tigte es als eine Ehrenpflicht erachtet, alljährlich eine gewisse Anzahl dieser Feinde unserer so nützlichen Singvögel zu erlegen. (S. M.)

Wie wir erfahren, wird am 1. April 1890 das in Gmünd befindliche 3. Bataillon des 3. Infanterie-Regiments Nr. 121 in die Garnison Ludwigs- burg verlegt werden, so daß alsdann dort das letztere Regiment vereinigt steht. Gleichzeitig findet die Verlegung des 3. Bataillons des 4. Infanterie-Regiments Nr. 122 von Ludwigsburg nach Gmünd statt.

Von der Heilbronner Kirchen­baulotterie ist der erste Gewinn mit 20,000 M. drei Personen in Altheim zu- gefaüen, einem Oberförster, einem Bier­brauer und einem Kaufmann. Als Vorzeiger des gefälschten Kirchenloses, welches angeblich den ersten Preis der Heilbronner Kirchenbaulotterie gewonnen haben sollte, ist der Kutscher Fr. Ober­müller ermittelt worden.

Maulbronn. 6. Nov. Gestern wurde der nahe bei dem Elfinger Hof gelegene, über 16 da große Aalkistensee wieder abgefischt, was in einem Zwischen­raum von je 2 Jahren zu geschehen pflegt. Derselbe bot auch diesmal eine reiche Aus­beute an Hechten, Karpfen, Aalen und anderen Fischen. Hechte wurden gefangen bis zu einer Schwere von 8 Pfd. Es entwickelte sich um den See her ein reges Leben; in der dabei befindlichen Aal­kistenmühle mar auch Heuer wieder eine Wirtschaft eröffnet worden. Von fern und nah waren viele Käufer herbeige­strömt. Ein größerer Teil der Fische war zuvor schon von Fischern aus Ger­mersheim aufgekauft worden. Außerdem bietet das Abfischen des Sees mancherlei Anziehendes für Naturfreunde; es werden dabei sonst seltene Funde von allerlei merk­würdigen Pflanzenbildungen, Schwämmen u. dergl. gemacht.

Oesterreich.

In Oesterreich erwärmt man sich immer wieder für den Gedanken einer Zoll-Union mit Deutschland. Der Plan, Deutschland und Oesterreich-Ungarn, die schon politisch so eng verbunden sind, nun auch wirtschaftlich "einander durch einen Zoll-Verband näher zu bringen, hat un­leugbar etwas Bestechendes an sich, aber seiner Verwirklichung stehen zur Zeit noch viele praktische Bedenken entgegen.

Ausland-

Konstantinopel, 5. Nov. Nach den bis jetzt getroffenen Bestimmungen werden der Kaiser und die Kaiserin am Mittwoch die Rückreise nach Venedig antreten. Das kaiserliche Gefolge begiebt sich per Bahn nach Berlin zurück. Der Staatsminister Graf Bismarck beabsichtigt, auf der Rückfahrt einen kurzen Aufenthalt in Pest zu nehmen. Der Kaiser Wilhelm ist von dem hiesigen Aufenthalt entzückt und spricht in Ausdrücken höchster Be­friedigung über die unvergleichliche Gast­freundschaft des Sultans.

Miszellen.

Zum 1V. November.

.Lnther, Scharnhorst und Schiller.

I.

Wie kaum ein anderer Tag ist der 10. November bedeutungsvoll für die Ge­schichte unseres deutschen Vaterlandes. Einem Marksteine gleich, an welchem die Geschicke des Volkes sich brechen, ragt dieser Tag empor, denn am 10. Novbr. wurden Martin Luther, der General Scharnhorst und Friedrich v. Schiller geboren. Es ist Pflicht des Deutschen, diesen Tag als besonderen Gedenktag zu begehen.

Was wäre denn aus Deutschlands Volk geworden, wenn nicht der tapfere Wittenberger Mönch gekommen wäre, um die Welt von dem römischen Joch zu be­freien, das die freien Geister im Banne hielt, um die Herrschaft um so sicherer in den Händen zu halten. Der anmaßende, drückende Absolutismus des Papsttums wurde gebrochen durch ein bescheidenes aber energisches Mönchlein, dessen Seele ebenso nach Freiheit schrie, wie sie drei Jahrhunderte später Friedrich v. Schiller forderte, als er seinen Marquis Posa sagen ließ:

Sir, geben Sie Gedankenfreiheit!" und nach der der edle Scharnhorst rang, als Deutschland in tiefer Erniedrigung war.

Luther forderte auch Gedankenfreiheit. Als er am 10. November des Jahres 1483 in Eisleben das Licht der Welt er­blickte, da nahm sich sein Vater vor, den Sohn etwas Rechtes lernen zu lassen. Und der wißbegierige Knabe und Jüng­ling, je mehr er aus dem unergründlichen Born der Weisheit schöpfte, kam zu der Einsicht, daß alle Gelehrsamkeit einen Nutzen für die Menschheit nicht schaffen kann, wenn sie nicht frei gelehrt wird. Als vr. diblieu8 sah er sich in dem von ihm geleisteten Eide verpflichtet, die christ­liche Wahrheit aus der Schrift frei zu erforschen und zu verkünden.

Er hat seinen Eid gehalten, er schlug am 31. Oktober 1517 seine berühmten 95 Thesen an die Schloßkirche zu Witten­berg an und predigte frei das Evangelium. Wir müssen heute noch den Mut Luthers bewundern, der als letztes Zeichen seiner Knechtschaft die Mönchskutte von sich warf, um, vereint mit Katharina von Bora, ein deutsches Familienleben zu führen. Wie einst unter dem GesängeGelobt sei Jesus Christ!" die Nazarener in die Tierarena der römischen Cäsaren traten, so trat Dr. Martin Luther vor den Reichstag in Worms, um vor Kaiser und Reich ohne Zittern und Zagen nochmals das zu be­kennen, was er für Wahrheit hielt und sein Wort:

Hie steh ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir!"

war ein Zeugnis dafür, daß er bei seinem Beginnen als echter deutscher Mann fest stehen bleiben würde.

(Ein biederer Ungar), welcher zum Besuche der Kaiserstadt nach Wien ge­kommen war, stand eines Morgens in stiller Betrachtung vor dem Stefansdom.

Was ihn so fesselte, das war weniger die Schönheit des Bauwerks, als eine Schaar Tauben, welche um den Thurm flog. Mit ausgestrecktem Finger begann der Sohn der Pußta die Tierchen zu zählen; da trat ein Fiaker, der den Vor­gang beobachtet hatte, rasch auf ihn zu mit den Worten:Wissen's denn nöt daß dös verbotten is. die Daub'n da ob'n z' zähl'»? Wenn's mir nöt für jede Daub'n, wos S' zählt hob'n. einen Gulden geben, thu i Ihnen onzeig'n bei'r Polizei." Anscheinend betrübt greift der Ungar in seine Tasche und zählt dem schmunzelnden Wiener die blanken Gulden in die Hand :Sieben» Dauben, siebenn Guldenn." Kaum dreht ihm aber jener den Rücken, so spricht er vergnügt vor sich hin:Schwöb dummes! hob' ich ge­zählt vierzehn Daubenn!"

Große Schaaren jüdischer Auswanderer passierten dieser Tage Berlin und die Vororte. Die Leute, viele hundert an der Zahl, kamen aus Ruß­land und Galizien und waren auf der Reise nach dem fernen Westen begriffen. All' ihre Habseligkeiten führten sie in großen Leinwandballen mit, ihre Kleidung war die allernotdürftigste, das Aussehen der Männer, Frauen und Kinder ein leidendes. Jedem Trupp stand ein Führer oderRegimenter" vor, der für die Be­förderung der Leute zu sorgen hatte und den Verkehr mit den Bahnbeamten ver­mittelte. Diese Führer waren die Einzigen, die etwas Deutsch verstanden; die übrigen sprachen fast durchweg polnisch. Z» Spandau trafen die einzelnen mit ver­schiedenen Vorortszügen beförderten N- teilungen wieder zusammen und von hm beförderte sie ein Sonderzug nach Ham­burg, wo ein eigen reserviertes Aus­wanderungsschiff die Leute zur Ueberfahrt nach Amerika aufnahm.

Gemeinnütziges.

(Stahlfedern sehr lange zu gebrauchen.! Steckt man Stahlfedern nach dem Gebrauche in ein Gläschen mit ungelöschtem Kalkpulver, so zieht der Kalk die ganze an der Feder etwa befindliche Feuchtigkeit an sich und hindert das Rosten vollständig, wenn man alle Monat den Kalk wechselt.

KeAellimM aus den CuWler

werden täglich von allen Poststellen angenommen.

Bekanntmachungen in demselben finden anerkannt wirksame Ver­breitung^

Schtußzeit

des Enzthälers für Inserate.

Dienstagsblatt am Montag 9 Uhr vorm.

Donnerstagsblatt am Mittwoch 9 Uhr vorm.

Samstagsblatt am Jirettag 8'/, Uhr vorm.

Sonntagsblatt am Samstag 8 >,4 Uhr vorm.

Spätere Einsendungen erscheinen je in der nächstfolgenden Nummer. Größere Anzeigen wollen wo möglich schon früher übergeben werden.

Diese Aufgabezeiten sind unbedingt abhängig von den Postverbindungen des Bezirks, mit welchen der Enzthäler nach auswärts zu ver­senden ist. ^ .

Wir bitten die H.H. Auftraggeber rechtsehr, dies ges. beachten zu wollen, da wir zu Ver­meidung von Benachteiligung in der Versendung diese Zeiten einhalten müssen._ ,

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.