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hatte, so hätte er als Doppelbrief mit 40 frankiert sein müssen. Das Straf­porto für diese Unterlassung betrug nicht weniger als 6 Fr. 50 Cts., das ist für je 15 Gramm Mehrgewicht 40 Cts. Die Schweizer Firma lehnte selbstverständlich die Annahme des Briefes ab, so daß der Absender den Brief zurückerhielt und da­für 5 40 zahlen mußte. Im ganzen

übrigen Weltpostverkehr hätte die Gesamt­taxe nur 40 betragen.

Karlsruhe, 3. Oktbr. Zur Zeit wird dahier das unterirdische Kabel nach Stuttgart gelegt. Es sind dabei 300 Arbeiter thätig, welche die Bauunter­nehmer Velten und Dilger aus Mühl­heim a. Rh. hierher gebracht haben. Die Leitung liegt etwa I 1 » tief unter dem Straßenpflaster und wird dnrch die Zähringerstraße in der Richtung auf das Durlacherthor und längs der Landstraße weitergeführt.

Baden-Baden, 4. Okt. Ueber den Verlauf der Ra statt er landwirt­schaftlichen Gauausstcllung wird berichtet, daß dieselbe außerordentlich stark von land­wirtschaftlichen Produkten und Maschinen beschickt war und wohl zu den gelungensten derartigen Ausstellungen des Landes ge­rechnet werden darf.

Pforzheim, 14. Oktbr. Von den zwei Abgeordneten unserer Stadt zur zweiten Ständekammer ist für den einen, den nach Naumburg versetzten Oberbürger­meister Kraatz, ein Ersatzmann zu wählen. Vorgestern abend fand nun eine Versamm­lung der Wahlmänner für die letzte Land­tagswahl statt, um über die Ausstellung eines Kandidaten zu beraten. Schließlich wurden 3 Kandidaten aufgestellt und über dieselben Abstimmung vorgenommen. Diese hat zum Ergebnis, daß Fabrikant Albert Wittum mit weit überwiegender Mehr­heit gewählt wurde. Hr. Wittum gehört der nationalliberalen Partei an, ist ein sehr guter Redner und genießt die allge­meine Achtung. Derselbe ist auch in unserem schwäbischen Nachbarland als Vor­standsmitglied des Schwarzwaldvercins wohlbekannt. (2. M.)

(Warnung vor falschem Geld.) Neben falschen Ein- und Fünf-Mark-Stücken sind auch falsche Fünf-Mark-Scheine z. Zt. im Umlauf. Sie unterscheiden sich von den echten dadurch, daß gewöhnliches weißes Schreibpapier verwendet ist. Die weib­liche Figur auf der Vorderseite ist schlecht gezeichnet, die Strafbestimmung sehr un­deutlich und das WortReichskassen­schein mangelhaft ausgeführt. Bei der UnterschriftHering" fehlt der i-Punkt. Die Fasern auf der Rückseite sind mit Pinselstrichen nachgemacht.

Württemberg.

Das Württ. Kursbuch (im roten Umschlag, Verlag von Gebr. Kröner) ist nur wenige Tage nach dem Inkrafttreten des Fahrplans'für den Winterfahrdienst 1889/90 erschienen. Das Kursbuch um­faßt wie gewöhnlich neben den E.B.- und Postverbindungen in Württemberg und Hohenzollern in einer großen Anzahl von Fahrplanen die E.B.- und Dampfschiff­verbindungen in Süddeutschland, der Schweiz, dem größeren Teil von West-,

Mittel- und Norddeutschland und von Oesterreich; beigegeben sind Eisenbahn- und Poststreckenkarten und weitere für das reisende Publikum wertvolle Verkehrsmit­teilungen. Neu und sehr zweckmäßig ist ein Grundriß des Stuttgarter Bahnhofs mit eingezeichnetem ausführlichem Weg­weiser durch denselben.

Stuttgart, 4. Oktbr. Aus der langen amtlichen Schilderung aller auf das Eisenbahnunglück bezüglichen Vor­gänge geht hervor, daß der Stations­meister von Hasenberg, welcher auf der Schicbmaschine bis Ende der Station selbst mitfuhr, den Abgang der Schieb­maschine in Vaihingen nicht angemeldet hat, und daß die Alarmsignale, welche er nach seiner Rückkehr, als er von dem Abgangssignal des Personenzuges in Vaihingen Kenntnis erhielt, abgab, nicht beachtet wurden. Noch gar nicht auf­geklärt ist, wer eigentlich die verhängnis­volle Schiebmaschine requiriert hat. Ein Bahnwärter will von einem Bediensteten des Zugs 223 Auftrag hiezu erhalten haben, von welchem Bediensteten, konnte bisher nicht ermittelt werden. Der amt­liche Bericht schreibt die Hauptschuld der Nichtbeachtung des Alarmsignals durch die Wärter der Strecke und den Führer der Schiebmaschine zu.

Cannstatt, 5. Okt. Ein 18jähriges Dienstmädchen stieg vergangene Nacht 1 Uhr aus dem Schnellzug hier aus, bevor derselbe still stand, kam dabei zu Fall und brachte ihren linken Fuß unter das Wagenrad, welches ihr den Schuh zerriß und glücklicherweise den Fuß nur ganz unbedeutend verletzte. Vorgestern vor­mittag kam der Ankuppler Köhler auf dem hiesigen Bahnhof zwischen die Puffer zweier Wagen und erlitt hiebei derartige innerliche Verletzungen, daß er nach­mittags an denselben im Bezirkskrankeu- hause gestorben ist. (S. M.)

Ueber den Verkehr bei dem Volks­fest kann mau sich einen Begriff machen, wenn man erführt, daß die Stuttgarter Pferdebahngesellschaft in den Tagen vom Samstag bis inel. Montag ohne Abonnenten zusammen 88 348 Personen befördert hat.

Geislingen, 4. Okt. Gestern nach­mittag ist nach demU. Tagbl." auf der Geislinger Steige ein von Amstetten hinab­fahrender Güterzug in zu raschen Lanf ge­kommen und infolgedessen einen Kilometer weit über die Station Geislingen hinaus­gefahren. Ein Unfall ist dabei nicht vor­gekommen. (S. M.)

Schweiz.

Bern, 5. Okt. Zum Bundesanwalt ist vom Bundcsrat der Ständcrat Scherb (Thurgau) ernannt worden. Derselbe wird am 15. Oktober sein Amt antreten.

Ausland

Telegramm.

Stuttgart, 7. Okt. 9 Uhr 5 Min. vormittags.

Paris. 170 Stichwahlen bekannt. Gewählt 122 Republikaner, 48 Monarch­isten.

Ein in der Eisenbahngeschichte wahr­scheinlich beispielloser Fall hat sich am

Montag in Frankreich zugetragen. Der Personenzug von Rochefort nach Paris verirrte sich bei der Abfahrt von Roche­fort und fuhr statt nach Paris nach Ma- rennes. Erst nach geraumer Zeit be­merkte der Zugführer, daß er nicht auf dem richtigen Wege sei und kehrte schleunigst um, stieß aber kurz vor Roche­fort mit dem mittlerweile abgegangenen eigentlichen Marenner Zug zusammen; mehrere Reisende wurden verwundet, die Lokomotiven von den Geleisen geworfen.

Die Wiederimpfung der franzö­sischen Armee hat folgende, auch für die deutschen Jmpfgegner beachtenswerte Er­gebnisse gehabt. Im Kriege von 1870/71, hatte das französische Heer 23 400 Pocken­todesfälle gehabt, während das ravacci- nierte deutsche Heer nur 459 Mann an dieser durch die französischen Gefangenen eingeschleppten Krankheit verlor. Leit 1877 wird nun auch bei den französischen Soldaten die Wiederimpfung mit Strenge durchgeführt, und es ist seither, trotz der Erhöhung des Effektivstandes, die jährliche Zahl der Erkrankungen von 1042 aus 242, diejenige der Todesfälle von 92 auf 16 herabgegangen, wobei noch zu betonen ist, daß stets die Einschleppung der Krank­heit durch Reservisten stattgefunden hat.

London, 5. Okt. Gestern abend fand bei Manchester auf der Northwestern Eisenbahn ein Zusammenstoß des Eilzuges und eines Güterzuges statt. Drei Per­sonenwagen sind vollständig zertrümmert, drei Personen sind getötet, sehr viele ver­letzt, darunter zwölf schwer.

Misjtllen.

Der zwanzigjährigen Postkarte.

Berlin, den 1. Oktober SS.

Verehrtes Fräulein!

Tief in Ihrer Schuld Will ich den heut'gen Tag nicht ganz vergessen,

Ich komme gratulieren zwar-indessen

Zu einem Briefe fehlt mir die Geduld!

Sie sind dran schuld da haben Sie den Lohn! Verführt durch Ihr Format, das höchst apart Setz' ich seit zwanzig Jahren Alles schon Gleich einem Spieler, stets auf eine Karte. Und darum will ich meinen Frevelmut Als Gratulant just auf die Spitze treiben Und Ihnen diesen Glückwunsch kurz und gut, Verehrtes Fräulein, auf denRückenschreiben!

Ein Verehrer.

Auflösung der Knacknuß in Nr. 158:

Paar Js Paris.

L i st e

der im Sept. 1889 an Erfinder im Königreich Württemberg erteilten Reichspatente, aufgestellt durch das Patent-Bureau von Gerson u. Sachse Berlin 8. V. *)

Nr. 4S231. Lüster mit Staubfänger. H> Krämer in Schorndorf, Württemberg.

Nr. 49345. Dichtungsringe mit Randrillc und Einlage. P. Lechler in Stuttgart.

Nr. 49438. Neuerung an dem durch Patent Nr. 4K304 geschützten Motor. Chr. Barth in Degerloch-Stuttgart.

Nr. 49469, Transportable Centrier- und Auf- räsemaschine. G. Wagner in Metzingen. Nr. 49490. Nachtstuhl mit als Streuvorrichtung dienender Bürstenwalze. W. Teufel m Stuttgart.

*) Die Firma erteilt Abonnenten Auskünfte über Patent-, Muster- und Markenschutz gratis.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.