mieren . . . Sonst wäre er vollkommen zu nennen."

Da dergute Herr Jnstruktions- richter" seiner Gönnerin der Madame d'Orchöre, alle Vorkommnisse der gegen- wärtigen Sitzung schon im Voraus mit­geteilt hatte, so wußte die genannte Dame, daß die Aussagen der nächstfolgenden Zeugen nichts Interessantes bieten würden ; sie sagte zu ihrer Nachbarin:

Es ist nämlich der Diener, welcher zuerst die Leiche des Grafen von Vidione im Pavillon entdeckte. Wir haben das ja Alles ganz ausführlich in den Journalen gelesen. Dagegen werden die Mitteilungen des Agenten Bernard von der Pariser Sicherheitspolizei, und diejenigen der kleinen Tochter des Angeklagten sehr an­regend sein!"

Sobald der Präsident den Auftrag erteilte, den Polizei-Agenten Bernard ein- treten zu lassen, entstand eine große Auf­regung im Zuhörerraume; Jedes wollte den Mann sehen, um dessen Person sich schon, Dank den Erzählungen desLe- lairour". ein förmlicher Roman gesponnen hatte. Erst nach oftmaligem Ersuchen um Ruhe" Seitens des Huissiers, legte sich die Aufregung einigermaßen.

Den Damen machte dieBullenbeißer- Miene" und die fortwährende schwankende Körperbewegung des Polizei-Agenten viel Vergnügen.Herr Beulette hat ganz Recht", sagte Madame d'Orchöre,dieser Mann hat wirklich Aehnlichkeit mit einem Bären im Käfig!"

Machen Sie Ihre Aussage!" herrschte der Präsident dem Zeugen zu, während er in seinem Aktenstück blätterte.

Bernard erzählte mit kurzen Worten die Umstände, welche die Verhaftung Gauliots veranlaßt hatten; sodann teilte er alle von ihm gemachten Entdeckungen mit, die ein schweres Beweismaterial gegen den Angeklagten lieferten.

Beide Hände auf die Brüstung des Gitters gelegt und unaufhörlich seinen Körper von einer Seite zur andern wiegend, machte er seine Angaben mit größter Genauigkeit und ohne sich ein einziges Mal zu widersprechen.

Herr Beulette, der von seinem Schlupf­winkel aus gespannt zuhörte, war entzückt und die Damen auf der Tribüne lachten nicht mehr. Der Prokurator machte sich Notizen für seinen späteren Vortrag, während Hektar durch mehrfache Zwischen­fragen die erdrückende Wirkung dieser Zeugen-Aussage zu vermindern suchte.

Aber Bernard hielt sich tapfer; seine Ruhe und Sicherheit waren unerschütter­lich, so daß der Verteidiger keinen wesent­lichen Vorteil erringen konnte.

Sodann kam die Reihe an die kleine Simone.

Das Kind erschien an der Hand des Huissiers und weinte so bitterlich, daß alle Anwesenden, mit einziger Ausnahme des Angeklagten, tief gerührt davon wurden.

Hektvr Lauziöre erhob sich und bat den Gerichtshof, dem Kinde den Schmerz zu ersparen, hier gegen ihren eigenen Vater aussagen zu müssen, da die von ihr früher gemachten, in den Akten ver- zeichneten Angaben von der Verteidigung ohne Widerspruch angenommen würden.

Aus Gründen der Menschlichkeit stelle er diesen Antrag, dessen Gewährung er dem freien Ermessen des Herrn Präsidenten anheimgebe, da dieser unbedingt die Macht dazu habe.

Der Präsident war in Folge dieser, unmittelbar an seine Person gerichteten Aufforderung so gnädig, von dem Akten­stück aufzusehen; nach einem mit den Bei­sitzern gewechselten Blick sagte er sodann:

Kraft der uns zustehenden richter­lichen Gewalt, verzichten wir auf die Vernehmung dieser Zeugin und werden die von ihr vor dem Jnstruktionsrichter gemachten Angaben aus den Akten vor­lesen lassen! Huissier, führen Sie das Kind hinaus!"

Nach Beendigung jener Vorlesung be­fahl der Präsident als nächste Zeugin die Gräfin von Vidione cinzuführen.

Wie durch einen Zauberschlag ver­stummte plötzlich das Geflüster, welches während der Vorlesung den Saal erfüllte, und es entstand eine fast unheimliche Stille, ähnlich derjenigen in der Natur dicht vor Ausbruch eines Sturmes.

Kaum war die Gräfin eingetreten, als Madame d'Orchöre, sich dicht zu ihrer Nachbarin hinüberbeugend, flüsterte:

Sehen Sie nur, wie wunderbar die Trauer sie kleidet! . . . Ach, die Aermste! sie ist so bleich und so bewegt, daß man jeden Augenblick fürchten muß, sie um­sinken zu sehen!"

In der Thal schwankte die Gräfin in bedenklicher Weise. Sie sah nichts von dieser Menschenmenge, deren Blicke auf sie gerichtet waren, weder die sie neugierig anstarrenden Geschworenen, noch den Präsidenten, der seinen Gesichtszügen einen Anschein von Teilnahme zu geben versuchte, noch den Angeklagten oder die beiden Gendarmen; . . . nur Hektor Lau- zisre sah sie, dessen Augen sich ihr mit einem so innigen Ausdruck zuwendeten, als wollte er mit diesem Blick ihre Ver­zeihung erflehen.

Und dieser eine einzige Blick genügte, um ihr den Mut, den sie gänzlich ver­loren hatte, wiederzugeben, denn sie war jetzt überzeugt, daß Hektor sie noch liebe. Nun fand sie auch ihr Fassung wieder, und vermochte die an sie gerichteten Fragen des Präsidenten mit fester Stimme zu beantworten. (Fortsetzung folgt.)

Ueber eine Bärenjagd des Advokaten Förster in Wallend orf (Ungarn) be­richtet derselbe imZipser Boten" in sehr lebendiger Weise. Wir entnehmen dem Bericht: Am 1. November ging ich mit mehreren Wallcndorfern Jägern in unser Gebirge auf die Rehjagd. Die Hunde jagten wunderschön, doch trieben sie die Rehe weg von uns in ein zweites Thal. Ich begab mich demnach den Bergrücken entlang auf einen mir bekannten Stand. Schon während des Gehens bemerkte ich, daß das Hundegebell einem Schwarzwild gelten mußte, lud demzufolge das Gewehr mit Kugeln und wartete auf meinem Posten auf das vermeintliche Wildschwein, hoffend, daß der mir zunächst stehende Jäger die­selben Laute hören und sich mir nähern werde. Wie groß war aber mein Er­staunen, als ich etwa 100 Schritte von

mir entfernt im Dickicht plötzlich einen mächtigen Bären erblickte, der langsam schreitend, um den ihn jagenden Hund sich gar nicht kümmernd, mir immer näher kam. Auf ca. 70 Schritte Schußweite drückte ich das Gewehr auf ihn ab und der Bür brach zusammen. Zur Vorsicht feuerte ich noch meinen zweiten Schuß auf ihn ab und eilte dann auf eine kleine Anhöhe, unter­wegs das Gewehr nochmals ladend, um die übrigen Jäger zu dem gestreckten Bären zu rufen. Kaum ertönte aber mein Ruf, als ich, mich umwendend, den auf mich zureunenden Büren, nur 4 bis 5 Schritte von mir entfernt, erblickte. Meine ent­setzliche Lage erkennend, feuerte ich aus nächster Nähe einen Schuß in das auf mich schon losstürzende wilde Tier ab, welches, nunmehr tötlich getroffen (sieben Rippen gebrochen und die Lunge zerstört), mich mit einem Mark und Bein erschüttern­den Gebrüll und weit geöffnetem bluten­dem Rachen gegen meine Brust stürzte. Da sah ich denn keine Rettung mehr, und mit dem verzweifelten Ausruf:So elend muß ich hier zu Grunde gehen!" stieß ich den Lauf meines Gewehres in den weiten Rachen des Ungeheuers, das mit seinem scharfen Gebiß dessen Läufe packte und zerdrückte. Ich aber drückte nun, mich verzweiflnd wehrend und kämpfend, den letzten Schuß ab. In diesem Moment kamen zwei Hunde herbei und zerrten den Bären. Der Bär wandte den Kopf und ich benutzte den Augenblick, um mich von ihm wenigstens so weit los zu machen, daß das Tier, als es neuerdings auf mich losstürzte, nur mehr meinen Oberschenkel erreichte, den es freilich schauerlich zu­sammenquetschte. Die Hunde zerrten den Bären immer weiter. Der Bär, der anch schon entkräftet war, packte noch meinen Fuß und brachte mir, den Stiefel durch­beißend, oberhalb des Knöchels eine Wnnde bei. Das war auch sein letzter Angriff. Als es mir mit größter Anstrengung end­lich gelang, mich vom Bären loszumachen und aufzuspringen, sah ich in einer ge­ringen Entfernung die wilde Bestie zu­sammenbrechen und verenden. Aus meine Hilferufe kamen auch schon meine braven Kameraden hcrbeigeeilt, und erst in ihrer Mitte genoß ich das beseligende Gefühl der Rettung, insbesondere als wir kon- konstatierren, daß das an mir haftende Blut nicht meinen Wunden enströmt, son­dern vom erlegten Büren stammte und meine Wunde nur mehr Quetschungen waren. Welches Gemisch der Verzweiflung im Angesicht der Lebensgefahr und wieder der Freude, als ich mich gerettet sah, meine Nerven durchzitterte, das läßt sich nicht beschreiben. Der erlegte Ringelbär war 2 Meterzentner schwer, 175 Centimeter lang und einen Meter hoch. Sein schönes, schwarzes, glänzendes Fell wird mir stets dieses schauerliche Jagdabenteuer in Er­innerung bringen.

Auslösung des Silbenrätsels in Nr. 182:

Vase. Ideal. Crösus.- Tara.

Opus.- Ritus. Igel. Albino.

Armut. -- Unter. Gummi. Ulan. Straubing. Tanne. Athen.

Viktoria Augnsta. Elsaß-Lothringen. (Das Rätsel hat auch richtig gelöst: Karl Meisel,

Neuenbürg.)

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.