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ihm in Ebnat für das gelieferte Bier aus­geliefert wurde, war nichts mehr zu finden, und man vermutet daher, er sei nach seinem Sturz vom Wagen beraubt worden.

(S. M.)

In Lendsiedel, OA. Gerabronn, ist am Sonntag Schnee gefallen.

Heilbronn, 17. Sept. Zur Feier feines 50jährigen Bestehens veranstaltet der hiesige landwirtschaftliche Bezirksverein nächsten Samstag den 21. ds. eine Aus­stellung von Vieh, Maschinen und land­wirtschaftlichen Geräten, eine Trauben- und Obstausstellung, sowie Prämiirung von Dienstboten u. s. w. Staatsminister des Innern v. Schmid wird zu dem Feste erwartet.

Schiller's Geburtshaus in Marbach ist im Laufe dieses Sommers von zahl­reichen Fremden aufgesucht worden. Im August haben sich im Album des Schiller­hauses 241 Fremde, darunter solche aus England, Schweden. Griechenland, Amerika, Afrika, eingeschrieben.

Ludwigsburg. 16. Septbr. Die letzte Nacht brachte uns leider starken Frost. Die Dächer waren heute früh mit Reif bedeckt und in den Gärten haben Gemüsepflanzen sowie Blumen empfindlich gelitten. (Aehnliches wird ans einer Reihe von Gegenden berichtet.) (S. M.)

Freudenstadt, 16. Septbr. Die nun in Angriff genommene weitere Kor­rektion der Murgthalstraße zwischen Baiersbronn und Reichenbach erfordert zwei Brücken über die Murg, wovon die eine in den letzten Tagen fertig gestellt wurde. Sie ist ganz von Stein gebaut und hat eine Spannweite von 40 m, wovon 33 m sichtbar sind. Der neue geniale Entwurf stammt vom Oberbaurat Leibbrand, und die Ausführung geschah unter der um­sichtigen und sachkundigen Leitung von Regierungsbaumeister Roller. Prachtvoll, wie aus einem Stück geformt, schwebt die Brücke über dem Wasser, und das ganze, stolze Werk wurde in der erstaunlich kurzen Zeit von 14 Tagen erstellt.

Simmersfeld, OA. Nagold, 14. Septbr. Unsere Kirchengemeinde wurde durch den Neubau der hiesigen Kirche veranlaßt, auch eine neue Orgel anzu­schaffen. deren Lieferung der Firma Gebr. Link in Giengen a./Br. übertragen wurde. Das in den letzten Wochen aufgestellte Werk umfaßt bei 2 Manualen 12 Register mit Kollektivtritt und kostet ca. 3800 Gestern fand in Anwesenheit benachbarter Lehrer die gründliche Prüfung und Ueber- nahme der Orgel durch den Orgelrevi­denten Musikoberlehrer Hegele aus Nagold statt, welcher das Werk gut ^nd preis­würdig fand. (St.-Anz.)

Calw. Die bis 15. Sept. verfügte Floßsperre auf der Nagold bleibt bis auf weiteres in Kraft.

Die Maul- und Klauenseuche greift um sich; in mehreren Orten der Bezirke Calw, Freudenstadt und Nagold ist die­selbe ebenfalls ausgebrochen und mußten Sperrmaßregeln angeordnet werden.

A n s l a n d.

Brüssel, 15. Sept. Gestern abend hat in Antwerpen die Verhaftung Cor- villain's stattgefunden, eine Maßregel, die

seit dem Tage der Katastrophe täglich er­wartet wurde und deren Aufschub sich nur dadurch erklärte, daß vorerst endgiltig fest­gestellt werden sollte, ob die Katastrophe auf Conto der Fabrik Corvillain oder auf Conto der Rieth'schen Petroleumbassins zu schreiben sei. Die stattgehabte Ver­haftung zeigt, welcher Art das Resultat der bisherigen Untersuchungen in dieser Richtung gewesen ist.

Paris, 16. Sept. Hier explodierte die Gießerei Corvillains (des Sohnes des Antwerpener), in welcher Bleikugeln eingeschmolzen wurden, an denen noch Pulver klebte. Es ist niemand verunglückt.

Rom, 16. Sept. Laut einem Tele­gramm derRiforma" aus Neapel wird die Voruntersuchung gegen Caporali fort­gesetzt. Der Angeklagte gesteht ein, daß er Republikaner sei und deshalb Crispi angegriffen habe. Hieraus geht hervor, daß Caporali das Attentat mit Vorbedacht ausgeführt hat. Ferner stellte sich heraus, daß der Attentäter sich eines spitzigen Steines bediente, um Crispi womöglich zu töten.Riforma" meldet, Crispi erhielt mehrere Tausend Beglückwünschungs-Tele­gramme, darunter viele von städtischen Behörden und Vereinen. (F. I.)

Neapel. 16. Sept. Der Reichskanzler Fürst Bismarck telegraphierte an Crispi: Ich bitte Sie, lieber Kollege, meine herz­lichen Glückwünsche zu genehmigen mit dem Wunsche für die baldige Herstellung und für den Schutz der Vorsehung, der Sie vor jedem ähnlichen Attentat bewahren möge!" Crispi erwiederte:Ich danke Ihnen. Habe der Vorsehung mein Leben zu verdanken. Werde fortsahren, dasselbe dem Könige, dem Vaterlande und dem Frieden Europas zu widmen.

Zu dem Attentat auf Crispi meldet das Berliner Tagbl.: Die Aerzte erklären die Rettung Crispis für ein Wunder. Nur durch eine zufällige Wendung des Wagens, in dem Crispi saß, verfehlte die 15 Zentimeter lange Mordwaffe ihr Ziel, nämlich den Hals. Crispi schrieb an den Priester Massari, der sich zuerst auf den Thäter stürzte, einen herzlichen Dankbrief.

London, 16. Sept. Ganz London wünscht sich Glück, daß der Ausstand am Samstag endgiltig beigelegt worden ist. Uebrigens. währte es bis spät in den Nachmittag, ehe derFriedensschluß" von allen Beteiligten unterzeichnet war. Der auf den Lordmajor, Kardinal Manning und den Abg. Sydney Buxton zusammen­geschmolzene Versöhnungsausschuß hatte die angestrengte Arbeit einer Anzahl von Konferenzen mit den Führern der Arbeiter, der Lichtermeister und der Dockdirektoren.

MisMen.

Von der Findigkeit unserer Soldaten erzählen sächsische Blätter bei Gelegenheit des Kaiserbesuches ein spaßhaftes Beispiel. Daß bei einer großen Parade auch ergötzliche Zwischenfälle Vor­kommen, wird sich jeder denken können. So z. B. war die Ankunftslinie des Kaisers durch Flaggen abgesteckt und durch Infanterie- und Kavallerie-Kette abgesperrt. Nun versuchten es die Zu­schauer, die Linie zu durchbrechen, um

auf die anderen Seiten zu gelangen, und die Soldaten hatten ihre Not, dies verhinern. Wegen solcher kleinen Ueber- tretungen kann natürlich niemand am- tiert werden: um aber einen Zivilisten wieder auf die verlassene Seite zu jagen dazu waren gewöhnlich drei Infanteristen sowie zwei Reiter nötig, und das Pudli. kum machte es sich sehr überflüssiger Weist zum Spaß, die Soldaten zu hänseln Da kam ein Unteroffizier auf einen ge­diegenen Einfall. Sobald ein Zivilist die abgesperrte Linie durchbrach, ritt ein Kavallerist auf ihn zu. nahm ihm den Hut weg, galoppierte nun mit demselben nach der Seite, wo der Ausreißer erst gestanden, und gab dort den Hut einem Infanteristen. DieHutlosen" suchten nun selbstverständlich ihre Kopfbedeckung wieder zu erlangen, liefen dem Kavaller­isten nach und erhielten erst auf der von ihnen verlassenen Seite den18-Zoller" zurück. Das Mittel half in kurzer Zeit, dieUeberläufer" stellten ihr verbotener Handwerk ein.

Neuenbürg.

Aeichstagswaht.

In Gemäßheit des Wahlgesetzes für den Reichstag vom 31. Mai 1869 Z 8, des Reglements zu Ausführung dieses Wahlgesetzes § 2 und der Verfügung des Kgl. Ministeriums des Innern vom II. September 1889 wird hiemit Nachstehendes zur öffentlichen Kenntnis gebracht:

1. Die zum Zweck der Wahl eines Ab­geordneten zum Deutschen Reichstag ange­legte Wählerliste, welche die zum Wähler Berechtigten enthält, ist vom nächsten

Mittwoch den 18. September d. 3

an acht Tage lang zu Jedermanns Ein­sicht auf dem Rathause aufgelegt (Wahl­reglement Z 2) und zwar im Nebenzimmer der Stadtschultheißenamts-Kanzlei.

2. Wer die Liste für unrichtig oder unvollständig hält, kann dies innerhalb acht Tagen, vom Beginn der Auslegung derselben an gerechnet, bei dem Gemeinde- vorstande schriftlich anzeigen oder zu Pro­tokoll geben und muß die Beweismittel sür seine Behauptungen, falls dieselben nicht auf Notorietät beruhen, beibringen.

Die Entscheidung darüber erfolgt, wenn nicht die Erinnerung sofort für begründet erachtet wird, durch die zuständige Be­hörde.

Sie muß längstens innerhalb 3 Wochen, vom Beginn der Auslegung der Wähler­liste an gerechnet, erfolgt und durch Ver­mittlung des Gemeindevorstands den Be­teiligten bekannt gemacht sein. (Wahl­reglement § 3.)

3. Nur diejenigen sind zur Teilnahme an der Wahl berechtigt, welche in die Listen ausgenommen sind. (§ 8 des Wahl­gesetzes.)

Den 17. September 1889.

Gemeindevorstand.

Stirn.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.