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alles deutsches Märchen erzählt von dem Jungbrunnen, welcher den Alten und Runzeligen den welken Körper wieder verjüngte. Ja, der Jungbrunnen! Noch quillt er jedem, der ihn zu finden weiß, sei es hoch oben im Gebirge, wo Wald ihn umrauscht und uns die Wolken nahe sind, sei es im Meere oder sonst an einem naturbegnadeten Ort, dessen Reize in Ruhe oder Geselligkeit die Wirkung des Wassers unterstützen, denn Wasser bleibt Wasser, mag es unter abergläubischem Beiwerk in Tauperlen gesammelt werden, oder von einem Kinde in irdenem Krug geschöpft. Ein Bad ist immer heilkräftig, Haut und Nerven erfrischend. Man fühlt sich entlastet und erneut, der Volksmund sagt: wie neugeboren. Und in großen Schaaren wandern sie aus, die Glücklichen, denen es vergönnt ist, zur Sommerzeit eine sorgenlose Bade- und Erholungsreise zu genießen, gleichsam den Staub und die Last eines ganzen Jahres von sich abzuwaschen. Der Schimmer von Gesundheit, die geröteten Wangen, das Gefühl erneuter Kraft, welche sie heimbringen — das ist der Segen des Jungbrunnens. Wer frisch und gesund ist, der ist auch schön! Aber die Armen, die zu Hause bleiben müssen, sollen sie sich für ihre Enthaltsamkeit auch noch an Frische und Schönheit von den glücklicheren Schwestern überstrahlen lassen? Wie wäre es, wenn sie auch daheim versuchten, ihre Haut zu pflegen, wenn sie nach einem Tröpfchen der Jungquelle suchten? Sicher! Dem individuellen Bedürfnis angepaßte Temperatur des Wassers, fleißige Waschungen des ganzen Körpers, ob kalt oder warm, nach Vorschrift des Arztes, dürfte auch dem Daheimdleibenden Hitze und Staub erträglich zu machen. Eine Temperatur von 18 Grad ist den meisten Personen am angenehmsten und dienlichsten. Em Spaziergang darauf oder eine Beschäftigung, welche raschere Bewegung verlangt und — der Appetit hebt sich, die Wangen röten sich, der Schlaf wird erquickender — das Schönheitsmittel wirkt, denn Schönheit und Wohlbefinden sind einmal unzertrennlich.
(Eingegangen!) Ein Gutsbesitzer hatte eines schönen Tages aus seinem Gute am Rhein eine Quelle entdeckt, deren Wasser die ältesten Magenkatarrhe wegzuschwemmen und die staubigsten Luftwege rein zu waschen geeignet erschien. Die nach gewissenhafter chemischer Untersuchung in die Welt versandte kostbare Flüssigkeit machte den Eigentümer bald zum reichen Mann Nach einiger Zeit sprach Graf Z., der Gutsnachbar des Quellenbesitzers, bei letzterem vor und machte demselben die wichtige Mitteilung, daß auch in seinem Grund und Boden, der sich ja so nahe bei der berühmten Quelle befinde, ein sogenanntes inneres Erdbeben walten müsse, dem es nur an dem nötigen Ausfluß fehle, er erklärte weiter, daß er bereits einer Quelle auf der Spur sei und sie gewiß an's Tageslicht fördern werde. Kam schon die Ankündigung einer Konkurrenz dem Gutsbesitzer sehr ungelegen, so war er vollends niedergeschmettert, als ihm sechs Monate später der Nachbar eine versiegelte Flasche mit folgendem Begleitschreiben
überschickte: „Lieber Freund! Die Quelle ist gefunden. Anbei sende ich Dir eine Flasche des neu entdeckten Wassers und bitte Dich, dasselbe einer genauen Analyse unterziehen zu lassen. Ich verlasse mich ganz aus Deine Erfahrung in Mineralwässern und bitte Dich, mir das Gutachten umgehend zukommen zu lassen." Der Empfänger dieses Briefes schnitt ein Gesicht, als hätte er eben drei Liter Bitterwasser getrunken, und war nahe daran, die Flasche in Scherben zu schlagen. Man kann sich denken, welcher Art das Gutachten war, das er in dieser Stimmung zu Papier bringen ließ, und in der Thal befand sich bald darauf der Graf in dem Besitze einer Analyse, welche besagte, daß das nach bestem Wissen und Gewissen untersuchte Wasser im höchsten Grade gesundheitsschädlich sei, Laß es eine Reihe der gefährlichsten Substanzen enthalte, und daß zwölf Flaschen genügen, einen ganzen Weltteil zu verseuchen! — Nach einigen Tagen sahen sich der Gutsbesitzer und der Graf wieder und es entspann sich folgender Dialog: Gutsbesitzer: „Nun, bist Du über Deine merkwürdige Entdeckung schon getröstet!" — Graf (lächelnd): „Um so mehr, als ich nie eine gemacht hatte." — Gutsbesitzer: „Was ist's denn mit Deiner Quelle?" — Graf: „Eine solche hat es auf meinem Gute nie gegeben." — Gutsbesitzer: „Und woher stammt denn das Wasser, welches Du mir zur Untersuchung geschickt?" — Graf: „Das war aus Dein er Quelle!" — Der arme Gutsbesitzer war wie vom Schlage gerührt, und der boshafte Graf zeigte nun jedermann das von Herrn K, über dessen eigene Quelle abgegebene Gutachten. Vorstehende Geschichte beruht aus Wahrheit, sie stammt aus — guter Quelle.
Gemeinnütziges.
(Die Klauenseuche) macht dem Besitzer einer Schafherde oft viele Sorgen und bringt ihm nicht selten sehr unangenehme Ausfälle in den Einnahmen. Dabei ist das Verschneiden und Verschmieren der kranken Klauen eine unangenehme und zeitraubende Arbeit. Da ist es denn ganz angenehm, von einem erfahrenen Schafzüchter em ebenso wirksames als einfaches Mittel empfohlen zu hören. Ein Herr Gerlich in Bunkau schreibt der Redaktion der „Tierzucht" wie folgt: Man grabe vor der Schafstallthür ein fast so breites Loch, als die Thür des Stalles breit ist, dabei 10—15 Fuß lang und 8—9 Zoll tief; bei leichtem Boden muß man es mit flachen Ziegeln aussetzen und mit Kalk vergießen; bei festem Lehmboden ist dies nicht nötig. Dann fülle man das Loch mit Wasser, thue Chlorkalk hinein und streue ein wenig Stroh darüber. Jetzt lasse man die Schafe heraus, welche dann sämtlich durch das Wasser gehen und sich auf diese Weise die Füße selbst waschen. Selbstverständlich wird man die Wasserfüllung sowohl als den Chlorkalkzusatz einige Male wiederholen müssen. Nach einigen Tagen wird man schon eine Besserung bemerken. So fällt das zeitraubende Waschen und Einschmieren fort; sind einzelne Tiere schon veraltet lahm, so schneide man vorher die ange- saulte Stelle rein, damit das Wasser besser ein- dringen und der Chlorkalk seine heilende Wirkung ausüben kann.
(Lehm von altem Gemäuers ist eines der allerbesten Düngemittel, ganz besonders aber für leichten Boden, welchen er gleichzeitig auch bindiger macht, ohne ihn schwer zu machen. Wo er nur zu haben ist, so hasche man ihm nach, bringe ihn auf einen Haufen, oder wenn es sein kann, gleich aufs Land. Im Garten soll man
ihn, nach dem „Prakt. Landw.", nicht kün eingraben, sondern erst aus dem Lande aus breiten und verwittern lassen. ^
Quadraträtsel.
Die 16 Buchstaben in nachstehendem Quadrat sind so umzustellen, daß sich von links nach rechts, wie von oben nach unten gelesen die 4 gleichen Worte ergeben. In anderer Reihenfolge bezeichnen dieselben:
1. einen biblischen Namen,
2. eine Gesteinsart,
3. ein Maß,
4. den Auswurf der Vulkane.
L
L
L
L
I
I.
I.
I.
I.
8
8
II
V
R. v.
Marktpreise.
Stuttgart, 14. September.
Kartoffel: 600 Ztr. ü 2 ^ 50 ^ bis S-t 20 per Ztr.
Filderkraut: 4000 Stück. 12 bis 14 F p» 100 Stück.
Mostobst: 300 Ztr. württ. (Schorndorf)
— ausländ. 6 ^ bis 7^-1,
per Ztr.
für das
IV. Vierteljahr 1889
des
En^thiilcrs
wollen die Leser bald möglichst bewirken, damit in der Zustellung keine Unterbrechung eintritt.
Wir werden fortgesetzt bemüht sein, durch weitere Vervollkommnung des Gebotenen das Vertrauen zu rechtfertigen, mit dem unsere Freunde die Entwicklung des Enzthälers bisher wohlwollend begleitet haben und bitten wir dieselben auch ferner für die Verbreitung des Blattes in ihren Kreisen sich freundlichst verwenden zu wollen.
Die Bestellungen für hier werden bei der Redaktion, für auswärts je bei den nächsten Postanstalten oder durch die Postboten gemacht. — Probenummern stehen in jeder gewünschten Zahl gratis und franko gerne zu Diensten.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.