Heute Samstag abends 8 Uhr
Hurntag
im Lokal Der Vorstand. Singstunde 7 Uhr.
Das beste Schnittmusterbuch! — Sämtliche Muster in natürlicher Größe. — Preis Mk. 3.S0.
Von sämtl. württemb. Frauenarbeils- schulen empfohlen. Vorrätig bei
Jac. Meeh.
Die Vorsteherin einer großen Frauenarbeitsschule urteilt wie folgt: Ein äußerst gelungenes Werk ist das soeben erschienene Schnittmusterbuch betitelt: „Kür fleißige Kände." Die Verfasserinnen haben es verstanden, etwas wirklich Praktisches aus diesem Gebiete ins Leben zu rufen. Man könnte wohl meinen, der Bücherbedarf für Zuschneiden und Unfertigen von Weißzeug wäre gedeckt, da in dieser Hinsicht schon so vieles veröffentlicht wurde. Aber in Bezug auf das entschieden Praktische ist oben genanntes Werk das Erste und Beste, denn die Muster müssen nicht erst zusammengestellt, gezeichnet und geschnitten werden, sondern sie sind aus gutem Papier und in natürlicher Größe dem erklärenden Texte beigelcgt. Die Beschreibung für Zuschneiden und Anfertigen ist so genau, klar und leicht verständlich, daß gewiß jedes mit Leichtigkeit darnach arbeiten kann. Es ist zu hoffen, daß das Werk, welches hauptsächlich den Verfasserinnen aber auch dem Verleger viele Mühe verursacht hat, durch allseitige Anerkennung belohnt werde. Es kann seines ganzen Inhalts und der Ausstattung wegen aufs wärmste empfohlen werden, und wird allen denen willkommen sein, welche gewöhnt sind, selbst zu arbeiten und Interesse für Herstellung von Wäschegegenständen haben.
Kronik.
Deutschland.
Die Reichsregierung veröffentlicht ein zur Vorlage für den Bundesrat und für den Reichstag bestimmtes Weißbuch über die Angelegenheit des Schwei ne-Einfuhrverbotes. Besonders eingehend wird die erfolgte Zurückziehung der Genehmigung zur bedingten Einfuhr ungarischer Schweine nach Oberschlesien und die Frage einer Ausnahmevergünstigung für Schleswig-Holstein behandelt. Im Ganzen enthält das „Schweine-Weißbuch" 123
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Aktenstücke, unter denen sich statistische, Ausweise über die Verbreitung der Maulund Klauenseuche in Deutschland und dessen östlichen Nachbarländern, ferner mehrere Gutachten des Reichs-Gesundheits-Amtes und tierärztlicher Autoritäten befinden. Die neueste Monatsübersicht über den Stand der Maul- und Klauenseuche in Preußen läßt eine erhebliche Abnahme der Seuche erkennen.
* Die letzten Nachrichten aus den westfälischen Kohlenrevieren lassen die Erwartung, daß es zu keinem abermaligen Bruche zwischen den Grubenbesitzern und den Arbeitern kommen werde, trotz der in Berliner parlamentarischen Kreisen angeblich obwaltenden pessimistischen Auffassung der Sachlage als begründet erscheinen. Besonders hat die Meldung, daß Bergmann Schröder, einer der „Kaiserdelegierten" und Führer des Frühjahrsstreikcs, welcher im Juni von der Zeche „Kaiserstuhl" des Dortmunder Reviers entlassen worden war, von derselben jetzt zur Arbeit wieder ausgenommen worden ist, große Genugthuung unter den westfälischen Bergleuten hervorgerufen.
Im Befinden Emin Paschas tritt eine langsame Besserung ein, daß er aber schon in einigen Tagen so weit wiederhergestellt sein würde, um von Bagamoyo nach Zanzibar Weiterreisen zu können — wie Emin selbst hofft — das ist schwerlich zu erwarten. Im günstigsten Falle dürften bis zu seiner völligen Wiederherstellung immer noch Wochen vergehen.
Der Pflege des Gesanges in unserer Armee und Marine wird auf Anordnung des Kaisers Wilhelm II. eine Aufmerksamkeit zngewendet, wie nie zuvor. Das königliche Kriegsministerium hat dieserhalb neuerdings verschiedene Liederbücher für einstimmigen sowie vierstimmigen Gesang herausgegeben.
Die Sozialdemokratie hat bis jetzt in 205 Wahlkreisen Kandidaten für die Reichstagswahlen aufgestellt.
Frankfurt a. M., 10. Dez. Wie die „Post" meldet, hat Seine Majestät der Kaiser in der Oper dem Prinzen Bernhard zu Sachsen-Weimar die Ernennung zum Rittmeister angekündigt.
Baden-Baden. Wie wir erfahren, ist das Gut Amalienberg bei Gaggenau zur Errichtung eines Lehrerinnenheims von dem Konnte angekauft worden.
Baden weiter, 10. Dez. Gestern nachm, wurde auf der Jagd in Niederhausen Hr. Alfons Favarger, Geschäftsführer des Gasthofs zum Römerbad, erschossen. Die Unvorsichtigkeit eines Basler Herrn, der die Jagd mitmachte, hat das gräßliche Unglück herbeigeführt.
Pforzheim, 9. Dez. Der hiesige evangelische Kirchenchor veranstaltete heute abend in der Schloßkirche unter Leitung des Herrn Otto Hübner ein großes Konzert, das stark besucht war und einen recht befriedigenden Verlauf nahm. — Das herannahende Weihnachtsfest bietet den verschiedenen Wohlthätigkeitsanstalten Anlaß zu regster Thätigkeit. „Die gnadenbringende Weihnachtszeit" öffnet ja jedem guten Menschen Herz und Hand, und so wirken auch hier Private, Vereine und Gesellschaften zusammen, um Mittel auf- ßubringen zu einer Christbescheerung für
die Armen. Namentlich sind es die Wohl- thatigkeitskonzerte, die gerne besucht werden und schöne Erträge abwerfen. Gestern konzertierte die „Liedertafel" in Otto Keppel's „Tivoli" vor einer zahlreichen Zuhörerschaft. Die Leistungen des Vereins im Chor- und Sologesang fanden ungeteilten stürmischen Beifall. Herr Rusche- weyh gab mit seinen Schülern ein Wohl- thätigkeitskonzert im Museum, das ebenfalls den schönsten Verlauf nahm und dem eifrigen Musikdirektor Dank und Anerkennung eintrug. Aehnliche Konzerte gaben auch die Musikdirektoren Baal und Läu- bin, die allgemeinen Beifall fanden.
Pforzheim, 12. Dez. Geflügel- Ausstellung. Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich ist, findet hier in der Glashalle zum „Riesen" die X. Ausstellung des Geflügel-Zucht-Vereins statt. Dieselbe ist mit einer Prämiierung und Verlosung verbunden und beginnt am 14. d. Mts.
(Pf- B.)
(Von der Influenza.) Ueber die unter dem Namen Influenza bekannte Krankheit, die in Rußland immer mehr um sich greift und nun auch in Wien und wie es scheint, in Paris zum Ausbruch gekommen ist, hielt Prof. Nothnagel in Wien am 10. ds. auf der Klinik für innere Krankheiten einen Vortrag, der wohl auch über die Räume der Klinik hinaus Interesse erwecken dürfte. Der erste Fall dieser Krankheit trat in Wien zu Ende des vorigen Monats auf, indem zuerst ein Sekundar- arzt der ersten Klinik des allgemeinen Krankenhauses erkrankte. Die Symptome, welche mit Kopfschmerz und Uebelkeiten begannen, ließen bald keinen Zweifel über die eigentliche Natur der Krankheit. Bald mehrten sich die Fälle. Kranke, Wärter- innnen und Aerzte im Krankenhause wurden befallen, die Krankheit begann nun von einem Saale zum andern zu wandern und verflieg sich bald auch auf die zweite Klinik, wo gegenwärtig eine erhebliche Zahl notiert wird. Die Krankheit war schon im Anfänge des 16. Jahrhunderts bekannt (1510), doch fehlen uns leider die näheren Angaben. Wir kennen überhaupt keine Krankheit, die so reißend um sich greifen würde, als eben diese; ja sogar Cholera und gelbes Fieber bleiben weit an Zahl zurück gegen diese, wenn auch nicht gefährliche Krankheit, und selbst Zahlen wie 40 000 und 50 000 Fälle dürfen uns nicht wundern. Wie die meisten Epidemien, nimmt auch die Influenza ihren Weg von Osten her; ob Rußland selbst die Heimat ist, ist nicht erwiesen. Karakteristisch ist es, daß die Influenza nicht an Menschen, nicht an Verkehrsstraßen gebunden ist, daher auch die Behauptung, als ob sie von Lemberg aus bei uns eingeschleppt worden wäre, als unrichtig zu bezeichnen ist, da sie sich nicht durch ein Contagion, sondern mittelst Miasmen durch die Luft verbreitet. Unseren heutigen Anschauungen nach ist es unzweifelhaft eine Bakterienkrankheit; leider fehlen uns alle bezüglichen Kenntnisse, da eben in den 70er Jahren, zur Zeit der großen Epidemien, die Bakteriologie noch in Kinderschuhen stak. Es ist jedoch zu hoffen, daß bei uns die Krankheit bald ihr Ende erreichen dürfte. (S. M.)