allen Aufführungen des Vereins. Es ist den in der nächsten Umgebung Pforzheims wohnenden Musikfreunden hienach günstige Gelegenheit geboten, sich zu beteiligen.
Pforzheim, 12. Nov. In einem im Kunstgewerbe-Verein gehaltenen, zahlreich besuchten Vortrage erstattete der Abgeordnete Gesell von hier Bericht über die vom Vereine auf der Pariser Ausstellung angetansten, hauptsächlich aus Gold- und Silber-Schmucksachen bestehenden Gegenstände. Hieran knüpfte derselbe eine eingehende Schilderung über die Ausstellung im Gesamten. Die von dem Vortragenden in Paris gemachten Wahrnehmungen waren in einem hohen Grade anerkennenswerte. Insbesondere seien die Franzosen, bei allen politischen Wirren, in Kunst und Industrie bedeutend fortgeschritten , was für uns ein Fingerzeig sein soll, nicht in Selbstgenügsamkeit ausruhen zu wollen. Redner fand warmen Beifall. (S. M.)
Pforzheim, 13. Nov. Gestern mit- tag passierte ein Probierzug die hiesige Station, der mit der Westinghouse-Bremse versehen war, und von Karlsruhe nach Mühlacker fuhr. Bei der Fahrt soll die Bremse, mittelst welcher ein in vollem Gang befindlicher Zug sofort zum Stehen gebracht werden kann, probiert worden sein. (Pf- B.)
(Branntweinproduktion.) Im Deutschen Reich wurden im Oktober d. I. 83317 Hektoliter Alkohol zum Satze von 50 ^ und 105 483 Hektoliter zum Satze von 70 nach Entrichtung der Verbrauchsabgabe in den freien Verkehr übergeführt. Die Menge des im Oktober her- gestellten reinen Alkohols betrug 153 997 Hektoliter.
Württemberg.
Stuttgart. 14. Nov. Der Präsident des königl. Staatsministeriums, Hr. Frhr. v. Mittnacht, hat sich heule nach Berlin begeben, um an den Verhandlungen des Bundesrats teilzunehmen.
Stuttgart. Die Sicherheitsbehörden werden aus London aus das Austauchen gefährlicher Bankenschwindler und Doku- mentenfälscher aufmerksam gemacht.
Eheschließungen. Nach Mitteilungen des K. statistischen Landesamtes sind im vorigen Jahre in Stuttgart 886 Eheschließungen erfolgt. Bei den Eheschließungen zwischen Ledigen heiraten die meisten Männer im Alter von 26 bis 30 Jahren. Von den 719 Eheschließungen zwischen Ledigen heirateten in diesem Alter 194 Männer, dieselben heiraten Mädchen von 21 bis 25 Jahren. Ein Paar wurde getraut, wobei der Mann zwischen 56 bis 60 Jahre, die Braut noch nicht 20 Jahre alt war. Alte Junggesellen geben nach der Tabelle im allgemeinen nach dem 45. Lebensjahre das Heiraten auf. Eine alte Jungfer von etwa 50 Jahren heiratete einen Mann, der das 45. Lebensjahr nicht überschritten hatte. Ehen zwischen ledigen Männern und Witwen wurden in 41 Fällen geschlossen, Witwer sind mehr gesucht, es heirateten 98 Witwer ledige Mädchen. Dagegen sind Heiraten zwischen Witwen und Witwern am seltensten. Im Vorjahre waren es nur 28. Merkwürdig
dabei ist, daß auch in solchen Fällen oft der Mann eine ältere Frau heimführte.
Tübingen, 13. Nov. In letzter Woche machte unsere Polizei zufällig einen kostbaren Fang. Ein Schutzmann begieng nachts 10 Uhr in der Neckarhalde seinen Bezirk, als er aus dem Gartenhäuschen eines Wirtschaftsgartens ein starkes Schnarchen vernahm. In Begleitung eines zweiten Schutzmanns untersuchte er den Raum und fand einen anständig gekleideten Herrn, der sich mit einigen nichtssagenden Worten entfernte. Die Polizeileute entdeckten nach seinem Abgang unter der Bank ein ziemlich schweres Packet in Wachsleinwand, das sie mit sich nahmen. Kurz darauf erschien bei dem Wirt eine andere Persönlichkeit. welche das Packet abholen wollte, aber auf die Polizei verwiesen, spurlos verschwand. Das Packet wurde nach einigen Tagen amtlich geöffnet und es fand sich ein vollständiger, neu und fein ausgearbeiteter Diebshandwerkzeug mit Nachschlüsseln aller Art, Hebeisen, Glaserdiamanten, Blendlaternen, Masken u. s. w., so daß man annehmen muß, eine förmliche Diebsbande habe sich die hiesige Stadt zu ihrem Wirkungskreis ausersehen gehabt. Die gefährlichen Jndu- strieritter sind bis jetzt nicht entdeckt worden. (S. M.)
Geislingen, 13. Novbr. Heute abend stürzte ein 3jähr. Knabe, welcher, der Aufsicht seines 7jähr. Schwesterchens überlassen, einen unbewachten Augenblick benützte, um das Fenster zu öffnen, aus dem 3. Stock und war sofort tot.
Baiersbronn, 12. Nov. Gestern wurde hier das an der Ortsstraße neuerbaute Schulhaus festlich eingeweiht.
Vaihingen a./E., 13. Nov. Die unterirdische Telegraphen (Kabel)-Leitung Karlsruhe —Stuttgart, welche an der württ. Landesgrenze bei Enzberg bis Stuttgart von der württ. Telegraphen- verwaltung ausgeführt wird, ist in den letzten Tagen durch die hiesige Stadt gelegt worden. Ein Vertreter der Firma Guillaune und Felter in Köln, welche die Kabellegung von Karlsruhe bis Stuttgart übernommen hat, traf gestern mit den Herren Präsident v. Weizsäcker und Direktor v. Schräg aus Stuttgart behufs Besichtigung der Arbeiten in hiesiger Stadt zusammen. Bei der günstigen Witterung und der großen Anzahl von Arbeitern (ca. 3—400), sowie der energischen Oberleitung, ist die Vollendung der Leitung bis Stuttgart, welche erst am 1. Oktober d. I. in Karlsruhe begonnen wurde, schon anfangs nächsten Monats zu erwarten. (St.-A.)
Ausland
Wie häufig in Frankreich noch der Wolf ist, kann man daraus ersehen, daß im Iahe 1887 nach dem amtl. Berichte des französischen Ministeriums für Landwirtschaft 701 Wölfe erlegt wurden, während in der gleichen Zeit in Deutschland an der westlichen Grenze in Lothringen etwa 50 geschossen wurden. In Norwegen kommen auf ein Jahr etwa 15 erlegte Wölfe. Am meisten Raubtiere weist von den europäischen Staaten Rußland auf; Lasarewsky berechnet den durch Wölfe
angerichteten Schaden, welcher den Haustieren zugefügt wurde auf 15 Mill. Rubel.
Miszellen.
(Der letzte „Lützower Jäger"?) Zu dem in Potsdam am verflossenen Sonntag enthüllten Denkmal für die Heldenjungfrau Eleonore Prochaska lief vor einigen Tagen an das Denkmal-Komitee ein Geldbeitrag von einem ehemaligen Kameraden der Genannten, einem Lützower Jäger, ein, der vielleicht der letzte der berühmten Freischaar ist. Der alte Freiheitskämpfer lebt in Biesenthal, an der Berlin-Stettinec Bahn und heißt Friedrich Niephagen. Derselbe ist 93 Jahre alt und befindet sich als pensionierter Schleusenmeister in sorgenfreier Lage, erfreute sich auch bisher großer Rüstigkeit. Niephagen nahm am 16. September 1813 Anteil an dem Gefecht an der Göhrde und zeichnete sich beim Sturm auf eine französische Batterie derartig aus, daß ihm das eiserne Kreuz zweiter Klasse und der russische Sankt- Georgsorden verliehen wurde. Der Veteran erinnert sich des jugendlichen Kameraden August Renz alias Prochaska, wie er schreibt, noch sehr wohl und rühmt den durchaus soldatischen Geist derselben in selbstloser Weise.
(Ein sonderbares Mißgeschick.) Als dieser Tage der Förster T. von Birkenmoor aus dem Walde nach Hause zuriick- kehrte, fand er in der Nähe seines Ackers die Spuren von Wildschweinen, weshalb er seine Waffe in Bereitschaft setzte. Bei näherer Beachtung gewahrte er zu seiner größten Verwunderung in der Nähe eines aufgewühlten Reisighaufens an einem Baume eine Tasche hängen und die Annahme, daß ein Mensch in der Nähe sein müsse, veranlaßte ihn sofort, den Hahn in Ruhe zu bringen. Leider glitt ihm hiebei die Hand ab und der Schuß gieng los. Die Richtung desselben verfolgend, bemerkte er nun, daß er einen Menschen erschossen und zwar einen seiner besten Dienstleute, den Waldhüter Wilhelm Schröder aus Ilfeld. Der Mann war, mit Wellenbinden beschäftigt, hinter dem Reisighaufen in gebückter Stellung von der Kugel unten am Halse getroffen worden und diese hat die Schädeldecke zertrümmert, so daß der Tod sofort eingetreten ist.
(Wie lange hält sich jetzt das Bier.) Unsere Vorfahren liebten nicht allein alten Wein, sondern auch altes Bier. In Danzig hatte man auf der Ratstrinkstube während des Mittelalters ein Stadtbier, das 60 Jahre alt war.
SHMilM «ms de» E«Wltt
werden täglich von allen Poststellen angenommen.
Bekanntmachungen in demselben finden anerkannt wirksame Verbreitung.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.