittags ebenfalls durch Einbruch­diebstahl in der Kammer eines Dienst­mädchens imFalken" an sich gebracht hatte.

Wie derSchwäb. Merk." vernimmt, ist von dem bei dem Raubüberfall der Anarchisten Stellmacher, Kämmerer und Kumitsch vor 6 Jahren im I. A. Heil- bro n ner'scheu Bankgeschäft geraubten Wertpapieren, Koupons und Wechseln nichts mehr zum Vorschein gekommen. Die An­gabe, die Kämmerer vor seiner Hinricht­ung in Wien gemacht, daß die Raubmörder die ganze Beute mit Ausnahme des baaren Geldes auf der Flucht, angeblich in Mül­hausen i. E., verbrannt haben, scheint sich hienach zu bewahrheiten. Inzwischen sind dem Geschädigten einzelne Kapitalien durch die vollzogene Amortisation ersetzt worden, bei anderen Vermögensstücken ist er in den vorläufigen Zinsgenuß eingetreten Ein großer Teil der als geraubt ange­meldeten Koupons wurde seitens der betreffenden staatlichen Finanzverwaltungen nach Ablauf einer festgesetzten Verjährungs­frist nachträglich ausbezahlt; besonders haben die württ. und preußischen Finanz­behörden annrkennenswertes Entgegen­kommen gezeigt.

Schietingen, 9. Dezember. Der hiesige Nimrod Luz hatte das seltene Jagdglück, eine Wildkatze zu erlegen, welche von der Nasen- bis zur Schwanzspitze die beträchtliche Länge von 1 Meter besitzt.

lGes.l

Wildbad, 12. Dezbr. Gestern abend gegen 5 Uhr wollte die neunjährige Tochter des Dienstmanns Mundinger im Hotel Klumpp, woselbst geschlachtet wurde, eine sogen. Wurstbrühe holen. Die Be­diensteten des Hotels waren mit Beseitigen des auf der über die Enz führenden Ter- asse liegenden Schnees beschäftigt und hatten einige Dielen der Terasse ausgehoben um den Schnee direkt in den Fluß werfen zu können. Das Kind schien diese Oeff- nung nicht bemerkt zu haben, stürzte in den Fluß, aus welchem es nach langem Suchen in der Nähe der städtischen Säg- ! mühle als Leiche herausgezogen wurde.

! Ausland

Kopenhagen, 10. Dez. Die als Influenza bezeichnete Epidemie ist hier in mehreren Kasernen ausgebrochen; die Hälfte der Garnison ist von derselben er­griffen worden.

Petersburg. Nach demFigaro" sind mehrere Mitglieder des kaiserlichen Hauses von der Influenza befallen. Dr. Leyden sei aus Berlin telepraphisch be­ordert worden. Herr v. Giers und Fa­milie seien ebenfalls erkrankt.

Nach Privatberichlen aus Rio de Janeiro sollen über 3000 Jesuiten aus Brasilien ausgewiesen worden sein.

MisMen.

Seltenes Jagdglück hatte vor einigen Tagen in der königlichen Neu- Zittauer Forst bei Warnsdorf der Förster Goldeck. Demselben gelang es einen sehr selten in hiesiger Gegend vorkommenben Königsadler zu erlegen. Der glückliche Schütze hat das Tier zum Zwecke des Ausstopfens nach Berlin gesandt. Uebri- gens hatte er mit dem Tiere noch einen ernstlichen Kanpf zu bestehen. Sein Schuß hatte dasselbe nicht gleich getötet und nun machte das verwundete Tier Miene seinem Verfolger zu Leibe zu gehen. Der Förster tötete es vollends mit einem Schlage seines Gewehrkolbens. Die Flügelweite des Adlers betrug nicht weniger als 2^/r Meter.

(Ein Kampf auf Leben und Tod), bei welchem der Angreiferin die Augen aus dem Kopfe gehackt wurden, fand, wie die Görlitzer Nachrichten" mitteilen, dieser Tage auf dem Hofe eines Grundstückes am Obermarkt in Görlitz statt. Ein Spatz wurde von einer Ratte gefaßt. Auf das Geschrei des Spatzes kam eine ganze Schaar von Spatzen herbeigeeilt und suchte den gefaßten Spatzen zu befreien. Fürchterlich wurde auf die Ratte eingehackt, die dabei beide Augen verlor. Die geblendete Ratte jagte auf dem Hofe umher, bis sie totge­schlagen wurde.

Logogrhph.

Mit u muß ich in jedem Laden stehen, Mit o sind nötig wir für den Verkehr; Mit io stolz die Eltern nach mir sehen, Mit o wirst du geführt auf's hohe Meer.

R. >v.

Mt ekuer Mirage.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.