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wegschoß und dem Mann blos die Kopfhaut schürfte, sowie ein metallenes Zünd- holzbüchschen in seiner Tasche plattdrückte.
Hirsau, 11. Nov. Gestern feierte hier der 78jährige Schreinermeister Burkhardt und seine 75 Jahre alte Ehefrau das Fest der goldenen Hochzeit. In großer Zahl wohnten die Gemeindeglieder der Einsegnung in der Kirche bei. Das Jubelpaar wurde mit einer Hochzeitsgabe von Sr. Maj. unserem vielgeliebten König erfreut.
O e st e r r e i ch.
Wien, 9. Novbr. Eine dreifache Hochzeitsseier fand dieser Tage in der Familie des Kaufmanns Mußil statt. Herr Mußil selbst feierte mit seiner Frau die goldene, sein Sohn die silberne und dessen Sohn die erste Hochzeit.
MisMen
Der Mord bei Marville.
Kriminal-Roman von Paul Labarrisre.
Deutsch von Emil Neumann.
(Fortsetzung.;
Gegen Ende des Oktobers saß die Gräfin mit ihrem Vertrauten au einem trüben, regnerischen Nachmittage wiederum beisammen und sprach über dasselbe schon so oft behandelte Thema, als plötzlich Madame Daupin in den kleinen Salon lärmend einbrach. Sich so dicht an dem Kamin ausstellend, daß die durch den heftigen Luftzug hochaufflackernden Flammen fast ihren Mantel in Brand gesetzt hätten, wenn Jean nicht dazwischen getreten wäre, rief die erregte alte Dame in tragischem Tone:
„Haben Sie den „Figaro« gelesen?"
„Die heutige Nummer noch nicht", — erwiederte Jean.
„Und Du, Martha?"
„Ich auch nicht, liebe Tante!"
„Nun, so lesen Sie!" Und mit einem raschen Ruck reichte sie das Journal dem Maler hin, der es ihr jedoch mit den höflichen Worten zurückgab:
„Bitte, teure Cousine, lesen Sie uns gütigst die Stelle vor, die Sie so sehr zu interessieren scheint; das wird uns ein doppeltes Vergnügen bereiten!"
„Ein Vergnügen? . . . Das möchte ich bezweifeln!" — rief Madame Daupin, und warf ihren Kopf dabei so heftig zurück, daß die schwarzen Federn ihres Trauerhutes sich hoch aufbäumten. Dann fuhr sie fort: „Ah, mein werter Cousin, Sie haben schöne Freunde, alles was Recht ist!"
„Sie sprechen in Rätseln, Verehrteste!" fiel Jean ein. „Welcher Zusammenhang besteht denn zwischen meinen Freunden, gleichviel ob diese schön oder häßlich sind, und jener Zeitungsnachricht, die sie in so hohem Maße erregt?"
„Erregt? Sagen Sie vielmehr: erbittert!"
„Gut, also erbittert!"
„Welcher Zusammenhang besteht, fragen Sie? ... So hören Sie denn!" Und dabei nahm die Stimme der Tante einen so unheimlichen Ton an, als müßte die nachfolgende Mitteilung den friedlichen Salon in einen Schutthaufen verwandeln:
„Der Mörder des Grafen Vidione, jener Schmuggler, Pantoffelmacher, und was er sonst noch sein mag, wird in den nächsten Tagen vor den Assisen in Marville erscheinen. Und wissen Sie, wer sich bemühen wird, dessen Unschuld zu beweisen und die guten Geschworenen so zu rühren, daß sie ein freisprechendes Urteil fällen? Raten Sie einmal!"
Diese Worte der alten Dame übten eine erschütternde Wirkung auf die Gräfin aus, die sich hastig erhob, als bedrohe sie ein Unglück. Jean, die Wahrheit ahnend, blickte gespannt auf Madame Daupin, die nach einer kurzen Pause mit erhobener Stimme fortfuhr:
„Nun, dieser Verteidiger ist kein Anderer, als Ihr Freund, der Advokat Lauziore! Ein Mann, mit dem wir im besten Einvernehmen standen, den wir für einen Ehrenmann hielten und fast wie einen Freund betrachteten! — Denn nicht wahr, Martha, wir betrachteten ihn schon beinahe wie unsern Freund? . . . Ein Mann, mit dem wir in Ostende in einer Weise verkehrten, als wäre er unseres Gleichen, obgleich er nicht adelig ist! — Und dieser Mann vergißt sich und die Rücksichten, die er uns schuldet, so weit, daß er den Mörder des Gemahls meiner Nichte verteidigen will! . . . Wahrlich, ein Hottentott könnte die Gesetze der Schicklichkeit nicht gröblicher verletzen! Ist das nicht wahr, Martha? Habe ich etwa nicht recht, Herr Trescou?"
Da Keins von Beiden antwortete, so fügte die alte Dame, die sich noch immer nicht beruhigen konnte, in verächtlichem Tone hinzu:
„Uebrigens habe ich niemals einen sonderlichen Wert aus den Umgang mit diesem Herrn Lauziöre gelegt, dessen Wesen mir nicht sympathisch war. — In einem Seebade nimmt man es ja nicht so genau; schon aus Langeweile geht man da mit Manchem um, den man anderwärts keines Wortes, keines Blickes würdigen würde! . . . Im Grunde genommen, kann man sich über das Verfahren dieses unbekannten Advokaten gar nicht wundern Bei so untergeordneten Leuten muß man auf Alles gefaßt sein!"
Jean blickte auf die Gräfin, die sich wieder niedergesetzt hatte und vor innerer Erregung die Armlehnen ihres Sessels krampfhaft umfaßte. Er erbarmte sich ihrer und unterbrach die zornige Rede der Tante, indem er Hektor in Schutz nahm:
„Vergessen Sie nicht, Madame, daß Hektor Lauziöre als Advokat die Pflicht hat, jedem Unglücklichen seinen Rechtsbei- stand zu gewähren, der ihn darum ersucht. Das ist eine heilige Pflicht, der er sich nicht entziehen darf! . . . Ihre Entrüstung wäre allerdings gerechtfertigt, wenn es sich um einen Zivil-Prozeß handelte, in welchem Hektor Ihren Gegner vertreten wollte. Aber in diesem Slraf- Prozeß ist er ja nicht Ihr Gegner . . . Ein Unglücklicher, ein Unschuldiger vielleicht, der sein ganzes Vertrauen, seine letzte Hoffnung auf diesen Advokaten setzt, sagte möglicher Weise zu ihm: „Ich habe das Verbrechen, dessen man mich beschuldigt, nicht begangen; die Behörden,
die mich verfolgen, befinden sich im Irrtum. Zu Ihnen, mein Herr, zu Ihnen allein habe ich das Vertrauen, daß es Ihnen gelingen wird, diesen Irrtum aufzuklären, meine Unschuld zu beweisen und dadurch mein Leben zu retten!" Und unter solchen Umständen verlangen Sie . . ."
„Ich verlange nichts, gar nichts!" fiel Madame Daupin ein. durch diesen Widerspruch nur noch mehr gereizt. „In Ihren Augen mag Herr Lauzitzre der edelste aller Menschen sein; dadurch lasse ich mich aber nicht beeinflussen. Wenn der Zufall mich jemals wieder mit ihm zusammenführen sollte — was der Himmel verhüten möge — so werde ich nicht anstehen, ihm kurz und bündig meine Meinung zu sagen. Er ist ein herzloser Mensch! Reden Sie mir nicht mehr von ihm! Du, Martha, bist hoffentlich auch meiner Ansicht!"
„Liebe Tante", entgegnete die Gräfin, „ich vermag Herrn Lauziore nicht zu verdammen. ohne die Gründe zu kennen, die ihn bestimmten, die Verteidigung jenes Menschen zu übernehmen!"
„Ah! . . . Also ich habe Unrecht und ich bin eine unverständige, alberne Närrin? Sag' es nur frei heraus!"
„Aber liebe Tante . . . !"
„Verehrte Cousine . . .!"
„Ach. laßt mich in Ruhe! Ich bleibe keine Minute länger hier, und werde nie die Schwelle eines Hauses mehr überschreiten, wo man mich eines fremden Menschen wegen kränkt und beleidigt!"
(Fortsetzung folgt.;
(Ausgleich.) Museumsdiener: „Mein Herr, das Rauchen ist hier verboten! Sie verfallen in eine Strafe von 10 Mark!"
— Engländer: „Hier haben Sie 20 M."
— Museumsdiener: „Herausgeben kann ich nicht!" — Engländer (zu seinem Diener): „John, hier haben Du eine Cigarr', — rauch' Du auch!"
(Das Wunder von Jena.) Eine große Menge Menschen (fast die halbe Stadt) hat sich auf dem Marktplatz zu Jena mit Kind und Kegel versammelt. „Was ist denn hier los?" fragte neugierig ein Fremder. „E Student hat e 20-Mark- stück uf de Sparkasse getragen."
Die Geschichte von dem Milchmann mit seinen 3 Kannen hat auch Hrn. R.
in C.Spaß gemacht, der
zu den Lösungen in Nr. 178 folgende dritte sendet:
„Es geht viel leichter zum gewünschten Ziele zu gelangen: Der Milchmann füllt seine Füns- Literkanne und leert daraus 3 Liter in seine Drei-Literkanne. Den Rest von 2 Litern schüttet er in seine Acht-Literkanne; diese Manipulation wiederholt er und hat dann auf höchst einfache Weise die geforderten 4 Liter in seiner Acht- Literkanne zum Abgeben Parat."
Marktpreise.
Stuttgart, 12. November. Kartossel: 100 Ztr. ü 3 ^ bis 3
20 per Ztr.
Filderkraut: 3000 Stück. 10 bis 13 Per 100 Stück.
Redaktion» Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
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