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Deutschland.
So hätte denn der Reichstag wenigstens eine der ihm zugegangenen Vorlagen glücklich erledigt: die Novelle zum Bankgesetz. Der von konservativer Seite gehegte Wunsch nach einer Verstaatlichung der Reichsbank hatte bereits in der zweiten Lesung eine unzweideutige Zurückweisung seitens der großen Mehrheit des Hauses erfahren, daß ein darauf bezüglicher Antrag bei der dritten Lesung gar nicht wieder eingebracht wurde. So beschränkt sich im Wesentlichen der Kampf auf die Streitfrage, ob die Verteilung der Gewinnüberschüsse der Reichsbank zu drei Vierteln an die Reichskasse und ein Viertel' an die Anteilseigner bereits dann eintreten sollte, wenn die Dividende der Anteilseigner 5pCt., oder erst, wie die Regierungsvorlage bestimmt, wenn sie 6 pCt. beträgt. Die Regierungsvorlage wurde unverändert angenommen. Im allgemeinen Interesse ist zu wünschen, daß sich dieses großartige Institut in diesem Jahrzehnt so gut bewähren und fortentwickeln möge, wie sich dasselbe nach dem einstimmigen Urteil, auch nach dem Zeugnis der Gegner der Re
gierungsvorlage, in dem verflossenen Jahrzehnt entwickelt und bewährt hat.
Der „Reichsanzeiger" stellt fest, daß die Steigerung der Kohlenpreise für die deutschen Eisenwerke gegen die ersten drei Monate dieses Jahres sich auf 50 bis 60 pCt., diejenige der Coakspreise auf 100 pCt. beläuft.
Die längst drohende Gefahr eines neuen Berg arb eiter-Ausstandes im westlichen Deutschland ist nunmehr ernstlich nahegerückt. In voriger Woche hielten die Delegierten der Belegschaften der Reviere von Essen, Bochum und Gelsenkirchen eine Versammlung in Essen ab, in welcher nach lebhaften Debatten beschlossen wurde, die Grubenverwaltungeu durch Proklamierung eines allgemeinen Strikes zur Wiederaufhebung der sogenannten Arbeitersperre zu zwingen und sollte dieser Beschluß der für Sonntag nach Essen einberufen gewesenen allgemeinen Bergarbeiter-Versammlung zur Entscheidung unterbreitet werden. Bei den allseitig anerkannten schweren wirtschaftlichen wie auch sozialen Gefahren, welche ein solcher Strike unvermeidlich heraufbeschwören würde und die schon der große Bergarbeiter-Strike vom vergangenenFrüh- jahr nur zu deutlich zeigte, darf man die Hoffnung noch nicht gänzlich aufgeben, daß cs in letzter Stunde zwischen den Grubenbesitzern in Westfalen und ihren Arbeitern doch noch zu einer Verständigung kommen werde und wirkt für eine solche u. a. der Reichstagsabgeordnete Dr. Hammacher an Ort und Stelle. Man wird um so mehr erwarten können, daß die betreffenden Verhandlungen von Erfolg begleitet sein werden, als nach einer Bekanntmachung der beiden Landcäte des Stadt- und Landkreises in Essen im ganzen Reviere nur noch fünf Bergarbeiter ohne Beschäftigung waren, die übrigen von den Grubenverwaltungen ausgeschlossenen Bergleute haben bereits anderwärts wieder Arbeit gefunden.
Dortmund, 8. Dezbr. Die gestrige allgemeine, von ungefähr 4000 Bergarbeitern besuchte Versammlung nahm einen sehr erregten Verlauf. Während der Versammlung lief eine Deprsche ein vom Oberpräsidenten Studt sowie von dem Landrat von Dortmund, lautend: „Die Vertretungen der Essener Zechen haben die Sperre aufgehoben. Der Vereinsvorstand beschloß einstimmig, die übrigen Zechen zu einem gleichen Entschluß